Verbrannte Erde VIIIa oder das "zivile" Leben mit Soldaten

In diesem Forum kann sich jeder mit seinem Text der Kritik des Publikums stellen. Selbstverständlich auf eigene Gefahr ...
Pentzw
Kalliope
Beiträge: 950
Registriert: 11.04.2011, 19:59

Verbrannte Erde VIIIa oder das "zivile" Leben mit Soldaten

Beitragvon Pentzw » 22.12.2014, 17:48

Verbrannte Erde IX oder das „zivile“ Leben mit Soldaten, Polizisten und Mitgliedern einer sogenannten „Familie“

Eine 80jährige Frau, Mutter von einigen Kindern, deren einer in einem ihrer Häuser wohnte, feierte ihren Geburtstag in dem Nebenraum eines offenen Wirtshaus ihres Geburtsdorfes. Als sie aufs Klo geht, wird sie von einem bislang im Haupttresen-Raum sitzenden, kahlköpfigen jüngeren Mann auf dem Flur zum Klo derartig angepöpelt, dass sie entsetzt zur bislang lustvollen illustren Geburtstagsgesellschaft zurückrennt und sich darüber beklagt, dass sie so etwas mitnichten noch einmal erleben möchte.
Was erregte diesen barbarischen Berserker derart? Dass dieser Sohn auf ihrer Feier eine klassische Melodie auf einer Flöte trällerte? Weil Männer keine Flöten spielten? An den Tönen mochte es nicht gelegen haben, denn die waren einwandfrei herausgestoßen, gesetzt. Unerklärlicher zudem noch, da Frauen doch solch große Aversionen gegen dieses Instrument entwickeln, weil sie anzunehmen als Kleinkind, Schüler damit drangsaliert worden sind, darauf zu spielen? Hatte er ein Problem mit der geschlechtsspezifischen Rollenerwartung, wie man so sagt?
Die Familie der Mutter war im ganzen Umkreis bekannt dafür, gegen die Nationalsozialisten zu sein. Es hätte aber eines gezielten Vorgehens bedurft, dass hierin der Grund auszumachen ist.
Derselbige arbeitete für eine Soldatin, die bei dieser Mutter eines der Söhne, der gleichfalls darin hauste, in Miete ist, an einem ihrer Objekte, sprich dem der Schwelle zu deren Wohnung so akkurat, schnell und schwer, dass er von den im Haus der Mutter wohnenden Filius wahrgenommen wird. (Aus Rücksicht dieser Mutter gegenüber teilt er dieser Mutter gegenüber zunächst nicht seine Beobachtung mit.)

*

Der Feind stand im Haus. Endlich! Der Feind hatte einen Wasserschaden verursacht, alle stürzten sich auf das erledigte, verwundete, am Boden noch zuckende Tier. Zwar hatte einer der Aasgeierinnen, eine Soldatin, gleichfalls einmal ein solche Malaise verursacht, Überschwimmung im Keller, aber keiner wusste etwas davon, die anderen war später dazugezogen, der Moment war entscheidend – das gefundene Fressen harrte der Vertilgung.
Vom Wasserschaden waren alle bis auf die Letzt-Genannte betroffen, welche aber am meisten hetzte, treibende Kraft war. Die Verschwörung wurde von der berechtigten Empörung des aktuellen Schadens genährt.
Eine einschränkende Hausordnung wurde per demonstrativen Beschlusses gegen die Interessen des Wasserschädigers verabschiedet, an die Wand plakatiert in dicken, fetten Lettern am Hauseingang links gleich im Flur. Frühere Vereinbarungen, nicht schriftlich, nur mündlich vereinbart, waren somit null und nichtig: der Wasserschadens-Verursacher solle jetzt auch Hof-, Bürgersteig und Terrasse kehren, die Mülleimer auf die Straße stellen und das Treppenhaus putzen.
Volkesseele kochte über und sie briet sich darauf ihr Fleisch.

Der Wasserschadensverursacher blieb tatenlos und unternahm nichts.

Der Funke sprühte über zu der Explosion, als der Wasserschadensverursacher im direkten Konflikt mit Soldatin geriet.

Der Wasserschadensverursacher hatte ein Sommerfest gefeiert, die Bierbänke und -stühle sowie der Grill standen noch ein paar Wochen im Gartenbereich im Wohnbereich des Wasserschadensverursachers. Hin und wieder grille er sich noch etwas. Die Soldatin, bekennende Nicht-so-Grillerin, fühlte sich vom Grillrauch gestört, vielmehr roch sie diesen an ihrer Wäsche, die auf ihrer Terrasse zum Trocknen auf einem Ständer ausgehängt waren. Auf die Frage, wann er den Grill wieder dorthin zurückstellte, wo er ihn ansonsten stehen hatte, antwortete er: „Am Wochenende, sobald ich einen Fahrer für die Entfernung der Biergarnitur gefunden habe.“ „Am Wochenende“, meinte unter diesen Umständen, dasjenige, an dem sein befreundeter Transporteur, sprich Besitzer von Autor plus Anhänger, dazu Zeit fand.
Der Soldatin wurde es allmählich zu dumm. Sie hatte gedacht: gleich am nächsten Wochenende.
Sie stand plötzlich vor ihm und fragte im Kommando-Ton, warum er nicht schon letztes WE und wann denn dann? Er erklärte es ihr. Aber diese brauchte einen festen Termin, es riss ihr der Geduldsfaden nach einem Abend, an dem sein Grill wieder einmal besonders viel Rauch aufgewirbelt hatte und ihr in die Nase gestiegen war. Die Soldatin sprach im Befehlston an. Er erwiderte ruhig, er habe eingeräumt, den Grill mit den Bänken so bald wie möglich wegräumen, aber diese Aktion verschiebe sich leider um eine Woche. Die Soldatin konnte aber nicht mehr warten.
„Du wolltest den Grill wegtun. Du hast gesagt am WE. Jetzt ist WE,“ brüllte sie ungehalten.
Was er hatte gesagt?
„Ja am WE, wenn...“ Das „Wenn“ hatte er nicht gesagt. Er hatte mit dem Gesagten nicht unbedingt an das nächste WE gedacht.
„Habe ich das gesagt?“
Er wusste oder glaubte sich sicher daran zu erinnern, kein bestimmtes WE genannt zu haben, er war bestimmt vage geblieben. Aber die Soldatin hatte es so verstanden, dass das nächste der Termin war. Daher ihre Empörung.
Jedenfalls konnte sie nicht mehr warten und stellte ihm ein Ultimatum.
Am nächsten Morgens, er spielte gerade Piano im Keller, heftete sie ein Plakat in den Eingangsbereich desselben, auf die Glaseinlage der Tür, so dass der dadurch geworfene Schatten ihn die dunklen aufziehenden Wolken der künftigen Schlacht und Auseinandersetzung eindringlich vorankündigten. Das Plakat mit dem gestellten Ultimatum unterzog er einer seiner oberlehrerhaften Zwangshandlung: die Zeichensetzung war unvollständig und harrte der Korrektur. Das fehlende Komma zwischen Haupt- und Nebensatz spiegelte den Druck der Schreiberin wieder. Die fehlende Unterschrift der Pamphletisten, nur mit „Die Hausbewohner“ unterzeichnet, hinterfragte er auf sein Vollständigkeit einer Hausgemeinschaft mit der Substitution der Leerstelle bzw. der Ergänzung eines fehlenden Zeichens wie Punkt-, Ausrufe- oder Fragezeichen mit beidem, nämlich !? - minimalistisch auf den Punkt gebracht, was er zum Ausdruck bringen wollte.

Ultimatum: die Soldatin stellte ein Ultimatum: Wenn bis Samstag der Grill nicht entfernt ist... Er korrigierte die Formulierung der Erpresserin des an seiner Kellertür gehefteten Plakates nach Satz- und Satzzeichenfehler mit der Bemerkung: Schade wegen der ganzen Umweltverschmutzung – der für diese Grabenkämpfe eingesetzten Mittel wie Papier und hochgiftige Leuchtstifte.
Das drängte diese nunmehr zu einer erneuten, sofortigen Plakatierungsaktion: „Du zwingst uns...“ Die Soldatin hatte mit der Familie im I. Stock Helfer, mit denen sie den unliebsamen Grill vor ihrer Nase und ihrer Terrasse entfernen und deportieren konnte, ein anderer Hausbewohner, gleichfalls Soldat befand sich gerade auf Manöver.
Der Hick-Hack eskalierte.
Der Geduldsfaden war gerissen und dieser harte Kern der Verschwörer packte selbstständig den Grill, um ihn von dem nicht steten Platz an seinen ehemaligen Stammplatz zurückzuplatzieren oder womöglich wo ganz anders hin, jedoch durch das Plötzlich des Auftauchens des Wasserschadensverursachers gehindert und beeindruckt, wurde es gemacht, nachdem dieser die Worte gesagt hatte: „Ich muss doch sehr bitten!“
Es entleerte und platzte die sich angestaute Wut gleichzeitig unisono, indem sie auf ihn einsprachen, die Frau fiel dabei ständig dem Mann ins Wort, als er als natürliches Familienoberhaupt sich dazu berufen fühlte, es zuvorderst zu ergreifen, egal, nur gut das die Bierbänke der Grillparty zwischen dem Beschimpften und der Beschimpferin standen, sonst hätte sich zumindest diese Frau, seines Wissens auch beim Militär beschäftigt, auf den Hausfeind gestürzt, die immer wieder unbewusst mit ihren Ellenbogen den Mann in die Seite stieß, um ungehindert auf diesen Feind einzureden. Nur die junge Soldatin stand im Hintergrund und schwieg beleidigt. Man hatte sie schwer missachtet, sprach ihr Schweigen.
„Ich erinnere mich nicht, Ihnen das Du angeboten zu haben.“
Darauf ging diese gar nicht ein, ließ sich in ihrer Beschimpfungstirade nicht bremsen, stieß sogar mit ihren Ellenbogen die Ehehälfte in die Seite.
„Das ist doch beschissen! Seit 2 Jahren hat der nicht ein Mal Hand angelegt und den Besen ergriffen oder den Mülleimer hinausgestellt oder die Treppe geputzt!“, brüllte die Frau der Familie im ersten Stock. Dass ihr Ehemann die Garage von der Vermieterin billiger bekommen hatte mit der mündlichen Vereinbarung als Auflage, dafür monatlich einmal zu kehren, wusste diese nicht - hatte dies der Ehemann verschwiegen?
Vor kurzem erst hatte diese Ehefrau begonnen, ihn zu ignorieren und jeglichen Gruß zu unterlassen. Es fiel einher mit dem Zeitpunkt, als er diese gebeten hatte, ihren ständig dastehenden Anhänger doch bitte um drei Meter nach vorne zu verschieben während der Sommerzeit nur, damit er mit seiner älteren Mutter ungehinderten Zugang zu seinem Grundstück blockierungsfrei habe. Das war ihr Anlass zum Schweigen gewesen.
Jetzt jedoch sprach sie mit ihm, wenn anfeinden und Anbrüllen dazu zählte und zudem in der 2. Person Singular, als wären sie alte Sauf- und Spielkameraden.
„Das ist das Letzte!“ Sie waren gerade dabei, den Grill abzutransportieren, setzen ihn aber ab, um zu „diskutieren“.
„Stellen Sie wenigstens diesen Grill in die hintere Ecke dort, wo er immer gestanden hat.“
Kein schlechter Vorschlag. Sie taten es.
Die Verschwörung war nicht zuende, kam damit erst so richtig in Gang. Vielleicht deswegen, wenn man sich das Ergebnis dieser Aktion Grill-Entfernung betrachtet. Sie hatten den Grill dorthin weggeräumt und akkurat dorthin gestellt, wo er hingestellt gehörte, sie hatten das gemacht und nicht derjenige, der es hätte tun sollen, der Wasserschadensverursacher!
Ärgerlich, empörend, wutentbrennend.
Dieser war der Vorteilsnehmer der Verschwörung. Volkes-Seele kochte auf und über und er briet sich darauf sein Fleisch.

Die Verschwörung war nicht zu Ende.
Des Beschuldigten Mitbewohner, dieser Soldat-auf-Manöver, jüngst erst eingezogen, schlug sich sofort auf der Verschwörer Seite. Er konnte sich damit Vorteile und Sympathie verschaffen, seinen Beitrag zur Integration der neuen Gemeinschaft leisten und punkten. Er lernte der Soldatin Schwester kennen. Ein Grund mehr, Sympathien für die Ankläger und Antipathie gegen den Bösen zu hegen. Man wusste wissen, auf welcher Seite man sich wann schlagen musste, nämlich wenn offenkundig war, wer am Boden und am schwächsten war. Als Soldat in einer hierarchischen Gemeinschaft war das opportun, ein flexibles Anpassungsverhalten. Die Militarisierung der zivilen Gesellschaft bekam damit Turbo-Geschwindigkeit... sofern nicht die Kräfte der zivilen Gesellschaft stärker sein mochten...
Der Mitbewohner, zur Seite gedrängt, der der Angeklagte war, war sein Unmittelbar-Mensch - aber dieser Soldat rechnete eh damit, bald wieder an die Front zu ziehen, würde also bald ausziehen und die Nutzung des Moments brachte Vorteile – vorerst und das war entscheidend und wichtig.
Der Wasserschadensverusacher-Griller-und-Viertelbesitzer-Mitbewohner hätte sagen können: ein privates Mietverhältnis ist kein solch geschlossenes System wie die Hierarchie einer Verwaltung, wie es das Militär darstellt. Der andere könne ruhig ausziehen, wenn er noch dümmer kommen sollte, aber er war nur Teileigner, musste Rücksicht auf die größere Hälfte-Besitzer nehmen und so verkroch er sich in seiner Angst und Machtlosigkeit und Händegebundenheit in sein Schneckenhaus, legte die Hände in den Schoß und blieb untätig.
Die Verschwörung schritt weiter...

Eines Nachts standen zwei fremde Jugendliche...

Zurück zu „Texte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Pentzw und 48 Gäste