Die Drachenwandler

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Laura0911
Kerberos
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Die Drachenwandler

Beitragvon Laura0911 » 03.12.2011, 16:19

Weiße Blitze zuckten durch den wolkenverdeckten Himmel. Immer nur Bruchteile einer Sekunde schlängelten sie sich durch die riesigen Wolkengebilde, die nicht zuließen, dass auch nur ein Sonnenstrahl durch sie hindurch kam, und dann verblassten sie so schnell, wie sie entstanden waren. Es war kurz nach 15.00 Uhr, und es schüttete nun schon seit Mittag wie aus Kübeln. Obwohl dieses Wetter untypisch für den sonst so sonnigen Staat war, war das nun schon das dritte Gewitter in dieser Woche, und es war erst Donnerstag. Lediglich am Dienstag wurden Denver und die Einwohner der Stadt von Niederschlägen und grollendem Donner verschont. Nun eilten die Passanten mit bunten Regenschirmen, Regenmänteln und unglücklich gesenkten Köpfen durch die Straßen, nichts ahnend, was sich über ihnen und der dichten Wolkendecke, die sich so weit man sehen konnte, über den Himmel erstreckte, abspielte.
Dylan wand sich durch die Wolken, weiter nach unten. Er konnte kaum etwas sehen; es war noch trüber, als würde er durch Nebel fliegen. Er drehte sich im Flug und schoss zurück nach oben über die weißen Schwaden. Dort wurde er auch schon von seinem Gegner erwartet, der sofort zuschlug und dem Drachen einen Hieb auf die Schulter verpasste. Dylans scharlachrote Schuppen wurden von den dolchartigen Klauen des Greifs zerfetzt wie Krepppapier von einer stumpfen Nagelschere. Der Drache schrie vor Schmerz laut auf und ließ sich, dicht gefolgt von seinem Feind, einige Meter nach unten sinken, wo er sich um die eigene Achse auf den Rücken drehte und dem Greif, der damit nicht gerechnet hatte, den gefiederten Kopf und den Hals zerkratzte. Daraufhin stieß ihn die Kreuzung aus Löwe und Adler mit dem Hinterlauf von sich weg und schickte ihm einen schwarzen Stahl hinterher, der plötzlich aus seinem Schnabel schoss. Als dieser die etwas weicheren Schuppen von Dylans Bauch traf, wurde er noch weiter nach unten gedrückt. Die Schwarze Magie, der sich sein Kontrahent bediente, zog Kraft aus seinem Körper und gab sie an den Greif weiter. Dylan wurde immer schwächer. Zugleich als die Attacke ein Ende hatte, drehte er sich in der Luft zurück auf den Bauch und versuchte zu fliehen. Der Greif folgte ihm mit beachtlicher Geschwindigkeit und holte ihn ein. Über Dylan fliegend krallte er sich in seine orangeroten Flügelhäute, die dabei fast gänzlich zerrissen wurden. Der Greif ließ sich auf Dylans Rücken nieder und schlug nach dem Silberreif um seinen Hals, an dem eine rote Kugel hing, wobei er die empfindlichen Schuppen verletzte und eine Arterie aufschlitzte, aus der nun mit jedem Herzschlag dunkles Drachenblut spritzte. Sein Gegner ließ endlich von ihm ab, doch der Drache konnte sich trotzdem nicht mehr in der Luft halten; die lederartige, feine Haut zwischen den sechs Fingerknochen seiner Schwingen war zu zerfetzt. Mit drei bis vier Flügelschlägen pro Sekunde konnte er die Höhe halten, doch es war zu anstrengend. Sein Puls ging immer schneller, und sein Blutdruck wurde immer höher, was dazu führte, dass noch mehr von dem dunkelroten Lebenssaft aus der Wunde an seinem Hals spritzte. Der Greif beobachtete den verzweifelten Jungdrachen schadenfroh und stieß einen freudigen Siegesschrei aus, als Dylan einen Kollaps erlitt, rücklings durch die dichte Wolkendecke stürzte und schließlich aus achttausend Meter Höhe mitten in der Lincoln Street in Denver auf den harten Betonboden aufschlug. Das Letzte, das er wahrnahm, war das Kreischen der Menschen und die quietschenden Reifen von Autos, als die Fahrer zu bremsen versuchten. Dann glitt er in die Dunkelheit hinüber…

DanBrown
Erinye
Beiträge: 13
Registriert: 29.09.2011, 09:50

Re: Die Drachenwandler

Beitragvon DanBrown » 14.12.2011, 20:11

Hallo Laura0911,

dein Text ist sehr interessant. Zwei Welten, die parallel voneinander existieren, warum nicht. Hoffen wir einfach, dass keine Drachen vom Himmel fallen, wenn wir auf der Straße sind. Ein paar Sachen sind mir aufgefallen. Hier meine Verbesserungsvorschläge:

Nun eilten die Passanten mit bunten Regenschirmen, Regenmänteln und unglücklich gesenkten Köpfen durch die Straßen, nichts ahnend, was sich über ihnen und der dichten Wolkendecke, die sich so weit man sehen konnte, über den Himmel erstreckte, abspielte.


Er drehte sich im Flug und schoss zurück nach oben über die weißen Schwaden.


Die Schwarze Magie, der sich sein Kontrahent bediente, zog Kraft aus seinem Körper und gab sie an den Greif weiter.


Das Letzte, das er wahrnahm, war das Kreischen der Menschen und die quietschenden Reifen von Autos, als die Fahrer zu bremsen versuchten. Dann glitt er in die Dunkelheit hinüber…


Lieeb Grüße!

Laura0911
Kerberos
Beiträge: 2
Registriert: 03.12.2011, 16:04

Re: Die Drachenwandler

Beitragvon Laura0911 » 16.12.2011, 12:12

Hallo DanBrown,
vielen Dank für Deine Verbesserungsvorschläge! Ich werde den Text gleich danach umändern.
Ich weiß, es ist schon etwas realitätsfern, wenn diese zwei Welten parallel zueinander existieren, aber dadurch ergibt sich die Möglichkeit, nicht nur das Leben der Drachen, sondern auch das der Menschen in ihrem Alltag zu schildern.
Liebe Grüße!


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