Die Reduzierung der Menschheit zu ihrem Wohl
„Wir sind hier zusammengekommen, nicht um persönliche Dinge zu erörtern, sondern um der Menschheit einen Dienst zu erweisen. Unsere Zweck ist ein theoretischer, aber sehr praktischer, jedenfalls unabhängig von irgendeiner besonderen Person. Deshalb die Masken!“
Innerlich stand Otto sofort stramm, da er wußte, das, was hier geschah, diente einer großen Sache, zum Wohle der Menschheit überhaupt. Gab es darüber hinaus noch höhere Ziele?
Noch heute kennt er nur denjenigen, der ihn in diesen Kreis gebracht hat, sonst niemanden. Und das war richtig so. Geheimnisvolles, Bedeutendes, Unerhörtes, Gefährliches, Verdächtiges wurde hier verkündet.
Das leuchtete Otto, dem Polizisten, sofort ein, was der Gastgeber zur Begrüßung geäußert hatte. Der Gastgeber übergab dann einem Referenten das Wort, der in seiner Rede genau das darlegte, was jedem Menschen derzeit in diesem begrenzten, endlichen Erdenrund umtrieb.
„Wir haben die letzten Sommer noch gut in Erinnerung, in denen die Hitze derartig stark war, daß wir manchmal nicht wußten, wo wir Ruhe, Abkühlung und Geborgenheit finden können. Sind wir zu diesem Gehetztwerden auf immer verurteilt? Oder finden wir wieder zu unseren natürlichen Biorhythmus zurück? Nicht, wenn sich die Klimaerwärmung weiterhin so entwickelt wie bislang. Nunmehr ist der Zeitpunkt für eine Zeitenwende eingetreten. Jetzt müssen wir handeln oder wir werden von den Ereignissen, Veränderungen und Drangsalierungen hinweggerafft. Zumindest der große Teil der Menschheit. Und wer, wenn er sich als Mensch bezeichnen will, will sich das Handeln aus der Hand nehmen lassen?“
Applaus!
„Wir müssen also jetzt reagieren!
Woran liegt die Klimaerwärmung primär?
An der Überbevölkerung.“
Zustimmendes Raunen.
„Es gibt keine andere Lösung, als diese zu stoppen, ja sogar wieder rückgängig zu machen! Um es gleich und so kurz wie möglich zu sagen: wir kommen nicht umhin, die Menschheit zu dezimieren, damit wir überleben können. Damit der homo sapiens wieder das Handeln in die Hand nehmen kann. Wir müssen leider einen Teil der Menschen aus dieser Erde verschwinden lassen!“
Schweigen.
„Wie können wir das am besten tun?
Wir verbreiten einen Virus über die ganze Welt, übertreiben, heizen die Stimmung an, verbreiten Fake-News, die besagen, daß dieser so schlimm ist, daß nur ein Mittel dagegen hilft: ein Impfstoff. Und dieser Impfstoff wird einen Teil der Menschen auf Dauern unfruchtbar machen.
Damit werden auf der Erde immer weniger Menschen sein.“
Pause.
„Ich weiß, was Sie einwenden wollen.
Läuft uns nicht der Virus aus dem Ruder!
Dazu gibt es eine eindeutige Antwort: Nein.
Wir haben zugleich einen Impfstoff gegen den Virus entwickelt. Dieser ist passgenau auf die GEN-Struktur des Virus entwickelt worden und hält diesen, je nach unserem Gutdünken und unserer Einschätzung in seine Schranken. Wir können somit den Wirkungsgrad, die Auswirkung auf die Population der Menschen absolut sicher dirigieren. Größere Ausbreitung notwendig, kleinere Impfstoff-Ausfuhr oder Falsch-Dosierung, kleinere Ausbreitung wird mit größeren Impfstoff-Mengen-Ausfuhr beantwortet usw.
Die Gegner, die denken, sie könnten auch einen Impfstoff entwickeln, werden machtlos sein.
Denn wie lange dauert es, bis ein Impfstoff gegen Viren entwickelt wird? Genau, bis zu 10 Jahren. Wir aber haben diese Zeit bereits genutzt und den Impfstoff in langer Vorbereitungszeit entwickelt. Sie werden sich weiter fragen: jedermann weiß doch, daß ein solcher Impfstoff eine lange Entwicklungs- und Erprobungszeit benötigt. Die Frage ist: wird dies die Weltöffentlichkeit schlucken, wenn wir also mit einem Gegenmittel schnell und vor aller vernünftiger Zeit auf den Plan treten?
Ich antworte ihnen entschieden und sicher: sie werden.
Warum?
Die Menschheit wird diese Lüge schlucken, wenn sie nur möglichst schnell ein Mittel in die Hand bekommt, der die ganze blockierte Gesellschaft, Industrie, den Handel und Wandel wieder befreit und zum Laufen bringt. Sie wird nach einem Mittel gegen die Stagnation, den Lockdown, der Untätigkeit lechzen und, wenn in ihrer Hand, glauben Sie mir, nicht mehr nach Warum, Weshalb und Wieso fragen, das kann ich Ihnen garantieren!“
Lachen und Beifallklatschen im Podium.
„Warum müssen wir zu solch drastischen Taten schreiten? Es muß sein! Die Menschen können sich leider nicht beherrschen. Und wir sind auserwählt, künftighin die Menschheit zu führen, zu deren Wohle, nicht zu ihrer Unterdrückung, ihrem Niedergang, sondern...“
Erneut frenetisches Klatschen, stehende Ovationen.
Danach ging es in die Diskussionsrunde.
Alle waren sich erstaunlich einig. Es bestand unverzüglicher Handlungsbedarf! Schnellstens.
Und mittlerweile war man ja auf dem Stand der Dinge, wie diese Rede verkündet hatte, daß man handeln, dirigieren und führen kann wie erwünscht und nach Belieben.
Ja, man ging mittlerweile dazu über, Viren des Typs Sars zu züchten, ließ diese Virentypen gezielt auf die Menschen los, verschiedenste, mal wenig krankmachende (wie Omikron), mal weniger infizierende, aber um so krankmachendere (wie Delta), die man je nach Belieben und Erfordernissen zur Gängelung, Regierung und Dirigierung der Menschenmassen einsetzte.
Es war das perfekte Werkzeug. Waren die Krankenhauskapazitäten am Limit, warf man ein anderes Virus zum Beispiel Omikron statt Virus Delta ins Geschehen. Man wollte schließlich ja keine größeren, erschütternden Verwerfungen. Alles mußte im übersehbaren, beherrschbaren Rahmen geschehen, um die Menschheit in Schach zu halten, indem man deren Anzahl auf das überlebensnotwendige Level reduzierte.
Der ultimative Weltkrimi - Verbrechen zum Wohle der Menschheit
Der Auftrag mit der Depotnummer
Cloggen
Im Schlafzimmer stand die Basis seines Telefons. Nachts stand das Telefon zum Aufladen darauf. Immer wieder, unbemerkt vom arglos Schlafenden, ging das fluroszierende Licht an und aus. Die Kontrolleure checkten die Lebensgewohnheiten des Adressaten: wann geht er schlafen, schläft er ruhelos durch, geht er nachts aufs Klo, wann beliebt er aufzustehen undsoweiter. Otto schien ein Normalbürger, ein geordneter, strukturierter, geregelter Mensch zu sein. Gut für die Zwecke der geheimnisvollen Beobachter durchs Telefon. Otto war ein Auserwählter.
Depotnummer
Eines Tages drückte ihm sein Kontaktmann einen Zettel in die Hand: „Les dies gut durch! Darin steckt ein Auftrag. Selbst ich kann Dir nicht sagen, welcher das ist. Das unterliegt höchster Geheimhaltungs-Stufe. So arbeiten wir. Möglichst wenige wissen, was läuft und meist nur eine Person kennt seinen Instrukteur und seinen Zu-Instruierenden. Also, Massel to!“
Die Sache erschien ihm logisch, daß er nur eine Kontaktperson besaß. Wenn es zu Erpressung, Folter und erzwungenen Aussagen kam, konnten diejenigen welche nur sehr wenige Informationen verraten. Damit war das Netz stramm gespannt und sicher wie ein Drahtseil.
Sowie er es im Geheimen und allein öffnete, stand „Geheim!“
Otto war gerührt. Warum nur hatte man ihm diesen Auftrag erteilt? Egal, momentan.
Er würde ihn mit dem gebührendem Vertrauensvorschuß schon gerecht werden.
Recht verstohlen, als könnten sie beobachtet werden, überreichte der Überbringer noch einen Schlüssel einen zu einem Tresor.
Otto atmete jetzt tief auf. Jetzt war er in der wichtigsten Mission seines Lebens angekommen.
Beim Überfliegen des Zettels konnte er vorerst nur so viel erkennen, daß es sich um eine Anleitung handelte. Ziel dieser war, daß er etwas beschaffen mußte, wozu er einer Spur folgen mußte. Also, es war eine sehr detaillierte Beschreibung dessen, was er in den nächsten Wochen tun mußte.
Dann las er noch: „Geh sehr, sehr vorsichtig vor!“
Wieder atmete Otto auf und er stieß zu einem unsichtbaren Gesprächspartner gerichtet auf: „Wird gemacht! Darauf können Sie sich verlassen wie das Amen in der Kirche.“ Darüber verzog der andere jedoch die Brauen. Warum? Egal, momentan.
Er war berührt.
Gerade ihm war dieser Auftrag übertragen worden. Warum? Er hatte bislang keinerlei Erfahrung in diesem Metier, in diesem Bereich. Ihm fehlte der Begriff dafür, wie er ihn auf den Punkt bringen sollte: Spionieren, Beschaffen, ach.
Egal, momentan, wie immer man seine neue Tätigkeit nennen sollte: er war es wert, war er überzeugt. Er würde die in ihn gesetzte Vertrauensvorschuß nicht enttäuschen. Nein!
Nun war er so etwas so etwas wie ein Spion.
Er drehte den kleinen, gedrungenen Schlüssel in seiner Hand - nein, einen Depotschlüssel.
Aber für welches Depot, bei welcher Bank, in welchem Land?
Zunächst las er auf dem Zettel eine rätselhafte Geschichte. Etwas mit einem König in einem Königreich mit diesen und jenen Problemen und Aufgaben. Insofern unterschied sich diese Geschichte nicht im geringsten von anderen.
Aber das Merkwürdige war der Name des Königs: NDtBankWBBPN101.
Was war das denn für ein Name, aus welcher Sprache? Er konnte keine zuordnen.
Zudem dann die Ziffer dahinter. War das ein sogenannter String? Handelte es sich um eine E-Mail-Adresse? Nein, denn da fehlte das Länderkennzeichen. Natürlich stach ins Auge „Deutsche Bank“. Hm,
Er wohnte in der Nähe einer Großstadt, die mit N begann. Also lag es nahe, die Deutsche Bank in dieser Stadt aufzusuchen, das Depot 101 sich zeigen zu lassen und versuchen, ob der Schlüssel dieses Schließfach öffnen konnte. Dann würde er schon weitersehen.
Und in der Tat, er fand ein Depot, in das dieser Schlüssel passte. Allerdings fand er in dem Depot selbst wieder nur einen Schlüssel mit einem Zettel. Darauf stand der Name einer Bank. Vielleicht war es der Schlüssel für ein Bankdepot in W wie Wien? Als er nach solch einer Bank recherchierte, wurde er fündig und entschloß sich, sein Glück zu versuchen. Er bereitete sich auf eine längere Fahrt vor. Dazu ließ er sich zwei Wochen freigeben. Er mußte sein Glück versuchen und dorthin fahren, koste, was es wohl.
Otto entwickelte einen ungeahnten Ehrgeiz. Erstaunlich, was in einem so stecken konnte?
Mit der Bahn zu fahren, war am Vernünftigsten. Sich möglichst immer in öffentlichen Räumen und Fahrzeugen aufhalten, um nicht allein in die Zange genommen zu werden.
Gegenüber dem Flugzeug für die Bahn sprach, daß man mehr Möglichkeiten hatte, sich unsichtbar, schwer verfolgbar und nicht beobachtbar zu machen.
Erstaunlich, in Wien wurde er auch fündig mit einem Schlüssel, einer Nummer und einem Zettel mit einer Ziffer. Nun war die nächste Entscheidung zu treffen: wofür stand B? Budapest? Aha, da mußte doch der Name einer Bank stehen, er hielt den Zettel gegen das Licht und siehe da, er erkannte einen Namen. Das verwies in der Tat, wie er vermutet hatte, auf einen ungarischen Namen, wenn ihn sein Sprachgefühl nicht trog. Sowie er es entziffern konnte, stand doch darauf Budapester Bank. Also auf, nach Ungarn, in die Hauptstadt.
In Budapest mußte er ein Taxi nehmen, um vom Flughafen, dem „Ferenz Liszt-Flughafen“ der weit draußen lag, in die Innenstadt zu seinem Hotel zu kommen. Mit dem Shuttle zu fahren, hatte er keinen Nerv. Er war aber gut vorbereitet. Von einem Kollegen hatte er sich sagen lassen, er solle nur solche Taxis nehmen, die ein gelbes Plakat mit schwarzen Zahlen auf der Schlagseite hatten, denn deren Zahlen würden den Preis anzeigen, nämlich zum Beispiel, was eine Fahrt pro Minute kostete.
Aber er mußte sich geirrt haben. Irgendetwas stimmte nicht bei diesen Zahlen und bei der Berechnung des Fahrpreises. Umöglich. Viel zu hoch.
Als er an seinem Hotel angekommen war, mußte er nämlich einen Preis zahlen, der dem eines in Deutschland durchaus ebenbürtig war.
Otto versuchte darüber einen Streit loszubrechen, doch der Fahrer tat so, als verstünde er kein Deutsch. Verwunderlich, als er sich auf der Fahrt doch einigermaßen gut unterhalten hatte. Nunmehr ab tat der Fahrer, als verstünde er kein Wort.
Als Otto es mit Englisch versuchte, welches er auch nur redebrechen beherrschte, winkte der Taxifahrer kalt ab. Aber na klar, Englisch konnten die hier nicht so gut wie Deutsch. Aber Deutsch wollten die nur reden, wenn es ihnen in den Kram passte, dieser Saubande von Ungarn hier. Und die Ungarn konnte fast alle Deutsch. Gerade eben noch hatte er doch alles verstanden, was aus seine deutsche Zunge ausgestoßen hatte.
Kein Wunder, daß die auch im EU-Parlament immer Schwierigkeiten machten. Auf der Straße in ihrem Land waren sie keinen Deut besser.
Er kam sich wirklich wie ein gefledderter Laichnam vor. Vielleicht ein bißchen übertrieben, aber Gerechtigkeit ist Gerechtigkeit. Und die gilt in der ganzen Welt. Mit den gleichen Prinzipien.
Immerhin, in der Hauptstadt-Bank stellte sich heraus, dass das gleiche Spiel galt. Schlüssel, Nummer und einen Zettel fand er in dem besagten Depot. Da er erneut fündig geworden war und die nächste Name der Bank mit einer Stadt in Rumänien übereinstimmte, überkam ihn ein freudiges Gefühl, weil die Dinge, die sich offenbarten, zeigten, daß eine Logik in dem String steckte.
Und sein Tun war demnach zielgerichtet, zielführend, nur wohin – na, das würde sich schon noch herausstellen.
Schwebend trat er aus der Bank und eine frostige Kälte überkam ihm auf einmal, als ob tatsächlich in wenigen Minuten die Temperatur gute 10 Grad gefallen wäre. Er hatte das untrügliche Gefühl, er würde beobachtet werden.
Hastig lief er weiter, zu seiner Unterkunft, die nicht weit weg von der Bank lag und schon hatte er das untrügliche Gefühl, er würde verfolgt. Diese Eindrücke, Beobachtetwerden und Verfolgtwerden hatte er doch nicht in Wien gehabt.
Oder lag es nur an dieser fremdartigen Stadt, mit seiner eigenartig-mongolischen Architektur, diesem fremden Ziegen-Gemäcker-Akzent, die da aus den Mündern der Madyaren drang, daß er sich oft einbildete, daß er vielleicht gerade in einer Schäfchenherde geraten war. Hier meckerten Ziegen, aber keine Menschen.
Mirakulös, aber er wußte nicht, ob er unter Beobachtung statt, keine Anzeichen, Hinweise, eigenartig sich verhaltenden Leute nahm er wahr, dennoch glaubte er es, so körperlich verspürte er es, daß er verfolgt wurde.
Der Dreitage-Bart-Mann mit dunkler Hautfarbe, wie alle Männer hier mit dunklen Haaren, eingefasst in einen schäbigen, dünnen, fadenscheinigen blauen Anzug, ein undurchschaubarer Mensch war nicht denkbar. Aber er stellte sich dem Verfolger, wandte sich ihm plötzlich zu, schaute ihm in die Augen, braun und undurchdringlich, ließ von ihm ab. So ging das nicht weiter – hier schien jeder ein dunkles Geheimnis zu verbergen, jeder ein Spitzel, gleich welcher zwiespältigen Spezies zu sein. Man kam sich vor wie im Ausland, nicht in Deutschland – ach verflixt, er war ja im Ausland.
An einer Straßenecke schwankte ein solch grau gekleidete Männergestalt beim Wasserlassen. Unter seinen Füßen bildete sich ein gelbes Rinnsal.
Dieser Anblick. Diese Hemmungslosigkeit! Diese Gleichgültigkeit der vielen an ihm Vorbeiflanierenden.
Und dort, ein maskierter Mann umrank seinen Arm über die Schulter eines anderen, drückte dabei dessen Hals zu. So liefen die beiden durch die Straßen. Keiner beachtete sie aber. Ist das normal, daß einer den anderen vor den Augen aller drangsalieren darf? Der Drangsalierte konnte einem wirklich leid tun.
Aber die Maske – wen stellte sie da? Ja, es war ein amerikanischer Präsident. Aha, es war also eine politische Demonstration! Die einen sind die Sklavenhalter, die anderen die Sklaven. Aber es waren nur einzelne, diese zwei nur, wo waren die anderen vielen, die eine Demonstration erst zu einer politischen Kundgebung machten? Nirgendwo. Also war es doch kein politisches Happening, was aber dann?
Er schaute näher hin und sah, daß der Sklave keine Maske trug. Seine Augen flitzen hierhin und dorthin. Es riss den Mund auf, als wolle er gleich losschreien oder andere um Hilfe rufen.
Otto trat auf die beiden zu mit dem Sendungsbewußtsein: daß er dies stoppen müsse. Er sei zwar nur Verkehrspolizist, aber das war ein öffentliches Muß, dazwischen zu treten, könnte er quasi wegen unterlassener Hilfeleistung, unterlassener Amts-Hilfeleistung, höhere Machtbefugnis-wegen-öffentlichem-Ärgernis-Gebot und was es da so weiter für Gründe geben mochte, belangt werden. Hier schrie es geradezu, sich einzumischen.
Aber war er nicht in einem fremden Land? Zwar Beamter, aber auf einem anderen Staatsterritorium. Außerdem war er hier undercover unterwegs, was bei Erregung öffentlichen Ärgernisses seines Einschreitens seine Entlarvung nach sie zöge. Nein, das wäre zu unprofessionell. Er mußt sich zusammenreissen, sich nur auf seinen Auftrag konzentrieren und wenn die Welt um ihn wie ein Kartenhaus zusammenklappte. Er fuhr jetzt auf einer anderen Schiene. Das mußte er sich stets vor Augen halten.
Aber es war schwer, sehr schwer sich zu beherrschen.
Denn all dies, fühlte er, war gegen ihn gerichtet. Es schwebte in der Luft eine schneidende Feindseligkeit. Und nur gegen ihn. Er hier, der Fremde war unter diesen vielen Fremden, die sich so fremd, merkwürdig und abstrus verhielten.
Aber mit was beschäftigte er sich schon?
Zeit, höchste Zeit, Vorkehrungen zu treffen, gegen vermeintliche Fallen sich positionieren, Einbahnstraßen meiden, stets mußte ein Weg zurück offen sein, er mußte halt all das tun, was ein Profi tat, um seine Verfolger abzuschütteln.
Hm, klar er war nicht nicht geschult darin, wie man Verfolger abschüttelte, wie auch, als kleiner Verkehrspolizist etwa, nein, aber an Phantasie und Willen mangelte es ihn darum um so weniger.
„Euch werde ich es zeigen!“
Zum Beispiel so. Er stand vor einer Ampel mit Zebrastreifen. Er wußte genau, hinter ihm stand einer, der ihn verfolgte. Schon seit einiger Zeit hatte er ihn beobachtet, gesehen, wie er selbst stehenblieb, um ihn an sich vorbeigehen zu lassen, daß dieser plötzlich stehenblieb und in eine Schaufensterauslage starrte. Ungewöhnlich lange. Verdächtig lange. Zu lange. Als es grün wurde, überquerte Otto nun schnell die Straße, kurz vor dem Bordstein jedoch machte er eine Kehrtwende. Komisch, der Verfolger ging weiter. Erstaunt schaute Otto zu, wie dieser in der Masse verschwand.
Im Schlafzimmer stand die Basis seines Telefons. Nachts stand das Telefon zum Aufladen darauf. Immer wieder, unbemerkt vom arglos Schlafenden, ging das fluroszierende Licht an und aus. Die Kontrolleure checkten die Lebensgewohnheiten des Adressaten: wann geht er schlafen, schläft er ruhelos durch, geht er nachts aufs Klo, wann beliebt er aufzustehen undsoweiter. Otto schien ein Normalbürger, ein geordneter, strukturierter, geregelter Mensch zu sein. Gut für die Zwecke der geheimnisvollen Beobachter durchs Telefon. Otto war ein Auserwählter.
Depotnummer
Eines Tages drückte ihm sein Kontaktmann einen Zettel in die Hand: „Les dies gut durch! Darin steckt ein Auftrag. Selbst ich kann Dir nicht sagen, welcher das ist. Das unterliegt höchster Geheimhaltungs-Stufe. So arbeiten wir. Möglichst wenige wissen, was läuft und meist nur eine Person kennt seinen Instrukteur und seinen Zu-Instruierenden. Also, Massel to!“
Die Sache erschien ihm logisch, daß er nur eine Kontaktperson besaß. Wenn es zu Erpressung, Folter und erzwungenen Aussagen kam, konnten diejenigen welche nur sehr wenige Informationen verraten. Damit war das Netz stramm gespannt und sicher wie ein Drahtseil.
Sowie er es im Geheimen und allein öffnete, stand „Geheim!“
Otto war gerührt. Warum nur hatte man ihm diesen Auftrag erteilt? Egal, momentan.
Er würde ihn mit dem gebührendem Vertrauensvorschuß schon gerecht werden.
Recht verstohlen, als könnten sie beobachtet werden, überreichte der Überbringer noch einen Schlüssel einen zu einem Tresor.
Otto atmete jetzt tief auf. Jetzt war er in der wichtigsten Mission seines Lebens angekommen.
Beim Überfliegen des Zettels konnte er vorerst nur so viel erkennen, daß es sich um eine Anleitung handelte. Ziel dieser war, daß er etwas beschaffen mußte, wozu er einer Spur folgen mußte. Also, es war eine sehr detaillierte Beschreibung dessen, was er in den nächsten Wochen tun mußte.
Dann las er noch: „Geh sehr, sehr vorsichtig vor!“
Wieder atmete Otto auf und er stieß zu einem unsichtbaren Gesprächspartner gerichtet auf: „Wird gemacht! Darauf können Sie sich verlassen wie das Amen in der Kirche.“ Darüber verzog der andere jedoch die Brauen. Warum? Egal, momentan.
Er war berührt.
Gerade ihm war dieser Auftrag übertragen worden. Warum? Er hatte bislang keinerlei Erfahrung in diesem Metier, in diesem Bereich. Ihm fehlte der Begriff dafür, wie er ihn auf den Punkt bringen sollte: Spionieren, Beschaffen, ach.
Egal, momentan, wie immer man seine neue Tätigkeit nennen sollte: er war es wert, war er überzeugt. Er würde die in ihn gesetzte Vertrauensvorschuß nicht enttäuschen. Nein!
Nun war er so etwas so etwas wie ein Spion.
Er drehte den kleinen, gedrungenen Schlüssel in seiner Hand - nein, einen Depotschlüssel.
Aber für welches Depot, bei welcher Bank, in welchem Land?
Zunächst las er auf dem Zettel eine rätselhafte Geschichte. Etwas mit einem König in einem Königreich mit diesen und jenen Problemen und Aufgaben. Insofern unterschied sich diese Geschichte nicht im geringsten von anderen.
Aber das Merkwürdige war der Name des Königs: NDtBankWBBPN101.
Was war das denn für ein Name, aus welcher Sprache? Er konnte keine zuordnen.
Zudem dann die Ziffer dahinter. War das ein sogenannter String? Handelte es sich um eine E-Mail-Adresse? Nein, denn da fehlte das Länderkennzeichen. Natürlich stach ins Auge „Deutsche Bank“. Hm,
Er wohnte in der Nähe einer Großstadt, die mit N begann. Also lag es nahe, die Deutsche Bank in dieser Stadt aufzusuchen, das Depot 101 sich zeigen zu lassen und versuchen, ob der Schlüssel dieses Schließfach öffnen konnte. Dann würde er schon weitersehen.
Und in der Tat, er fand ein Depot, in das dieser Schlüssel passte. Allerdings fand er in dem Depot selbst wieder nur einen Schlüssel mit einem Zettel. Darauf stand der Name einer Bank. Vielleicht war es der Schlüssel für ein Bankdepot in W wie Wien? Als er nach solch einer Bank recherchierte, wurde er fündig und entschloß sich, sein Glück zu versuchen. Er bereitete sich auf eine längere Fahrt vor. Dazu ließ er sich zwei Wochen freigeben. Er mußte sein Glück versuchen und dorthin fahren, koste, was es wohl.
Otto entwickelte einen ungeahnten Ehrgeiz. Erstaunlich, was in einem so stecken konnte?
Mit der Bahn zu fahren, war am Vernünftigsten. Sich möglichst immer in öffentlichen Räumen und Fahrzeugen aufhalten, um nicht allein in die Zange genommen zu werden.
Gegenüber dem Flugzeug für die Bahn sprach, daß man mehr Möglichkeiten hatte, sich unsichtbar, schwer verfolgbar und nicht beobachtbar zu machen.
Erstaunlich, in Wien wurde er auch fündig mit einem Schlüssel, einer Nummer und einem Zettel mit einer Ziffer. Nun war die nächste Entscheidung zu treffen: wofür stand B? Budapest? Aha, da mußte doch der Name einer Bank stehen, er hielt den Zettel gegen das Licht und siehe da, er erkannte einen Namen. Das verwies in der Tat, wie er vermutet hatte, auf einen ungarischen Namen, wenn ihn sein Sprachgefühl nicht trog. Sowie er es entziffern konnte, stand doch darauf Budapester Bank. Also auf, nach Ungarn, in die Hauptstadt.
In Budapest mußte er ein Taxi nehmen, um vom Flughafen, dem „Ferenz Liszt-Flughafen“ der weit draußen lag, in die Innenstadt zu seinem Hotel zu kommen. Mit dem Shuttle zu fahren, hatte er keinen Nerv. Er war aber gut vorbereitet. Von einem Kollegen hatte er sich sagen lassen, er solle nur solche Taxis nehmen, die ein gelbes Plakat mit schwarzen Zahlen auf der Schlagseite hatten, denn deren Zahlen würden den Preis anzeigen, nämlich zum Beispiel, was eine Fahrt pro Minute kostete.
Aber er mußte sich geirrt haben. Irgendetwas stimmte nicht bei diesen Zahlen und bei der Berechnung des Fahrpreises. Umöglich. Viel zu hoch.
Als er an seinem Hotel angekommen war, mußte er nämlich einen Preis zahlen, der dem eines in Deutschland durchaus ebenbürtig war.
Otto versuchte darüber einen Streit loszubrechen, doch der Fahrer tat so, als verstünde er kein Deutsch. Verwunderlich, als er sich auf der Fahrt doch einigermaßen gut unterhalten hatte. Nunmehr ab tat der Fahrer, als verstünde er kein Wort.
Als Otto es mit Englisch versuchte, welches er auch nur redebrechen beherrschte, winkte der Taxifahrer kalt ab. Aber na klar, Englisch konnten die hier nicht so gut wie Deutsch. Aber Deutsch wollten die nur reden, wenn es ihnen in den Kram passte, dieser Saubande von Ungarn hier. Und die Ungarn konnte fast alle Deutsch. Gerade eben noch hatte er doch alles verstanden, was aus seine deutsche Zunge ausgestoßen hatte.
Kein Wunder, daß die auch im EU-Parlament immer Schwierigkeiten machten. Auf der Straße in ihrem Land waren sie keinen Deut besser.
Er kam sich wirklich wie ein gefledderter Laichnam vor. Vielleicht ein bißchen übertrieben, aber Gerechtigkeit ist Gerechtigkeit. Und die gilt in der ganzen Welt. Mit den gleichen Prinzipien.
Immerhin, in der Hauptstadt-Bank stellte sich heraus, dass das gleiche Spiel galt. Schlüssel, Nummer und einen Zettel fand er in dem besagten Depot. Da er erneut fündig geworden war und die nächste Name der Bank mit einer Stadt in Rumänien übereinstimmte, überkam ihn ein freudiges Gefühl, weil die Dinge, die sich offenbarten, zeigten, daß eine Logik in dem String steckte.
Und sein Tun war demnach zielgerichtet, zielführend, nur wohin – na, das würde sich schon noch herausstellen.
Schwebend trat er aus der Bank und eine frostige Kälte überkam ihm auf einmal, als ob tatsächlich in wenigen Minuten die Temperatur gute 10 Grad gefallen wäre. Er hatte das untrügliche Gefühl, er würde beobachtet werden.
Hastig lief er weiter, zu seiner Unterkunft, die nicht weit weg von der Bank lag und schon hatte er das untrügliche Gefühl, er würde verfolgt. Diese Eindrücke, Beobachtetwerden und Verfolgtwerden hatte er doch nicht in Wien gehabt.
Oder lag es nur an dieser fremdartigen Stadt, mit seiner eigenartig-mongolischen Architektur, diesem fremden Ziegen-Gemäcker-Akzent, die da aus den Mündern der Madyaren drang, daß er sich oft einbildete, daß er vielleicht gerade in einer Schäfchenherde geraten war. Hier meckerten Ziegen, aber keine Menschen.
Mirakulös, aber er wußte nicht, ob er unter Beobachtung statt, keine Anzeichen, Hinweise, eigenartig sich verhaltenden Leute nahm er wahr, dennoch glaubte er es, so körperlich verspürte er es, daß er verfolgt wurde.
Der Dreitage-Bart-Mann mit dunkler Hautfarbe, wie alle Männer hier mit dunklen Haaren, eingefasst in einen schäbigen, dünnen, fadenscheinigen blauen Anzug, ein undurchschaubarer Mensch war nicht denkbar. Aber er stellte sich dem Verfolger, wandte sich ihm plötzlich zu, schaute ihm in die Augen, braun und undurchdringlich, ließ von ihm ab. So ging das nicht weiter – hier schien jeder ein dunkles Geheimnis zu verbergen, jeder ein Spitzel, gleich welcher zwiespältigen Spezies zu sein. Man kam sich vor wie im Ausland, nicht in Deutschland – ach verflixt, er war ja im Ausland.
An einer Straßenecke schwankte ein solch grau gekleidete Männergestalt beim Wasserlassen. Unter seinen Füßen bildete sich ein gelbes Rinnsal.
Dieser Anblick. Diese Hemmungslosigkeit! Diese Gleichgültigkeit der vielen an ihm Vorbeiflanierenden.
Und dort, ein maskierter Mann umrank seinen Arm über die Schulter eines anderen, drückte dabei dessen Hals zu. So liefen die beiden durch die Straßen. Keiner beachtete sie aber. Ist das normal, daß einer den anderen vor den Augen aller drangsalieren darf? Der Drangsalierte konnte einem wirklich leid tun.
Aber die Maske – wen stellte sie da? Ja, es war ein amerikanischer Präsident. Aha, es war also eine politische Demonstration! Die einen sind die Sklavenhalter, die anderen die Sklaven. Aber es waren nur einzelne, diese zwei nur, wo waren die anderen vielen, die eine Demonstration erst zu einer politischen Kundgebung machten? Nirgendwo. Also war es doch kein politisches Happening, was aber dann?
Er schaute näher hin und sah, daß der Sklave keine Maske trug. Seine Augen flitzen hierhin und dorthin. Es riss den Mund auf, als wolle er gleich losschreien oder andere um Hilfe rufen.
Otto trat auf die beiden zu mit dem Sendungsbewußtsein: daß er dies stoppen müsse. Er sei zwar nur Verkehrspolizist, aber das war ein öffentliches Muß, dazwischen zu treten, könnte er quasi wegen unterlassener Hilfeleistung, unterlassener Amts-Hilfeleistung, höhere Machtbefugnis-wegen-öffentlichem-Ärgernis-Gebot und was es da so weiter für Gründe geben mochte, belangt werden. Hier schrie es geradezu, sich einzumischen.
Aber war er nicht in einem fremden Land? Zwar Beamter, aber auf einem anderen Staatsterritorium. Außerdem war er hier undercover unterwegs, was bei Erregung öffentlichen Ärgernisses seines Einschreitens seine Entlarvung nach sie zöge. Nein, das wäre zu unprofessionell. Er mußt sich zusammenreissen, sich nur auf seinen Auftrag konzentrieren und wenn die Welt um ihn wie ein Kartenhaus zusammenklappte. Er fuhr jetzt auf einer anderen Schiene. Das mußte er sich stets vor Augen halten.
Aber es war schwer, sehr schwer sich zu beherrschen.
Denn all dies, fühlte er, war gegen ihn gerichtet. Es schwebte in der Luft eine schneidende Feindseligkeit. Und nur gegen ihn. Er hier, der Fremde war unter diesen vielen Fremden, die sich so fremd, merkwürdig und abstrus verhielten.
Aber mit was beschäftigte er sich schon?
Zeit, höchste Zeit, Vorkehrungen zu treffen, gegen vermeintliche Fallen sich positionieren, Einbahnstraßen meiden, stets mußte ein Weg zurück offen sein, er mußte halt all das tun, was ein Profi tat, um seine Verfolger abzuschütteln.
Hm, klar er war nicht nicht geschult darin, wie man Verfolger abschüttelte, wie auch, als kleiner Verkehrspolizist etwa, nein, aber an Phantasie und Willen mangelte es ihn darum um so weniger.
„Euch werde ich es zeigen!“
Zum Beispiel so. Er stand vor einer Ampel mit Zebrastreifen. Er wußte genau, hinter ihm stand einer, der ihn verfolgte. Schon seit einiger Zeit hatte er ihn beobachtet, gesehen, wie er selbst stehenblieb, um ihn an sich vorbeigehen zu lassen, daß dieser plötzlich stehenblieb und in eine Schaufensterauslage starrte. Ungewöhnlich lange. Verdächtig lange. Zu lange. Als es grün wurde, überquerte Otto nun schnell die Straße, kurz vor dem Bordstein jedoch machte er eine Kehrtwende. Komisch, der Verfolger ging weiter. Erstaunt schaute Otto zu, wie dieser in der Masse verschwand.
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