24.02.2025
Symbolische Zufälle? Ich bin dazu übergegangen, das Deutschlandticket zu kaufen, als mein Hausverbot für die Bahnhofshalle Nürnberg ausgelaufen ist und ich wieder ziemlich frei gewesen wäre, für meine Mobikarte Mitfahrer acquierieren zu können.
Mittlerweile sieht man kaum mehr einen Anwerber im Bahnhof. Die Zeit der Mobikarte-Mitfahr-Geschäftsmodells ist ausgelaufen, das Deutschlandticket bindet zu viele Bahnfahrer, als dass die Mobikarte noch genügend freie Mitfahrer ansprechen könnte.
Selbst der Ägypter, der letzte, der es nötig hatte, Leute anzusprechen und sich etwas Geld zu verdienen, ist nicht mehr zu sehen.
Der aller letzte Mohikaner ist ein bärtiger Mittelfranke, der mehr herumsteht als Leute anspricht, man weiß nicht, was er überhaupt will. Er war derjenige, der mich mal angehauen hat, von wegen dass ich ein Pädophiler wäre, weil ich so gut mit jüngeren Menschen umgehen konnte, wie es den Anschein hatte. Diese Fähigkeit zeigt sich heute, in dem ich jüngeren Menschen Nachhilfeunterricht gebe. Der alte Mann, so muss ich ihn leider titulieren, hat damals schon nicht mehr die Welt verstanden, heute ist es zu offensichtlich. Interessant ist trotzdem, dass er ein höchst beachtenswertes Relikt alter Zeiten ist, habe ich ihn doch letztens total vertieft ins Zeitungslesen gesehen. Wer dies heute noch tut, ist mindestens ein Intellektueller.
10.04.2025
Immerhin habe ich meine tschechischen Rentenansprüche zugesprochen bekommen, wenn auch erst nach eigenständigem zweimaligen nachfragen. Allerdings bekomme ich nur vom Niveau der tschechischen Lebenshaltungskosten her berechnet das Entgelt, also für hierzulande sehr mau.
Je ne regrette rien.
Statt Mobikarte jetzt Deutschlandticket und jedes erreichbare Museum wird besucht. Das hat auch sein Gutes.
05.05.2025
Mittlerweile treibt es mich wieder auf die Schiene. Das liegt nicht an den Frühlingstagen. Selbst mit meinen durchschnittlich 300 Euro pro Monat zusätzlichen Honorareinnahmen durch Nachhilfe komme ich nicht mit den "costs of living" zu Potte. Ich verwende den englischen Ausdruck, um zu verdeutlichen, dass dies ein internationales Phänomen zu sein scheint. Amerikaner, angelsächsische Zufallsbekanntschaften klagen allenthalben. Wer verdient sich damit eine goldene Nase?
Vor nicht allzu langer Zeit hörte man noch reiche Mittelstands-Gutmenschen reden: "Ich bin mir sicher, dass es dem Konsumenten nichts ausmachen wird, wenn er ein paar Cent mehr für das Fleisch bezahlt, damit dies den Landwirten seinen Nutztieren zugute kommt." (Ich entschuldige mich nicht mehr für süddeutsche Grammatik!) Außerdem würde die Wurst hierzulande viel zu billig ausgepreist (sagt man das so?), bei dem, was es Kosten und Umstände verursacht (oder wonach sonst die Preise kalkuliert werden).
Diese Worte klingen mir heute wie purer Hohn im Ohr - und zwar wortwörtlich gemeint, sind sie mir inzwischen doch zum nervtötenden Ohrwurm geworden.
05.05.2025
Die letzten drei Jahre richtig gearbeitet, so dass ich nicht herumfahren musste.
Eineinhalb Jahre sogar festangestellt, sprich sozialversichert gewesen, das letzte Jahr dann Honorartätigkeit in meinem ursprünglichen Beruf, der des Lehrers, wenn auch nicht in meinem Fach, Deutsch, sondern in Mathe, für das ich völlig neuen Stoff lernen und mich vorbereiten musste. Long Life learning. Bringt auf jeden Fall Sinn ins Leben.
Wie komme ich dann wieder auf den sozusagen altbekannten Abweg?
Das erste Arbeitsverhältnis endete nach einem Jahr, in dem die Vorgesetzte den Vertrag nicht verlängert hatte. Warum nicht? Außer Acht lassend der Lügen und Vorwände wohl deshalb, weil ich mir erlaubt habe, unerlaubt einen zuständigen, wohl sehr nah am Chef posititionierten Buchhalter anzurufen, um eine Reparation zu erheben. Ich hatte eine Lieferung nach England mit über 60 Euro getätigt, die postwendend wieder zurückkam, weil falsch frankiert oder was immer. Ich war erst wenige Wochen im Dienst, als dies passierte, sprich nicht eingearbeitet und fühlte mich überrumpelt. Hätte ich gewusst, wie schwierig die Versendung nach UK werden könnte, hätte ich den Auftrag abgelehnt. Doch der Versender wollte sein Geld wieder zurückhaben, als er die Post zurückerhielt und zwar von mir. In meiner Güte gab ich ihm das Geld und in der Hoffnung, es von der Firma wieder ersetzt zu bekommen. Aber Pustekuchen, Reklamationen waren in diesem Bereich, der der Post, nur innerhalb einer Schicht des zuständigen Mitarbeiters möglich. Aber dass ich etwas falsch gemacht hatte, stellte sich erst am nächsten Tag heraus. Ergo: die Frist zur Reklamation war abgelaufen. Zum anderen konnte ich auch als Neuling noch nicht alles wissen. So forderte ich den Betrag von diesem Tschechen, einen Buchhalter und dafür zuständigen Mitarbeiter, zurück. Aber der sträubte sich wie eine Jungfrau.
Mein Vorgehen wurde der Vorgesetzten zugetragen, offenbar nichts Genaues, nur dass der hohe Mitarbeiter sich wohl pikiert gezeigt und gefühlt hatte, dass ich von ihm Entschädigung gefordert habe, was ich mir gut vorstellen konnte, schließlich war meine Rückforderung mit dem indirekten Vorwurf verbunden, dass die Firma doch dafür Haftung zu übernehmen habe und das Geld dem neuen Mitarbeiter ersetzen sollte. Aber mein Ansinnen war nun derartig abwegig, unverschämt und ehrrührig, dass es zu keiner Weiterbeschäftigung und Verlängerung meiner Beschäftigung gekommen ist.
Prekäre Arbeitsverhältnisse ist der Technicus Termminus. In diesen Arbeitsverhältnissen sind übrigens kaum Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert. (Ich befürchte, dass dies seinen Grund in der Struktur hat - ich lass diese Aussage einmal so vage und flapsig formuliert so stehen.) Das hat zur Folge, dass man sich bei Schwierigkeiten nirgendwo einen unbezahlten rechtlichen Beistand einholen könnte. Ich glaube, bei der Berufsgenossenschaft vielleicht, aber mache dies einer einmal, außer dass es eine Ochsentor darstellt, sind die Behörden und Verwaltungskonklomerate gleich welcher Art leider erfahrungsgemäß schmerzlich arbeitnehmerfeindlich. Man ist kurzum völlig auf sich selbst gestellt.
Was das heißt exemplifiziert an einem weiteren Beispiel.
Es sind ein Pack Lose geklaut worden. Offenbar vor der Nase einer kurz vor mir beschäftigten Kollegin, denn ich habe das Fehlen keine halbe Stunde angezeigt.
Nun kommen mehrere merkwürdige Umstände zum Tragen.
Es ist nun nicht klar, ob ich der Schuldige bin, gar der Dieb, oder die Kollegin. Für letztere spricht, dass vor wenigen Tagen auch in dem Wechsel einer Schicht von ihr und der dritten Kolleginnen etwas entwendet worden ist. Die Kollegin ist von daher dringend tatverdächtig. Ich glaube, sie hat schon damit gerechnet, dass sie entlassen wird, weil ihr wenige Monate vorher die Geschäftsleitung entzogen worden ist. Sie war auch die einzige, die sich gegen ungerecht empfunden Arbeitsverhältnisse gewehrt und ständig gemault hat.
Dass sie es hinwiederum nicht gewesen sein kann, spricht der Umstand, dass wenige Tage in einer anderen Filiale der gleich Diebstahl mit den Packen Losen geschehen ist.
Nun, die Chefin sagt schlicht: Ihr sei das egal, wer es geklaut hat, ich oder die Kollegin, ich solle mich mit dieser einigen. Doch diese, gar nicht dumm, informiert sich: Diebstahl müssen nicht die Beschäftigen kompensieren, sondern die Geschäftsleitung. Es ist wohl schwer anzunehmen, dass diese Rechtslage die langjährig tätige Vorgesetzte auch gewusst haben dürfte. Aber sie stellte sich dumm, wollte die Unwissenheit, Gutgläubigkeit und Harmoniebedürftigkeit der Angestellten (nämlich meiner) ausnutzen. Da die widerspenstige Kollegin jedoch auf ihr Recht pocht, muss die Geschäftsleitung für den Schaden aufkommen. Ich kenne mich nicht aus, aber wahrscheinlich ist die Firma auch gegen Diebstahl versichert. Aber wenn ein Diebstahl bei der Versicherung angezeigt wird, könnte natürlich wie bei Kfz-Versicherung die Versicherungsrate in die Höhe schnellen. Oder war es ihr zu mühselig, den erforderlichen Papierkram auszufüllen?
Jedenfalls war ich wieder arbeitslos. Aber nicht lange.
Ich bekam einen gleichen Job bei einer renovierten Tankstelle vor Ort.
Der Chef, ein rühriger, lieber Kerl, zumindest in seinem hohen Alter nun, stand auf Abruf: In wenigen Monaten würde er die Pacht der Tankstelle quittieren und in den Ruhestand gehen. Seine Frau, ebenfalls in der Filiale tätig, hütete bereits das Haus wegen eines Schlaganfalls.
Ich verstand mich mit dem Chef sehr gut, er erzählte so manche kuriose Story aus seinem relativ interessanten Leben. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen war ebenfalls exzellent, es waren ziemlich normale Menschen, was man bei den Kolleginnen der vorhergehenden Beschäftigung leider mitnichten sagen konnte. Zwischendrein, zwischen Schichtwechsel, Abendrushhour und sonstigem starken Andrang hatte man Zeit, sich mit sich selber zu beschäftigen, ein Juwel an Arbeitsplatz: Zeitungsschmökern, Rätsellösen und Bücherlesen - es hätte bis in alle Ewigkeit ruhig in diesem gemächlichen Trott weitergehen können.
Nun, mit meinem neuen Chef verstand ich mich gut.
Er hatte eine Stieftochter, die schrieb, also von Schreiben so leidlich existieren könnte, allerdings nur mit sehr freundlicher Unterstützung des gut verdienenden Schwiegervaters. Ihr Geschreibe war für mich nicht zu verdauen: meist Phantasy-Romane, von denen ich ohnehin kein Fan bin. Ein Buch in Kooperation mit einem syrischen jugendlichen Flüchtling geschrieben - ist das nicht eine zündete Idee!? - schaffte ich allerdings nicht, bis zum Ende zu lesen: pars pro toto.
07.05.2025
Herumfahren macht wieder wahnsinnig Spaß, vor allem die Bekanntschaften mit den vielen unterschiedlichen, fremdländischen Menschen. Da es meist Erwachsene sind, verbieten sich fast keine Fragen, vor allem nicht, was meine Lieblingsbeschäftigung anbelangt: die zum kulturellem Hintergrund und insbesondere die Muttersprache. Das ist der Unterschied zu jüngeren Menschen, ich denke dabei an die Schüler, die unter einem Anpassungsdruck stehen, der ihnen gebietet, ihre Muttersprache zu kaschieren und damit nicht ihre weniger guten Deutschkenntnisse preiszugeben.
Ich habe wieder Lust, Musik zu machen - diese Leidenschaft ist mir in letzter Zeit flöten gegangen, seitdem ich vor allem Nachhilfeunterricht nonstop gegeben habe. War schon anstrengend offenbar.
08.05.2025
Gestern eine US-amerikanische Philosophieprofessorin im Zug kennengelernt. Sie würde meine Literatur-Englisch-Übersetzungen durchsehen, evtl. verbessern und sich deswegen gerne mit mir treffen. Nachdem ein Gymnasiallehrerfreund die Durchsicht dieser meiner deutsch-englischen Stories/Kürzestgeschichten mit windigen Argumenten (der Übersetzer müsse Nativ-Speaker sein) abgelehnt hatte, ist dies ein erfreulicher Lichtblick.
Sie las zuerst einmal meine auf meiner Homepage veröffentlichten dt-engl. Liebesgeschichten, bevor sie mich zu einem weiteren Treffen einlud. "Ich mag Ihre Stories, so etwas wie konzeptionelle Kunst." Ich verstand nicht, inwiefern dies zuträfe, habe überhaupt nicht verstanden, was dies sein soll, um ehrlich zu sein. sie schickte mir einen Screenshoot, das irrtümlicherweise von einer Shortstory nebeneinander zwei Versionen aufwies. Was habe ich mir dabei gedacht? Wahrscheinlich wollte ich mich meine Übersetzungsfähigkeiten prüfen oder von beiden Möglichkeiten der Übersetzung die Rosinen herauspicken, bevor ich auf halben Wege die Lust verlor. Wie auch immer. Da sieht man mal, das originelle Kunst auch auf ein Missverständnis beruhen kann.
Im Nachhinein zu diesem Treffen denke ich: Was war das für eine Akademikerin? Verstand nicht einmal das französische: Je ne regrette rien! I dont regrette musste ich ihr übersetzen. Dieses Bild der amerikanischen Professorin, Akademikerin höchsten Grades, höher geht es nicht mehr, nämlich Lehrstuhlinhaberin entspricht dem stereotypen Klischee des Amerikaners: ein Banause durch und durch. Aber, wie gesagt, das bei einer Professorin!? Mir erschien das einen Tag später sich ereignende Schiffsunglück an der Brooklynbridge symptomatisch, grins.
Höchst eigenartig fand ich, dass sie so von AI schwärmte, die die menschliche Intelligenz ersetzen könne. Vor allem auf das Phänomen "schwarze Box" referierte sie. Diese besagt, dass selbst die Software-Entwickler überrascht davon sind, was von einer AI herauskäme, also etwas Selbstständiges, Nicht-Vorhersehbares, gar Intelligenteres als der Mensch imstande ist zu generieren. Glauben jetzt die neuen Naturwissenschaftler an den Heiligen Gral, an Hexerei oder wie oder was?
Einmal sagte sie: "Die Soziologen sind wirklich nicht so intelligent wie die Naturwissenschaftler." Sie hat sich selbst aufgespießt damit, weil sie ja auch Geisteswissenschaftlerin ist, womit sie den Beweis ihrer Aussage geliefert hat.
20.05.2025
Stets musste ich sagen: „Dann haben Sie wenigstens 2.50 gespart.“ Der Betrag ist doch sehr geringfügig, fast nicht der Rede wert. Doch ich muss es erwähnen. Es beruhigt mich, mein schlechtes Gewissen, die Kunden ausgebeutet zu haben, es rechtfertigt meine hoch angesetzte Taxe (obwohl sie es nicht ist.) Außerdem und schließlich muss bedacht werden, dass die Kunden sich die Mühen der Bedienung des Terminals und dessen kryptischen Ticketmenüs gespart haben, ganz zu schweigen von der anstandslos schnellen Dienstleistung zum Gleis und zum abfahrenden Zug chauffiert worden zu sein. Aber trotzdem, ich habe doch stets ein schlechtes Gewissen! (katholische Erziehung: das schäbige Mammon!)
Exkurs zur Nachhilfe für Schüler
26.05.2025
cogito ergo dumm
Bei der Nachhilfe bin ich gescheitert.
Meine Ungeduld war das Problem.
Es hat mich genervt und unruhig gemacht, dass die Schüler denselben Stoff über Monate wie die Kuh nach der Fütterung widergekaut haben.
Ich habe mich gefragt und gesagt: sind sie es nicht leid, die immer gleichen Gleichungen/Ungleichungen mit einer Variablen zu lösen? Selbst nach einem halben Jahr änderte sich weder das Niveau noch der Stoff der Aufgaben – es war zum Verzweifeln!
Ich war ja selbst ein schlechte Schüler – aber jetzt bin ich einfach zu ehrgeizig, scheint´s!Die Eltern, besonders die Mutter, steht in unserer modernen Gesellschaft unter dem Druck, möglichst frühzeitig wieder in den Arbeitsprozess einzusteigen, wenn sie ein Kind zur Welt gebracht hat. Nach der Geburt, der Elternzeit, glaube ich, nennt man das, müssen die Kinder so bald wie möglich ab in die Kita. Dann Schule, die oft um 13 Uhr endet. Das Kind allein zuhause herumsitzen zu lassen, nein, auch zu uneffektiv. Man schickt sie in ein Nachhilfeinstitut (Geld hat man mit der Berufstätigkeit beider Eltern genug), wo es von der Straße, dem Fernseher und dem Internet gebracht worden ist. Es ist außerdem auch nicht mehr alleine und es lernt etwas, zumal auch soziale Kompetenz, wenn schon nicht Kognitives (was ich befürchte, es nicht tut). Die Nachhilfeeinrichtung steht unter kaum einen Leistungsdruck, so können die Kinder dort ihre Zeit vertrödeln - ist ja auch etwas wert.
Ich bin jetzt dazu übergegangen, weil ich noch Schüler habe, den Odysseus-Sirenen-Trick anzuwenden, indem ich anstelle mich ausschließlich den Schülern zu widmen, mich auf Distanz halte und Fotographien von zu malenden Sujets mit Bleistift aufs Papier zu zeichnen, welche ich dann mit einem Graphitistift auf eine Leinwand blaupause, um daraufhin mit Acryl oder/und Öl ein Bild zu malen. Zwei davon sind mir schon sehr gut gelungen.
Also, momentan fotographiere ich viel, kopiere die Fotos als Zeichnung auf ein DIN-A-3-Zeichenblock-Papier und dann auf Leinwand mit einem Graphitistift, um daraus Farbbilder zu machen.
Oder ich scanne sie auf den Computer, integriere es in ein Zeichen-Programm des Computers, bearbeite es damit und veröffentliche es.
Da das Abzeichnen langwierig und mir ansonsten mühselig erscheint, mache ich dies ausschließlich, wenn ich Unterricht habe. Da ich den Schülern nicht zu sehr zu viel abverlangen will und da das Zeichnen ein guter Weg ist, mich zurückzunehmen und auf Distanz gehen zu können, mache ich aus meiner Schwäche ein Stärke und betätige mich produktiv, langfristig kreativ.
Odysseus, ich liebe auch die Sirenen!
29.05.2025
Bekannte Gesichter.
Rollmops, der ukrainisch-deutsche Jude hat sich einen dichten, das ganze Gesicht verdeckenden Vollbart wachsen lassen, grüßt mich mittlerweile wieder, wahrscheinlich wegen des langen Zeitabstands, lebt meistens im good old Bimbam und holt sich vom Floristen an Bahnhof leere Pfandflaschen, um ein paar Kröten in die Tasche zu bekommen.
Die Volljuristin ist munter beim Flaschen sammeln und klagt über hartnäckige Konkurrenz von Bahnbediensteten gleichfalls als Zubrot Sammelnder. Werden die mittlerweile so schlecht bezahlt?
Thomas, alias Nemo, ist schwer gezeichnet, seine ehemals ranke Gestalt wirkt sehr grobschlächtig und behäbig, fast quasimodo-ähnlich, nimmt einem gar nicht mehr wahr, sobald man auf der Spielfläche erscheint. Er scheint in seiner eigenen Welt zu leben.
Der Ägypter ist auch nur noch selten zu sehen, aber noch aktiv.
Nur einer ist voll am Ball. Oberpfälzer, stets modisch bekleidet mit blond gefärbten Haaren, der gern zum lauten Sprechen neigt und während der Suche den ein oder anderen Fast-Food-Hamburger oder dergleichen verdrückt. Er wird öfter mal von Polizisten kontrolliert, aber arbeitet unverdrossen weiter - solange es nicht Sicherheitsbeamte sind, die ihn zur Anzeige bringen.
11.06.2025
Bin ich nervös bei einem nicht einschätzbaren Gast, zu Beispiel juckt es mich, zum Stift zu greifen und zu schreiben und mich hinter das Schreiben z u verstecken, meine Verlegenheit damit zu verdecken (wie jetzt!)
13.06.2025
Es ist schwierig, Kundschaft aufzutun, zumal viele paarweise zur Bergkirchweih von Bamberg nach Erlangen fahren, da gibt es schließlich ein günstigstes Hin-Rückfahrt-Ticket.
Heute passte ich einen ab, der noch auf einen Mitfahrer/Freund wartete. Obgleich die Zahlen eindeutig waren, weil er mit ihm zurückfahren wird, wäre solch ein Tagesticket entschieden günstiger, nämlich 26 Euro.
Ich machten ein Angebot von 7 Euro, klang ja nach weniger als 25, aber die Rückfahrt mussten sie auch noch berappen, die 22 Euro kosten würde und dann blechten sie nur ein paar Euro mehr. So weit so gut. Ich unterhalte mich mit dem Studenten aus Aserbaitschan fantastisch gut, weil er sechs Sprachen vorgibt zu sprechen und ich ihm da nicht nachstehe. Aber es kommt schließlich anders, als er es sich ausgerechnet hat.
Sein Freund, gleichfalls Student des Steuerrechts, allerdings deutsch, fragt mich, als wir im Zug sitzen: "Wieviel kostet es für jeden von uns?" Ich bleibe bei meinen sieben Euro. so erhalte ich 14 Euro. Der andere Steuerstudent reklamiert nicht, ich stecke das Geld erfreut ein. Steuerfrei. Die Steuerrecht-Studenten diskutieren weiter über die Theorie und Praxis des Steuerrechts. Beim Abschied wünsche ich beiden noch, viel Erfolg beim Studium. Sie haben es nötig!
20.06.2025
Am Wochenende widerstand ich der Versuchung, eine gefundene Debitkarte zu benutzen. Diese hatte ich vor einem Terminal auf dem Boden gefunden und aufgelesen.
Es ist eine ausländische gewesen, also von einer holländischen Bank.
"Wenn es eine nichtdeutsche, nicht Null-Acht-Fuffzig-Karte von der Sparkasse ist, gehört die bestimmt einem reichen Sack."
Dann wäre es gerechtfertigt, dass ich armer Schlucker sie benutze!
Ich verwerfe zwar diese berechtigende, beruhigend Begründung nicht direkt, aber ich war ziemlich geschafft und muss mich zudem noch mit anderen Dingen gedanklich auseinandersetzen, bilde ich mir zumindest ein, ich vergesse die Sache ganz einfach.
Dann fällt sie mir wieder in den Blickfang.
Und es beginnen wieder Fragen in meinem Kopf sich abzuspulen. Es entsteht ein ziemlicher Wirrwarr in meinem Kopf dadurch. Letztlich komme ich zu folgendem Ergebnis: Na ja, ich könnte sie dann zunächst mal testen, ob sie noch aktiviert ist!
"Lebensmittel einkaufen, sich mit Proviant versorgen, das, was ein Mensch unbedingt braucht."
Stand nicht in der Bibel, dass Mundraub gerechtfertigt ist?
Lange Rede kurzer Sinn, ich habe nicht in die Vollen gehauen und aus der Karte herausgeholt, was ging, sondern ich habe nur einmal zugegriffen, aber nur aus Neugierde und mir einen Capuccino gegönnt. Ich war erstaunt, denn obwohl Stunden vergangen waren, funktionierte sie immer noch. Lag es an dem Feiertag, dem Pfingstmontag? (War der heilige Geist über mich gekommen?) War die Bank nicht erreichbar? Hatte es der Besitzer noch nicht bemerkt, dass seine Bankkarte verlustig gegangen war?
Nur zu dieser Missetat habe ich mich hinreißen lassen.
Dann habe ich mich nicht weiter darum geschert und bin erst einmal meiner Wege gegangen. Ich höre jetzt eine Stimme: schön blöd! Jeder andere wäre wahrscheinlich wie von der Tarantel gestochen zum nächsten Geschäft gerannt und hätte sich etwas gekauft und zum nächsten undsoweiter.
Ich räume jedoch ein, ich war auch zu erschöpft an diesem Abend. Und überhaupt, egal was ich mache, ich lasse zwischen Erkenntnis und Tat stets eine wie ich es nenne talleryandische Pause entstehen. Talleryand ist der bedeutendste Diplomat während und um der französischen Revolution, davor und danach. Er hat bis über fünf Regimes als Außenminister und Diplomat seiner Nation überstanden. Das muss einer mal nachmachen, zumal in diesen bewegten Zeiten. Und er hatte die Angewohnheit, bevor er ein offizielle Schreiben absendete, erst etwas Zeit verstreichen zu lassen.
Es hätte mich schon gejuckt, im Discounter des Bahnhofs mir eine abendfüllende Proviantisierung zu gönnen. Doch blieb ich stark.
Am nächsten Tag wollte ich es genau wissen. Noch einmal sich einen legeren Schaumkaffee gönnen! (mit "Oberen`" wie die Österreicher sagen und ach, es gäbe doch so schöne leckere Sachen auf dieser Welt, die geniessenswert sind, nicht wahr!).
Denkste, inzwischen war die Karte abgemeldet.
Im Ernst, wen hätte es gestört? Reich wäre ich damit nicht geworden und wenn, dies hätte niemanden gestört. Womit du reich geworden bist, interessiert in dieser pragmatischen Welt niemanden, du wirst nur wegen der Tatsache deines dicken Bankkontos bewundert.
Nicht mit mir! (Ist es Dummheit, Stolz oder Stärke? Es ist Erfahrung! Aber dazu später.)
Es hätte aber auch so geschehen können:
Ich finde eine sogenannte Debit-Karte vor einem Terminal auf dem Boden und lese sie auf. Eine ausländische, eine holländische.
"Wenn es eine nichtdeutsche, nicht Null-Acht-Fuffzig-Karte von der Sparkasse ist, gehört die bestimmt einem reichen Sack."
Dann wäre es gerechtfertigt, dass ich armer Schlucker sie benutze!
Ich verwerfe zwar diese berechtigende, beruhigend Begründung nicht direkt, ich kann mir nicht weiter darüber den Kopf zerbrechen, denn ich bin ziemlich geschafft und muss mich aufs Wesentliche konzentrieren - bilde ich mir zumindest ein, ich vergesse die Sache ganz einfach.
Dann fällt sie mir wieder in den Blickfang, als ich den Geldbeutel öffne, um mir einen Capuccino zu gönnen.
Und es beginnen wieder Fragen in meinem Kopf sich abzuspulen. Es entsteht ein ziemlicher Wirrwarr in meinem Kopf dadurch. Letztlich komme ich zu folgendem Ergebnis: Na ja, ich könnte sie dann zunächst mal testen, ob sie noch aktiviert ist!
"Lebensmittel einkaufen, sich mit Proviant versorgen, das, was ein Mensch unbedingt braucht."
Ich räume gerne ein, dass es deswegen nicht geschieht, weil ich an diesem Abend zu erschöpft bin dazu. Und überhaupt, egal was ich mache, bei schwerwiegenden Entscheidungen lasse ich zwischen Erkenntnis und Tat stets eine zeitliche Distanz einstehen. (Talleryand-Pause genannt. Talleryand ist der bedeutendste Diplomat während und um der französischen Revolution, davor und danach. Er hat bis über fünf Regimes als Außenminister und Diplomat seiner Nation überstanden. Das muss einer mal nachmachen, zumal in diesen bewegten Zeiten. Und er hatte die Angewohnheit, bevor er ein offizielle Schreiben absendete, erst etwas Zeit verstreichen zu lassen. Stand nicht in der Bibel, dass Mundraub gerechtfertigt ist?
Ich denke, erst mal abwarten und Tee trinken. Beziehungsweise Kaffee. Wobei ich doch gerade darüber bin.
Ich betätige den Knopf der Maschine, der in einen Pott die Kaffeebrühe fließen lässt - und bezahle mit dieser Debitkarte. Sie funktioniert. Ich trinke gemächlich und damit, mit Erwachen der Lebensgeister, der Aktivierung derselben durch das Koffeein, wird mir schrecklich-klar bewusst, dass ich diese mit der Karte - illegalerweise – zum Leben erweckt habe.
Somit habe ich schon einmal schmutzige Hände, stelle ich fest.
Langes Überlegen hin und her, ich könnte doch jetzt in die Vollen greifen und gleich aus der Karte herausholen, was geht. Aber siehe Talleryand.
Ist schon merkwürdig, dass sie noch nach Stunden funktioniert. Woran liegt es?
An dem Feiertag, dem Pfingstmontag? (Ist also der heilige Geist über mich gekommen, dass ich nicht schon längst ordentlich zugeschlagen hatte?) Ist die Bank nicht erreichbar? Hat es der Besitzer noch nicht bemerkt, dass seine Bankkarte verlustig gegangen ist?
Ich schere mich dann nicht mehr weiter darum und gehe meiner Wege. Ich höre noch eine Stimme: schön blöd! Jeder andere wäre wahrscheinlich wie von der Tarantel gestochen zum nächsten Geschäft gerannt und hätte sich etwas gekauft und zum nächsten undsoweiter.
Doch ich bleibe stark.
Am nächsten Tag will ich es genau wissen. Noch einmal sich einen legeren Schaumkaffee gönnen! (mit "Oberen`" wie die Österreicher sagen und ach, es gäbe doch so schöne leckere Sachen auf dieser Welt, die geniessenswert sind, nicht wahr!).
Denkste, inzwischen ist die Karte abgemeldet.
Im Ernst, wen hätte es schon gestört, wenn ich mich etwas bereichert hätte? Reich wäre ich damit nicht geworden und wenn, dies hätte niemanden gestört. Womit du reich geworden bist, interessiert in dieser pragmatischen Welt niemanden, du wirst nur wegen der Tatsache deines dicken Bankkontos bewundert und verachtet, wenn du kein Geld besitzt.
Nicht mit mir! (Ist es Dummheit, Stolz oder Stärke?)
In den besten aller Republiken - Verteilungskämpfe vorm Terminal 2025
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