Afrika(reise) - Ugandisches versus BRD-Recht (IX)

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Pentzw
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Afrika(reise) - Ugandisches versus BRD-Recht (IX)

Beitragvon Pentzw » 23.11.2015, 15:35

Andrew, der Sohn von Maria, die in London/England lebt will seine Kinder bei sich aufnehmen, Maria, X, Cloe und Achy. Rosa, die Frau Herberts, des ehemaligen Polizisten Frau, hat aber behauptet, dass laut Vaterschaftstest und Behauptung und Betätigung der Mutter, welches vielleicht Andrew gar nicht bekannt ist, die ersten beiden gar nicht seine leiblichen seien.
Warum aber will er sie trotzdem aufnehmen?
Jedenfalls träumt er davon, ein Haus in der Nähe von Entebbe, einem sehr ruhigen Ort am Viktoriasee, zu errichten, die als Heimstätte für seine vier Kinder dienen soll.
Die Kinder eines Paares gehören in Afrika dem Vater!
Liegt es daran?
Andrew sagt, dass Cloe genauso wie ihre vorhergehenden Stief-Schwestern verzögertes Sprachvermögen habe und erst mit zwei Jahren würden sie zu sprechen anfangen. Cloe hat eine andere Mutter als die der vorhergehenden Kinder.
Dass die andere Mutter behauptet, der Vaterschaftstest und ihrer Aussage gemäß bewiese, dass Andrew nicht der Erzeuger der ersteren Kinder wäre, wird hiermit widerlegt. Dies entspricht der Behauptung Joanitas, der Mutter Cloe, diese sei Andrews Tochter und sofern richtig, ist anzunehmen, dass alle Töchter Andrews sind.
[Dann fragt sich, wieso die erste Mutter falsch bekundet oder die Tratscherin, die Frau Herberts, Rosa, lügt oder diejenige, die sie mit falschen Aussagen füttert, dies deshalb tut, weil Rosa gerne andere schwarz anmalt. (Vorurteil: weil keine Kinder bekommen könnend, tratscht sie für ihr Leben gerne aus welchen Gründen auch immer.)]

Der Umstand, die Regelung und Gesetzgebung, dass der Vater der „Eigentümer“ der Kinder ist, ist sehr günstig für die Mutter.
Nicht so wie bei uns, wo der Staat für Mutter und Kind aufkommen muss, kann die Mutter zum Vater doch sagen: wenn Du mir kein Geld gibst, dann wird auch Deine Tochter hungern. Willst Du das?
Ein weiterer Vorteil dieser Rechtsprechung ist das des Erbes.
Hat jemand etwas erworben, z. B. die Großmutter/Mutter von etlichen Kindern und Enkeln, dann haben die und ihre Verwandten das Recht dieses Besitz- und Eigentum gemeinschaftlich zu veräußern und zu verkaufen.
Sehe ich mir meine europäische Mutter an, die das Verfügungsrecht der der ganzen Familie erworbenen und erbauten Häuser besitzt und dieses hauptsächlich nur einem Kind vererbt hat, dann ist das wohl höchst ungerecht und nicht demokratisch. Demokratischer ist die afrikanische Variante, wo eine Mehrheitsentscheidung der Veräußerung eines Besitztums eines Familienmitgliedes möglich ist, womöglich mit dem Vetorecht des im Grundbuch aufgeführten einzelnen Eigentümers. Liegt dieser kein Veto ein, ist aber der Beschluss gültig.
Es ist nirgendwo so, selbst nicht in Europa, besonders nicht in bäuerlichen Familienbetrieben, dass eine Person innerhalb einer Familie, Verwandtschaft, eines Clans, das Besitztum erschafft und errichtet. Aber einer Person wird über kurz oder lang das alleinige Verfügungsrecht übertragen.

In diesem Falle einer afrikanischen Mutter verhält es sich so, dass sie ihre Kinder ab dem 12 Lebensjahr verlassen hat, um im reicheren Ausland Besitz, Eigentum und Geld zu erwerben. Diesen Erwerb hat sie in Grundstücke in ihrem Heimatland gesteckt, die die Familie in Teilen während ihrer Abwesenheit verscherbelt hat. Dazu haben sowohl deren Mutter sowie der einzige im Land lebende Sohn nebst Verwandte zweiten Grades ihre Einwilligung erteilt. Die Eigentümerin hatte mangels Wissen oder Möglichkeit keine Widerspruchsmöglichkeit eingeräumt bekommen.
Ist das gerecht?
Es ist, denn wer hat sich, unterdessen die Mutter Zeit und Gelegenheit und Energie fand, Güter zu erwerben, der Pflege, Versorgung und Erziehung der zurückgebliebenen Kinder angenommen: die Verwandten, die Großmutter, der Vater, die Tanten und Onkel, sprich Verwandten ersten bis zweiten Grades. Das Leben spielt sich ja in der Großfamilie ab, man besucht sich gegenseitig, schläft und wohnt gewissermaßen auch beim anderen nach Gutdünken, Möglich- und Notwendigkeit.
Im Westen, zumindest in der Bundesrepublik Deutschland zielt die Rechtsgebung auf Individualisierung und Personalisation ab. Stirbt ein Ehepartner, bekommt der andere nahezu alles Eigentum übertragen.
Allerdings, was die Kinder betrifft, wird bei uns in Krisensituationen die Verantwortung dem Staat und der Verwaltung überlassen.
Der Staat ist aber letztlich ein Abstraktum und kann kaum die Verantwortung für eine Familie ersetzen, übernehmen und realisieren. Von daher wird die Vereinzelung und Isolierung der Bürger der westlichen Welt gefördert und vorangetrieben, welche viele zu Recht beklagen.


Nachhaltiges Afrika/Die Abiturentin


Im Zug vis-á-vis sitzt eine oberfränkische Abiturentin. Sie lebt in einem der verwahrlosesten, heruntergekommensten, größeren Orte dort. Sie sagt, ja, nur noch drei Einzelhandels-Läden gibt es in der Innenstadt. Ansonsten ist alles verödet.“ „Ach, dann sind im Außenbezirk einige Großhandelskaufhäuser errichtet worden.“ „Genau. Dort geht jeder einkaufen!“
Einige Flüchtlinge steigen ein, kommen ins Abteil. Sie strömen ziemliche Geruchsbildungen aus. Aber sie sind freudig guter Dinge, hängen lachend ihr mobiles Telefon an den Zugabteilungsstecker, der es auflädt. Ist ja Grund zur Freude!
„Na, vielleicht bringen ja diese Flüchtlinge Leben ins Land. In Afrika, da komme ich gerade her, da hat jede Familie ihren eigenen Laden, der an den Straßen errichtet wird. Sie haben so viel Läden, dass die Konkurrenz erdrückend ist. Aber egal, Hauptsache, jeder hat sein Geschäft.“ Die letzten Worte kommen mit einem gleichzeitigen Lachen daher. „Vielleicht etablieren die Flüchtlinge neue Läden in der Stadt.“ „Ja, das wäre schön.“ Und die Abiturentin beugt sich wieder über den Tisch.
Einer der Flüchtlinge hat einen dicken, roten Koffer mit seinem Schild seiner Adresse darauf vor sich zwischen die Knie gezwängt. Er ist also gut markiert. Die Lady ist gebeugt über ihre Schulbücher und markiert und markiert zukunftsorientiert einen Lehrsatz nach dem anderen. „Ich will Bauingenieurin werden. Ich arbeite dann mit den Beton. Einen Vertrag habe ich schon in der Tasche. Meine Firma zahlt mir das ganze Studium“, hat sie vorhin noch gesagt. Ist ja auch Grund zur Freude!
Ich erzähle ihr jetzt über die Zukunftsignoranz der Afrikaner. Machen Kinder ohne Ende, sobald sie nur können, scheren sich einen Dreck um das Morgen. Dort boomt die Menschenpopulation, wohingegen hierzulande kaum jemand noch ans Kindermachen denkt. „Ja, das versteh ich. So ist das bei denen“, und wendet sich wieder über ihr Buch und markiert und markiert. Wie das klang, bei denen, als ob die auf einem anderen Planeten leben würden. Ich schaue zu den Flüchtlingen hinüber, die sich angeregt und freudig unterhalten. Von denen kommen immer mehr und mehr. Aber sie freuen sich, hier zu sein.
Auch wenn die Unterkünfte nicht die besten sein sollten, ich weiß, wie deren in ihren Herkunftsländer sind. Sie lachen. Sie haben allen Grund zur Freude!
Dann wende ich wieder meine Nase gerade.
„Sie bräuchten doch eigentlich gar nicht so zu pauken, weil sie doch eh schon eine Anstellung sicher in der Tasche haben.“ „Ja, eigentlich nicht. Ich müsste das Abitur nur bestehen. Das genügte“, und sie beugt sich wieder über ihr Buch und markiert und markiert wie besessen. Ich lache.
Sie hustet. „Rauchen Sie?“ „Nein. Aber ich habe Fieber, eine kleine Erkältung nur. Nicht weiter schlimm.“ Und will sich schon wieder über ihre Schuldinge beugen.
„Ist vielleicht psychosomatisch.“ Sie lacht nicht und schafft weiter an ihrer Arbeit.
„Aber der Ehrgeiz, der Ehrgeiz, wenn der nicht wäre!“ Sie schaut auf und lacht mit mir wieder. „Stimmt!“ „Jeder macht sich halt sein Leben auf seine Art und Weise schwer.“ „Ja, das stimmt!“, wobei sie sich erneut über ihre Lehrsachen wendet und weitermarkiert. Ich lache. Ja, das ist mein Grund zur Freude!
Ich erzähle ihr von den Straßenverhältnissen in Afrika. Überall staubt es von dem Löschboden, der einer dringenden Asphaltierung bedarf. Die Abiturentin sagt nichts dazu.
Grund, aus dem Fenster zu gucken, wo wir sind. Überall sind Betonbauten, so gleichförmig angelegt, dass man oft nicht weiß, wo man sich befindet, nun kurz vor Fürth oder Nürnberg?
Das gibt mir Anlass zu folgender Bemerkung. „Eigentlich bräuchten wir hierzulande keine Betoningenieure. Soll das ganze Land zubetoniert werden?“ Die Gesprächpartnerin wendet den Kopf, sagt: „Eigentlich nicht!“ Es ist sehr zögerlich. „Aber ich werde sicherlich einmal ein Jahr im Ausland studieren!“ Ja, das wird sie. Danach wird sie schleunigst wieder zurückkommen und hier weiterbetonieren, was das Zeug hält gleich der Besessenheit, wie sie ihr Buch Zeile für Zeile markiert.
Einige Kilometer vorm Zielort hat sie doch ihre Schulsachen weggepackt und lernt nicht mehr, aber zieht ihr sogenanntes Smartphone heraus. Am Schluss scheint sie noch verschnupfter zu sein als vorhin.


Entsorgung von Abfall

„Wo kann man da den Abfall hintun?“, frage ich Andrew.
„Eh?“
Ich wiederhole den Satz.
„De!“ Pause. Mein afrikanischer Gastgeber kratzt sich am Kopf.
„Ich verstehe nicht.“ Erneutes Schweigen, während der sich seine Augen vergrößern und weiten und jetzt kommt’s: „Ach so! Nun verstehe ich. Klar. Gute Frage.“
Ich und er schauen einander an, dann sich um und nichts ist zu sehen, was dazu geeignet wäre, wo man diese Sorge des Abfallbeseitigens loswerden könnte. Im Rinnstein liegt Abfall, im Graben, auf dem Dach, überall. Aber nirgendwo ein gekennzeichneter Behälter, der genau für diese Zwecke bestimmt wäre. Man braucht das hier nicht.
Ich wage es nicht, ich traue mich nicht, ich stecke alles in meine sämtliche Taschen. Ich bin erst seit zwei Tagen hier.
Als ich alleine bin, schaue ich mich wieder um, hier- und dorthin. Ich sehe keinen Abfalleimer. Jetzt könnte ich es machen, keiner nimmt mich doch war, na!
Ich lass das Papier in der Seitentasche. Vorerst.
Ich greife in meine Tasche, als ich mich wieder unbeobachtet fühle. Da ist das Papier. Soll ich oder soll ich nicht? Sicherheitshalber schaue ich noch gründlicher in sämtliche Himmelsrichtungen. Ich sehe keinen Müllbehälter, -eimer, -tonne, -container, irgendetwas in der Art.
Ich drehe mich erneut um.
Gibt es das? Nirgendwo eine Möglichkeit der Entledigung des Abfalls.
„Entsorgung“, plötzlich fährt mir dieser komische Begriff durch den Kopf und macht Sinn. Überflüssige Dinge bereiteten einem Sorgen. Auf der Wegwerfgesellschaft, die eine Luxus- und größtenteils Ein-Personen-Haushaltsgesellschaft ist, lastet eine erdrückende Hypothek. Wie befreit man sich davon?
Indem man den Abfall fallen lässt – wie ich es mir nicht traue zu tue.
(„Müllabfuhr?“; auch so ein sinniges Wort. Isst der Mann den Abfall und lässt er danach einen fahren?)
Fährt er ihn weg?
Nein, er bereitet den „Abfall“ so vor, dass er ihn wegfahren lässt, halt, dass er weg-, ab-, losgefahren werden kann...
Warum heißt es denn nicht „Müllwegfuhr“?
Weil er schon so vorbereitet ist, dass er abgefahren werden kann?
Ich drehe mich wieder um mich, so viele Fragen, so wenige Antworten.
Die Todesängste schwächen sich zumindest ab und ich wage es mir vorzustellen: Er fällt, der Abfall. Ich sehe ihm zu, wie er fiele, fällt wie das Laub im Herbst, an den ich hier mitnichten denke.
Was ich hier nur denke, gleicht einer Todsünde.
Aber ich bin in einem anderen Land.
Ich darf ich es. Hier bleibt mir nichts anderes übrig, wenngleich in dem Land, woher ich komme, die Umstände die gleichen sind: weit und breit kein Abfallbehälter. Dort, woher ich komme - wie genervt ich da bin, wie oft ich da die Taschen vollgestopft habe von Einwickelpapier, das ich erst zuhause aus meinen Jacken- und Hosentaschen ziehe und entsorgen kann.
Noch fühle ich mich schlecht, ich stecke ihn mir ein, den Abfall, ich würde ansonsten erschossen werden, nachdem ich von einer Drohne entlarvt und aufgezeichnet worden bin, bilde ich mir ein. Nein, da trage ich ihn lieber mit mir herum, nervtötend.
Aber ich bin jetzt in Afrika.
Noch lächle ich, wenn ich die Menschen sehe, wie sie ihren Hausmüll einfach vor ihrer Haustüre in den Regen-Abzugs-Graben zwischen Grundstück und Straße werfen, ein ansehnlicher, bunter, stinkiger Berg, der sich dort über den Hügel die Rinne hinunterwölbt.
Ich bin halt in einem anderen Land, ich gewöhne mich daran, ich merke es bald gar nicht mehr, ich mache es genauso, irgendwohin, wirklich egal wohin werfe ich die Papiertüte, die Bananenschale, also bin ich diese Sorge los...

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