Onanieren auf den Metaebenen

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Spiderman
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Onanieren auf den Metaebenen

Beitragvon Spiderman » 01.08.2004, 01:05

Onanieren auf den Metaebenen - ein ordinäres Gedicht

Ich kenne einen Dichter,
der in einem seiner Gedichte
viele schmutzige Wörter verwendet,
zum Beispiel Schwanzschnitzel und Fotzensalat.
Wie Filzstiftkritzeleien
an den Wänden einer S-Bahn-Station
finde ich das peinlich und pubertär!

Schlimmer noch, er erfindet
eine dritte Person, einen anderen Dichter,
und behauptet, die schmutzigen Wörter
wie Samentee oder Vaginalsaftcocktail
kämen von ihm, dem anderen Dichter,
der andere sei peinlich und pubertär!
Ich denke, wir sind uns einig:
diese Masche ist durchschaubar und billig!

Leider setzt er noch einen drauf:
indem der Dichter, den ich kenne,
im Gedicht schreibt,
dass der Dichter, den er kennt,
den anderen Dichter nur erfindet,
gibt er deutlich zu verstehen,
dass er selbst derjenige ist,
niemand anderes als Ich,
der so schmutzige Wörter
wie Klitorispfanne oder Vorhautfritteuse
lyrisch in Szene setzt.
Soll ich Euch was verraten?
Er will Euch beeindrucken,
will gewitzt und klug auf Euch wirken.
An der Stelle dürft Ihr Euch vorstellen,
wie er penetrant mit den Augen zwinkert.
Indem er behauptet,
die Masche sei durchschaubar und billig,
will er so etwas sagen wie
'Hey, wir surfen auf der Meta-Ebene,
und schaut her, was für ein Champion ich bin'
Dieser Dichter, den ich kenne,
der ich bin,
soll sich seine Meta-Ebenen bitte bitte
sonst wohin stecken, er ödet mich an!

Wenn dieser Dichter, den ich kenne,
der ich bin,
dann auch noch selber
von den Meta-Ebenen spricht
und sagt, dieser Dichter,
also er selbst öde ihn an,
dann versucht er vielleicht,
seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen,
nachdem er anfing solche Wörter
wie Sperma-Catchen oder Muschi-Reiberei zu gebrauchen,
und daraus ein Spiel der Ebenen entspann.
Ich habe Angst,
die Menschen hielten mich für peinlich und pubertär,
und meine Masche für durchschaubar und billig.
Ich habe Angst, andere anzuöden,
und ich sichere mich wo ich kann ab.
Ich sage „hey, das ist öde"
und will genau das Gegenteil hören.
Weil die einzige Frage, um die es mir geht
in diesem Gedicht
ganz einfach lautet:
Wie findet Ihr mich?
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

Alma Marie Schneider
Medusa
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Re: Onanieren auf den Metaebenen

Beitragvon Alma Marie Schneider » 01.08.2004, 01:45

DIE FRAGE für die wohl am meisten auf der Welt getan wird, sogar bis ins Extreme.
Zum Text
- Von Stil und Wortwahl her das Extreme genutzt
- Alles auf den Punkt gebracht
Fazit: Warum nicht
(Kinder sollte man eventuell wegsperren)

Frage: Muß DIE FRAGE beantwortet werden?

;-) Alma Marie


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