RAUHFASERN

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Hieranonuemus
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RAUHFASERN

Beitragvon Hieranonuemus » 18.03.2004, 18:56

Auf dem Dach, dresdner, die Filter, Nächte brannten
ab dazwischen, wir mit glühweinwarmen Tassen,

auf dem Dachfirst hockten, nachts, im Rücken flackernd,
und das Strasseneck, fuhren Autos hinter Bäumen,

Sechzehn Jahr. Ich steckte meinen Mund in deine Haar,

wir zogen in den dritten Stock, vorbei, und standen,
alles weich und aufgerissen, vor Tapeten, rauh

verstreut, dort gab´s Fasane noch auf Einzelstücken,
wir lagen einfach da mit nackten Rücken.
a lovely bird is The elephant

[) i r k
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Re: RAUHFASERN

Beitragvon [) i r k » 19.04.2004, 00:20

Hallo Norbert!

Das ist einfach nur SCHÖN!

Ich liebe dieses Gedicht. Hier habe ich einfach mal das Gefühl (was ich bei deinen Gedichten nicht oft habe, aber immer öfter), dass alles stimmt, dass alles zusammenpasst. Hier entsteht durch deine Schnipsel ein wunderbares Gesamtbild ... ich sehe eine Stadt, vielleicht ein Altbauwohnung irgendwo, ein Umzug, ein frisch verliebtes Pärchen.

Ein sehr romantisches Liebesgedicht - und dass ohne nur im Ansatz kitschig oder sentimental zu sein. Hier zahlt sich der Blick durchs Objektiv mal richtig aus.

:respekt:

[) i r k
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

Spiderman
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Re: RAUHFASERN

Beitragvon Spiderman » 19.04.2004, 22:15

Komisch, diesmal stehe ich auf dem Schlauch. Denn bei mir fügt es sich zu keinem Gesamtbild zusammen und ich spüre auch nicht die Stimmung. Vielleicht sind's für mich ein paar Widersprüche und Brechungen zu viel. Wir zogen in, dann vorbei. Wozwischen wir? Auf welchen Einzelstücken die Fasane? ALLES weich und aufgerissen? Was ist weich und aufgerissen?

Wenn ich das Gedicht lese, fühlt sich mein Kopf ungefähr so an:

:microwave:

Gruß

Spidey
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

[) i r k
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Re: RAUHFASERN

Beitragvon [) i r k » 19.04.2004, 22:22

Auf welchen Einzelstücken die Fasane?

Auf abgerissenen Tapetenstücken.
Was ist weich und aufgerissen?

Die Wände, zum Ablösen eingeweichte und aufgerissene Tapete.

Denke ich.
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Hieranonuemus
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Re: RAUHFASERN

Beitragvon Hieranonuemus » 20.04.2004, 13:18

Hi Ihr,

danke für Eure Kommentare. Vor allem schön, dass beide Meinungen so auseinander gehen. Zugegeben, die Syntax in dem Gedicht macht es nicht gerade einfach. Mich reizt das gerade mal wieder, Parenthesen, Elipsen. Das Tapeteneinzelstück habe ich inzwischen an meine Küchenwand gepinnt, fand es in einem leerstehenden Altbau. Da sind allerhand Tiere drauf. So ein achtziger Jahre Kinderzimmer, man konnte noch Poster, Hanuta-Aufkleber sehen da. Sehr spannend. Habe angefangen leerstehende Häuser zu besichtigen und für Gedichte zu verwenden.

Best Wishes,

Norbert
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