Erdbeben der Liebe/Ende V

In diesem Forum kann sich jeder mit seinem Text der Kritik des Publikums stellen. Selbstverständlich auf eigene Gefahr ...
Pentzw
Kalliope
Beiträge: 950
Registriert: 11.04.2011, 19:59

Erdbeben der Liebe/Ende V

Beitragvon Pentzw » 11.01.2015, 15:07

2014-11-06

„Auf dem Boden schlafen!“, voll der Verachtung ausgestoßen, mich betreffend, der gerne auf harter Unterlage, einfach auf Matratzen schläft. Nur ein paar Bretter, schnell zusammengeschraubt und gebaut, schon steht das Bett, ist mir Genüge. Wozu brauche ich noch Bettenrost und Schlafzimmerschrank, wenn es auch ein einfaches, großes Regal tut? Natürlich darf nicht zu viel Staub in der Wohnung sein, und der Bettkasten sollte schon etliche Zehn Zentimeter über den Boden ragen und beim Regal das unterste Board auch nicht weniger hoch über den Boden schweben. Aber ansonsten ist doch solch ein Bett und Schrank eminent praktisch, flexibel, schnell auf- und abgebaut, der Umzug ist ratz-fatz erledigt und nicht mit solch immensen Kosten verbunden, wie wenn man einen Kleintransporter braucht oder noch schlimmer einen riesigen Möbeltransporter, die mit großen geldlichen Kosten zu mieten sind. Wegen solcher bürgerlichen Gegenstände derartig viel Geld, Energie, Umstände, Zeit zu verbrauchen, ist doch Blödsinn. Dafür ist mir die Zeit zu kostbar für andere wichtige, schöne Dinge (zum Beispiel Reisen machen).

Sie las von einer pariserischen Puffmutter, dass ein hochgestellter Weltpolitiker nach der Frage, welche Prostituierte er gerne hätte, er geantwortet habe: „Eine; die so aussieht wie meine Frau!“ Darüber schüttelte Gülgün den Kopf vor Unverständnis. „Aber warum hat er sich keine ausgesucht, die ganz anders als seine Frau war?“ „Vielleicht hat er sie geliebt, hat sie gerade vermisst, oder sie hat ihn öfter den Geschlechtsverkehr verweigert. Also aus LIEBE HAT ER DIESE AUSGEWÄHLT!“

Als wir eine Wohnung in der Nähe von ihr in Aussicht hatten, bat sie inständig: „Bitte warne mich, wenn Du mit einer Frau zusammen dort im Bett liegst. Damit ich nicht in dein Schlafzimmer hineinplatze, wenn...“

Gülgüns praktischer Versuch, mir eine Wohnung zu vermitteln, scheiterte. Als wir beim Abschied zum Zug gingen, lachte ich aus irgendwelchen Gründen, so dass sie sagte: “Du kannst noch lachen. Dir geht es noch zu gut. Du sollst nicht mehr lachen können.“

NICHTS GEHT MEHR. Sie sucht Zuflucht in der Krankheit, in Kliniken und bei Ärzten. Aber ihre Krankheit kommt von den elektronischen Strahlungen aus dem Telefon, Internet, Handy, welche Ohrenschmerzen und –wabern ich auch mal hatte, als ich mich intensiv mit diesen Geräten auseinander setzte. Ich meine, es ist vernünftig, sich diesen Strahlen nicht mehr auseinander zu setzen. Wenn sie so unklug handelt, muss ich es anders machen: ich gehe gar nicht mehr ans Telefon, wenn sie anruft, weil dies nur wieder ihre Schmerzen und verstärken würde.

Allmählich bin ich genervt von Gülgüns Klagen und Lamentieren. Für all ihr Missgeschick sind andere Schuld, zum einen: ihr Exmann am gegenwärtigen Zustand, zum andern am Scheitern ihrer Doktor-Prüfung ihr 1. Exmann und jüngst erzählt sei daran ihr Doktor-Begleiter oder Doktorvater. Beim letzten Telefongespräch schalt sie auch ihr Schicksal, dass sie keinen Spaß mehr habe. Ihre Kinder würden ihr so viel Arbeit machen.
Nunmehr vor allem die Kinder!
Ich habe ihr geraten statt in die Klinik zu flüchten und bei Quacksalbern Linderung zu suchen, lieber in der Natur spazieren zu gehen, sich zu bewegen, was sie doch auch gerne früher gemacht habe als Geologin.
„Aber meine Kinder wollen nicht mit mir hinausgehen!“ So sitzen diese im Wohnzimmer und glotzen und glotzen, während sie an der anbei liegenden Küche die Erbsen „zählt“, vielmehr aussondiert, die Guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Töpfchen, nein wirklich, sie ist so penibel mit dem Essenmachen, dass sie wirklich die Erbsen oder Linsen, ich weiß es nicht, einzeln untersucht und auswählt. (Ich merke, ich sehe sie sehr negativ, aber...)
Sie hat bereits ein Bluttest-Ergebnis bekommen, der Arzt hat gemeint, das sei in Ordnung, nichtsdestotrotz las sie mir die einzelnen Aspekte und Ergebnisse vor, ich solle sie interpretieren.
„Ich glaube nicht, dass ich in Ordnung bin!“
„Gülgün, ich kann dir nicht helfen, ich kann mit diesen Werten nichts anfangen. Ich weiß darüber nicht Bescheid. Ich war immer gesund in meinem Leben. Es tut mir Leid!“

Gülgün sagt, man solle sich selbst gegenüber Wertschätzung geben. Wenn man sich schön kleidet, sich pflegt, wäscht, kämt, neu ausstaffiert, bekäme man dieses Verhalten wird zurück, weil, wie du dich verhälst, so wird mit dir umgegangen. Als sie allerdings davon sprach bzw., man müsse sich auch parfümieren, stoppte sie, weil ich ihr bereits gesagt habe, wie sehr ich dieses ablehnte, genauso wie Krawattentragen.
Ihre Unfähigkeit mir in die Augen zu schauen rührt mich, befremdete mich allerdings, als sie dies beim Abschied nicht konnte.
„Ich kann Dich nicht direkt anschauen“, als ich sie bat, mich wenigstens jetzt anzuschauen.
„Ich habe Dir etwas hinter dem Foto auf einem Bild von Dir im zweiten Wohnzimmer hinterlegt“.
„Was, was?“
„Etwas Geld!“
„Gib mir sofort Deine Kontonummer.“
Die Eisentüre der Elektrischen schlossen sich vor uns, zwei Schiebtüren gingen elektronisch zu. Ich öffnete sie noch einmal, wollte sie küssen, aber sie verweigerte sich und zeterte: „Ich bin böse auf Dich!“
„Wegen des Geldes?“
„Ja!“
„Aber Du brauchst es!“
„Nein, ich will es nicht!“
Zwischen den sich erneut schließenden Türen sah ich ihr dem Rücken nach, wie sie wütend die Unterführungstreppe hinunter entschwand.
Erneut bat sich mich beim nächsten Anruf, ihr das Konto zu nennen.
Ich werde es nicht tun. Sie bereue, mir erzählt zu haben, dass sie keinen postiven Betrag mehr auf ihrem Konto gehabt habe. Außerdem weiß sie immer noch nicht, obwohl vor zwei Wochen den Antrag gestellt, ob sie von der Behörde Geld bekäme.
„Ich möchte Spaß haben!“, klagte sie.
Sie fühle sich also richtig traurig und unglücklich.
Am Wochenende würde sie für ihre Tochter eine Coach holen lassen, sie habe jemanden Jüngeren, der ihr unentgeltlich helfe. Das war, was übrig blieb von unserer Absicht, Möbel für meine neue Wohnung in der Nähe von ihr zu besorgen. Da der Vermieter mich allerdings nicht wollte, waren alle ihre praktischen Pläne, worauf sie stolz war, zerstoben. Sie hatte gehofft, dass das Schlafzimmer, das sie für mich organisiert hatte, auch später für ihre Tochter zu verwenden wäre, wenn diese zum Studium eine Wohnung einrichten wollte. Da ich das leidige Gespräch mit Der-die-Möbeln-verkaufen-Wollende führen musste, bat oder befahl sie mir, da ich ihr so „unhöflich“ abgesagt habe - aber was blieb mir übrig, in ihrem Keller konnten wir sie aus physikalischen Gründen nicht zwischenlagern – das zweite Absagegespräch mit der netten Frau zu führen. Ihr sei das peinlich. Ich sollte es tun. Ich tat es übrigens nicht. Sie hatte mich noch Mal angerufen abends am nächsten Tag, aber ich war nicht da.
Seitdem ist keine Kontaktaufnahme erfolgt. Womöglich auch deshalb, weil ich ihr von ihr und ihren Kindern Bilder schickte, die ich geschossen hatte, auf denen sie sich nicht vorteilhaft abgelichtet sah.
„Ich habe Dir doch gesagt, dass Du sie sofort löschen sollst!“
„Aber für mich siehst Du doch hübsch darauf aus.“
„Nein, lösche Sie!“ Ich habe sie nicht gelöscht. Zwischenzeitlich habe ich ihr diese Bilder mit einem Buch zugeschickt. „Sklavenkind“ hieß das Buch. „Es erinnert mich an Dich und Deine Lage“, habe ich ihr noch mitgeteilt. Seitdem haben wird keinen Kontakt mehr. Sie hat mich nicht angerufen, ich nicht zurückgerufen, wobei bereits das Wochenende verstrichen ist und es Montag Abend ist.
Aber ich fühle mich so ratlos und ihr Unglücklichsein macht mich auch unglücklich und hilflos.

Tagebuchnotizen

Dreimal gebeten, mit mir spazieren zu gehen. Stattdessen hat sie ihren langjährigen Freund in der Türkei angerufen, um ihm stolz zu verkünden, dass ihre Tochter eine Möglichkeit des unentgeltlichen Lernens, aber geldlichen des Wohnens an irgendeiner staatlichen Pseudo-Elite-Schule in Hessen bekommen habe.
Nur die Natur heilt! Aber sie ist zufrieden mit dem, was sie hat.
Als ich von dem Spaziergang zurückkam, waren meine Schuhe schmutzig, dreckig und lehmig.
„Ich war am Silbersee gewesen!“, wenn auch ohne meinen Schatz und einen anderen habe ich dort nicht entdeckt. Diese Bemerkung verstand sie natürlich nicht, war aber so sehr desinteressiert an mich, dass sienicht nachfragte.
Stattdessen hielt sie mir eine Standpauke: „Du kannst auch hier um das Haus herum laufen!“
Weiter im Befehlston: „Du schreibst eine Nachricht an diese Frau!“, der sie versprochen hatte, ihr das Schlafzimmer abzukaufen. „Du warst unhöflich am Telefon, als Du ihr eine Absage erteilt hast!“
Eine „Schuld“ gebiert die nächste, wie bei Angela Merkl, sie versucht dies genauso zu machen jetzt und neue Fallstricken darauf aufzubauen, bis ich gänzlich in ihrem Netz verstrickt bin, ohne mir dessen aber bewusst zu sein.
Blind gefangen in einem Netz der Verstrickung!

Gestern nachgefragt, ob sie wenigstens die Coach transportiert bekommen habe. „Ja! - Warum hast Du keine Nachricht geschrieben an diese Schlafzimmergarnitur-Frau?“
Kein Wort darüber, ob sie meine Postsendung mit Buch „Sklavenkind“ bekommen hat.

2014-11-12

Liebe Gülgün,

natürlich kann ich verstehen, dass Du Dich nach einem Leben in Wohlstand sehnst, nachdem Du so ein erbärmlich Leben mit Deinem 2. Ex-Mann in Armut, Kälte und Unwirtlichkeit seines alten Fachwerkhauses durchmachen musstest. Schlimm muss natürlich vor allem gewesen sein, dass Deine Kinder Kälte zu erleiden und erdulden hatten. Du musstest nur den Haushalt machen, putzen und kochen, wie ein „Sklavenkind“ in einem Herrschaftshaus, worin Du keine Rechte hattest.
Mit mir siehst Du auch ein materiell dürftiges Leben vor Dir.

Dies ist der Grund, weswegen Du Dich wohl für einen reicheren Freund entschieden hast, mit dem Du Urlaub machen kannst undsoweiter.

Was ist von der „Liebe“ zu mir geblieben?
Liebe geht über die guten finanziellen Aussichten, die einem ein Freund bieten kann. Dir reicht nicht das Leben, das viele andere auch führen müssen mit ihrer Stütze. Du willst ein besseres Leben. Du hast Besseres verdient. Viele andere natürlich auch. Ich wünsche es Dir natürlich, weil es Dich glücklich machen könnte.

Ich bin doch enttäuscht, da nach einem ersten gescheiterten Versuch bei Dir bereits jegliche Zuneigung zu mir wie weggeblasen gewesen ist. Ich habe mich von Dir total zurückgestoßen gefühlt.

Natürlich freue ich mich darüber, dass Du Dich so sehr um Deine Kinder kümmerst. Aber vielleicht ruhst Du Dich darauf zu sehr aus und vernachlässigst Dich selbst, wenn Du sagst, dass ich nicht in die Natur hinausgehen kann, weil meine Kinder nicht mitgehen. Außer für Dich wäre dies auch noch für sie gut, wenn Du es zumindest vorbildhaft machen würdest, worüber ich mir sicher bin.
Wenn Du Dich mit Deinen zwei Kinder begnügst, wird es nichts mit einem Dritten, zumindest nicht mir, wie es scheint. Vielleicht willst Du auch kein Drittes mehr, möglicherweise halt dann mit einem anderen.

Natürlich verstehe ich, wenn es Dich schockiert, sobald Du Dich auf Fotos siehst, wo Du nicht so abgebildet bist, wie Du gerne sein würdest. Aber bislang habe ich auch nicht gemerkt, dass Du etwas dazu tust, kein Sport, kein Spazierengehen mit mir, nur immer Dich grämen, im Bett wälzen oder schmonzige Soap-Operas im Internet anschauen.
Aber, was ich Dir mitteilte, Du gefällst und sprichst mich an, auch wenn Du nicht dem Idealbild einer Frau entsprichst: schlank und rank.
Diese Bilder zu vernichten ist Quatsch. Man kann nicht vor sich selber wegrennen. Auch das Bild aus Rumänien, selbst als Du krank warst, bist Du. Warum sollte man es vernichten? Aber wenn Du Dich meiner entziehst, so habe ich wenigstens diese Bilder.
Eines meiner Liebeslieder heißt „Bookends“ von Simon and Carfunkel: „A time, it was, a time it was, a time of innocense, a time of confidences. Long ago, it was be, it was be. I have a photograph. Preserve your memories. That’s all, that’s left you.“
In den letzten Tagen habe ich das immer wieder und wieder auf dem Klavier gespielt und gesungen. Du kannst mir nicht alles wegnehmen, was mich an Dich erinnert. Die Erinnerung sowieso nicht, auch diese Photos nicht. Ich schaue sie mir mit Liebe an, ich schaue Dich mit Liebe darauf an. Warum solltest Du mir das verbieten? Warum sollte das schlecht sein?

Schockieren tut mich stets auch Dein Misstrauen. Ich erinnere Dich daran, als wir im Wohnzimmer lagen und wir noch Aussicht auf eine Wohnung hatten, dass Du mich gebeten hast, Dir Bescheid zu sagen, wenn ich mit einer anderen dort im Bett läge. Was soll das? Gehst Du davon aus, jeder betrügt den anderen.
Man muss sich nur davor hüten, dem anderen das mitkriegen zu lassen?
Ohne Vertrauen gibt es keine Liebe. Das irritiert mich maßlos und hat mich total verunsichert.
Bei Judith, der ungarischen Freundin, war das so ähnlich. Bevor sie sich von ihrem Mann getrennt hat, haben wir uns getroffen und sie hat mich angstbesetzt gefragt und gesagt: „Mein Mann fährt LKW nach Italien. Und da gibt es doch auch viele Straßenmädchen, nicht?“ Sie hatte auch keine Vertrauen zu ihrem Mann. Diese Eifersucht ist grausam sich selbst gegenüber und dem anderen, weil es ihn korrumpiert, mit einem Bild von sich konfrontiert, das ihm nicht entspricht, an das er nicht denkt, so zumindest geht es mir. Das ist das Gleiche wie bei Eltern, die unschuldigen Kindern drohend davor warnen, bevor sie wegreisen, sie sollen keine Jungs zu sich nach Hause einladen - und was passiert daraufhin: dadurch kommen sie erst auf diese Gedanken und die Wahrscheinlichkeit, dass sie das dann tun, realisiert sich am ehesten.

Wie immer, ich kann mir schlechterdings nicht vorstellen, dass Dich jemand mehr liebt als ich.

Liebe Grüße

Werner

P.S.: Du brichst mir das Herz

2014-11-13

Der Witz ist der, dass sie mich zeiht, ich würde keine Ordnung halten. Es gab auch eine Situation bei ihr im Arbeitszimmer, wo ich meine Telefonnummer nicht zusammenkriegte, während sie mich feindlich anschaute und dann aufstand, sagte: „Oh, was ist mit Dir los? Was mach ich nur mit Dir? Du kennst ja nicht einmal Deine Nummer merken!“ Sie ging zu ihrem Handy und bevor sie mir die Nummer mitteilte, hatte ich sie längst schon eingetippt.
Sie wollte sich auf eine Stelle als Geologin bewerben, ich wollte ihr helfen, sie fand aber nicht ihre notwenigen Kopien.

Was du siehst, das bist du.

Inzwischen hat sie bereits das Buch „Sklavenkinder“ angefangen zu lesen.
Abgeklärt wie sie ist, sagt sie, das ist ja nichts Neues, die Welt wird von Ungerechtigkeit bestimmt.
„Muss ich es Dir eigentlich wieder zurückschicken?“

2014-11-14

(Anmerkung: Kein Freund von Geburtstagen, versuche ich seit Jahrzehnten, das Feiern dieser zu vermeiden. Aber, der ich dies jetzt im Nachhinein durchlese, komme nicht umhin, angesichts dessen, was ich nachträglich hier lese, zu erwähnen, dass die folgenden Aufzeichnungen auf meinen Geburtstag fallen.)
Gestern geschrieben, nachdem ich eine Nacht in der Wohnung bei Angela Merkel gewesen war.
Erinnerung: einst, als Angela Merkl noch in mich verliebt war, hat sie sich ein Mal in meine Arme gelehnt und gesagt: Jetzt wäre es schon schade, wenn Du wieder gingst, nachdem unsere intime Beziehung einer freundschaftlichen gewichen war.
Solche eine Geste vermisste ich bei Gülgün.
Gülgün hat mich nicht ein einziges Mal zärtlich berührt, sicher, heftig geküsst und das leidenschaftlich, aber, ob das zu Zärtlichkeit zählt, Liebe vermag ich nicht zu sagen, weil dieses Wort inflationär gebraucht wird. Sie hat wohl Sex gesucht, wie beim ersten Telefonat gesagt: Menage à trois im Bett, hatte sie fabuliert, dabei je nach dem frigid oder getrieben aufgelacht.
Zwanzig Jahre nur immer mit dem gleichen zwei Männern im Bett ist ihr, die ohnehin stets unter Langeweile leidet, in Klausenburg schon klagte sie über diese in ihrem Leben, zu leidig und öde geworden und nunmehr, da sie merkt, sie hat bei allen möglichen Männern Chancen, sieht sie darin wohl eine Abwechslung.
Wurde sie nicht dazu getrieben, als der Mann ihr stets vor den Kopf hielt und stieß mit Bemerkungen, dass sie keinen mehr kriegte oder zu unattraktiv für andere Männern sei?
So ein hessisches Dorf in tiefster Provinz bietet dafür schon einige Gelegenheit von zum Beispiel von ihren Frauen sang- und klanglos, weil wie jene sagen, begründungslos und einfach so verlassenen und zurückgelassen Ehehälften: ist das nicht das bemitleidendste männliche Wesen für ein opferbereites großes Herz, wie sie es hat? Wegstecken muss man dabei halt deren Zigarettensucht und –qualm und Alkoholkonsum- und –geruch – was sie schon schaffen könnte, zu ignorieren bei dem, was auf dem Spiel steht.
Die Freude und der Spaß an derer sexuellen Lust, den sie mit mir gewonnen hat – „bei meinen Männern war ich stets unten trocken geblieben, für mich ist das jetzt ein völlig neues Empfinden, diese Feuchtigkeit dort“ – wird Nachteiliges schon ausgleichen und in den Hintergrund rücken und stellen.

2015-01-11

Hier beende ich die Geschichte. Natürlich bin ich mit dem Ende nicht zufrieden. Dafür habe ich zu viele Interpretationen und Erklärungen.
Ich erlebte die Trennung jedenfalls zu abrupt, überraschend und zu kaltherzig.
Ihre letzten Worte waren, wobei ihr Stimme sehr gefestigt, zuversichtlich und hoffnungsfroh klang, dass sie jetzt in Urlaub fahren werde (wohl mit ihrem langjährigen Bekannten/Freund, mit dem sie über die Jahre stets Kontakt besaß) und zudem auch tanzen.
Ihre allerletzten Worte waren, dass sie gegenwärtig sehr große Angst verspüre, was wohl auch auf die Zukunft bezogen war.
Meine letzten Worte waren: „Pass gut auf auf Dich!“


Ende


Was bleibt zudem: ein kleines Gedicht „Frosch und Skorpion“


Frosch und Skorpion


Mir ist das weiche Herz so hart
und das blutige Leben erfror’n,
die rosa-schwache Glut Hoffnung
glimmt vom gelb-zittrigen Laub
des Windes der faden Erinnerung.

Im purpurroten Abendsonnenbad
tauchten wir am Meeresufer ein,
derweil die Sonne den Stachel des
Skorpions beglühte - unverzeihlich
achteten wir nicht: wir liebten zu sehr.

Pentzw
Kalliope
Beiträge: 950
Registriert: 11.04.2011, 19:59

Re: Erdbeben der Liebe/Allerletztes Ende VI

Beitragvon Pentzw » 11.07.2020, 21:10

Ich las damals, nunmehr gute sechs Jahre her, in meinem Sudelbuch eine Notiz von Ihr: "Ich habe ein Kind und ich habe einen Vater." Erst heute wird mir die Bedeutung klar. Der erste Satz ging unter in der übermächtigen Bedeutung des zweiten, was mich zum Rückzug veranlasste: ich meinte ihren leiblichen Vater, der etwas gegen mich haben würde.


Zurück zu „Texte“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 62 Gäste