Nie abgeschickte Postkarte aus Procida

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Silentium
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Nie abgeschickte Postkarte aus Procida

Beitragvon Silentium » 02.08.2004, 23:03

Ich sag's euch, Italien im Sommer und auf einer winzinsel ist FAD und HEISS.
Verdenkt's mir daher nicht, wenn ich den gedichtberg, den ihr in zwei wochen zusammengetragen habt, erst morgen abzubauen beginne. Dafür lese ich jetzt TI, hehe, und das ist eine mordsportion, auf die ich mich schon freue.

Andere Frage: zu inhaltsleer? Der zwerg hatte einen Mittelscheitel, das könne ich auch noch einbauen...? Oder zuerst eine Beschreibund des Restaurants oder...?
Ich weiß einfach nicht...

Eltern füttern Kind
in einem kleinen italienischen Restaurant


Ein Bub, der sitzt am Nachbartisch
und isst, obwohl er gar nicht mag.
Sie füttern ihn mit Tintenfisch,
Sardellen und Bruschetta mit Belag.

Da knurpsen- krrk!- die Hummerzange
da nudeln Gnocchi, schwabbelt Kraut.
Mauseaugen, Hamsterwangen-
ein kleiner Mund, der dauernd kaut.

Dann, vom Risotto fast erpampft
-ein neuer Löffel steht schon an,
halb erstickt, erschöpft, verkrampft-
schreit er, so laut er kann.
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon

razorback
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Re: Nie abgeschickte Postkarte aus Procida

Beitragvon razorback » 03.08.2004, 01:04

Nee, Du, ist völlig okay so. Ich sehe das ganze Elend genau vor mir.

Da knurpsen- krrk!- die Hummerzange
da nudeln Gnocchi, schwabbelt Kraut.
Mauseaugen, Hamsterwangen-
ein kleiner Mund, der dauernd kaut.


Genial! Great! :rofl: B-)

Hatte nicht jemand noch ein Minzblättchen für den Knaben?
O You who turn the wheel and look to windward,
Consider Phlebas, who was once handsome and tall as You

Flocke
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Re: Nie abgeschickte Postkarte aus Procida

Beitragvon Flocke » 03.08.2004, 10:43

Sei mir gegrüßt, Stille.

Ketzerische Frage: Hattest du einen schönen Urlaub? Ab einem gewissen Alter sind Familienurlaube aufgrund nicht mehr zu überbrückender Unterschiede in den Interessenslagen nur noch ein Graus für alle Beteiligten...(welch ein Satz! ;-) )

[Eltern füttern Kind
in einem kleinen italienischen Restaurant

Ein Bub, der sitzt am Nachbartisch
und isst, obwohl er gar nicht mag.
Sie füttern ihn mit Tintenfisch,
Sardellen und Bruschetta mit Belag.

Da knurpsen- krrk!- die Hummerzangen
da nudeln Gnocchi, schwabbelt Kraut.
Mauseaugen, Hamsterwangen-
ein kleiner Mund, der dauernd kaut.

Dann, vom Risotto fast erpampft
-ein neuer Löffel steht schon an,
halb erstickt, erschöpft, verkrampft-
schreit er, so laut er irgend kann.


Beim ersten Vers bin ich mir nicht sicher, ob da nicht der Rhythmus etwas holpert, aber vielleicht ist es auch nur meine Lesart.

Die anderen beiden Sachen sind ein Vorschlag...

Ansonsten, köstlich, köstlich. Ich seh's auch im Geiste vor mir, solche Kinder gehören vor ihren Eltern gerettet... :-D

Liebe Grüße
Flocke
...Der den Wind kennt / besser als alle Bücher / den Baum / frag nach Wahrheit...

Silentium
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Re: Nie abgeschickte Postkarte aus Procida

Beitragvon Silentium » 03.08.2004, 10:55

@Flocke:
HummerzangeN, ähem, ja, klar, hust.

Was den Rhytmus angeht, in der ersten Strophe ist er bewusst ein bissl anders, damit es ein bissl nach Sermon klingt. Stört's? Müssma noch nachdenken...

Die letzte Zeile lass ich so, glaub ich, da hab ich einfach eine Hebung weniger, damits nach Ausklang klingt.

Was die ketzerische Frage angeht: eieiei, da sitzt man nur eine Fährenfahrt entfernt von Neapel, kommt aber insgesamt dreimal nur hin, weil der rest der family lieber faulenzen will, das neapler Nationalmuseum hat zwar tolle exponate, ist aber lieblos hergerichtet und grad die Numismatikabteilung, auf die ich und mein Vater sich gefreut haben, war jedes mal zu, wenn wir hingekommen sind.
Hm.

@razor: Minzplättchen nicht... allerdings, als die Kellnerin noch mit einer Schüssel Panna cotta oder sowas am Schluss angerückt ist, war ich schon nahe dran, einzugreifen. So ein niedlicher Zwerg mit großen Augen vielleicht vier Jahren. Streckenweise hat der Vater der Mutter geholfen, dann haben Sie ihn mit zwei Löffeln bedrängt. Arg war das, sag ich euch, kaum Luftholen durfte der.
Ich eine Liste der dinge erstellt, mit denen der Gnom reagieren kann. (Schreien, tot umfallen, Mama ein Weinglas ins Gesicht schütten, weiterfuttern)
Er hatt dann endlich zu plärren angefangen, das man ihn kaum beruhigen konnte. Wahrscheinlich hat seine Mutter dann gedacht, er hat Hunger.
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