NÄCHTLICHES FLÜSTERN IN BROCKENNÄHE

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Hieranonuemus
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NÄCHTLICHES FLÜSTERN IN BROCKENNÄHE

Beitragvon Hieranonuemus » 14.05.2004, 12:58

zungmschrift, Kling

Rheinblick, da buhlen zwey synchron, eyn dritter, schon
Pirschen und Mauerschau, Lied, gut, und Ausgang


(Rheinblick,)

Auf dem Gras liegen. In der Fremde Waldge-
„Du stille Schöne.“ Lieder von der nahen

-spräche Mondnacht, die stille, schöne Fremde
Freiluftbühne, es entspräche, (leider), hier

keine, „Ach, zu Bacharach am Rheine“, „Sachte
sachte“, (als ob der Sack ihr Komplimente)

„Machen wir, no problem“, „Hol mal die Becher“
Keine schöne Stille hier, doch Ohrengrind

(da buhlen zwey synchron, eyn dritter, schon)

unterm Mond, die Wörtchen die Gerinnsel, sind
im Gras, ein Mädchen sass, so gärtig, (wer

sagt das?), Teeney, Tuss. Der geht in Stellung!
(als ob der Weltgeist Komplimente, Schuss)

„Da wohnt eine Zauberin“ – gsungn, wie gsagt
„Schichten, s geht um Schichten Schatz“

voll die angefixten Worte, (d.i. Schfachkopw!
und wer will deine Bio. schreiben, tut zur

Voll den Joseph-Sprech, „voll trauriges Lebem
habt“, sagen mer mal, (wir glauben das)

(Pirschen und Mauerschau, Parkplatz,)

Sache nichts. Doch: „Kohhmm Schatz, is nix
dabei“ – (wie gesagt, der Ohrengrind, da

träumt man von Gas) – „Ich weiss nicht, dass
ich so traurig bin“, (auf der Bühne leicht

wimmert was da), das Wunder, tolle Mikro da
Diesmal kaltgestellte Klargetränke, kippt

-scheitern, kläglich, -zerschellen, in der Fremde
in geheimer Wut, „Pitey slayeth the swee

(Lied, gut. Ausgang)

test of nymphs“, dieses eine nur, soll bleiben dies
„Lieb Vaterland magst ruhig sein“ – (die

wacht am Rhein und kämmet ihr Haar, so goldig
und entscheidungsfreudig, Strähnen, da

„Klasse Musik“, „Müde, geh zur Ruh“ „Drück dir
die Ougen zu“, lustige deutsche Lieder

Wer dies Lied gesungen? Und hat es geklungen

Lureley Lureley Lureley?
a lovely bird is The elephant

[) i r k
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Re: NÄCHTLICHES FLÜSTERN IN BROCKENNÄHE

Beitragvon [) i r k » 14.05.2004, 19:26

Also, sorry, Hieranonümus, aber dieses Gedicht finde ich einfach nur furchtbar. Das kommt mir fast ein bisschen wie das ziellose Zappen durch zwanzig Fernsehprogramme vor. Was ich außerdem unmöglich finde, sind die Klammern in diesem Gedicht - es ist absolut schleierhaft nach welcher Logik sie gesetzt werden. Und manchmal (wie am Ende dieses Gedichtes) bleiben sie auch einfach auf.

Unverständlich ist mir zum Beispiel auch der Titel dieses Gedichtes - "in Brockennähe". Wo doch in dem Gedicht selbst vom Rhein und der Loreley die Rede ist, jedenfalls klingt es so an. Irgendwie habe ich den vagen Eindruck, dass es hier um Versatzstücke von Heineliedern geht, verwurschtelt zu Sprachfitzeln: "... dass ich so traurig bin" -- "zu Bacharach am Rheine".

Andererseits fröhnst du hier verschiedenen Arten des Slangs, Dialekts und Akzents - bis hin zum Rückgriff auf barocke Spracheigenheiten. Das ist wie ein wildes Scratchen auf verschiedenen Sprachmodi, ein kleines - offensichtlich parodistisch gemeintes ("lustige deutsche Lieder") - selbstgebasteltes Kauderwelsch. Und in meinen Augen mehr als erklärungsbedürftig oder ich bin einfach zu dumm dafür oder zu faul oder beides. Aber das ist schon ein sehr ungewöhnlicher und anstrengender Text ... ein bisschen Dada und auch ein bisschen Gaga.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu hart. Aber schön, dass die ambivalente Wirkung deiner Texte nicht verloren geht: dass mir einige immer besser und andere (wie dieser hier) mir weiterhin überhaupt nicht gefallen.

Grüße.
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

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Re: NÄCHTLICHES FLÜSTERN IN BROCKENNÄHE

Beitragvon Hieranonuemus » 19.05.2004, 13:17

Hey Dirk,

das ist schon eine recht harsche Kritik. Dada und Gaga würde ich nicht bemühen; klar sind da ein paar Heine-Zitate, Eichendorff ("In geheimer Wut lustige deutsche Lieder singen"), Nazi-Liedgut drin; der Titel müsste wohl wirklich mit dem Harz zu tun haben, auf der anderen Seite ist da eben dieses Brockenhafte, Fragmente. Die Idee war es diese verschiedenen Zitate zusammen zu stellen und eine Ähnlichkeit zu zeigen, die Loreley-Story neu zu bringen. Ich glaube auch das ist noch nicht astrein das Gedicht. Liefere ich irgendwann eine 2te Fassung nach und bin gespannt ob Du da mitgehst - dann dürfte es nämlich wohl fertig sein.

Beste Grüsse, Norbert
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Re: NÄCHTLICHES FLÜSTERN IN BROCKENNÄHE

Beitragvon Spiderman » 23.05.2004, 23:08

Hi Norbert,
ich warte am Besten auf die angekündigte zweite Fassung. Die Wirkung des Gedichtes war bei mir ähnlich wie bei Dirk: ich empfand das Lesen unglaublich anstrengend, fragte mich, bin ich zu blöd oder zu faul. Ich fand keine Versatzstücke, an denen ich mich festhalten konnte, oder besser: die mich festhielten. Am Ende war ich froh, am Ende angekommen zu sein. Natürlich wird diese Kritik dem Gedicht nicht gerecht. Aber was ist das beste Gedicht der Welt wert, wenn es niemand lesen kann?

Wie wär's mal wieder mit einem Gelegenheitsgedicht?

Thomas
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!


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