Sein letzter Kampf I

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Pentzw
Kalliope
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Sein letzter Kampf I

Beitragvon Pentzw » 23.05.2015, 21:51

Ich träumte von Nudeln, von riesig-breiten und riesig-langen Nudeln, die ich liegend in mich hineinfahren ließ wie einen Bandwurm und weil es so große Exemplare waren, fraß und mampfte, aß und kaute ich so lange, bis ich bald so dick und so groß war wie ein Riesenbaby mit Fettpölsterchen, die sich in den Himmel hinauf wölbten und die Wolken verdrängten, weil sie so viel Platz brauchten.
Was hatten diese Nudeln nur zu bedeuten hatten, fragte ich mich unentwegt.
Fakt war, ich liebte diese weiß-gelben Würmer seit meiner Kindheit. Und wem hatte ich diese Leidenschaft zu verdanken?
„Besuch Deine Tante, solange sie lebt. Viel Zeit wirst Du nicht mehr haben!“, hatte jüngst meine Mutter gesagt.
Dieser Traum war Fingerzeig und bot Anlass, dieser Person, meiner Tante, die mittlerweile lange schon im Altenheim lebte, einen letzten Dankbarkeitsbesuch abzustatten, letztlich dafür, dass ich heute so gerne Nudeln aß. Hatte ich meinen Cousin besucht war ich in ihre Küche getreten, waren ihre erste Worte gewesen: „Willst Du Nudeln?!“ so wieder Ribbeck von Ribbeck vom Havelland in diesem Gedicht, das sie wirklich kennen sollten.
„Aber ja, Tante!“, hatte ich jedes Mal jauchzend-jubilierend ausgestoßen.
Ein letzter Besuch war ich ihr schuldig!!!.
Meine neue Freundin drängte darauf, mich zu begleiten. Sie war fremd hier und wollte sich mit der Gegend ein bisschen vertraut machen, meinte sie. „Das sei optimal, könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ Abstattete ich Tante und Onkel einen Besuch, könnte sie sich die ländlichen Gefilde anschauen. „Kann ich mich in deiner Heimat ein bisschen umschauen.“
Innerlich sträubte sich bei dieser Vorstellung etwas dagegen. Sicher, ich kannte sie kaum, aber Interesse für Wald, Wiesen, Feld und Dorf brachte ich mit ihr nicht auf einen Nenner. Inmitten dessen, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagten, stand das Seniorenheim und sie wollte von hier aus eine Wanderung starten? Aber man lernt ja nie aus.
Als ich schwach das Gegenargument ausgesprochen hatte: „Was willst Du dort, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen?“, gab ich es auf, als sie antwortete:
„Was, Fuchs und Hase können sich verständigen? Wie das?“
„Na, Häschen, wie wir uns halt auch. Ich Deutsch, du Ukrainisch, geht doch!“
Das schien sie zu überzeugen, wenigstens schwieg sie, weil sie mein Vergleich zum Nachdenken brachte. Ich war froh, nicht weiter argumentieren zu müssen. Es gibt Punkte, die kann man nicht erklären. Solche Sprichwörter gehören definitiv dazu.
„Nur für ein Stündchen aber!“
„Maximal!“
So einigten wir uns.
Als wir ausstiegen, hatte sie die Wahl, was durch ihre Körperbewegung zum Ausdruck kam: ihr Kopf wandte sich dem Dorf zu und daraufhin dem dichten, feuchten, grünen Nadelbaum-Wald. Bevor sie endgültig eine Entscheidung fällen konnte, ließ sie sich zuerst einmal auf eine Bank vor der Gartenpforte des Seniorenheim-Areals nieder. Wie ich es mir vorgestellt hatte. Sie zog aus einer Brusttasche ihrer Blue-Jeans-Weste erst einmal eine Marlboro hervor, zündete sie sich an und hielt galant wie ein Gichtkranker den Glimmstängel in der fragilen Hand.
„Ahja! Wanderung, schönes Umland genießen...“, was immer sie aus ihrem Reiseführer-Buch bei der Herfahrt laut heraus- und vorgelesen hatte...
„Pustekuchen!“, stieß ich jetzt deshalb spontan aus.
„Was hast Du gesagt?“, fragte sie nach, weil sie natürlich diesen Ausdruck nicht kannte, zum Glück. Das Nachdenken über die Bedeutung dieses idiomatischen Ausdrucks wirkte sich zudem aktivitätshemmend aus und wenig motivierend. Ihr Bild der dekadenten Russen-Tussi, man verzeihe mir, wie sie so dasaß auf der Bank, siehe oben und dazu die schmalen, feingliedrigen, langen Beine verschränkt, sprach Bände, die lauteten: auf die Beine und auf dem Weg machen –njet!
„Boca, boca!“, stieß ich aus, ich wollte mir mich nicht länger diesem Anblick aussetzen, der sich langfristig auf meine Moral ungünstig auswirken würde. von diesem Anblick schnellstens abwenden. Sicherlich, in der Disko, da würde sie sich cool ausnehmen, aber hier! Und umgewendet!.
Ich war bereits am Heimeingang des Seniorenheimes, als ich auf einmal einen furchtbar lauten Schrei vernahm. Es war keine ältere Person aus dem Heim, die da hin und wieder aus unerklärlichen Gründen schrieen. Nein, es kam von Richtung meiner Freundin.
Wie ich bald kombinierte, waren ihre letzten Worte ein kapitaler Fehler gewesen, weniger des Inhalts, der einfach „Tschüss, Salut, Bye-Bye“ besagte, als vielmehr der Sprache wegen.
Ja, wie multikulturell, international und global meine Freundin und ich auch waren, die wir uns wahlweise mit unseren Muttersprachen anredeten, wie Fuchs und Hase eben, hätte man doch bedenken sollen, wo wir uns befanden. Auf deutschem Terrain, im Umfeld eines deutschen Altenheimes. Aber jetzt war es zu spät.
Sie werden schon noch erfahren, was ich damit meine.
Wegen der schrecklichen Ereignisse, die nun folgten, muss ich zuerst und vorab aus den daraus entsprungenen Erfahrungen und Erlebnissen folgendes Plädoyer an unsere Regierung formulieren: Neben den meist in östlichen Ländern unserer Staates deklarierten No-Go-Areas und Sicherheitszonen der Bundesrepublik Deutschland sollten unbedingt weitere in einem Radius und Umkreis von 200 Metern von Alten- und Seniorenheimen geschaffen werden.

Ich stürzte zurück. Was ich aber sehen musste, ließ mich erst einmal den Schritt verlangsamen. Ein großer Mann stand bei ihr, der ein Gewehr an ihre Schläfe hielt. Da hieß es, sich langsam anpirschen.
Als ich das, was da vor sich ging, wie heißt das deutsche Wort, verflixt, checkte, rekonstruierte, adaptierte, ich weiß kein’s, verdammt, machte ich einen Hechtsprung weg von dem Pflasterweg über die niedrigen Büsche und Sträucher des ihn säumenden Randes und landete glücklich und unversehrt auf einem dichten Rasen.
Daraufhin entlang robbte ich soldatengemäß in Richtung Gefahrenzone.
So machten es doch die Soldaten auch?! Zwar war ich niemals einer gewesen, doch instinktiv folgte ich ihrem Beispiel und Vorbild.
Während ich mich auf den Psychopaten mit Sturmfeuergewehr, Kalaschnikow, MG, was weiß ich, wie diese Gewehrtypen bezeichnet werden, zubewegte, pries ich die Kühnheit meiner russischen Freundin angesichts dieser brenzligen Situation, noch einen solch markerschütternden Schrei ausstoßen zu trauen und zu können. Einfach heroisch, tollkühn!
Im ersten Moment klingt ist es ja widersprüchlich, sich in Gefahr zu lautstarken Schreien hinzureifen. Tatsächlich, je näher ich an die beiden herankam, desto eifriger und lauter und hysterischer klang ihre Stimme. Und das lag nicht an den sich verringernden Abstand. Sie brüllte, feixte und keifte ihren Angreifer und Bedroher jetzt regelrecht an.
Kühn und obendrein todesmutig war siekam, das musste man ihr lassen. Unsereiner hätte beim Empfinden des kalten Stahls auf seiner schweißperlen-produzierenden Schläfe wohl nur noch einen Frosch in der Kehle verspürt.
Dann hörte ich sie sogar lachen. Was? Sie lachte dem Tod ins Angesicht?
Da stimmte doch etwas nicht.
Ich stand nun auf, mochte ich mich damit mit einem Geräusch verraten. Die Buschhecke versteckte mich noch gut, die besonders am Eingangstor etwas höher war. Hinter ihrem Schutz konnte ich gut durchspähen.
Was ich als erster sah, war der Angreifer. Mein Onkel!
Dass hätte ich ihm aber nicht zugetraut. Wie kam er dazu, unschuldige, junge Frauen zu bedrohen? Er war doch aus dem Alter heraus? Dritter Frühling? Ein Wunder überhaupt, dass er noch auf seinen klapprigen Beinen stand mit seinen über 90 Jahren. Und dann das?
Aber meine dringendste Sorge musste sein: Wie erging es meiner Begleiterin? Vielmehr, warum keifte und fauchte sie derartig laut?
Hierzu öffnete ich den Spalt in der Hecke weiter.
Sie saß unversehrt, unverfroren und lässig die Beine über ihre dünnen Steckenbeine geworfen auf der Bank. Als befände sie sich auf einer Künstlervernissage oder so. Ungeheuerlich!
Das Gewehr meines Onkels, das da an ihrer Schläfe stakte und aufgesetzt war –eigenartig!
Na, gelobt sei’s, erkannte ich es genauer.
Von wegen Kalaschnikow, Sturmfeuergewehr G 36 oder XYZ-MG! Braun war es, aus Holz war es, der Spazierstock eines alten Mannes!
Mensch, mein Onkel verwechselte seinen Stock mit einem Gewehr!
Okay, die Gefahr war gebannt. Trotzdem bestand die Frage: Was hatte ihn überhaupt zu einer solchen Handlung und menschenbedrohlichen Tat bewogen? Sicherlich, ich wusste bei meinem Onkel von einer energischen, durchsetzungs- und führungsstarke Persönlichkeit, aber doch nicht gewalttätig, militaristisch, kurzum gemeingefährlich.
„Du wirst jetzt mitkommen!“, befahl er.
„Wohin, alter Mann?“, fragte meine Freundin. Sehr akzenthaltig, ihr Deutsch war noch sehr zu wünschen übrig.
Dies fand wohl auch mein Onkel. „Russenfrau! Jetzt bist Du dran. Du kommst in Gewahrsam. Los, aufstehen! Aber ein bisschen dalli!“
„Aber was habe ich Ihnen getan?“
„Was Du mir getan hast? Ja, das kannst Du sofort und auf der Stelle erfahren, Russenfrau!“
„Ja!“
„Deine Brüder, die Genossen Kommunisten, sie haben uns in Berlin überrannt und besiegt.“
„1945!“, diese Zahl stieß das kluge Mädchen nicht zaghaft und zögerlich aus. Ein besonders schwere sprachliche Übung. Ich fühlte nun eine bisschen Stolz in mir. „Genau, 1945. Du kennst Dich ja aus.“
„Ja, Geschichte mein Lieblingsfach war!“
„Gut, dann weißt Du auch, warum Du für Deine Brüder büßen musst. Also, aufstehen!“
„Aber, Opa, ich war doch damals noch gar nicht auf der Welt! Und in Berlin war ich leider auch noch nicht!“ Sie seufzte: „Ich würde gerne mal hinfahren,“
Man irrt, glaubt man, dass dieses stichhaltige Argument meinen Onkel gebremst hätte.
„Ha, Russenfrau. Ich war bei der Waffen-SS, jawohl. Ich habe gegen Deinesgleichen, gegen Deinen Vater in Berlin gekämpft, damit Du es weißt!“
„Ja, haben Sie! Im Zweiten Vaterländischen Krieg“, antwortete sie erneut artig und schülergemäß.
„Ja, habe ich.“ Er schlug beinahe die Beine zusammen, wenn er es noch gekonnt hätte. Stattdessen hielt er sich mehr schlecht als recht aufrecht, er wankte wie ein von russischen Bomben angeknarztes Hochhaus. Würde die letzte Bastion Deutschlands hier nunmehr auch zusammenstürzen?
„Und da hat man uns aus Berlin im Gänsemarsch bis hierher marschieren lassen. Und wehe, jemand ist auf dem Weg zusammengebrochen, der wurde mit Genickschuss getötet.“
„Das sicherlich war humaner wie Krieg-der-Verbrannten-Erde.“
„Was?“, schrie mein Onkel jetzt.
Höchste Eisenbahn war es, hinter dem Buschwerk hervorzutreten. Stellung beziehen hieß es jetzt, was ich bereits mit der Vollendung meines 18. Lebensjahres getan und Tacheles geredet hatte, indem ich die Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer einreichte. Darauf war ich so stolz wie mein Onkel, der bei der Wehrmacht oder noch schlimmer bei den Nazi-Schergen selbst gedient hatte. Naja, immerhin, „Mein Kampf“ von A. Hitler hatte er gelesen. „Selbstverständlich“, wie er stets unumwunden zugab, als einziger übrigens in unserem Bekanntenkreis, was durchaus wahr sein konnte und weswegen ich ihn auch insgeheim bewunderte. (Um Missverständnisse vorzubeugen, freilich nicht wegen dieses Buches, sondern wegen seines Geständnisses und zudem, weil er der einzige gewesen war, der es gelesen zu haben schien.) Freimütig gestand er obendrein auch noch seine NSDAP-Mitgliedschaft. Wer nun aber glaubt, dass er diese Bekenntnisse stolzgeschwellt verkündet hätte, irrt gewaltig. Die Zeiten hatten sich schließlich geändert. Er hatte dies eher mit einem resignierten Achselzucken eingestanden. Aber immerhin!
Er war zu seiner Zeit auch kein intoleranter Haustyrann gewesen. Nach Außen hin, wie alle Elter, spielt er auch seine Rolle nicht mal schlecht: Immer brav und ordentlich und reine Weste und keinen Dreck am Stecken haben, kurzum „deutsch“ zu sein.
Heute offenbarte er ein anderes Gesicht. Als was er sich hier outete und ausgab, hätte ich ihm niemals zugetraut und sein Bekenntnis heute, hier und jetzt, selbst der Waffen-SS, womöglich den Totenkopf-Bataillonen, wie immer diese Schergen sich schimpften, beigetreten zu sein, sie aktiv unterstützt und mit ihnen freudig mitgekämpft zu haben, nein, das überschritt mein Fassungsvermögen und schlug das Fass den Boden aus.

Das Leben meiner Geliebten war zwar nicht in Gefahr. Aber selbst mein verwerflicher Onkel verdiente keine Bloßstellung und Demütigung, zumal in seinem hohen Alter. Versuchte ich dazwischenzutreten, würde ich beim Hinrennen schon verloren haben. Er würde kaltblütig abgedrückt haben. Das war zu viel!
Klar, keinerlei körperliche Verletzung würde sie davontragen, aber mein Onkel hätte sie mit schwerster Schuld besudelt. Solch eine Tat konnte niemals nicht mehr weißgewaschen werden. Er wäre für immer oder besser bis zu seinem Tod gezeichnet, gebrannt markt und verschuldet, mochte es bis zu seinem Tod auch nicht mehr lange hindauern.
Was machen?
Das überwältigende, unausweichliche und unbedingte Gebot des sofortigen Handelns steigerte meine Nervosität derart, dass ich begann, instinktiv meine Kleider zu betasten, dort, wo ein Ganove seinen Revolver, eines Gauchos Messer und ein Manager seine Taschenrechner hatte. Was aber sollte ich darin schon verborgen haben?
Eine Flöte. Ja, ein Instrument, ein Kinderinstrument.
Ich schwöre, ich war mir nicht einmal bewusst, dass ich sie dabei hatte.
Meine Jacke, so eine Out-Door-Multi-Funktions-und-Tasking-Jacke war aber mit derart vielen Features, sprich Taschen und Täschchen bestückt, dass ich glücklicherweise nicht den Überblick verloren, sondern ihn noch gar nicht gefunden hatte. Hat auch etwas für sich.
Sofort setzte ich das Blasinstrument an den Mund und trällerte einen ungarischen Tschardas/Csardas.
Wieso ungarisch? War mein Onkel nicht ein deutscher Front-, Sonder- und Vor-Kämpfer gewesen?
Sollte man meinen, sobald mein Onkel nichtsdestotrotz diese Melodie hörte, konnte er gar nicht anders als sich zu drehen und zu wenden wie ein Puszta-Ungar. Das wusste ich von einer Familienfeier her, auf der ich vor versammelten Gästen diese Melodie gespielt hatte und sehr zum Ärger meiner Tante mein Onkel plötzlich angefangen hatte, dazu eine Lied im fremden Dialekt zu singen. Die ältere Generation war offenbar sprachbegabter als wir jüngeren nur ahnen konnte. Oder anders gesagt: sie waren durch Zeiten und Länder und Sprachen gewandert und gegangen, wovon wir Jüngeren nicht den blassesten Schimmer und Vorstellung besaßen.
Durch mein Spielen und deren Folgen gewann ich Zeit.
Was müssen wir Spätgeborenen aus diesen Erkenntnissen schließen und lernen, dass unsere ältere Generation unentdeckte Schätze und Eigenschaften barg?
Mochte sein Blut noch so deutsch gewesen sein, per Ariernachweis, so erstickt wird der sogenannte allmächtige Schrei des Blutes, das Gesetz des Blutes und zwar augenblicklich, ohnmächtig und sofort angesichts der Macht der Musik und Kultur! So sieht’s aus!
Zurück zum Geschehen.
Meine Stirnfalten Stirn warfen erdbebenartige Falten auf. in meine Stirnhaut.
Wie meine Freundin aus dieser peinliche Situation und prekären Lage retten? Keinen blassen Schimmer hinsichtlich der Lösung der vertrackten Situation hatte ich.
Solange aber die Musik erklang, hatte ich Zeit zum Nachdenken.
Denn klar war, wenn er aufgehört hatte zu tanzen, sprich ich zu flöten, dann begänne das Spiel von neuem: Gewehr gegen Schläfe gehalten.
Die Melodie klang immer verzweifelter, sprich die Töne immer höher und schräger, bald würde es wie Freejazz klingen –dann aber!
Hatte er vorher nicht etwas von Berlin-Kämpfen und SS- oder gar Totenkopf gesagt –plötzlich kam mir eine Idee. Ich tänzelte wie der Rattenfänger von Hameln durch das Heimtor hinaus, zu meinem Auto hin, ließ mein Instrument, Gott habe es selig, fallen, riss den Autoschlag auf, öffnete das Handschuh-Fach und nahm das schwarze Textilband an mich, riss mir ein zirka zwei Zentimeter breites Stück herunter und klebte es mir inmitten zwischen Nase und Mund. Als ob ich eine Nasenscharte hätte. Damit schritt ich zu meinem Onkel hin, zu diesem alten Fuchs. Nun würde sie bewahrheiten, ob sich Hase und Fuchs wirklich verstanden.
Ich brauchte nichts weiter zu machen. Meine Maske war derartig perfekt und effektiv, dass sie schlagartig wirkte. Onkel schlug die Hacken zusammen. Ich musste bloß noch mit dem Kopf nach Richtung Heim nicken und der alte Soldat marschierte im Stech- und Schneiderschritt zackig auf seine Kaserne zu. Niemand würde ihn mehr aus seinem Kabäuschen, sprich Heimzimmer hervorlocken können, weder Josef Stalin, David Ben Gurion, noch Winston Churchill.

Kapitel II:
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