Im Werk

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Surjaninov
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Im Werk

Beitragvon Surjaninov » 03.09.2004, 21:24

Im Werk


Der Hammer schickt einen harten Strahl,
Motoren säuseln und schlucken nebenan,
ein Arbeiter steht mit fester Hand im Stahl,
und Bleche rauschen mit hohem Klang heran.

Rohre heizen die dreischiffigen Hallen,
durch die großen Fenster fällt nur wenig Licht
in einer Ecke gammeln Leinenballen,
bleiben unentdeckt, gebraucht wurden sie nicht.

Es ist laut; die Springer rennen flink umher,
Fließbänder rattern und zucken schnell im Kreis,
ihre Rollen schreien, wollen vom Öle mehr.
mit spitzen Kannen gehorcht ihnen ein Greis.

Der Vorarbeiter wach, rußig im Gesicht,
leicht am Kreuze hängen die Pausenkannen,
Glockengeläut kündigt vom Ende der Schicht.
Draußen stehen, im Dunkeln einige Tannen.



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Surjaninov
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Re: Im Werk

Beitragvon Surjaninov » 03.09.2004, 21:25

Das mir jetzt keiner kommt und sagt: Wie der steht im Stahl? Ist das nicht ein bisschen heiß... ;-)

Spiderman
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Re: Im Werk

Beitragvon Spiderman » 04.09.2004, 12:17

Wie der steht im Stahl? Ist das nicht ein bisschen heiß? Wie schickt der Hammer einen Strahl? Hat jemand schon so einen Hammer gesehen? Motoren säuseln? Das müssen sehr niedliche Motoren sein. Und was schlucken sie denn nun? Überhaupt, was für Leinenballen? Und unentdeckt bleiben sie nicht, sonst hätte das LI nicht darüber schreiben können. Fließband und Kreis paßt nicht ganz zusammen. Fließbänder sind vielleicht in Schleifen und Kurven angeordnet. Aber im Kreis?

Du siehst, Surja, welche Probleme ich mit dem Gedicht habe. An einigen Stellen erscheint es mir unpräzise und nicht zuende gedacht. Du kannst natürlich einwenden: "Hey, das ist Lyrik, das ist meine Freiheit." Darauf antworte ich: "Bitte, gerne, und trotzdem müssen bildhafte Beschreibungen treffend für mich sein." Weitere Probleme sehe ich mit den Reimen: Stahl-Strahl und Greis-Kreis sind natürlich keine echten Reime. Als stilistische Mittel, den reimenden Wohlklang an diesen Stellen zu durchbrechen, lasse ich sie nicht durchgehen. :-p

Damit kein Mißverständnis aufkommt: ich finde das Gedicht gar nicht schlecht. Die Atmosphäre der Werkshalle kommt - zumindest in Ansätzen - ganz gut rüber. Mir kommt es so vor, als hättest Du einfach noch nicht lange genug an dem Gedicht gefeilt.

Das wird noch richtig gut! :-)

Spiderman
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

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Re: Im Werk

Beitragvon razorback » 04.09.2004, 13:49

Völkerfreundschaft, Surjaninov!

Doch, muss ich sagen - gefällt mir. Es ist die Atmosphäre, stimmt. Hat was von den besseren Bildern sozialistischen Kunstschaffens, ohne Ironie. Diese Plakate, auf denen steinern schauende Gestalten mit eckigen Muskeln entweder Hämmer schwangen oder quadratische Fäuste ins Bild streckten. Hat was. :-D

Das bourgoise Jammergestalten wie Spider nicht wissen, dass Hämmer Funkenstrahlen schicken ist schon klar. Und die Motoren säuseln natürlich verglichen mit dem Lärm der Hämmer. Eine Frage hätte ich allerdings:

ein Arbeiter steht mit fester Hand im Stahl,


Wie? Ist das nicht ein bisschen heiß?

Bau auf!

Razorback
O You who turn the wheel and look to windward,
Consider Phlebas, who was once handsome and tall as You


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