Die Vase IV

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Surjaninov
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Die Vase IV

Beitragvon Surjaninov » 01.08.2004, 22:29

Die Vase IV


Die glühenden Gladiolen der Gehöfte;
durch ascherne Nebel sieht man Flammen schlagen.
Entlang feuriger Mäander wälzt sich der Strom,
Fackeln werden hoch in den Lüften getragen.

Vom Berge zieht langsam jene Schlange ins Tal,
noch tanzen dort oben ihre Schatten zur Nacht;
dämmernd schon voraus kriecht ein heißer Atemschwall.
Sie ist aus hundert brennenden Gipfeln erwacht.

Pech ist das Blut in den Adern, ein scharfer Dampf
weht durch Fenster und Türen. Unter den Toren
liegen schon die Wachen danieder im Krampf.
Menschen müssen in Ställen und Häusern schmoren.

Der Ruf eilt über Brücken und Wege dahin,
und hinein mischt sich ein Wimmern am Wegesrand.
<Sie ist erwacht!> schallt zu den nahen Dörfern hin,
da wird gesattelt, gepackt; es ist schon erkannt.

An dunklen Hügeln hängen die letzten Strahlen,
Felder und Wiesen schwelen noch und qualmen leer.
Wie es nun kommt fallen die Herzen und Schalen,
in Wellen verschlungen vom glänzenden Meer.

Am Boden zertreten, ihr innerstes ausgekehrt
liegen Früchte, Leiber; Vasen zerbrochen,
ein warmes Feuer vergeht noch zuckend am Herd.
Die ersten Würmer kommen hervorgekrochen.

Stille bricht ein, satt ist die Schlange; und fort,
die Rasende, getrieben, gemästet und fett,
frisst sie an flammendem Morgen den nächsten Ort.
Wo die Leute noch liegen in Lager und Bett.



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Re: Die Vase IV

Beitragvon Spiderman » 02.08.2004, 01:23

Meine Anerkennung, Surja, für dieses Gedicht!

Wie lange hast Du daran geschrieben?
Wie bist Du dabei vorgegangen?

Was mich beeindruckt sind weniger die Bilder und der Inhalt, sondern die technische Umsetzung. Okay, ein paar Reime passen nicht (Tal - Schwall, dahin - hin, Rand - erkannt, ausgekehrt - Herd), aber insgesamt schaffst Du es, eine Geschichte mit ziemlich coolem Rhythmus in Versen und Reimen zu erzählen. Das ist verdammt schwierig und deshalb würde mich wirklich interessieren: wie bist Du vorgegangen?

Vom Inhalt her: naja, mörderische Schlangen sind nicht mein Thema. Auf die phallische Symbolik gehe ich mal lieber nicht ein. Aber wenn ich auch kein Fan von "fiesen Schlangen"-Gedichten bin, dieses Gedicht gefiel mir gut.

Gruß

Spiderman
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Re: Die Vase IV

Beitragvon Alma Marie Schneider » 02.08.2004, 12:24

Hallo Surja,

mir gefällt dieser lebendige bilderreiche Text sehr.
Es würde mich interessieren, ob dies eine Fortsetzung von "Die Vase I" ist oder wie bei mir oft ein unabhängiger Text zu einem bestimmten Thema?

Neugierige Grüße
Alma Marie

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Re: Die Vase IV

Beitragvon Surjaninov » 02.08.2004, 22:02

Hallo Spider, Hallo Alma

Ich werde morgen auf eure Fragen eingehen. So ausführlich wie möglich. Vielleicht bekomme ich bis dahin noch eine andere Meinung.
Jetzt will ich mich aber erstmal Spiders Hinweisen bezüglich der Reime widmen. Daran komme ich jetzt nicht vorbei...

lg`s an euch
Surja

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Re: Die Vase IV

Beitragvon Surjaninov » 03.08.2004, 21:40

So, jetzt gehts weiter.

Erst zu dir Alma. Vielleicht verrate ich gleich zu viel. Wir werden sehen. Also "die Vase" sind bis jetzt fünf Gedichte, wovon zwei fertig sind, die geposteten.
Stellen wir uns vor, wir hätten Scherben einer antiken Vase (warscheinlich Griechenland) gefunden. Die Szenen die sich uns in den Malereien darstellen habe ich versucht in den Gedichten wiederzugeben. Wenn die Gedichte fertig sind, versuche ich einige Bilder dazu zu malen. Dann tacker ich alles zusammen und freu mir n Keks. So war das alles gedacht + geplant.
(Eigentlich sollte man nicht so viel erzählen. Oder??)
Achso. Es handelt sich nicht um Fortsetzungen. Jedes G hat sein eigenes Thema.

geheimeG
Surja

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Re: Die Vase IV

Beitragvon Surjaninov » 03.08.2004, 21:52

Spider,

es geht natürlich nicht um eine richtige Schlange, die so mir nichts dir nichts solchen Schaden anrichtet. Oder kommt man der Sache nicht auf den Grund?? Wenn nicht, dann habe ich was falsch gemacht. Vielleicht ist es zu viel der Schlange. Naja.
Aber eine Schlange steht doch nicht, sie liegt ja mehr! Beinhaltet das auch eine phallische Symbolik? Das wusste ich gar nicht.

Meinst du wir unterhalten uns mal ausführlicher über unsere Vorgehensweisen???

Würde mich sehr interessieren. Mir ist die Form sehr wichtig. Vielleicht bin ich da inzwischen etwas streng da ich fast nur noch in Vierer,- Sechser,- oder Achterstrophen schreibe und dazu meistens gereimt.

- Ich warte jetzt erstmal deine Antwort ab. Später dann mehr.
Falls ja, dann machen wir einfach `n Thema im "Kunst und Handwerk"-Unterabschnittsforum auf.

wartendeG
Surja

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Re: Die Vase IV

Beitragvon Alma Marie Schneider » 04.08.2004, 00:39

Danke Surja,

Deine Idee finde ich super. Doch darüber schweigen wäre besser, da stimme ich Dir zu. Mir fällt das auch immer schwer.
Es gibt Nachahmer.

Liebe Grüße
Alma Marie

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Re: Die Vase IV

Beitragvon Spiderman » 04.08.2004, 01:34

Ja, Surja, wünsche die Aueinandersetzung über Vorgehensweisen sehr. Mir stellt sich immer wieder die Frage: welche Wirkung kann ich mit einer bestimmten (strengen) Form erzielen? Andererseits habe ich das Gefühl, dass durch eine strenge Form etwas verloren geht - das Spontane, das Rohe.

Laß uns vielleicht mals ein Thread zum Thema lyrische Formen aufmachen.

Allerdings: ich fahre Morgen für zwei Wochen in Urlaub. Entweder fängst Du schon mal ohne mich an, oder wir warten noch.

Bis denn

Spiderman
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Re: Die Vase IV

Beitragvon Fitnat » 04.08.2004, 10:17

habe nicht alles verstanden aber das was meine deutschesprache mir erlaubt zu verstehen gefellt mir sehr gut. bravo! sehr gut gemacht :-)
Wenn ich mein Schatten auf dem Asphalt sehe,
denke ich, "Du Armer Poet, bist schon wieder auf dem Boden!"

F.A. "Tanz des Todes"

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Re: Die Vase IV

Beitragvon Flocke » 04.08.2004, 12:18

Hallo, Surja.

Habs gestern nur überflogen, aber jetzt nach dem "richtigen" Lesen klingt es mir wie die Beschreibung eines Vulkanausbruchs, vielleicht Pompeji?

Machen wir am besten einen neuen Thread auf: antike Vasenraten und Tonscherbenpuzzle mit Surja. ;-)

Aber jetzt mal ernsthaft, ich find's gut. Wenn die anderen auch so schön werden, wird's ein echt guter Zyklus.

Hat mich ein bißchen erinnert an den "13.ten Krieger". Da kommt das Grauen auch immer in Form einer brennenden Schlange den Berg herab. Allerdings sind's da ja Menschen. Also würde doch eher das andere Schlangengedicht aus dem JL passen...

Na ja, pechschwarze Grüße von
Flocke
...Der den Wind kennt / besser als alle Bücher / den Baum / frag nach Wahrheit...

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Re: Die Vase IV

Beitragvon Surjaninov » 04.08.2004, 21:19

Hallo an alle!


@ Alma - Jetzt ist es eh zu spät ;-) Die Nachahmer prügeln wir dann von dannen! :-D Das mit dem Verraten ist immer so eine Sache. Man will ja das sich der Leser eigene Gedanken mach. Egal was nun dabei rauskommen mag. Aber wenn jemand fragt, will man natürlich auch antworten. Ein Mittelweg ist bestimmt oftmals schwer zu finden.

@ Spider - Das scheint dann eine interessante Diskussion zu werden. Lass uns solange warten bis du wieder da bist. Warscheinlich mache ich das Thread schon vorher auf um meine Vorgehensweise hier zu ähh beschreiben, erläutern, naja du weisst schon...

@ Fitnat - Vielen Dank! :-)

@ Flocke - "Machen wir am besten einen neuen Thread auf: antike Vasenraten und Tonscherbenpuzzle mit Surja." :-D :-D Und bei einem drittklassiegen Fernsehsender machen wir dann eine Heimratesendung! Mit Kaufvideos und allem Drum + Dran. :-D :-D

Der "13.ten" Krieger ist ein Film? Worum geht es da? Ich weiß nicht ob ich den mal gesehen habe.
(Aber soviel sei noch verraten: Hier sind es auch Menschen.)

Meinst du im JL das "Schlangengleich"???


An euch vlG
Surja

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Re: Die Vase IV

Beitragvon Flocke » 04.08.2004, 23:37

Guten Abend, Surja.

Ja, "Schlangengleich" war das, was ich meinte. Von dem hattest du ja zwei (?)Versionen gepostet.

"Der 13.te Krieger" ist ein Fantasy-Abenteuer-Wikinger-Film. Geht um ein Wikinger-Dorf, das von einem mörderischen Spuk angegriffen wird, der sich immer in Form einer brennenden Schlange von den Bergen herab nähert und dessen Kriegerbeinah unangreifbar und nicht menschlich scheinen. Und der einzige Weg, den Spuk zu besiegen, ist der, dreizehn Krieger zu rekrutieren, von denen der 13.te kein Wikinger sein darf. Es trifft nun zufällig einen jungen Mauren, der von seinem Stamm "beurlaubt" wurde und nun in Europa Abenteuer sucht. Und Abenteuer ist es durchaus, was er findet.
Lange Rede, kurzer Sinn, spannend-gruseliges Gemetzel, das ein wenig mit den gängigen Klischees von Wikingerbarbaren und gebildeten Arabern spielt...Läuft aber idR im Nachtprogramm, nicht unter 16. Und extrem frauenfreundlich besetzt, lauter gutgebaute Männer :-D (Omar Sharif und Antonio Banderas... :-* )

Nachtgruß von
Flocke
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Re: Die Vase IV

Beitragvon Surjaninov » 05.08.2004, 21:05

Hallo Flocke

Ha! Den Film kenn ich doch. Wenn auch nicht ganz. Eher das Ende, wo der Maure dann wieder abfährt. Ist aber schon n bissel her.

Das selige "Schlangengleich", davon hatte ich wirklich zwei "Versionen" gepostet. Die zweite war aber nur um eine Strophe länger. (Ist eines der wenigen, die ich auch nach längerer Zeit noch gelungen finde.)

Abendruß von
Surja


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