Der Mörder der Kritikerin ist immer der schlechteste Autor

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Pentzw
Kalliope
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Der Mörder der Kritikerin ist immer der schlechteste Autor

Beitragvon Pentzw » 20.05.2011, 21:04

Kommissar Strobl lachte bei der nächsten Sitzung hell auf, als er in den Raum trat. „Leute, ich habe eine grandiose Idee! Wie wir uns eine Menge Arbeit sparen können!“
Seine Kollegen verfielen in Begeisterung ob dieser Idee, schließlich hätten sie Hunderttausende von zweitrangigen Schriftstellern befragen müssen.
Diese Aussicht zu umgehen, bot Strobl an. „Habt ihr da einmal daran gedacht: der Mörder ist mit ziemlich Wahrscheinlichkeit derjenige, den unsere Kritikerin am übelsten mitgespielt hatte. Nicht wahr!“
Die Mitarbeiter nickten und dachten wohl jeder, warum er nicht selbst darauf gekommen sei.
„Genau! Höchstwahrscheinlich zumindest“, schränkte schon wieder dieser Spielverderber von einem Kommissar ein. „Wenn man die individuelle Sensibilität eines sehr sensiblen Autoren außer Acht lässt. Aber in diesem Fall müssen wir das. Wir können erst einmal mit dem übel ramponiertesten Schriftsteller anfangen, dann sehen wir ja weiter.“ Die Sitzung endete damit in aufgeräumter Hoffnungsträchtigkeit. Bald schon würden sie das bemitleidenswerteste Opfer der rücksichtslosen Kritikerin ausfindig gemacht haben und ihn dann so in die Kandare nehmen, dass ihm die Luft ausbleiben würde. Ob es zu einem Geständnis reichte, würde sich ja zeigen.

Bei der nächsten Sitzung mussten die recherchierenden Kriminaler allerdings ein großes Dilemma einräumen. Fast alle Autoren nämlich waren von der Kritikerin in vernichtender Art und Weise behandelt worden, nämlich allesamt total vernichtend.
Der Kommissar sah rot und blies seine Wut aus: „Au Backe, dann müssen wir halt die schlechtesten Autoren suchen, weil die ja meist am empfindlichsten reagieren!“ Meier-Wilhelm-Kaiser äußerte ein Ja-Aber, indem er dazu meinte: „Da ist sicherlich etwas dran! Aber leider geht das nicht!“ „Warum?“, entgegnete der Kommissar. „Weil wir keine Literaturkritiker sind.“ „Na eben!“, meinte der Kommissar. „Von daher haben wir den unvoreingenommensten Blick dafür und erkennen am ehesten den schlechtesten Schreiberling.“
Meier-Wilhelm-Kaiser war jedoch immer noch nicht zufrieden. „Da ist natürlich etwas dran. Das schmeichelt natürlich unserem Ego. Aber überlegt mal, wir müssen das Pferd anders aufzähmen. Objektiver rangehen!“
Der Kommissar, der allmählich merkte, dass er sich vorhin in etwas hineingeritten und seinen kalten Verstand verloren hatte, nickte zu, als wüsste er schon eine Antwort. Die überließ er allerdings Strobl.
„Na, wir suchen denjenigen Schriftsteller heraus, der am häufigsten von dieser Kritikerin durch den Kakao gezogen worden ist. Dann haben wir eine wissenschaftliche Herangehensweise.“ Der Kommissar stimmte unumwunden und sofort zu, auch um seine zu schnelle Vorgehensweise von vorhin schnell wieder vergessen zu machen.

So kam ich ins Kommissariat. Vor mir saßen alle Ermittler. Der Kommissar erläuterte die Gründe, weswegen ich hierher zitiert worden war. Ich versuchte mich zu winden, zu lavieren und zu drehen, aber mein Stein auf dem Herzen war schwerer als meine Sturheit. Befreit atmete ich aus und auf. Ich ergab mich in mein Schicksal und gestand.
„Aber musste es denn gleich Mord sein?“, fragte der Kommissar. Ich blieb ihm die Antwort schuldig. Warum ich es nicht erklären kann, nicht einem Menschen wie den Kommissar, der in einer kurzen Phase seines Lebens selbst einmal geschrieben hat, weiß ich auch nicht.
Ich weiß überhaupt nicht, wer mich versteht.
„Kommt es zur Anklage, Herr Kommissar?“
„Nein, ich denke nicht. Es ist schließlich ihr gutes Recht, Kritiker hinzumorden - in der Literatur!“
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
http://pentzw.homepage.t-online.de/literatur.htm

shuya
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Re: Der Mörder der Kritikerin ist immer der schlechteste Autor

Beitragvon shuya » 21.05.2011, 16:23

Als ich klein war habe ich sie immer gern gelesen
diese Jugendgruselgeschichten aus den 80igern und 90igern
ihr struktureller Aufbau, harmlos zu beginnen (Teenager, 17, Hobby Baseball -> spielt gerade Baseball), einen turn einzubauen (der Ball fliegt plötzlich wie wild in der Gegend rum etcetc)
bis zur Auflösung die immer auch eine Pointe war (der Geist wollte nur Mitspielen), boten diese Texte in ihrem Grundschema alles was man für kurzweilige Unterhaltung braucht.
Sie waren so austauschbar, dass man 50 solcher Texte in ein Buch packte und es vollkommen irrelevant war welchen man las - weil sie waren alle gleich gut.
In der Popmusik gibt es die 4-Akkordregel, sie macht das gleiche.

Ich habe nichts gegen diesen Stil, er bedient ein gewisses Publikum mit leichten Häppchen vorm Schlafengehen, eine respektable Arbeit, die einen nicht besonders oder berühmt macht,
die man aber durchaus guten Gewissens machen kann.

Ich sage das, weil deine Texte alle irgendwo auf das hinauslaufen. Die 6 Grundregeln um immer ein gutes Foto, einen guten Text, einen guten Song zu produzieren einhalten und gnadenlos anwenden - das funktioniert, wie besagt, wunderbar - ABER
ich habe nicht das Gefühl, dass dein Gefühl darauf hinaus läuft.
Irgendwo zwackt mir die Intuition ins Ohr und sagt, dass du den Anspruch aufs Besondere stellst, an dich.
Dass man das spürt liegt vielleicht an der Gezwungenheit deiner Texte, die Ihnen wieder viel von dem Entertainmentfaktor nehmen, weil es ja scheinbar nicht nur darum (auch aber nicht nur) gehen soll.
Genau hier solltest du ansetzen und dich entscheiden.
Entweder du verlässt den sicheren Hafen der Setzkastenliteratur und machst was vollkommen eigenes (ein eigenes System in das der Leser sich reinfindet und gen Ende des Textes sogar zurechtfindet) oder du entscheidest dich für den sicheren Hafen der Setzkastenliteratur - dann aber ganz.

Das was ich hier lese wird beidem nicht gerecht - das kannst du besser, wenn du bewusster rangehst und weißt was du eigentlich machen willst.

Grüße.

Pentzw
Kalliope
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Re: Der Mörder der Kritikerin ist immer der schlechteste Autor

Beitragvon Pentzw » 24.05.2011, 10:19

Merci für Deine Kritik,

ich habe gestern einen Roman von Viki Baum "Flut und ... noch was" gelesen. Diese Viki Baum war Bestsellerautorin. Aber dieser Roman ist "nichtsdestotrotz" sehr gut. Gleichzeitig lese ich von Mario Simmel "Es muss nicht immer Kaviar sein" - grauenhaft dieses Buch.
So beide Bestsellerautoren, aber eines, das von Viki Baum gefällt mir.
Von mir aus: Bestsellerautor, aber bitte nicht M.Simmel.
Franz Kafka wäre mir natürlich am liebsten! :-) Aber Franz Kafka ist schon einmal Franz Kafka.

Nein, Deine fundamentale Kritik, bekenne Dich zu einer Konfession, Islam,Buddhismus, weiß der Geier was, beantworte ich mit "JA!" und nochmals mit "Ja!" (alles klar?).

So, am liebsten sind mir Kritiker, die mich auf strukturelle Schwächen oder sogar Fehler hinweisen und in diesem Stück ist einer, den ich flugs beheben muss...

Außerdem, lauf mir nicht übern Weg, "Du" bist d e r "Kritiker", den ich als schlechtesten aller schlechten Autoren subito killen müsste! Sofern ich Dich ernst nehmen würde. Aber ich nehme keinen Kritiker Ernst, der nicht auch das Handwerkszeug des Schreibens beherrscht bzw. erkennt, wo es richtig oder falsch angewendet worden ist und diese Fähigkeit hast Du mir bislang noch nicht demonstrieren können.

Gruß

Werner

shuya
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Re: Der Mörder der Kritikerin ist immer der schlechteste Autor

Beitragvon shuya » 25.05.2011, 21:16

Außerdem, lauf mir nicht übern Weg, "Du" bist d e r "Kritiker", den ich als schlechtesten aller schlechten Autoren subito killen müsste! Sofern ich Dich ernst nehmen würde. Aber ich nehme keinen Kritiker Ernst, der nicht auch das Handwerkszeug des Schreibens beherrscht bzw. erkennt, wo es richtig oder falsch angewendet worden ist und diese Fähigkeit hast Du mir bislang noch nicht demonstrieren können.


ist das eine drohung?
mit deiner konfusen antwort kann ich wenig anfangen.
wenn du nicht hier postest um über deine texte mit menschen zu reden, finde ich, bist du am falschen ort.
meines wissens nach ist das hier keine galerie in die man etwas hängt und dann geht, sondern soll als werkbank funktionieren an der man an seinen texten schraubt.

An meinen Fähigkeiten zu zweifeln um eine freundlich direkt formulierte Kritik an deinen Fähigkeiten klein zu reden um darauf nicht eingehen zu wollen, spricht m.E. Bände über deinen Umgang mit anderen. Vielleicht solltest du über deine arrogante Art noch mal nachdenken und überlegen wie du mit Leuten umgehst, die deine Leser darstellen.

Sollte dich mein Vergleich mit den "Häppchen Stories" beleidigt haben, entschuldige ich mich gerne für das Missverständnis - ich lese gerne einfache Kurzgeschichten und ich, in meiner Auffassung, habe das nicht als Abwertung sondern als ein Vergleich für eine Stilrichtung verstanden, kann aber nachvollziehen dass das möglicherweise falsch ankam.
Ja und ich denke manche Leute sollten sich auch auf ein Genre einlassen, es braucht eine Menge Erfahrung und Talent die Grenzen der bereits ohnehin schon weitgehend erschlossenen Literatur zu sprengen.

Wenn du jetzt über meine Fähigkeiten im Umgang mit Sprache diskutieren willst, kannst du das gerne anhand eines meiner Texte tun, es stehen hier genug online und ich bin gerne bereit mit dir darüber zu schnacken. Allerdings sind wir hier bei deinen Sachen - deinem Produkt, das für mich persönlich so noch nicht funktioniert.
Mach was aus der Kritik oder mach es nicht, aber bleib sachlich.

Pentzw
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Re: Der Mörder der Kritikerin ist immer der schlechteste Autor

Beitragvon Pentzw » 25.05.2011, 21:40

nein, das war keine drohung, das war ironie.
ich schnacke natürlich gerne über meine sachen und die anderer.
nur, wie gesagt, es genügt mir nicht, aus einer literatur eine entscheidungsfrage zu machen. das bringt nichts, alles ist graduell, fließend. und wenn jemand kritisiert, ohne dass er den text aufmerksam gelesen, dann bin ich leicht verärgert. ich nehme nichtsdestrotz jeden beitrag ernst und wenn ich zeit finde, werde ich den ein oder anderen text von dir lesen und auch etwas dazu sagen.
ich hoffe, damit sind unstimmigkeiten geglättet.

verbindlichen gruß

werner

Glaukos
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Re: Der Mörder der Kritikerin ist immer der schlechteste Autor

Beitragvon Glaukos » 26.05.2011, 18:50

der ideale aufmerksame, nicht verärgernde leser ist ... wer?
du selbst, freund der ironie, nicht wahr? ;)


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