Unendlichkeit

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dryopeticus
Kerberos
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Unendlichkeit

Beitragvon dryopeticus » 15.10.2002, 17:00

Unendlichkeit

Babylon lag staubig und verlassen, schweigsam und stumm in der kargen, steinigen Wüste Babyloniens. In den uralten, zerborstenen Mauern hausten die Schatten vergangener Jahrhunderte und jene schienen sich im tanzenden, flirrenden Luftreigen zu manifestieren, der von der heißen, brennenden, glühenden Sonne angetrieben, tagtäglich nun über die alte Stadt, Babylon, dahinfegte.
Am Horizont erheben sich die alten, steinernen Mauern, die die Stadt vor den mächtigen feindlichen Völkern einst über die Jahrtausende beschützte. Doch nun ist einzig und allein der harte, schneidende Wind der Feind jenes alten bröckelnden, verlassenen Mauerwerks, der es langsam aber stetig zu Staub zerfallen lässt.
Die einstig uneinnehmbare Stadtmauer trug, so schien es, die sündigen Lasten seiner seit langem geflohenen Bewohner auf den Schultern, so gebückt und geschunden stand sie altersschwach im glühendheißen Wüstensand.
Das Haupttor erhob sich noch immer grazil wie eh und je langgestreckt in die Höhe, doch wenn man dichter kam, so sah man auch hier die Zeit. Die großen bronzenen Scharniere, die einst die mächtigen Torflügel hielten lösten sich langsam vom spröden Mauerwerk und auch der imposante Torbogen bekam Risse, wie lange würde es noch dauern, bis auch er schwach und sterbend am Boden liegen würde?
Ging man durch die alten, verlassenen Straßen, so erfüllten riesige Schutthaufen, die einstigen Gebäude und Paläste, den Raum, alles wurde Sand und Staub, alles war Staub und Sand.
Als Babylon blühte erhob sich mittig im Zentrum, der reichen, der geistreichen Metropole, der große mächtige Tempelturm, der dem Reichsgott Marduk geweiht war, der täglich seine grausamen Blutopfer einforderte. Seine trostlosen Überreste bildete ein mächtiger Berg Tonziegel, der dem Himmel emporragte.
Hunderttausende von Menschen lebten in den prächtigen, unbesiegbaren – einer lebte in den zerstörten, staubigen Mauern Babylons, der verrückte Araber!
Auf den Ruinen des Turmes errichtete er sich aus den alten Steinen der Stadt, aus den duftenden Zedernstämmen des Tempels seine Unterkunft, die einem kleinen, ägyptischen Pylon glich.
Erhaben thronte jenes Haus auf dem alten Tempel, über der trostlosen Stadt. Hier lebte er einsiedlerisch, hier beschwörte er die alten Dämonen, die in den düsteren Kellern des Turmes hausen. Hier schrieb er auf dem Pergament seiner Ziegen seine unheiligen Schriften, hier schrieb er über Babylon: „Babylon lag staubig und verlassen, schweigsam und stumm in der kargen, steinigen Wüste Babyloniens. In den uralten, zerborstenen Mauern hausten die Schatten vergangener Jahrhunderte...“

gelbsucht
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Re: Unendlichkeit

Beitragvon gelbsucht » 15.10.2002, 19:40

Hallo dryopeticus (nein, dass ihr euch auch immer so exotische Namen zulegen müsst!),

und erst einmal: Willkommen in unserem erlauchten Kreis. ;-) Eigentlich kann ich zu deiner Story gar nicht so viel sagen: mir gefällt der Zirkel, diese Wiederkehr zum Anfang. Ist schon eine Weile her, daß ich so etwas gelesen habe. Ansonsten: ich finde du übertreibst es etwas mit den Adjektiven, du versuchst ein bißchen zu genau zu beschreiben, zu krampfhaft Stimmung zu erzeugen. Lass doch der Phantasie deines Lesers etwas mehr Raum!? Ich weiß auch nicht genau, worauf die Geschichte hinausläuft? Ein zerstörtes, ödes, verlassenes Babylon! Na und? Ein verrückter Einsiedler, der hoch oben auf einem Tempelberg seine Einsiedelei errichtet hat? Und weiter? Wo ist die Pointe? Wo ist der thrill? Wo ist die Handlung? Allein als Stimmungsbild und Beschreibung finde ich es ein wenig schwach.

Hmm. Nicht traurig sein. Wir sind halt ein verwöhntes, schwer zufriedenzustellendes, zickiges Publikum. Hab ich jetzt "wir" gesagt? Sagen wir besser: ich bin ...

gelbe grüsse
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

Moeros
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Re: Unendlichkeit

Beitragvon Moeros » 16.10.2002, 13:25

Hallo dryopeticus,

Vom Aufbau her ist die Geschichte nicht schlecht gelungen, aber mit all diesen genauen Beschreibungen wirkt das ganze doch etwas zu opulent. Ein ganzes Buch in diesem überladenem Stil würde ich mir nicht zumuten.

Allerdings finde ich auch einige Beschreibungen sehr gelungen:

..., der reichen, der geistreichen Metropole...

Leider habe ich nicht so viel Zeit, um weiter ins Detail zu gehen.

schönen Gruß,
Moeros

der_Baer
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Re: Unendlichkeit

Beitragvon der_Baer » 16.10.2002, 16:50

Irgendwie erinnert das Ganze an den endlosen Blick in einen Spiegel, in dem sich das Spiegelbild bis zur Unkenntlichkeit wiederholt. Falls es eine Geschichte ist und nicht nur eine Bildbeschreibung, so fehlt ihr sowohl die Handlung, als auch der zündende Funke. Als Schreibübung ist es jedoch nicht übel gelungen, wenn man ob der kleinen Fehler die Augen zudrückt. B-)
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