...mal wieder ein bißchen Schnief...

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Flocke
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...mal wieder ein bißchen Schnief...

Beitragvon Flocke » 28.05.2004, 10:33

Da ich mal wieder ein bißchen melancholisch bin, was haltet ihr davon:

Abschiedslied II (Arbeitstitel)

Dein Zimmer in mir hab ich abgeschlossen,
den Schlüssel dazu irgendwo verlegt,
die Möbel abgedeckt mit weißen Tüchern,
dein Bild allmählich eine Staubschicht trägt.

Bisweilen klingt im Ohr noch deine Stimme,
auch wenn das letzte Treffen lange her.
Du geisterst manchmal noch durch meinen Alltag -
ein Nebelstreif, Erinnerung - nicht mehr.

Vielleicht, wenn wir uns einmal wieder sehen,
such ich den Schlüssel und wisch ab den Staub,
doch kann und will ich dir nicht mehr versprechen,
dass ich nochmal an deine Freundschaft glaub'.


Mir scheint es noch ein bißchen seicht und die Zeile mit dem letzten Treffen klingt mir auch noch nicht so optimal. Aber ich hänge mal wieder, vielleicht habt ihr ja 'ne Eingebung.

Dankende Grüße
Flocke
...Der den Wind kennt / besser als alle Bücher / den Baum / frag nach Wahrheit...

Silentium
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Re: ...mal wieder ein bißchen Schnief...

Beitragvon Silentium » 31.05.2004, 16:21

Hi Flocke!

Wie war das mit dem Reim? ;-)
Ich kann ja eigentlich mit Beziehungsgedichten nix anfange, weißt eh, aber das kann ich mir richtig vorstellen. Irgendwo kommen da auch wehende, verstaubte weiße Vorhänge vor, wie in einem Spukhaus...

Zwei Zeilen vielleicht:
dein Bild allmählich eine Staubschicht trägt

Dieses umstellen der Satzordnung, damit es sich reimt, das wirkt irgendwie gezwungen. Kann man da vielleicht...?


Du geisterst manchmal noch durch meinen Alltag -

Alltag... klingt weniger nach Zeit als nach Trott. So, als ob die Erinnerung nur dann aufkommt, wenn du Routineaufgaben erfüllst.

*grübel*

Liebe Grüße, Silentium
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon

Flocke
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Re: ...mal wieder ein bißchen Schnief...

Beitragvon Flocke » 31.05.2004, 19:16

Hallo, Stille...

Danke dir für Lesen und Kommentar. :-))

Wie war das mit dem Reim?

...ich weiß gar nicht, wovon du sprichst... :-& ;-) :-&


Hm, ich hatte auch mal die Zeile:

"und auf dein Bild sich eine Staubschicht legt" -
aber da hab ich den Reim legt-legt, was mir nicht so gefällt, weil das mit dem Schlüssel, nun ja "verlegt" fand ich da am treffendsten. Aber da hakt's wohl noch etwas, grübeln ist angebracht.

Ist das mit dem Alltag gut oder schlecht? Es war ursprünglich die Zeit gemeint (so nach dem Motto, Zeit heilt die Wunden...), aber wenn auch die Routine drin steckt, nicht schlecht. Ist ja auch manchmal so, du tust etwas, was zwar die Hände beschäftigt, aber der Kopf geht auf Reisen...

Grüße
Flocke
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Silentium
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Re: ...mal wieder ein bißchen Schnief...

Beitragvon Silentium » 31.05.2004, 19:29

Nö, wenn der Alltag absicht war, passt er schon.

Die "legt" zeile ist auch nicht besser- es ist da das nachgestellte Verb, die Satzstellung selbst, die das Problem für mich darstellt. Mag aber sein, dass nur mich das stört.
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- Ursula Vernon

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Re: ...mal wieder ein bißchen Schnief...

Beitragvon Auf Eulen Schwingen » 01.06.2004, 15:46

Hi, dear schnief,

schöne, getragene Langzeilen im schwermütigen, schon leicht abgeklärten Ton:
Dein Zimmer in mir hab ich abgeschlossen,
den Schlüssel dazu irgendwo verlegt,
die Möbel abgedeckt mit weißen Tüchern,
dein Bild allmählich eine Staubschicht trägt.

Bisweilen klingt im Ohr noch deine Stimme,
auch wenn das letzte Treffen lange her.
Du geisterst manchmal noch durch meinen Alltag -
ein Nebelstreif, Erinnerung - nicht mehr.

Vielleicht, wenn wir uns einmal wieder sehen,
such ich den Schlüssel und wisch ab den Staub,
doch kann und will ich dir nicht mehr versprechen,
dass ich nochmal an deine Freundschaft glaub'.


Überlegungen und Vorschlag:

(a) "allmählich Staubschicht tragen" ist ein bisschen verquer: Die "Staubschicht wird wohl dichter" oder "etwas bekommt eine Staubschicht" , aber ... dann die von silentium angesprochene Endstellung von "trägt", geht schon in poetischen Texten, wirkt aber ein bisschen bemüht, weil man Zweitstellung des Verbs im Aussgesatz gewohnt ist.
    "da ist dein Bild, das eine Staubschicht trägt"
(b) Dann kleines Rhythmusproblem im Wiedersehen-Satz", mal überlegen, wie das klingt, und die Stellung von "vielleicht" ist auch gar nicht verquer:

    Wenn wir uns einmal wieder sehen, vielleicht
    such ich ....
aes
(auf!eulen schwingen)

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Re: ...mal wieder ein bißchen Schnief...

Beitragvon Flocke » 01.06.2004, 17:45

Hallo, AES, welch seltener Gast...

Danke dir für deine Vorschläge. Muß sagen, sie gefallen mir sehr gut.
War schon am überlegen, den Reim in der ersten Strophe ganz zu ändern, aber deine Variante hat was, hm.

Hat mich sehr gefreut von dir zu lesen.

Grüße
Flocke
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