Rien ne va plus

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Alma Marie Schneider
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Rien ne va plus

Beitragvon Alma Marie Schneider » 29.07.2004, 20:34

Mit Fliegenblick
aus dem Bernstein heraus
beobachte ich seit Längerem
wie du fleißig Licht
bei einer Anderen verschüttest
und Rosen dort läßt

Mir hast du einen runden Korb
aus den weichen Schatten
der Weiden geflochten
und heimlich vor die Tür gestellt
Verborgen unter einem Tuch
pfeift es ganz gehörig

Aufgezogene Blechvögel
sollen nun Ordnung schaffen
damit nichts , aber auch gar nichts
breitbeinig Wurzeln schlägt
Dabei übersiehst du meine Tonfiguren
Sie haben dich längst begraben

Faites vos jeux

vogel
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Re: Rien ne va plus

Beitragvon vogel » 31.07.2004, 12:26

Hiho , zum Zweiten !

So, Alma, ich mag den zweiten Text jetzt auch noch durch nehmen, ich bin grade lustig .. :-)

Hm, das ist ja schon wieder ein Herzschmerz-Text. Das missfällt mir langsam. (Wo ist mein Seeigel ?? :,-( )


Erste mal Finde ich es merkwürdig, dass der Text „nichts geht mehr“ heißt – wie beim Spielen im Casino oder so. Und dann zum Schluss soll ich meinen Einsatz machen ? Das ist doch irgendwie unsinnig. Andersrum wäre es stimmiger : erst der Einsatz vom Herr Verehrer. Dann die miese Stimmung, und dann hat er ausgespielt und nix jeht meeer.
Aber gut.

Mit Fliegenblick
aus dem Bernstein heraus
beobachte ich seit Längerem
wie du fleißig Licht
bei einer Anderen verschüttest
und Rosen dort läßt

Hm, Alma, ganz ehrlich (ich bin jung, und darf plappern wie mir das Schnabel gewachsen ist – dieses Recht nehme ich mir raus ...) – das ist so ausgelutscht. Die Bilder sind schon schön. Aber alt, und staubig, und ... und ... und bääääääääääääähhhhhhhh. Das ist doch langweilig. Alma, ich möchte dich nicht verletzten oder dir zu nahe treten, aber du erzählst mir in der Strophe schon von langweile ...

Mir hast du einen runden Korb
aus den weichen Schatten
der Weiden geflochten
und heimlich vor die Tür gestellt
Verborgen unter einem Tuch
pfeift es ganz gehörig

HÄ ?
Okay, wenn das so ist, dann ist das so, aber ich versteh es nicht.
Ein Korb aus dem Schatten, hm, okay, aber warum macht er das ? Hm, Er hat also ne Affäre, sie weiß davon, er glaubt aber sie weiß es nicht. Okay. Und warum pfeift der Korb, weil er nicht ehrlich gemeint ist ? Ach ist das ungenau ... Da kann ja sonst was sein ...
Das ist ziemlich kitschig ... weicher Schatten, heimlich vor die Tür .. (okay es ist halt eine Schnulze)

Aufgezogene Blechvögel
sollen nun Ordnung schaffen
damit nichts , aber auch gar nichts
breitbeinig Wurzeln schlägt
Dabei übersiehst du meine Tonfiguren
Sie haben dich längst begraben

Blechvögel – welch ein Wort ! Das mach ich ! Aufgezogenen Blechvögel ! Das ist gut. Das gefällt mir.
Diese Wiederholung in Zeile drei ist ein Füller. Hat die ein Sinn ?
Breitbeinig Wurzelnschlagen – top !
Und dann kommt der plötzliche Schluss, Tontauben, die begraben ! Na Bingo. Nee, Alma, damit kannst du mich nich gewinnen.


Ach Alma, weißt du womit ich nicht klar komme ? Die ganze Story ist nicht stimmig. So wie du es hier schreibst, ist es so, als hinge sie mal an ihm (weil die Sache mit dem Korb, das ist Kitsch und das sehen nur verliebte so ...) und dann wieder nicht (du schreibst das ende so Kalt und gefühllos. Tontauben ...)
Für mich ist das alles ein hingekliertes Irgendwas von ner Liebesstory – und ich mag keine Liebesgedichte (aber das ändert auch nichts am Text ...). Auch wenn es schöne Bilder enthält – ich bin nicht überzeugt ....


Grüße.
V o g e l
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

Alma Marie Schneider
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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Alma Marie Schneider » 31.07.2004, 16:39

Ein Spiel kleiner Vogel und es sind Tonfiguren und keine Tontauben.
Ergebnis: Es geht trotzdem weiter, deshalb
"Faites vos jeux" am Schluß.
Was war eigentlich zuerst da? Die Henne oder das Ei und wo beginnt ein Kreis?
Beantwortet Dir das Deine Frage?
Sagst Du das Ei, sage ich die Henne und sie stritten bis zum jüngstem Tage.

Liebesgedichte gehören nun mal zum klassischen Stoff der Lyrik. Doch Du mußt sie ja nicht lesen. Also was kann ich für Deine Unlust und ich möchte dafür auch nicht angemotzt werden. Ich schreibe nicht für Dich.

Da dieses Gedicht (trotz Kitsch und Staub)bereits mehrfach in unterschiedlichen Printmedien veröffentlicht wurde, kann keine Änderung mehr vorgenommen werden. Das gäbe nur Ärger.

Vorschläge direkt kamen ja auch keine oder habe ich etwas überlesen?

Trotzdem danke für die Mühe. :-)

Alma Marie

Spiderman
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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Spiderman » 31.07.2004, 18:04

Hi Alma,

dieses Gedicht gefällt mir insgesamt ziemlich gut. Du präsentierst einige originelle ausdrucksstarke Bilder: die in Bernstein eingeschlossene Fliege, "heimlich" einen Korb bekommen, die ordnungsschaffenden Blechvögel und die als Totengräber arbeitenden Tonfiguren finde ich sehr prägnant. Andere Bilder sind Geschmackssache, klingen für mich manchmal zu expressionistisch, Celan-lastig und damit zu gewollt, konkret "Licht verschütten" und "aus weichen Schatten der Weiden geflochten". Ein Grund, warum diese komisch auf mich wirken, ist auch, dass sie nur schwer visualisierbar sind. Das ist schade, da das Gedicht sonst überwiegend das Sehzentrum des Gehirns anspricht.

Unverständlich finde ich das Gedicht nicht, im Gegenteil sehr klar.

@kv: kv, ich glaube, dass Deine Kritik wirklich ziemlich an dem Gedicht vorbeigeht. Manche Punkte sind für mich schwer nachvollziehbar. Wie kannst Du das Fliegen-Bernstein-Bild abgedroschen finden?! Hast Du heute Morgen mit dem lyrischen Terminator gefühstückt? :-p

Allerdings Alma: das Printmedien-Argument ist wirklich schlecht! Es wird so viel schlechte Lyrik prämiert und veröffentlicht. Eine Unangreifbarkeitsbescheinigung gibt's nicht. Und die Möglichkeit, ein Gedicht zu ändern, hast Du immer. Das hier ist ein Forum der Kritik und keins der Lobhudelei.

Und laß Dir noch eins gesagt sein: Du schreibst eben schon für kleinen Vogel. Und für mich. Und für Dirk. Und für Silentium. Und für Edekire. Und für Flocke. Für wen willst Du sonst schreiben?

Trotz Kritik-Kritik und Kritik-Kritik-Kritik erstmal auch ein "Herzlich Willkommen"! Dieses Gedicht macht Hoffnung!

Spiderman
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

Edekire
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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Edekire » 31.07.2004, 20:10

Hallo!

Ich muss auch sagen, so gleich als erstes, dass mir ihr Gedicht eigentlich gut gefällt. Vor allem das Berstein-Fliege-Bild gefällt mir. :-)

Ich habe eine Frage:

Ist die Assoziation zum Glücksspiel gewollt? Wenn ja, verstehe ich sie nicht richtig. DAs mag an mir liegen, niemand sonst hat sowas gesagt.

Ich habe noch eine Frage:

Soll ich sie siezen oder duzen? Der volle Name schreit geradezu nach Siezen. Überhaupt, was mir einfiel als ich ihren Namen gerade so las: Ich finde er verlangt nach dem Nick: Ameise
bitte bitte nicht böse nehmen, das ist nicht im entferntesten persönlich gemeint und hat auch gar nichts mit ihrem Gedicht zu tun (Ich gebe es zu) Aber ich finde aus AMSchneider
da muss man einfach Ameise machen! Ein kleiner dreher und schon... ;-)
Ja ich gebe es zu ich rede ein bisschen dummes Zeug
So ein schöner Nick...

trotzdem
alles Liebe
von Edekire
für die sie ja auch schreiben :-D
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Alma Marie Schneider » 31.07.2004, 21:05

Hallo Spiderman,

danke für Dein Willkommen und Deine Hinweise.
Nun ja, ganz so einfach ist es mit den nachträglichen Änderungen nicht.
Mir ist Kritik wichtig um sie in nachfolgenden Werken zu berücksichtigen. Ein bestehender Text wird nur selten besser, außer er ist ganz schlecht.

Bilder
Weiden sind sehr alte Bilder für Abschied und Trauer und man wird immer an jemanden erinnern, wenn man sie benützt. Ihr Vorteil ist, daß sie vertraut sind. Ihr Nachteil auch. Ob das nun schlecht oder gut ist möge jeder für sich entscheiden.
Ich persönlich kann mich gut an vertrauten Bildern erholen und von Neuen inspirieren und aufregen lassen.

Liebe Grüße
Alma Marie

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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Alma Marie Schneider » 31.07.2004, 21:34

Guten Abend Edekire,

zunächst Danke für Deinen Kommentar. Der Bezug zum Glücksspiel ist gewollt.
Der Mensch spielt, auch wenn er es ungern zugibt. In diesem Falle handelt es sich um ein verlorenes Spiel. Ich denke man kann trozdem den Schmerz des Verlustes, Wut und Enttäuschung aus meinen Worten spüren.
Ein Spiel muß nichts Oberflächliches sein, man muß sich aber auch nicht gleich selbst aufgeben, wenn man verliert.

Nick: Alma Marie Schneider ist mein richtiger Name. Siezen muß mich niemand.
Ich veröffentliche auch unter dem Nick Nachtigall. Auf Dein Buchstabenspiel wäre ich nie gekommen. :-&

Liebe Grüße
Alma Marie

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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Surjaninov » 31.07.2004, 22:26

Hallo AM

Weiß nicht ob´s so stimmt, ob`s so gemeint war, aber...:

Das Bild mit dem Korb find ich gut. Wie sagt man so schön?: "Einen Korb geben / bekommen." Nur hast du es in deinem Gedicht nicht so platt ausgedrückt.

Auserdem ist es ein "heimlicher" Korb. Heimlich noch dazu! Geflochten aus Zweigen des "Trauerbaumes" Weide...

"Blechvogel" ist ein schönes Wort. Besonders wenn danach noch "Tonfiguren" kommt.

lg
Surja

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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Alma Marie Schneider » 01.08.2004, 02:00

Hallo Surja,

es ist so gemeint, wie Du es schreibst. Danke für Deine Gedanken. Freue mich darüber.

Liebe Grüße
Alma Marie

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Re: Rien ne va plus

Beitragvon vogel » 01.08.2004, 15:12

Hallo Alma

Hast Du heute Morgen mit dem lyrischen Terminator gefrühstückt?
... gut möglich.

Liebesgedichte gehören nun mal zum klassischen Stoff der Lyrik. Doch Du mußt sie ja nicht lesen. Also was kann ich für Deine Unlust und ich möchte dafür auch nicht angemotzt werden.

Ich habe vielleicht wirklich arg geschlagen, und ich möchte mich dafür noch mal entschuldigen, und jeder Satz mit Aber wäre falsch, aber ich denke gar nicht mal dass wegen der Liebeslyrik ist, ich komme mit dem text – auch nachdem ich ihn nun zum Wiederholten mal gelesen habe nicht recht klar –auch wenn mir durch die Kommentare, und das wiederholte lesen, das ganze etwas sinniger & schlüssiger erscheint. ... Was wohl aber an mir liegt.

Wenn ich dich also richtig verstanden habe, dann verzichtest du lieber auf meine Kritik, also solch eine zulesen. Gut. : )

Ich will jetzt auch nicht weiter mit dir diskutieren, weil es von meiner seiter her, eh nur Phrasen währen. Und einlecken bringt nun auch nix mehr :-)



Greetz.


PS: okay, die Wirbellosen Tiere waren zu erst da :-p Okay, aber für mich erschien erst das setzen sinnvoller, weil ich ein Spiel beginne, ja erst setzte, und dann geht nix mehr ... Aber gut.
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Edekire » 01.08.2004, 19:58

Ihc dachte mir das das dein richi´tiger Name ist. Ich kann mir nicht vorstellen das irgendwer sich diesen Namen ausdenken könnte....
Ich beschließe jetzt dich Marie zu nennen, ich finde nämlich Marie ist ein schöner NAme :-)

Ähm, ich habe noch eine Frage:
ist faites vos jeux auch ein feststehende Wendung? Die kenne ich nicht und ich bin deshalb nciht ganz sicher über die bedutung.
Jeux= Spiel?
Ich habe mein Französisches Dictonaire Götze-weiß-wo vergraben, und habe diese Sprach (begründeterweise) abgewählt.

Der Mensch spielt, auch wenn er es ungern zugibt.

Wieso ungern? Ich spiele immer...

Mein unverständnis dem Glücksspiel bezug hat übrigens hauptsächlich einen Grund:
Ich finde das Gerade Glücksspiel nicht nur aus Gewinnen und verlieren besteht. Eher das Gegenteil würde ich sagen. Ich denke dabei erstmal an sucht. Das ist je irgendwie das Wesentlich daran, oder nicht?

Alles Liebe

Edekire
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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Alma Marie Schneider » 02.08.2004, 13:06

Hallo Kleinervogel,

natürlich darfst Du kritisieren.
Mir ist auch nicht entgangen, daß Du viel Arbeit investierst und sehr systematisch vorgehst.
Kritik kann einem Autor wie ein Geschenk übergeben werden oder einfach wie ein Abreagieren von Frust auf ihn wirken.
Es gibt übrigens Lyrik von Oskar Pastior oder Durs Grünbein (kennst Du sicher), die zu interpretieren wohl ein Lebenswerk wäre. Ist sie deshalb schlecht oder geht es immer um den persönlichen Geschmack?

Dir eine schöne Woche
Alma Marie

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Re: Rien ne va plus

Beitragvon Alma Marie Schneider » 02.08.2004, 13:20

Ähm, ich habe noch eine Frage:
ist faites vos jeux auch ein feststehende Wendung? Die kenne ich nicht und ich bin deshalb nciht ganz sicher über die bedutung.
Jeux= Spiel?

Hallo Edekire,

es ist auch eine feststehende Redewendung.

Der Groupier fordert die Spieler auf ihr Spiel zu machen. Im Gedicht geht es halt um ein neues Spiel. Das vorherige wurde ja zu Ende gespielt.

Mit der Spielsucht hast Du sicher recht. Der Unterschied zur Liebessehnsucht ist, glaube ich, nicht so groß.

Liebe Grüße
Alma Marie


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