König-Artus-Schinken im Fernsehen

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Silentium
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König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon Silentium » 16.08.2004, 14:09

Tjost

Ein Federbusch weht rot im Wind,
das Mähnentier hat weiße Augen
und auch sein Reiter wurde blind.

Den klugen Falken töten Tauben-
wie flink er war, und hell und dumm!
Ein Pfaff beschwört den wahren Glauben.

Geschlagner Held, verbeug dich stumm!
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Surjaninov
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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon Surjaninov » 16.08.2004, 20:27

Hallo Silentium

Tjost
"beim ritterlichen Turnier mit scharfen Waffen geführter Zweikampf zu Pferde"

Wirkt auf mich grob zusammengewürfelt. Sehr unbedarft und ohne größeren Sinn. Warum "blind"? Damit es sich auf "Wind" reimt? Was hat DAS mit den Augen des Pferdes zu tun?

Und warum ist der Falke dann "dumm"? Und dann auch noch ein Pfaffe. Warer Glauben, gut, aber ist hier von einem falschen gesprochen worden?

"Geschlagner Held, verbeug dich stumm!" - Das passt dann schon eher zur Überschrift. Aber passt es auch zum Rest?

Naja, du siehst ich hab viele Fragen...

lg
Surja

Silentium
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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon Silentium » 23.08.2004, 02:01

Wirkt auf mich grob zusammengewürfelt.

:-o Isses auch. Das war die entschuldigung, die ich beim Treffen vorgebracht hab und drum hätt ich das ding auch nicht reingestellt, wenn ich nicht für's Treffen was gebraucht hätte und sowieso und überhaupt.
Also, die historie von diesem Ding:
Ich hab mich mit dem Vorsatz vor den Fernseher gesetzt, über das erste Ding, das kommt, was zu schreiben. Und das war eben zufälligerweise ein König-Artus-Schinken.
Tjost-das ist das Lanzenstechen (die eigentlich nicht scharf sein dürften. Woher hast du die erklärung? Hab ich da was nicht mitgekriegt??

Also (und es beweißt wieder mal das komplettversagen, wenn ich das erklären muss. Hoffentlich muss ich nie Kochrezepte oder so für wen aufschreiben. Jössas!) das ist dann so, erklärungsmäßig:
beim Tjosten bestand die Gefahr einer Augenverletzung, weil oft Splitter durch's Visier trangen. Grad bei so einer Lanzenszene hab ich eingeschaltet.
Das heißt, der Reiter wird gewaltsam blind und das Pferd auch. (Bei Augenverletzungen oder krankheiten wird das Auge weiß- und bei Leichen in Zombiefilmen). Das heißt soviel wie dass mir die Viecher leid getan haben, die quasi schon auf gefahrenblind erzogen wurden, damit sie solchen Blödsinn überhaupt mitgemacht haben. Reine Gschaftelei meinerseits halt. :-((
Die zweite Strophe bezieht sich dann direkt auf den Artus-Mythos.
Einer der Tafelritter (Gawain aka Gwalchmei), von dem's auch eine nette geschichte mit einem grünen Ritter gibt, gegen den er bei irgendeinem Wettstreit draufzahlt, symbolisiert in etlichen Deutungen den Sonnengott, was vom Symbolismus her zum Falken passt. In irgendeinem (mittelmäßigen) Artusroman wird er gleich als "Lichtfalke" (daher das "hell") bezeichnet. Der Falke ist also dieser Tafelritter und der passt mir wieder zum wettstreit, weil er im ritterlichen Zweikampf von Lancelot erschlagen wurde. Das "dumm" hat die gleiche bedeutung wie das blind beim Pferd. Und zwar im direkten Zusammenhang mit der Liebschaft Lancis mit der Frau von ihrem gemeinsamen Chef und König. Daher die Tauben. (Obwohl, weniger ritterlich ausgedrückt, wahrscheinlich Kaninchen angebrachter gewesen wären...)
Diese vorletzte Zeile ist dann mein Resümee über den Film- dass der ganze Artusmythos ziemlich grausig verchristianisiert (und in diesem Zusammenhang auch grauselig verkitscht und entkernt) wurde. Daher der Pfarrer halt. Die letzte Zeile ist völlig unbelastet von dem ganzen und gehört einfach nur zum Tjost.

Im Endeffekt war's, wie du gesagt hast, wirr zusammengewürfelt und eher ein eingebildetes Spielchen für mich selbst als dass es ins Forum gehört. Sorry!

edit: außerdem bin ich mir net sicher, ob da nicht sowieso der Wurm drin ist. Ich weiß nämlich nicht genau, wann das lanzenstechen in England üblich wurde. Schon zu Artus' Zeiten oder später?
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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon Surjaninov » 23.08.2004, 21:26

Also diese Definition in kursiv hatte ich aus meier PC-Biblothek.

Hier auch mit stumpfen Waffen:
Tjost

Das Turnier war zwischen dem 12-16 Jahrhundert üblich:
Turnier

Ich sehe du kennst dich aus. Aber es ist schon etwas verworren. Und fast unmöglich auf die Geschichte zu kommen die dahinter steckt. (Behaupte ich mal)

Hier etwas über Artus:
Artus

Wie hieß der Film???

lg
Surja

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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon razorback » 23.08.2004, 23:09

Ich gebe mal 'nen Tipp ab: "Ivanhoe"? Oder war das 'n Löwenherz-Schinken? Hmmm... :-D


Surja: Die Belehrung andere Leser ist verwerflich! Wer nicht weiß, was ein Tjost ist, soll gefälligst selbst nachsehen.

Silentium: Die Erklärung eigener Gedichte ist noch viel verwerflicher und generell von Übel. Unterlasse Sie das! ;-)
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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon Silentium » 23.08.2004, 23:53

Ich weiß nimmer, wie der blöde Film hieß. Ivanhoe könnte sein. Die Frisuren passen in die Zeit.

Und fast unmöglich auf die Geschichte zu kommen die dahinter steckt.

Näh- es ist vollständig unmöglich, auf diesen Blödsinn zu kommen.
Ich hätt das Trumm auch nicht reingestellt, wenn ich's nicht aus einer Laune heraus beim Treffen...naja.
Doppelsorry.

Außerdem geht aus deinem Material natürlich klar hervor, dass Arti gar keinen Tjost kennen konnte. Nur... wie konnte der Hundesohn dann dereinst bei einem Turnier dabeisein?

Artus gilt als Sohn des Königs Uther Pendragon und Igraines, der Gattin des Herzogs Gorlois von Cornwall; der Zauberer Merlin wurde sein Ziehvater. Uther Pendragon starb und man war über die Nachfolge im Zweifel. Merlin riet, man solle denjenigen als rechtmäßigen König erkennen, der ein Schwert aus einem Stein ziehen könne; dieses Schwert war urplötzlich in London zu sehen. Niemandem gelang das Stück. Artus diente zu jener Zeit einem Ritter als dessen Knappe. Der Ritter wollte in London an einem Turnier teilnehmen, doch fehlte ihm dazu ein Schwert. Artus sah das vermeintliche Schwert, von dessen Bewandnis er nichts wußte, und zog es mit Leichtigkeit aus dem Stein, was ihn zum neuen König bestimmte. Zwar war er nicht sofort allseits anerkannt, doch wieder war es Merlin, der ihm beistand.

von http://www.sungaya.de/schwarz/index.htm

Außerdem... wenn wir schon beim Klugscheißern sind, kann ich dass auch noch ergänzen- bei der wikipediainfo steht, es ging ums vom Pferd stoßen oder Treffer zu landen.
Um genau zu sein, mussten bei diesen Treffern mindestens 30 Zentimeter von der Lanzenspitze abbrechen. Das Pferd vom Gegner kriegte man aber nur, wenn man ihn runtergeschubst hatte. Das weiß man, weil in irgendeinem britischen Museum noch ein (sehr schön illustriertes) Buch mit den Turnierregeln aus dieser Zeit herumliegt.

Soweit, Silentium (die ihr Vertrauen in historische Quellen langsam verliert)
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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon charis » 24.08.2004, 11:25

Ich weiß nimmer, wie der blöde Film hieß. Ivanhoe könnte sein. Die Frisuren passen in die Zeit.


Ivanhoe mit Robert und Elizabeth Taylor??!! geil.

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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon charis » 24.08.2004, 11:27

ah ja, und da sgedicht gefällt mir gut, denn das hat was sehr plastisches, man riecht förmlich den staub am turnierplatz. nur mähnentier finde ich zu gewollt.

greetz

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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon Surjaninov » 24.08.2004, 20:51

Surja: Die Belehrung andere Leser ist verwerflich! Wer nicht weiß, was ein Tjost ist, soll gefälligst selbst nachsehen.


- Ich wollte hier niemanden belehren. Ich hab halt nachgesehen. Und dann hab ich`s dahin gestellt. Aber wenn`s verwerflich ist...

:-o

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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon razorback » 25.08.2004, 11:52

Den

;-)


hast Du gesehen, oder Surja?

Und Stille, nochmal:

Die Erklärung eigener Gedichte ist noch viel verwerflicher und generell von Übel. Unterlasse Sie das!
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Re: König-Artus-Schinken im Fernsehen

Beitragvon Surjaninov » 25.08.2004, 12:33

Achso! Ich dachte der gilt nicht für mich. Weil der da so weit weg stand. Na dann ist ja alles klar! ;-) :-D


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