Das Glück der Engel

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Auf Eulen Schwingen
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Das Glück der Engel

Beitragvon Auf Eulen Schwingen » 01.05.2004, 22:09

Das Glück der Engel

Schau, Sohn,
schau dieses Bild,
halt es ganz nahe,
dann schließe die Augen.
Hörst Du sie singen,
die Engel? Du riechst
den Duft doch
von Weihrauch,
von Myrrhe?
Welch heiliger
Reigen heiliger
Wesen.


Über dem Ehebett
von Vater und Mutter
als Ölbild-Kopie
die Gottesmutter.
In ihren Armen
das göttliche Kind.
Zu ihren Füßen
zwei Engel - ein Brustbild.
Mädchen vielleicht?
Oder Buben?

Der eine, ein Pausback,
schräg blickt er nach oben.
Der zweite, der rechte,
sucht meinen Blick.

Und der kleine Junge
verfällt diesen Augen,
er steigt auf das Bett.
er legt seine Stirn
auf die öligen
Schlieren der Leinwand.

Bei geschlossenen Lidern
sieht er die Pforte.
Er findet den Zugang,
er öffnet die Leinwand,
zieht ab mit dem Engel.

Großer Gott,
ein leiblicher,
lieblicher Engel,
der küsst.

Der Engel vorn,
er breitet die Flügel
und sichert den Zugang
vor Vater und Mutter.

Von innen erst sichtbar:
Pferdefuß und liebliches
Horn.


www.superdresden.de/ddhp/ddbilder/madonna.jpg

www.pze.at/linux2/pim/be/images/raffaello.jpg
aes
(auf!eulen schwingen)

[) i r k
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Re: Das Glück der Engel

Beitragvon [) i r k » 10.05.2004, 17:49

Ahoi AES.

Okay, die Identifizierung von Kindern mit Engeln, hat immer etwas klischeehaft-einseitiges, so gefällt mir der Kontrast, das Ende deines Gedichtes recht gut. Im Grunde gefällt mir auch der Aufhänger zu dem Gedicht, obwohl es an mancher Stelle hilfreich sein könnte, noch etwas genauer hinzuschauen:
Der zweite, der rechte,
sucht meinen Blick.

Ich find, der zweite schielt auch irgendwie nach oben. Nur ist sein Blick weniger direkt auf Maria und das Kind gerichtet. Oder gehst du hier von dem Bild der Kopie aus, wo das anderes dargestellt ist?

Und so was hast du über dem Bett hängen? 8-o
Nicht im Ernst, oder? Da würde ich dann doch eher einen Abzug von Helmut Newton oder ähnliches bevorzugen, denke ich.

Grüße.
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

Auf Eulen Schwingen
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Re: Das Glück der Engel

Beitragvon Auf Eulen Schwingen » 10.05.2004, 21:01

Salute, Dirk

nö, das hing über dem Ehebett der Eltern und steht ein bisschen für ihre leibfeindliche Mentalität. Und auch für ihre Art, den Jungen zu sozialisieren.

Der rechte Engel zwinkert einem zu,wenn man ihn lange genug betrachtet.

Und dass dann ein erotischer Kontakt in einem Bild möglich ist, das die Eltern recht spirituell auffassen und das den Jungen zu der Frage reizt, ob Engel Mädchen oder Buben sind, hat etwas sehr allumfassend Katholisches. Erlösendes.

arriverderla
aes
(auf!eulen schwingen)

Silentium
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Re: Das Glück der Engel

Beitragvon Silentium » 10.05.2004, 21:37

Ach Gott!
Wenn ich nur dran denke... über dem alten (muffigen!) Bett, in dem ich übernachte, wenn wir zum Familienurlaub bei meiner Grußmutter gezwungen werden (über den ich irgendwann eine Kurzgeschichte schreiben muss, erinnert mich dran...) hängt eine Pietá von ganz erlesener Scheußlichkeit. Da ist Raffael schon was anderes...

Schließe mich weitgehend Gelb an... nur, wären es nicht ZWEI Hörner?

Gefällt mir, die Mischung von Besinnlichkeit und Frechheit... schön!

Meine Lieblingszeile:
zieht ab mit dem Engel
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon

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Re: Das Glück der Engel

Beitragvon Auf Eulen Schwingen » 10.05.2004, 23:21

Hei, silentium,

kann auch das Material für den Pferde/Teufelsfuß meinen. Trotz "und".

Oder sonst ein Herndl.
aes
(auf!eulen schwingen)

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Re: Das Glück der Engel

Beitragvon Silentium » 11.05.2004, 15:04

Argument geprüft und für gut befunden.
Hab nicht richtig gelesen, I'm afraid...
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon


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