24.02.2025
Symbolische Zufälle? Ich bin dazu übergegangen, das Deutschlandticket zu kaufen, als mein Hausverbot für die Bahnhofshalle Nürnberg ausgelaufen ist und ich wieder ziemlich frei gewesen wäre, für meine Mobikarte Mitfahrer acquierieren zu können.
Mittlerweile sieht man kaum mehr einen Anwerber im Bahnhof. Die Zeit der Mobikarte-Mitfahr-Geschäftsmodells ist ausgelaufen, das Deutschlandticket bindet zu viele Bahnfahrer, als dass die Mobikarte noch genügend freie Mitfahrer ansprechen könnte.
Selbst der Ägypter, der letzte, der es nötig hatte, Leute anzusprechen und sich etwas Geld zu verdienen, ist nicht mehr zu sehen.
Der aller letzte Mohikaner ist ein bärtiger Mittelfranke, der mehr herumsteht als Leute anspricht, man weiß nicht, was er überhaupt will. Er war derjenige, der mich mal angehauen hat, von wegen dass ich ein Pädophiler wäre, weil ich so gut mit jüngeren Menschen umgehen konnte, wie es den Anschein hatte. Diese Fähigkeit zeigt sich heute, in dem ich jüngeren Menschen Nachhilfeunterricht gebe. Der alte Mann, so muss ich ihn leider titulieren, hat damals schon nicht mehr die Welt verstanden, heute ist es zu offensichtlich. Interessant ist trotzdem, dass er ein höchst beachtenswertes Relikt alter Zeiten ist, habe ich ihn doch letztens total vertieft ins Zeitungslesen gesehen. Wer dies heute noch tut, ist mindestens ein Intellektueller.
10.04.2025
Immerhin habe ich meine tschechischen Rentenansprüche zugesprochen bekommen, wenn auch erst nach eigenständigem zweimaligen nachfragen. Allerdings bekomme ich nur vom Niveau der tschechischen Lebenshaltungskosten her berechnet das Entgelt, also für hierzulande sehr mau.
Je ne regrette rien.
Statt Mobikarte jetzt Deutschlandticket und jedes erreichbare Museum wird besucht. Das hat auch sein Gutes.
05.05.2025
Mittlerweile treibt es mich wieder auf die Schiene. Das liegt nicht an den Frühlingstagen. Selbst mit meinen durchschnittlich 300 Euro pro Monat zusätzlichen Honorareinnahmen durch Nachhilfe komme ich nicht mit den "costs of living" zu Potte. Ich verwende den englischen Ausdruck, um zu verdeutlichen, dass dies ein internationales Phänomen zu sein scheint. Amerikaner, angelsächsische Zufallsbekanntschaften klagen allenthalben. Wer verdient sich damit eine goldene Nase?
Vor nicht allzu langer Zeit hörte man noch reiche Mittelstands-Gutmenschen reden: "Ich bin mir sicher, dass es dem Konsumenten nichts ausmachen wird, wenn er ein paar Cent mehr für das Fleisch bezahlt, damit dies den Landwirten seinen Nutztieren zugute kommt." (Ich entschuldige mich nicht mehr für süddeutsche Grammatik!) Außerdem würde die Wurst hierzulande viel zu billig ausgepreist (sagt man das so?), bei dem, was es Kosten und Umstände verursacht (oder wonach sonst die Preise kalkuliert werden).
Diese Worte klingen mir heute wie purer Hohn im Ohr - und zwar wortwörtlich gemeint, sind sie mir inzwischen doch zum nervtötenden Ohrwurm geworden.
05.05.2025
Die letzten drei Jahre richtig gearbeitet, so dass ich nicht herumfahren musste.
Eineinhalb Jahre sogar festangestellt, sprich sozialversichert gewesen, das letzte Jahr dann Honorartätigkeit in meinem ursprünglichen Beruf, der des Lehrers, wenn auch nicht in meinem Fach, Deutsch, sondern in Mathe, für das ich völlig neuen Stoff lernen und mich vorbereiten musste. Long Life learning. Bringt auf jeden Fall Sinn ins Leben.
Wie komme ich dann wieder auf den sozusagen altbekannten Abweg?
Das erste Arbeitsverhältnis endete nach einem Jahr, in dem die Vorgesetzte den Vertrag nicht verlängert hatte. Warum nicht? Außer Acht lassend der Lügen und Vorwände wohl deshalb, weil ich mir erlaubt habe, unerlaubt einen zuständigen, wohl sehr nah am Chef posititionierten Buchhalter anzurufen, um eine Reparation zu erheben. Ich hatte eine Lieferung nach England mit über 60 Euro getätigt, die postwendend wieder zurückkam, weil falsch frankiert oder was immer. Ich war erst wenige Wochen im Dienst, als dies passierte, sprich nicht eingearbeitet und fühlte mich überrumpelt. Hätte ich gewusst, wie schwierig die Versendung nach UK werden könnte, hätte ich den Auftrag abgelehnt. Doch der Versender wollte sein Geld wieder zurückhaben, als er die Post zurückerhielt und zwar von mir. In meiner Güte gab ich ihm das Geld und in der Hoffnung, es von der Firma wieder ersetzt zu bekommen. Aber Pustekuchen, Reklamationen waren in diesem Bereich, der der Post, nur innerhalb einer Schicht des zuständigen Mitarbeiters möglich. Aber dass ich etwas falsch gemacht hatte, stellte sich erst am nächsten Tag heraus. Ergo: die Frist zur Reklamation war abgelaufen. Zum anderen konnte ich auch als Neuling noch nicht alles wissen. So forderte ich den Betrag von diesem Tschechen, einen Buchhalter und dafür zuständigen Mitarbeiter, zurück. Aber der sträubte sich wie eine Jungfrau.
Mein Vorgehen wurde der Vorgesetzten zugetragen, offenbar nichts Genaues, nur dass der hohe Mitarbeiter sich wohl pikiert gezeigt und gefühlt hatte, dass ich von ihm Entschädigung gefordert habe, was ich mir gut vorstellen konnte, schließlich war meine Rückforderung mit dem indirekten Vorwurf verbunden, dass die Firma doch dafür Haftung zu übernehmen habe und das Geld dem neuen Mitarbeiter ersetzen sollte. Aber mein Ansinnen war nun derartig abwegig, unverschämt und ehrrührig, dass es zu keiner Weiterbeschäftigung und Verlängerung meiner Beschäftigung gekommen ist.
Prekäre Arbeitsverhältnisse ist der Technicus Termminus. In diesen Arbeitsverhältnissen sind übrigens kaum Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert. (Ich befürchte, dass dies seinen Grund in der Struktur hat - ich lass diese Aussage einmal so vage und flapsig formuliert so stehen.) Das hat zur Folge, dass man sich bei Schwierigkeiten nirgendwo einen unbezahlten rechtlichen Beistand einholen könnte. Ich glaube, bei der Berufsgenossenschaft vielleicht, aber mache dies einer einmal, außer dass es eine Ochsentor darstellt, sind die Behörden und Verwaltungskonklomerate gleich welcher Art leider erfahrungsgemäß schmerzlich arbeitnehmerfeindlich. Man ist kurzum völlig auf sich selbst gestellt.
Was das heißt exemplifiziert an einem weiteren Beispiel.
Es sind ein Pack Lose geklaut worden. Offenbar vor der Nase einer kurz vor mir beschäftigten Kollegin, denn ich habe das Fehlen keine halbe Stunde angezeigt.
Nun kommen mehrere merkwürdige Umstände zum Tragen.
Es ist nun nicht klar, ob ich der Schuldige bin, gar der Dieb, oder die Kollegin. Für letztere spricht, dass vor wenigen Tagen auch in dem Wechsel einer Schicht von ihr und der dritten Kolleginnen etwas entwendet worden ist. Die Kollegin ist von daher dringend tatverdächtig. Ich glaube, sie hat schon damit gerechnet, dass sie entlassen wird, weil ihr wenige Monate vorher die Geschäftsleitung entzogen worden ist. Sie war auch die einzige, die sich gegen ungerecht empfunden Arbeitsverhältnisse gewehrt und ständig gemault hat.
Dass sie es hinwiederum nicht gewesen sein kann, spricht der Umstand, dass wenige Tage in einer anderen Filiale der gleich Diebstahl mit den Packen Losen geschehen ist.
Nun, die Chefin sagt schlicht: Ihr sei das egal, wer es geklaut hat, ich oder die Kollegin, ich solle mich mit dieser einigen. Doch diese, gar nicht dumm, informiert sich: Diebstahl müssen nicht die Beschäftigen kompensieren, sondern die Geschäftsleitung. Es ist wohl schwer anzunehmen, dass diese Rechtslage die langjährig tätige Vorgesetzte auch gewusst haben dürfte. Aber sie stellte sich dumm, wollte die Unwissenheit, Gutgläubigkeit und Harmoniebedürftigkeit der Angestellten (nämlich meiner) ausnutzen. Da die widerspenstige Kollegin jedoch auf ihr Recht pocht, muss die Geschäftsleitung für den Schaden aufkommen. Ich kenne mich nicht aus, aber wahrscheinlich ist die Firma auch gegen Diebstahl versichert. Aber wenn ein Diebstahl bei der Versicherung angezeigt wird, könnte natürlich wie bei Kfz-Versicherung die Versicherungsrate in die Höhe schnellen. Oder war es ihr zu mühselig, den erforderlichen Papierkram auszufüllen?
Jedenfalls war ich wieder arbeitslos. Aber nicht lange.
Ich bekam einen gleichen Job bei einer renovierten Tankstelle vor Ort.
Der Chef, ein rühriger, lieber Kerl, zumindest in seinem hohen Alter nun, stand auf Abruf: In wenigen Monaten würde er die Pacht der Tankstelle quittieren und in den Ruhestand gehen. Seine Frau, ebenfalls in der Filiale tätig, hütete bereits das Haus wegen eines Schlaganfalls.
Ich verstand mich mit dem Chef sehr gut, er erzählte so manche kuriose Story aus seinem relativ interessanten Leben. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen war ebenfalls exzellent, es waren ziemlich normale Menschen, was man bei den Kolleginnen der vorhergehenden Beschäftigung leider mitnichten sagen konnte. Zwischendrein, zwischen Schichtwechsel, Abendrushhour und sonstigem starken Andrang hatte man Zeit, sich mit sich selber zu beschäftigen, ein Juwel an Arbeitsplatz: Zeitungsschmökern, Rätsellösen und Bücherlesen - es hätte bis in alle Ewigkeit ruhig in diesem gemächlichen Trott weitergehen können.
Nun, mit meinem neuen Chef verstand ich mich gut.
Er hatte eine Stieftochter, die schrieb, also von Schreiben so leidlich existieren könnte, allerdings nur mit sehr freundlicher Unterstützung des gut verdienenden Schwiegervaters. Ihr Geschreibe war für mich nicht zu verdauen: meist Phantasy-Romane, von denen ich ohnehin kein Fan bin. Ein Buch in Kooperation mit einem syrischen jugendlichen Flüchtling geschrieben - ist das nicht eine zündete Idee!? - schaffte ich allerdings nicht, bis zum Ende zu lesen: pars pro toto.
07.05.2025
Herumfahren macht wieder wahnsinnig Spaß, vor allem die Bekanntschaften mit den vielen unterschiedlichen, fremdländischen Menschen. Da es meist Erwachsene sind, verbieten sich fast keine Fragen, vor allem nicht, was meine Lieblingsbeschäftigung anbelangt: die zum kulturellem Hintergrund und insbesondere die Muttersprache. Das ist der Unterschied zu jüngeren Menschen, ich denke dabei an die Schüler, die unter einem Anpassungsdruck stehen, der ihnen gebietet, ihre Muttersprache zu kaschieren und damit nicht ihre weniger guten Deutschkenntnisse preiszugeben.
Ich habe wieder Lust, Musik zu machen - diese Leidenschaft ist mir in letzter Zeit flöten gegangen, seitdem ich vor allem Nachhilfeunterricht nonstop gegeben habe. War schon anstrengend offenbar.
08.05.2025
Gestern eine US-amerikanische Philosophieprofessorin im Zug kennengelernt. Sie würde meine Literatur-Englisch-Übersetzungen durchsehen, evtl. verbessern und sich deswegen gerne mit mir treffen. Nachdem ein Gymnasiallehrerfreund die Durchsicht dieser meiner deutsch-englischen Stories/Kürzestgeschichten mit windigen Argumenten (der Übersetzer müsse Nativ-Speaker sein) abgelehnt hatte, ist dies ein erfreulicher Lichtblick.
In den besten aller Republiken - Verteilungskämpfe vorm Terminal 2025
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