Besuch

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Moeros
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Besuch

Beitragvon Moeros » 21.11.2002, 13:34

Als die Türglocke mit lautem Ton einen Besucher ankündigte, ahnte Schwester Fulberta nicht im geringsten, wen sie in wenigen Augenblicken draußen vorfinden würde. Gehetzt durchquerte die korpulente Nonne den hohen Flur. Ihre Schritte quietschten auf dem Mosaikfußboden. Das Kloster war alt, die Räume äußerst großzügig geplant. Schwester Fulberta beeilte sich stets um zum Eingang zu gelangen, aber in der Regel läuteten die Besucher vor lauter Ungeduld mehrmals, bevor ihnen geöffnet wurde. Diesmal allerdings blieb die Glocke still.
Schwester Fulberta hoffte sehr, daß auch wirklich jemand draußen wartete, denn die altmodische Türglocke mit der Kette und dem Holzgriff verleitete immer wieder Passanten beim vorbeigehen zu läuten.
Als die Nonne endlich am Tor angekommen war, hielt sie einen Moment inne. Keuchend versuchte sie wieder zu Atem zu kommen. Die Glocke schwieg noch immer. Innerlich war sie davon überzeugt, niemanden vor der Tür anzutreffen.
Sie öffnete das schwere Holzportal. Tatsächlich sah sie im ersten Augenblick keine Menschenseele. Doch dann erblickte sie auf dem Boden einen kleinen Korb mit einer dicken Wolldecke. Sie bückte sich um genauer hinzusehen. Zwei winzige Augen eines zufriedenen Gesichtchens funkelten ihr entgegen. Schlagartig wurde Schwester Fulberta bewußt, was los war. Rasch ließ sie ihren Blick über die Straße schweifen, doch niemand war zu sehen.
Vorsichtig nahm sie das Körbchen hoch und lächelte das Kindchen liebevoll an. Sie liebte Kinder sehr, und so ließ dieser Fund ihr frommes Herz höher schlagen. Natürlich wußte sie, daß sie das kleine Bündel nicht behalten konnte und natürlich würde sie der Mutter Oberin sofort Bericht erstatten. Aber beim Anblick des Kindes keimten nie gekannte mütterliche Gefühle in ihr auf. Die Zeit schien still zu stehen und für einen Moment in ihrem Leben fühlte die stets pflichtbewußte und keusche Nonne sich glücklich wie eine junge Mutter.
Gemächlich trug sie den kleinen Wonneproppen ins Büro der Mutter Oberin.
Diese war nicht weniger angetan von dem Inhalt des Körbchens, veranlasste aber sofort alles, damit das Kind in die nahe Klinik St. Josef gebracht wurde. Dort würden sich Ärzte und Krankenschwestern um das Wohlergehen des Findlings kümmern.
Als der Krankenwagen kam, mußte Schwester Fulberta schweren Herzens von ihrem Kind Abschied nehmen. Sie würde den Knaben (die Mutter Oberin hatte bei der Frage ums Geschlecht für Klarheit gesorgt) wohl nie mehr wiedersehen. Eines aber konnte sie ihm noch mit auf den Weg geben, nämlich den Namen Paul, in Anlehnung an den Tagesheiligen dieses für sie unvergesslichen Tages.

Hamburger
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Re: Besuch

Beitragvon Hamburger » 24.11.2002, 23:32

Als 2 Pac`s Monster-Rap-Glocke irgendeine verlauste Filzlaus, die sich auch noch erdreistete Sturm zu klingeln, ankündigte, ahnte Schwester Roseanne niemals nicht, das ihr Leben sich in wenigen Augenblicken für immer verändern würde. Sie beschleunigte ihre Masturbation und brach kurz vor dem Orgasmus ab, um im Zustand höchter Erregung dieser Ratte da draussen mal ordentlich die Meinung zu geigen und gegebenfalls, wenn das nicht reichen sollte, die Fresse zu polieren.
Sie nahm Fahrt auf wie ein Linebacker beim Football, stürmte zur Tür, das die Wände des alten klapprigen Klosters erzitterten und riss sie auf. "So, du alte..." schrie sie mit entgleisten Gesichtszügen, um dann aber abzubrechen und erstaunt auf den Boden zu blicken. Da lag, ganz nackt und völlig ungeschützt, ein Baby. "So eine Sauerei" stiess Schwester Roseanne hervor.
"Da hat mir doch dieses kleine Biest den ganzen Boden vollgeschissen."
Aber irgendwie fand sie den kleinen Knirps (das Geschlecht erkannte sie auf den ersten Blick, sie war ja schliesslich auch keine Heilige) doch ganz symphatisch. Sie riss das Kind zu sich an die Brust, herzte und drückte es und guckte noch schnell in der Gegend herum. Aber niemand war zu sehen. Sie liess den Kleinen fallen, brachte ihr Werk im Stehen zu Ende und genoss ihren Orgasmus. Dann hob sie den Kleinen wieder auf, gab ihm eine Ohrfeige wegen dem vollgeschissenen Boden und nahm ihn mit auf ihr Zimmer. Auf ihrem Zimmer angekommen überlegte sie sich, welchen Beruf der Kleine denn später mal ergreifen könnte um für ihre Altersvorsorge zu sorgen. Sie wollte ja nicht ewig Nonne bleiben. Genauer gesagt hatte sie gerade jetzt diese unglaubliche Sehnsucht nach....Kartoffelchips. Ja, das war die Idee. Kartoffelchips und Wiener Würstchen. Sie fletzte sich vor den Fernseher, schaute sich die Phoenix-Sendung über Buddhismus an und schüttelte den Kopf.
"Keine Alternativen nirgends" murmelte sie ärgerlich. Der Kleine fing an zu heulen und jetzt war sie es leid. Sie nannte ihn Paul, taufte ihn mit Cola light und rief die Mutter Oberin. Die bemerkte ganz scharfsinnig, Paul sei ja der Name des heutigen Tagesheiligen. Roseanne zuckte mit den Schultern und die beiden berieten sich eine Weile. Schliesslich fassten sie einen Plan. Sie brachten den Kleinen wieder runter, legten ihn vor die Tür, läuteten, schwangen sich auf ihre Harleys und flohen Richtung Route 66. Schwester Fulberta öffnete bald darauf die Türe, nahm den Kleinen an sich und beschloss, ihre heutigen Tagebuchaufzeichnungen ganz bestimmt zu veröffentlichen.
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Re: Besuch

Beitragvon Moeros » 26.11.2002, 13:09

Hallo Hamburger,

was ist denn das ?

Da hat wohl meine liebe Schwester Fulberta bei Dir einen Schreibanfall ausgelöst.
Nun ja, jeder wird von einer anderen Muse geküsst. ;-)

schönen Gruß,
Moeros

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Re: Besuch

Beitragvon Hamburger » 26.11.2002, 16:13

Hallo Moeros!

Ja, ich glaube du musst echt mehrere solcher Texte schreiben und veröffentlichen. Das sind Anregungen für mich. Die eignen sich phantastisch um Schreibanfälle auszulösen. Meine Muse wartet auf Nachschub (und ich auch wegen dem zu erwartenden Kuss...)

Wunderbare Grüße,

Hamburger
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Re: Besuch

Beitragvon Moeros » 29.11.2002, 16:30

Hallo

Ich werde in Zukunft vielleicht ab und zu mal einen Text veröffentlichen, aber dann müßt Ihr mir auch offen und schonungslos sagen, was ihr davon haltet.

schönes Wochenende,
Moeros

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Re: Besuch

Beitragvon Hamburger » 29.11.2002, 20:13

Hallo Moeros!

Deiner Bitte werde zumindestens ich für meinen Teil nachkommen. Ich werde deine Texte schonungslos und offen kritisieren, so du sie denn veröffentlichst.

Liebe Grüße,

Hamburger
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Re: Besuch

Beitragvon Moeros » 05.12.2002, 23:04

Hallo all' ihr Literaturfreunde,

Bitte laßt alle den Reich-Ranicki in Euch raus und rezensiert meinen Text. (schonungslos und ehrlich).
Erst dann kann ich weiterschreiben. ;-)

Liebe Grüße,
Moeros

Imhotep
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Re: Besuch

Beitragvon Imhotep » 05.12.2002, 23:33

Hio alle,

also Hamburger irgendwie finde ich deinen Text ziemlich "verkrampft". Verkrampft deshalb, weil er ununterbrochen versucht lustig zu sein, meist ohne Erfolg. Das ganze mit der Masturbation finde ich mehr als geschmacklos. Ok, ich geh noch soweit, dass ich mir vorstellen kann, dass sich die Nonne selbst befriedigt. Aber muss sie das Ganze vor der Tür beenden? Vielleicht seh ich das alles ja auch zu verkrampft (wo wir wieder beim Thema wären), aber deinem Text kann ich irgendwie garnichts abgewinnen. Den Schreibstil an sich finde ich nicht schlecht, aber das, was du daraus machst, nunja... um es nett zu sagen - geschmackssache!

Zum Ursprungstext kann ich nur sagen, dass die Handlung ein wenig "lasch" ist. Ich meine - eine Nonne findet ein Baby (Punkt) : ist nicht gerade viel. Das passt vielleicht ganz gut in einen dicken Roman, wo es auf die Handlung im Ganzen ankommt, aber für eine Kurzgeschichte (oder ähnlich) hat das ganze zu wenig Schwung :-)

Dennoch finde ich den Schreibstil, wie beim Hamburger, nicht schlecht und es ließe sich noch bestimmt viel aus dem Ordginal machen - aber bitte nicht in Hamburgers Richtung verändern. Danke. :-)
autos epha

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Re: Besuch

Beitragvon Hamburger » 06.12.2002, 01:23

@Moeros

???? Wie, du kannst erst dann weiterschreiben? Ich für meinen Teil habe doch schon gesagt, das ich all deine nächsten Texte schonunglos und ehrlich kritisieren werde.
Schreibe und du wirst Kritik erhalten. Zu deinem letzten Text habe ich satirisch Stellung genommen, wie du vielleicht bemerkt hast und mehr habe ich dazu jetzt erst einmal nicht zu sagen.

@Imhotep

Diese meine Satire ist wirklich nichts Besonderes und aufgrund meiner leicht negativen Haltung zum Ursprungstext entstanden. Sie ist wirklich geschmacklos, bewusst geschmacklos füge ich hinzu und daher Geschmackssache. Ich fand die Formulierungen eher sehr locker anstatt verkrampft. Ich habe das mal eben so runtergeschrieben. Dass viele Sachen völlig überzogen sind ist ein bewusstes satirisches Element, obwohl es hier schon eher in Klamauk ausartet.

MFG,

Hamburger
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Re: Besuch

Beitragvon Moeros » 06.12.2002, 14:14

Hallo,

Danke für Eure Kommentare.
Der Text ist wirklich nicht als Kurzgeschichte konzipiert. Er soll vielmehr die Einleitung zu einem Roman sein, den ich schon immer mal schreiben wollte.
Das Findelkind wird dann der Protagonist. Ein Mensch ohne Wurzeln. Ein Mensch, der nie als Kind zu hören bekommen hat "ganz der Papa" oder "die Augen von der Mama".
Ich habe den kleinen Paul vors Kloster ausgesetzt, da ich der Meinung war, daß sich hier bestimmt eine gute Seele seiner annehmen würde.

Schönen Gruß,
Moeros

gelbsucht
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Re: Besuch

Beitragvon gelbsucht » 06.12.2002, 23:49

Der Roman, den ich schon immer schreiben wollte. Das kenn ich - hatte auch mal so eine Phase. Was mir davon erhalten geblieben ist, sind ca. 10 unterschiedliche Romananfänge. Bin aber nie über Seite 30 hinausgekommen. So ist das mit der Schriftstellerei - die ersten 50 Seiten sind die schwierigsten. Nicht aufgeben, Moeros! Wieviel Seiten gibt es denn noch zu der ersten Episode? Übrigens sollte auch ein Romananfang schon irgendwie Spannung aufbauen und seinen Leser an sich fesseln. Imhotep und Ham haben ja schon gezeigt, dass das bei deiner Story nicht der Fall ist und ich schließe mich diesem Eindruck eher an.

Wir können nur hoffen, Ham, dass der Vatikan nicht auf dieses Forum und deinen Beitrag aufmerksam wird, dann schicken die uns nämlich bestimmt den päpstlichen Geheimdienst auf den Hals (Nonnen mit Bärten), die Inquisition oder den heiligen Geist. Dann is Schluss mit lustig.

;-) gelbe grüsse :-)
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)


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