Die Entführung des Stofftieres - Roman/Teil 1

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Pentzw
Kalliope
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Die Entführung des Stofftieres - Roman/Teil 1

Beitragvon Pentzw » 21.02.2019, 17:25

Kapitel I – Die Entführung des Stofftiers 1
I. Begegnungen am Klo und Frühstück mit Ei 1
II. Gruppensex und Begegnungen mit Fremden des Nachts 5
III. Der Eindringling mit Mundschutz 9
Kapitel II – Stofftiere bringen Glück 13
I. Am Morgen der Entführung 13
II. Man muss Ermittlungen anstellen 16
III. Ermittlungen 18
IV. Ein Stofftier bringt Liebe 21
V. Gründe, Gründe 24
VI. Ein Gesprächsgesuch und Herbstdissonanzen 28
VII. Ginas Heimsuchung 33
VIII. Polizeiliebe 37
IX. Genugtuung!? 42
Kapitel III - Stofftiere bringen kein Glück 44

Ende

Kapitel I – Die Entführung des Stofftiers

I. Begegnungen am Klo und Frühstück mit Ei

„Siehst, was ich so im Fernsehen sehe“, im Sinne: „Nicht, was ich alles sehe“ und dann „mache“. Knuddeln, Streicheln war erlaubt, ohne Erotik und Sexualität! Wie die Glotze propagierte, predigte und indoktrinierte.
Keine Sexualität!
Der Fernseher war der Sexkiller der Nation! Er dirigierte, bestimmte und führte das Geschehen der Ereignisse seiner Paare im Bett des ganzen Landes. Dagegen war kein Kraut gewachsen, höchstens Ausschalten. Aber mach das mal deiner Frau, Freundin, Gespielin verständlich? Fernsehen gehört zur Frau wie ehemals Stricken, aber stumpfsinniger?
Die Wirkung des Fernsehens war fataler, nachhaltiger und eindringlicher als nur Stricken.
Denn das ging so...
Es gebe auch a-sexuelle Gruppen. Der Leiter überwacht eine bis zu 25 Personen-Gruppe daraufhin, dass die Streichel-, Knuddel- und Massage-Gruppen-Dynamik nicht in den Tabu-Bezirk der Sexualität abdriftet. – „Ich bin auch schon a-sexuell, merkst Du es?“
„Ja, ich merke es!“
Nach zwei Stunden, auf der ich mich horizontal, senkrecht und diagonal auf ihr, an ihr, über ihr abarbeitete, sagte sie schlussendlich.
„Ich hasse Sex.“
Und mit diesen Worten stieß sie mich von sich herunter.
Etwas erschöpft, wenngleich nicht wirklich, aber mich abgearbeitet, wenn auch ohne Ergebnis, schlief ich ein.
Alle Verdrängung rächt sich früher oder später, bei mir früher, nämlich gleich noch in der selben Nacht.
Aus einem Alptraum erwachte ich. Ich rieb mir die Augen, ich kratzte mir den Hals, die Kopfhaut, mich juckte es überall, leider aber konnte ich mich nicht mehr an den Inhalt dieses Alptraums erinnern. Nur ein fader Geschmack war übriggeblieben, in Form eines bitteren Geschmackes auf den Lippen, der nach Gift schmeckte, als wäre ich mit chemischen Substanzen in Berührung gekommen. Es war aber wahrscheinlich nur die Rücklage von etwas Speichel. Und in der Tat, gegen jede Vernunft fühlte ich mich intoxiert, vergiftet, mißerabel einfach.
Schnell aufs Klo.
Ich saß dort auf der Schüssel, Augen geschlossen, zwischen Noch-Schlaf und Schon-Wach und jemand klopfte an die Klotür.
„Ich muss auch einmal.“ „Kein Problem.“
Ich erhob mich, öffnete die Tür.
„Entschuldigung!“ Gina war schon dabei, die Wendeltreppe in den Parterre hinunter aufs andere Klo zu gehen, als sie mich aber noch rechtzeitig gehört hatte. Sie schwebte mit einem Dutt hochgesteckter Haare über langsam die Treppe wieder hoch, bis dann eine Gestalt in ihrer ganzen Größe erschien. Dann flog ein Engel in dünnseidigem, rosafarbenem Nachthemd auf mich zu. Ich meinte, gar Flügel an ihr zu sehen.
„Ist gut!“, hauchte es in hohen Tönen zu mir her, der ich geblendet erstarrt war und mich nicht mehr vom Fleck rühren konnte, um in sein Zimmer zu verschwinden. „Blöde Situation, gell!“, stammelte ich verdutzt noch, ergriff die Türklinge und drückte sie nach unten. Doch war ich noch zu hypnotisiert, um sie aufzumachen. Ich war jetzt auf ihre wohlproportionierten Körperpartien-, wölbungen und den überirdischen Busen fixiert.
„Ja, leider, aber es geht schon!“
Engel sehen immer das Positive an einer ungünstigen Situation, nicht wahr!
„Macht nichts!“, sagte sie noch einmal.
Und als sie an mir vorbeizog, schlich wahrhaftig keine Schlange, sondern eine lange Schleppe ihres Nachthemdes über meinen bloßen Fuß.
Sie verschwand wie im Traum hinter der Klotür.
Berührt, verzaubert und nachdenklich ging ich langsam ins Zimmer hinein, legte mich neben Loulou zu Bett und lag noch einige Minuten wach.

Am Morgen traf ich in der Küche mit ihr zusammen, jeder für sich machte sich das Frühstück. Überschneidung und Anknüpfpunkte, um ins Gespräch zu kommen, gab es, als ich gerade ein gekochtes Ei geköpft hatte.
„Oh, das Ei ist zu schlapprig“, äußerte sie bedauernd. „Ich mache Dir ein richtiges!“
„Aber ich liebe es gerade so.“
„Ja, dann ist es gut.“
„Ja, optimal!“
Pause.
„Ich habe heutnacht einen Engel im Negligé durch den Flur schweben sehen.“
„Danke für das Kompliment.“
Pause.
Ich hatte, als ich morgens aufwachte, gedacht, ob du dich mal gehen lassen könntest, weil du unter solchem sexuellen Druck mit Loulous neuerlichen Mode von wegen a-sexeller Körperkontakt stehst. Und da stand sie wieder, dieser Engel der Versuchung, den Rücken dir zugekehrt und im Nachtgewand - während ich mein schlappriges Ei mit einem kleinen Löffel bearbeitete und das Innere herausstocherte.
Hatte ich nicht vorhin gedacht, als ich auf die Küche zuging, heute Nacht, als du Gina im Flur begegnet bist, hattest Du solch einen Sex-Stich gespürt, dass Du sie am liebsten gefragt hättest, ob sie Dich ließe, aber nicht getraut. Wenn du sie just jetzt in der Küche alleine siehst, dann sprichst: “Mensch, Loulou hält mich so kurz, lässt mich kaum ran – was soll ich nur machen?“
Und nun stand sie nur ein paar Meter weg vor mir, sie kam auf mich zu, zum Greifen nahe. Sie war in einem hellen Frotteebademantel gehüllt, der in der Taille von einem schmalen Gürtel gleichen Materials umspannt, zusammengerafft und festgehalten war. Eine falsche Bewegung, ein falscher Gedanke bei mir, der gerade stattfand, und es war nicht auszudenken!
Trotzdem öffnete sich beim Hinsitzen nichts, sie drückte mir ihren Händen beide vorne zulaufenden e mit den Händen in ihren Schoß, striff diesen denn über die Oberschenkel, kratzte sich noch einmal dort, worunter sich der Knieknöchel befand und tat die Hände schließlich zum Hantieren auf den Tisch.
Nun war die Sicht frei!
Ich lehnte mich in die Stuhllehne zurück, um einen besseren Blickwinkel zu ergattern, einen, der genau auf ihren Schoß fiel, der sich dennoch nicht weitete, die weißen, dicken, vorderen auslaufenden Stoff e spannten sich über ihre Oberschenkel als seien sie dort hingeklebt und fielen an ihren Beinen herab bis gut zwanzig Zentimeter vorm Fußboden.
Meine Phantasie ging wohl mit mir durch, daß ich mir einen vagen Einblick auf ein bestimmtes, rotes Höschen einbildete, dann auf etwas anderes, auf das Wesentliche, auf das Schwarze Dreieck, halb geöffnet in den zwei Schamlippen, wie ich mir vorstellte, aber nur vorgestellt, wenn sie geil waren, aber wohl nicht waren, wie sehr ich mich auch bemühte, dafür Indizien, Hinweise, Konturen, Schwarzweiß-Schraffierungen aller Art mit meinen Augen zu erhaschen – geb`s zu, du kannst nichts, aber auch nichts erkennen! Es spielte sich alles bloß in deiner Vorstellung ab, so sehr Du auch noch die Augen verengst¸ um deine Linse zu fokussieren und zu schärfen, nur schwarze Verschwommenheit war erkennbar, wenn überhaupt.
Mein Blick fiel nun auf die Pantoffeln, die sie trug, rötliche mit einem rosa Touch, buschige, flaumige und mit zwei bestickte Pommeln darauf, nicht zu große, weite, daß sie beim Gehen hätten hin- und hergebaumelt, aber eher vergleichbar mit den kurzen Schwänzchen von Hasen, die sich selbst beim Hakenschlagen nur andeutungsweise bewegten, wie die Bewegung zu illusionieren statt zu vollführen.
Was aber grellrot war, waren ihre Socken, ihre Strümpfe, wollene dicke. Sie erschienen roter vor der Blässe ihrer Haut, die etwas samtenes hatte. Ginas Haut war so samtig-weiß-golden, daß es jedem impressionistischem Bild „nackte Venus räkelt sich auf der Kautsch“ zupaß gekommen wäre.
Was mich aber meisten bei diesem Anblick irritierte, war das stete Wippen der Pantoffelspitze. Als hätte sie einen „Tick“!
Dieser und die weiße Haut – verständlich, nicht? – zwang mich, mich dazu zu zwingen, nicht mehr hinzuschauen, zu stieren mit einem Blick wie das Kaninchen die Schlange.
„Genau, das hat doch keinen Sinn!“, sagte ich mir, warf meinen Oberkörper nach vorne und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. Zwar keine heldenhafte Pose, aber wohltuend, beschützend, beruhigend.
Ich dachte wieder an das, was ich eigentlich vorgehabt hatte und kam mir so klein vor, nun, wo sie mir inzwischen überraschend am Tisch in der Küche gegenübersaß und mir kein Wort über die Lippen kam, nur freundliches Gelaber, das nur vom Eigentlichen ablenkte. „Gehst du noch in das Tierheim?“ „Ja, aber ich bin derzeit zu krank.“ Sie hustete. „Ich habe Temperatur.“ „Wie viel?“ „38,8 Grad Celsius.“ Ich dachte, das kann doch so schlimm nicht sein. „Übrigens, heutnacht habe ich das tat voll Entsetzen angeschaut, als es 40 Grad angezeigt hat. Das muss man doch vor Gebrauch schütteln, nicht?“ „Ja!“ „Ach, deshalb. Ich fiel fast aus dem Bett vor Angst.“
Sie keuchte, hustete und schniefte, so dass mir noch mehr die Lust verging darüber zu reden, worüber ich reden musste.
Daran musste ich denken, ja, weil ich eine geradezu panische Angst vor Schnupfen hatte. Schnupfen ist gleich Synonym für Angst, Panik und Bedrohung, Skelett, Grab, Sichel des Meister Sensenmannes.
Dann bekam ich meine Ängst wieder in den Griff und sagte mir: Ach, alle Krankheit ist doch nur Schrei nach Liebe und Mitleid zu zeigen und dies hätte sich sehr gut mit meinem Begehren gepaart, sie berühren zu wollen, so dass ich mich fragen musste: „Denk mal nach, wie kommst Du am besten an sie heran?“
Oja, ich kapierte schon, woran es haperte.
Dein Fehler ist, Du denkst da stets an oralen Kontakt. Wenn sie verschnupft ist, ist sie deshalb wenig attraktiv für Dich. Du darfst Dir in diesem Zusammenhang nur so etwas wie primäre Berührung vorstellen, solche der Begegnung der nur primären Geschlechtsmerkmale, wie bei den Massai in Kenia, Afrika, wo der Mann das Küssen, Streicheln, Knuddeln verabscheut, sprich Hautkontakt so wenig wie möglich - am besten du nimmst diese Frau nur von hinten.“
Ich ärgerte mich im Nachhinein über dieses Waterloo. Dieses war nur durch meine sexuelle Sozialisation entstanden, das wusste ich. Hatte es nicht stets geheißen und das Gebot gegeben, dass das Vorspiel das Salz der Erde ist und darauf unbedingt Wert gelegt werden musste?
Hiermit wurden meine Vorstellungen und Gewohnheiten auf den Kopf gestellt!
Aber noch war es so, dass ich, wenn ich mir so etwas vornehme wie mit einer Frau in körperlichen Kontakt zu treten, ohne Zuneigung keinen richtig hochkriege oder, wie in diesem Fall, falls er schon aufrecht steht, er sofort abflacht nur bei dem vagsten Gedanken an das obskure Objekt der Begierde.
Ich musste mich umstellen!
Gut, erschwerend war hinzugekommen, dass sie kränkelte und verschnupft war!
Doch bloß Selbsttäuschung?
Aber wie oft schon habe ich es auch schon bei Älteren versucht, die sich so anboten. Es baut sich plötzlich eine schwindelerregende Schranke auf, es geht nicht und ich bin blockiert. Zwar nehme ich noch so viel Ansatz, renne von zwanzig Meter auf die Schranke zu, aber ich schaffe es nicht einmal bis zum Absprung. Ich bin total paralysiert, gelähmt, wer weiß warum? Wie auch hier.
Der Mut sank mir schließlich bis in den Keller.
Plötzlich sah ich Andrew vor mir. Andrew, der zu den Amis nach Bolivien mit seiner Frau gegangen war. Amis war eine fundamentalistische Christengemeinschaft, die naturverbunden und gänzlich ohne Elektronik lebte. Sie machten so viele Kinder wie es nur ging, weil sie natürlich auch Verhütungsmittel ablehnten, nach dem Motto „Der Mensch denkt, Gott lenkt!“
Verflixt, warum sollte nicht auch Gott meine Geschicke lenken, gehörte ich nicht auch zu seinen Kindern?
Eine Freundin, zurückgekehrt von den Amis-Brüdern, hatte erzählt, dass sie ihre Schwester, Andrews Frau und den glücklichen, mehrfachen Familienvater Andrew bei ihren Religionsbrüdern einige Wochen besucht hatte und dass, wenn seine Frau ihre Monatsblutung hatte, er sie, die Schwester, begehren durfte. Dafür bekam sie die Einwilligung der ehelichen Schwester.
Das war doch ganz natürlich!
Aber konnte, durfte, sollte man Andrew mit mir vergleichen? Also konnte man das: Andrew, der Christ, der er war und ich, der, der Normalmensch, der Bürger der westlichen Zivilisation, der Zivilisationsweichling und -sproß?
Andrew, der Christ, übte Sexualität nur zum Zweck der Reproduktion menschlichen Lebens aus, gemäß dem Bibelmotto: „Menschen, wachset und vermehret Euch!“ – ungehemmt, äh. Ja, doch, ungehemmt, denn da durfte keine Unterbrechung zugelassen werden, wie im Falle, daß seine Ehefrau ihre Blutung allmonatlich kriegte, keine tote Zeit durfte gewährt werden der Natur gegenüber, die wachsen, sprießen, keimen, was weiß ich, musste – sonst könnte sich das Rad der biblischen Anforderung nicht drehen, bewegen, voranschreiten.
Andrew als Mann, die Krönung der Schöpfung, der er war, weil direktes Ebenbild Gottes - die Frau war ja nur ein aus einer Rippe Adams hervorgegangenes sekundäres Wesen – litt in dieser Periode unter seinem Drang, seinen pulsierenden, vibrierenden, ihn plagenden, nach Bedürfnisbefriedigung lechzenden Phallus, ja, was musste er leiden! – ich wusste es ganz genau! –und ich?
Wie stand es mit mir?
Ich, ich glaubte leider nicht an die Vormachtstellung des Mannes, war für Gleichheit, Gleichberechtigung der Geschlechter, Rücksichtsnahme, Empathie – kann man noch bekloppter sein? – und schnitt mir damit unaufhörlich selbst ins Fleisch, bis zur Selbstqual, zum Masochismus!
Doch Mensch, und ich, ich könnte doch jetzt, da Loulou ihre Anwandlungen von A-Sexualität hat, als Ersatz Gina bekommen? Das ist doch auch ganz natürlich!
Okay, nicht ohne direkte Einwilligung von Loulou, oder doch ohne sie?
Der Herr entscheidet letztlich, wie immer, wie bei allem, verflixt!
Wie immer habe ich die Rechnung ohne den Herrn gemacht. Er wollte mich bislang schon nicht unterstützen. Aber irgendwie, darauf hoffte ich, würde er nicht umhinkommen und durch Mutter Natur, durch meine Sexualität zu mir sprechen. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche!

II. Gruppensex und Begegnungen mit Fremden des Nachts

Aber dann geschah etwas, womit ich am wenigsten gerechnet habe, eine Situation trat ein, wo Loulou und Gina gleichzeitig bereit waren für mich. Jeder Logiker wird sagen: optimal, zwei Fliegen mit einer Klappe, da kommst du doppelt auf deine Kosten, Mann, einmalige Chance, Jackpot 1 Milliarde im Lotto zu gewinnen oder so.

Loulou hat mich zu sich gerufen. Es ist zu kalt geworden, um außer Haus zu essen, weil sie am Telefon gemeint hatte, sie wolle dies tun. Zudem fühlte sie sich jetzt, wo ich vor ihr stand, mit einemmal unwohl und wollte sich früh niederlegen. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Wieder so eine mißerable Situation: sie ruft mich und sowie ich komme, ist sie praktisch wieder müde, lustlos und schlafensgeneigt.
Ihr Rücken tat ihr auch ach so weh!
Sie zog sich aus und kletterte auf ihr Bett. Der Abend war gelaufen, wieder einmal eine vage Hoffnung den Bach hinuntergegangen, ich würde auch heute nicht zum Abschuss kommen. Es war eine Plage!
Aber da klopfte es plötzlich an der Tür. Gina schwankte rein. Loulou lieh Gina immer ein Ohr, wenn sie betrunken war und diese klagte, ach, ich weiß, ich weiß, ich habe wieder gesündigt, aber ich werde morgen kämpfen.
Die übliche Litanei.
Ich kann dem ganzen Gelaber kaum folgen, griff zur Gitarre und klimperte vor mich hin.
Gina begann plötzlich zu singen und ich begleitete sie: „We shall overcome“, ja, „Wir werden siegen“, sangen wir da, gefühlsduselige, kämpferische und hoffnungsträchtige Lieder aus den Sechzigern.
„Abendstille senkt sich nieder wie ein weißer Baldachin“, immerhin so etwas wie ein eigener Text, jedenfalls mir unbekannt. Das war noch ganz nett.
„Die Weißen kamen und töteten die roten Männer usw.“ Die Mitleids-Story der zu Bemitleidenden für zu Bemitleidende...
Ich ging vors Haus, um eine Zigarette zu rauchen.
Als ich zurückkam, ist Gina im Bett Loulous gesessen und gekniet, betrunken zwar, aber Loulou den Rücken massierend, die sich vor Lust und Wohlbehaben in den Federn wand und räkelte.
Ich legte mich auf die Couch, um einen Roman zu lesen.
„Leg Dich doch zu uns?“ Das hat Gina gesagt, aber Loulou hat nur gegrinst und nicht widersprochen. Ich wollte nicht. Oder ich konnte nicht.
Ich richtete mich zwar auf, saß an der Kante der Couch, als Alibi das Buch vor meiner Nase, um vorzugeben zu lesen, schweigend.
Gina roch zu stark nach Alkohol, wie hätte ich mich zu ihnen ins Bett legen und gesellen können?
Andererseits, mit Alkohol lässt sich so vieles entschuldigen!
Hatte sich Loulou mittlerweile an den starken Alkoholgeruch von Gina gewöhnt? Zu Anfang, als sie hier eingezogen war, hatte sie sich doch noch über den beizenden Dunst im Klo beschwert. Wahrscheinlich gewöhnt man sich doch auch daran.
Gina roch zu sehr– ich konnte nicht.
Zwar konnte ich beide nicht unter den weiten, dicken Bettdecken erkennen, worunter sie steckten, wobei sie sich umarmen mussten, da nur ein einziger, sich bewegender Pulk sichtbar war, aber ich roch einen beizenden Geruch von dorther– womit mir alle Lust verging.
Ich stand auf, ging runter, setzte mich auf die Schwelle vors Haus und rauchte meine zweite Zigarette in der Dunkelheit. Es war sehr düster in dieser Nacht. Hin und wieder fuhren Autos auf der Straße vorbei, allerdings ließen sich nur die gelben Scheinwerfer klar erkennen, die weißen waren ziemlich verschwommen. Der Nebel stand also so dicht und der Mond war so verdeckt, dass man kaum fünf Meter weit sehen konnte, sodaß die Autos wie flitzende Gespenster durch die graue Wand der Nacht rasten.
Von der anderen Seite her zeichnete sich aus der dunklen Flucht der trüben Gasse eine obskure Gestalt heraus, erst ein verschwommener Engel, dann ein bizarrer Nosferato, dann ein gestandener Mann in blauem, vielleicht auch schwarzen Anzug, mit Hut, Mütze oder so etwas, unmöglich zu sagen, weil mir keine Zeit blieb, denn ich wurde ihm völlig überrascht.
„Hier wohner zwei Huera!“
Er schien der Typ, der auf der Suche nach einer Spelunke, Kneipe oder seinem Stammlokal war. Dennoch war bauernschlau, denn das, was er sagte - wie sonst kann man diesen Aussagesatz werten? - war keine Frage und ließ keine Unsicherheit im Wahrheitsgehalt der Aussage und der Unumstößlichkeit des Faktums zu.
Schwankte ich auch in der Sicherheit des Verständnises dieses mir wenig vertrauten umgangssprachlichen Dialekts, so hörte ich aus der Melodie heraus, ob ein Satz ein Aussage-, Frage oder Kommandosatz war und es war eine Fesstellung.
Ganz schön frech, dreist und unverschämt!
Wobei, Mann, wenn der wüßte. Von wegen Huren, nichts da, bei dem Versagen des Hurenbocks, wie ich einer bin.
Dem Mann konnte ich aber das auch nicht zumuten, die beiden Frauen zu befriedigen, was mir so schwerfiel, schließlich war vorauszusetzen, daß er da eine geringere Hemmschwelle besaß.
Einen Moment überkam mich der Impuls: Soll ich ihn hochlassen? Er macht aus diesen Frauen das, was er glaubt, sie wären – ja, ich konnte mir das vorstellen, nachdem eine davon so strutzbesoffen war.
Außerdem, warum das Fell teilen, wenn die Bären noch nicht erledigt sind? Vielleicht schaffte ich es doch noch.
„Ja, ja. Stimmt schon! Aber die haben heute leider ihren Ruhetag!“
„Achsu!“
„Ja, komm doch...“ Welchen Tag hatten hatten wir denn heute?
Nochmal den Anlauf für den Satz: „Also, komm am Wochenende, da schaffen die bestimmt an!“
Ist doch logisch, soviel ich über Prostituierten wusste, arbeiteten die dann, wenn solche wie dieser Arbeiter, Knecht oder Gärtner nicht schafften. Also!
„Hmm!“
Er hatte bemerkt, daß hier zwei Frauen zusammenlebten und seine Schlüsse daraus gezogen – deswegen diese Unterstellung, zwei bezahlbare Flittchen hausten in diesem Haus.
Er war hartnäckig, denn er ging jetzt nicht mal weg. Hatte es unglaubwürdig geklungen, was ich gesagt hatte? Oder was für ein Tag war heute? Wochentag war doch, oder?
Ich war unsicher. Aber ich musste auf die Vollen gehen, denn er ging mir auf den Keks.
In meiner Naivität dachte ich zudem, wer nach Huren Ausschau hält, neigt zur Gewaltätigkeit, sexuellen Notstand schafft Druck, klar – und ich kriegte es mit der Angst zu tun.
Gegenüber dem war ich ein Leichtgewicht!
Hoffentlich hatte ich mich nicht in der Wochenzeit geirrt?
Die Sache war: je genauer man war, desto glaubwürdiger erschien man – aber wehe, man machte eine falsche Aussage. Ich könnte jetzt ganz schön eine Bruchlandung gemacht haben, was mir dann auf jeden Fall Ärger ins Haus bescherte – mein Puls stieg fühlbar. Glaubt er zudem, ich wäre hier der Zuhälter, bekäme ich, wenn ich ihm Falschinformation lieferte, gleich Haue und Schläge.
In dieser Bedrängnis sprudelte es jetzt endlich einfach aus mir heraus und ich dachte eine Zehntelsekunde vorher: 'Auch wenn es mir nicht gefällt, daß er mich für den Zuhälter hält, so soll er’s wenigstens glauben.’
Zum dritten spürte ich eine Eiskugel von unten hochkriechen, eindeutig, die Kälte kroch von der Steinschwelle herauf und so war es dringend, schnell zu machen, andernfalls holst Du Dir, wenn nicht Schläge und auch nicht gleich den Tod, so vorerst eine Krankheit.
„Sie können jeden Tag kommen." Ich hob den Zeigefinger, in diesem Zusammenhang eine merkwürdige Geste: „Außer Mittwoch und Donnerstag!", während ich aufstand.
„Hmm!“
Immer noch glotzte er mich an mit vielsagenden großen Augen.
In so einem Fall musste man anders reagieren. Ich nahm allen meinen Mut zusammen, mein Verstand sagte mir, daß ich groß gebaut war und ich mich aufmanteln musste, wenn ich mich am liebsten auch in mich verkrochen hätte. So stehend, auf Zehenspitzen - es musste sein, was denken schließlich die Frauen von mir: "Ist er schon zu schlapp zum Gruppensex, dann kann er nicht einmal unliebsame Freier, Dahergelaufene und Eindringlinge abwehren. Zu was ist denn der überhaupt gut und zu gebrauchen?“
Sei ein Mann, rief ich mir zu, als ich mich selbst übertraf und den Sprung in den Abgrund wagte: „Aber jetzt wird's Zeit! He!“ Letzterer Laut, nur in der hiesigen Sprache gebraucht, lässt sich leider nicht mit normalen Buchstaben wiedergeben, allenfalls in internationalen Lautzeichen, deren ich aber nicht so vertraut bin.
Lautlich hatte er mich bestimmt verstanden, denn ich wusste, ich hatte den Ton getroffen. Sprachlich machte ich eine rückwärtsgewandte Reise, Phase, Eskapade durch, denn so habe ich auch einmal gesprochen, als ich das Sprechen lernte, nämlich auf der Straße – und so weit auseinander waren dieser Ort hier und meine Heimatstadt nicht. Nur das Bayerische, Schwäbische beeinflußte hier etwas stärker den Ton.
Aber er ging noch immer nicht. Wirkte ich nicht überzeugend als Zuhälter? Dachte er, er könne eine Ausnahme haben, eine Begünstigung herausschlagen oder gar mich nötigen?
Verstand er zwar meine Sprache nicht, mein Hochdeutsch sicherlich nicht, zu dem meine krause Straßensprache gebügelt worden ist in Laufe der Zeit.
Wie hieß das nochmal?
Zudem, wie sagt man dies auf tiefstes Bayerisch, auf Oberbayerisch, auf Schwäbisch. Ich fühlte mich total beängstigt.
Aber endlich entwich mir der Urlaut aus meinem Mund: „Hast mi?", wobei wahrscheinlich die Lautstärke nicht tatsächlich die Dezibel-Höhe erklomm, die ich mir einbildete – was der Angst, den Schuldgefühlen, des Unterdruck-Stehens, was eine gewisse Taubheit hervorruft, zuzuschreiben war.
Ich hatte es! So schnell schaute ich gar nicht, wie der verschwunden war.
Ich atmete erleichtert auf.
Aber plötzlich wankten zwei Gestalten um die Ecke auf uns zu.
Gelaber, Gekichere, Gestammele in einer völlig fremden Sprache. Ich vermutete Italienisch. Hätte auch Spanisch, noch mehr Rumänisch sein können. Nur dieses eigenartige Gekichere, das Kopfnicken, das ich so interpretierte, daß dieses in das Haus hinein gerichtet war.
Mann, hatte sich da jemand einen Scherz erlaubt und das Gerücht in die Welt gesetzt, hier würden Anschafferinnen hausen? Aber zwischen der schrägen Gestalt von vorhin und diesen zwei eher biederen Ausländern konnte unmöglich ein Zusammenhang bestehen, denn jener sprach nicht die Sprache dieser und umgekehrt. Die wurden von einem anderen hierher in den April geschickt oder glaubte manche in dieser Kleinstadt, nur weil zwei Frauen einen Haushalt führten, handelte es sich um ein Bordell?
Ich versuchte es auf Italienisch, Spanisch, ganz simpel mit „Nada! Nada!“ und merkte, daß ich allmählich die Nerven verlor. Dazu machte ich ähnliche Bewegungen wie beim Taubenwegscheuchen oder so, jedenfalls unmißverständliche, so daß sie sich wieder in ihre warme Osteria, Trattoria oder wie diese hießen, begeben mochten und sich zurückziehen und heimisch fühlen könnten.
„Grazia!“ oder so ähnlich, bildete ich mir ein zu verstehen. Oder hieß es "Bene?" Jedenfalls waren die Fremden höflich, wussten, wann es Zeit war zu gehen und machten nach einem Zeigefinger-an-Ihre-Kappen die Abschiedsgeste und verschwannten sich gegenseitig dabei abstützend um die Ecke. Mann, die hatten aber einiges geladen.
Ich befand, daß ich das schnellsten wieder vergessen sollte und noch schneller wieder ins Haus verschwinden, wer weiß, wer noch daherkäme.
Ich tat es, nicht ohne die Tür bewußt optimal und mit allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten dichtgemacht zu haben. Es befand sich ein starker Riegel, wie bei einem Kuhstall, den ich mit Karacho zuschlug. Dagegen würde kein Rammbock eine Chance haben. Ja, so alte Häuser, sehr alte nämlich, hatten schon ihre Vorteile, zumal wussten sie, warum sie so einbruchssicher gebaut worden sind.
Als ich wieder nach oben ging, gerade hineintrat ins Zimmer mit der Hoffnung, dass in diesen Räumen hier oben wenigstens der Spuk beendet war, weswegen ich diesem vorhin geflohen war, luden mich beide zu meinem Erschrecken erneut ein, sich zu ihnen zu gesellen und zu legen.
Sollte ich ihnen von den seltsamen Gesellen und meiner Gefahrensituation, schließlich meiner Heldentat, diese wacker in die Flucht geschlagen zu haben, erzählen? Damit ich, wenn auch keinen Rechtfertigungsgrund, wenigstens aber eine Ablenkung fand?
Schlußendlich winkte ich einfach ab, lachte sehr laut, zu laut, vermutete ich, ein eindeutiges Zeichen, und setzte mich wieder aufs Sofa, um so zu tun, als würde ich weiterlesen.
Ich ließ es heute offensichtlich darauf ankommen. Gerade hatte ich einen härtnäckigen Belästiger abgewimmelt, jetzt setzte ich mich wieder frontal dieser „schamlosen“, mich in Versuchung führenden Sitution einer „Ménage-à-trois“, einer Dreiecksbeziehung, eined Gruppensexes aus.
Ich merkte erneut, daß ich's nicht konnte und um diese ablenkende Erzählung zum Besten zu geben, war es jetzt auch zu spät.
So verschanzte ich mich wieder, nämlich gänzlich mein Gesdicht hinter dem Buch, das ich in Händen hielt. Insgeheim wartete ich inständig darauf, daß Gina endlich das Bett und das Zimmer verlassen würde.
Nach wenigen Minuten stand sie tatsächlich auf, um auf ihr Zimmer zu gehen, wie sie verkündete, aber sie tat’s nicht unter folgendem umständlichen Ritual: Sie umarmte mich noch mal, beküsste mich auf beide Schultern – seltsame, mir nicht vertraute Verhaltensweise, welche Geste sie wahrscheinlich aus Jamaika mitgebracht hatte – fuhr mit ihren Händen liebevoll über diese meine Brust und meinte: „Borstig wie ein Wildschwein.“
„Gefällt Dir?“
„Ohja, ich liebe Wildschweine.“
Diesen Ausdruck verstand ich umso eindeutiger. (Wildschweine stehen für quasi hemmungslose Tiere, zu allem bereit und schamlos und geil.)
Direkter konnte man es kaum sagen.
Aber ich war nicht bereit, ich konnte nicht, war zu verschämt, sie neben Loulou im Bett liegend zu nehmen, zudem noch mit Loulou, dieser ansonsten reinsten Moralapostelin und keuschesten Jungfrau in Person - nein, ich hoffte im tiefsten Innern auf einen Zwischenfall im Klo, eines Zusammenstoß nachts im Flur, des wahrscheinlichen Zufalls einer Begegnung.
Als sie endlich aus dem Raum verschwunden war, legte ich mich ins Bett neben Loulou zum Schlafen nieder. Aber müde war ich noch lange nicht.
Ich hob meinen Kopf und drehte ihn zur Seite Loulous. Diese lag mir zugewandt da.
„Was soll ich machen, wenn sich Gina einfach in mein Bett legt?“
„Ich fand Ginas Verhalten sehr abstoßend und riechst Du ihre Alkoholausdünstung nicht mehr? Ich finde das widerlich.“
„Nein, das macht mir gar nicht mehr so viel aus.“ Offensichtlich war meine Freundin von dem Geruch schon abgestumpft, nahm ihn nicht mehr wahr, hatte sie daran gewöhnt. Gäste wie ich aber nicht.
So unschuldig wie sie tat, ist Loulou auch wieder nicht, schließlich hat sie Rückenschmerzen geäußert und somit Gina zu ihr ins Bett gelockt. Zudem, als sie das Massieren beendet hatten, hatte sie gesagt: „Das war gut.“
„Kann eigentlich Gina so gut massieren? Äh. Besser als ich?“
„Gina kann einfach gut massieren“. Den Vergleich scheute sie.
„Bist du womöglich ein bisschen lesbisch?“
„I wo!“ Diesen Vorwurf ließ sie gar nicht aufkommen und selbstsicher abblitzen.
Was sollte ich machen? Schlafen natürlich erst mal.
Aber das ging so leicht nicht, denn dann richtete ich meine Fragen auf mich selbst.
„Was war das nun? Du bekommst das Gewünschte auf dem Silbertablett serviert und was machst du? Du hättest die Gelegenheit ergreifen sollen, zumal Alkohol im Spiel war, zumindest bei Gina und da hätte Loulou Dir später nicht wirklich Vorwürfe machen können, zumal sie Dich schier auch ins Bett hereingewunken, zumindest keinen Widerspruch geäußert hat.“
Mit Alkohol lässt sich so Vieles entschuldigen! Aber ohne?
Diese ihre Alkoholausdünstung stößt dich so ab! Hm.
Doch musst Du darüber hinwegsehen können, lernen es zu können, um an Dein Ziel zu gelangen! Die sexuelle Unbefriedigkeit, die eine solche Qual darstellt, galt es zu überwinden!
Arbeite an Dir, verflixt!“

III. Der Eindringling mit Mundschutz

Ein paar Tage später wachte mitten in der Nacht auf – mit einem riesigen Ständer, was wunder. Ich spürte, wie mein Hoden prall gefüllt von quirligen, Abertausenden Spermien war, die gegen die Haut pochten und sich ihr Köpfe gegen die Eierblase einrannten.
Wehmütig dachte ich an meine letzte Freundin, die es als frauliche Entwürdigung und Kränkung ihred Selbstverständnisses empfunden hatte, wenn sie mich, den Mann, nicht befriedigen konnte: „Du musst die Frau entschuldigen, dass sie dir nicht zu Willen sein kann.“ So berührt, eingeschüchtert, traurig war sie, dass sie nicht einmal den Grund auszusprechen wagte: „Ich stecke voll im Klimakterium.“
Oje, war das eine Freude, eine Frau, die es als ihre dringlichste Aufgabe sah, wenn sie denn einen Mann in die Kiste gelockt hatte, es ihm gehörig zu geben, ihn zu befriedigen.
Ja, bei dieser früheren Freundin, Bauerntochter, da wusstest Du, was Du an ihr hattest: allzeit außer halt während ihrer Tage bereit, Nägel mit Köpfen zu machen; das Heu vor Einbruch des Winters vom Feld zu holen; wenn der Mann reif war, musste er geerdet werden sozusagen; musste die Schleuse geöffnet werden und diese war ganz natürlich die sich öffnende Vagina.
Mir verwirrte sich nur der Kopf und ich spürte IHN wieder, wie er vibrierte, ausschlug, sich reckte und rang, als wollte er durch den Wolkenhimmel stoßen.
Es war wie eine Plage. Sich entledigen, entweder sofort hier im Bett neben der so tief wie ein Murmeltier schlafenden Geliebten oder es im Klo zu machen in der vagen Hoffnung, Gina dort vorzufinden, wenn sie sich über das Spülbecken beugte, um sich zu waschen, im dünn-seidigen, ihre Körperproportionen betonenden rosafarbenen Nachthemd und mich dann von hinten an sie heranzumachen, vielleicht zufällig, vortäuschend, ich sei gestolpert oder beim plötzlichen Hereinplatzen auf sie geprallt, irgendetwas in der Richtung, es würde sich schon etwas ergeben.
Jetzt musste ich aufs Klo, ein starker Funken Hoffnung trieb mich an.
Als ich die Klotür öffnete, merkte ich, dass kein Licht brannte, hätte denn eines gebrannt, wäre Gina darin gewesen, denn die Mädchen hatten vereinbart, die Tür offen zu lassen, damit auch eine Mitbewohnerin hineinkonnte, wenn sich zum Beispiel eine andere gerade duschte.
Unbeschreiblich geil war ich und die Enttäuschung war entsprechend groß. Ich musste jetzt aufs Ganze gehen, es war so entwürdigend, es einfach wagen und hoch in Ginas Zimmer schleichen, mich in ihr Bett legen, vorgebend, ich hätte mich geirrt, eine kleine Ausrede, die mir dann die Gelegenheit bot, nichtsdestotrotz sich über sie herzumachen, wogegen sie im Grunde ja nichts hatte.
An letzthin erinnerte ich plötzlich. Da war ich ins Klo gegangen, hatte übersehen, daß das Licht brannte und da stand Gina Rücken mir zugekehrt am Waschbecken, ihre Toilette zu verrichten. „Entschuldige!“, sagte ich betreten und nahm schnell das Buch vom Boden, daß ich beim Geschäftemachen las, um es mitzunehmen. „Mensch, Werner, Du brauchst Dich doch nicht jedes Mal zu entschuldigen!“, sagte sie locker. „Nicht, niemals!“, stammelte ich verwegen. „Niemals doch nicht!“, antwortete Gina und lachte dazu, während ihr die Zahnpaste aus dem Mund quoll beim Zähnputzen. Ich war selbst über meine Frage erstaunt, perplex, aber ich hatte es gewagt. Aber natürlich nur so im Spaß. Die Antwort Ginas, auch wenn sie dabei gelacht hatte, kam mir dennoch ernsthaft vor. Ich war darüber deswegen, nicht nur ob meiner verwegenen Bemerkung so konsterniert und geriet in Panik, so daß ich sofort fluchtartig das Klo verließ.
Mann, die machte sich noch über meine Zurückhaltung lustig, obwohl sie im Grunde nur darauf wartete, daß ich sie nahm!
Ja, es musste jetzt geschehen! Denn die Zeit lief mir auch davon! Loulou erwähnte immer öfter, Gina setzte mittlerweile immer wieder ein paar Tage aus mit dem Trinken. Würde sie nüchtern werden, Mensch, dann wäre der General-Entschuldiger, der Alkohol - alles liegt nur an ihm - vom Tisch, vom Bett, vom Tablett.
Ich sah schon die Felle davonschwimmen!
ANDREWS Stimme: Mann, Junge und Kumpel. Wie willst Du das den anderen verklickern, he? Rührst selbst keinen Tropfen Alkohol an.
Lächeln erschien auf meinem Mund.
Ich: Mensch, Andrew. Denk mal nach! Alles was Gina sagen wird danach, von wegen, ich sei über sie herab- und aufgestiegen, was ist das wert aus dem Munde einer Alkoholikerin? Darum geht es. Selbst wenn ich jetzt zu Ginas Zimmer hochklettern würde, wir in ihrem Bett ertappt werden würden, könnte ich ein Märchen erzählen, von wegen sie hat mich aus dem Klo nach oben verschleppt. Niemand weiß es? Und wahrscheinlich würde sie es selbst gar nicht mehr wissen, was wahr und Lüge war, ha!
ANDREW. Ich muss doch sehr bitten! Wie kann man nur mit einem Menschen so umspringen!
Ich: Na, ihr seid gut, ihr Religiösen, ihr könnt alles begründen mit eurem Glauben, wir aber.
ANDREW. Ihr habt Euren Alkohol!
ICH: Jedem Tierchen sein Pläsierchen. – Aber jetzt lass mich in Frieden. Denn diese Jux-Idee mit Ginas Zimmer ist gar nicht so schlecht.
Los!
Stopp – zuvor musste ich mich schützen, wovor, wird man gleich sehen. Ich holte dazu aus dem Kloschränkchen einen Mundschutz hervor, den ich in der Ab ung von Loulou jüngst entdeckt hatte. Loulou war einst Krankenschwester gewesen und hatte eben auch so einen Mundschutz, den man trug, wenn man im OP tätig war. Hielt einen unliebsame Bazillen, Bakterien, Viren, Gerüche, Ausdünstungen, was weiß ich was, vom Hals. Also, so ein Ding kam mir gerade recht und würde mich vor Ginas zwei Ausdünstungen, Alkohol und den wohl noch anhängigen Grippeviren schützen, unter denn sie noch vor ein paar Tagen schwer gelitten hatte.
Mein Konterfeit, bedeckt mit diesem großen Tuch vorm Mund und Nase erschreckte mich, als ich mich im Spiegel sah. Wer weiß, wen noch, wenn er mich entdecken sollte, aber da alles dunkel sein würde, wofür ich schon sorgen und Acht geben würde, würde es dazu nicht kommen, dachte ich mit fester Überzeugung.
Ich begab mich aus dem Kloraum.
Das Flurlicht drehte ich ab, so dass es gar nicht so leicht wurde, bis zur Schwelle der Treppe zu Ginas Zimmer zu gelangen, um die zwei Meter hohe Holzstiege hinaufkrabbeln zu beginnen, ja zu erkrabbeln, nicht zu besteigen, aufgeregt war ich. Oben, am Berg der Treppe, auf Knien, man stelle sich dies nur einmal vor, drückte ich leise, leise die Türklinge nach unten, als wäre es die Zündung einer Fliegerbombe aus dem II. Weltkrieg und machte leise die Tür und sah erleichtert, dass kein Licht brannte in dem Gemach, stattdessen völlige Dunkelheit herrschte. Konnte nicht der blöde Mond durchs Fenster scheinen? Dann wären ein paar Strahlen im Zimmer, die die Umrisse von Gegenständen erkennen ließen. Aber anscheinend hatte sich dieser hinter einem Wolkenvorhang, nur nicht hinter Ginas dicken Gardinen versteckt. Schritt für Schritt, ach was, Knie auf Knie tapste ich geisterhaft durchs Zimmer, ganz zielführend! Gelobt seien die Teppiche in einem solchen Raum!
Dieser war mir unbekannt, hatte ihn noch niemals gesehen, wusste also hierdrinnen nicht Bescheid, aber das Bett befand sich vermutlich in einer Ecke des Raumes, in das ich mich dann einfach nur hineinfallen lassen musste, hoffentlich nicht zuvor etwas umschmiss, ein Nachttischschränkchen etwa, so dass ich mein Ziel verfehlte und vor allem bevor ich meine fingierte Entschuldigung würde murmeln können.
Und es klappte, ich stieß gegen keinen Gegenstand, noch immer auf Knien befühlte ich zunächst ein Bettlaken, Raum war noch da, Gina musste weiter hinten liegen, es war ein Doppelbett. Ich stieg darauf, mit den Knien voran und hutsche weiter hinter.
Zunächst bekam ich einen ziemlich großen, weichen, nachgiebigen Körper zu fassen. Gina hatte einen Riesenbusen, Rollmöpsen gleich, bestimmt dicke Fettpölsterchen um den Bauch, aber nein, es musste sich um ein riesiges Stofftier handeln. Angewidert stopfte ich es unter mein Knie und stieg darüber hinweg, weiter hutschend und rutschend, etwas riss unter mir, aber egal, weiter, bis ich, anstatt Ginas Schrei oder Gestöhne, meinen eigenen Schreilaut vernahm, denn auweh, ich stieß mit dem Kopf gegen die Wand – und anstatt mich auf einen warmen empfangsbereiten Körper plumpsen zu lassen, verspürte ich auf meiner Stirn einen dumpfen Schmerz und an den Händen eine kahle, leere Wand.
Schnell kam ich zur Besinnung.
Gina war nicht hier! Wo war sie?
Natürlich, sie hatte Hunger gekriegt, sich in die Küche hinunter begeben, um sich etwas zum Essen zu machen und saß nun dort unten die halbe Nacht, vor sich hingrübelnd noch den letzen Flachmann flach zu machen.
Aber sie konnte natürlich auch jeder Zeit, sofort, gerade jetzt hochkommen.
Das bedeutete, dass ich in Erklärungsnöten geriete, würde ich beim Die-Stiege-Hinuntergehen oder gar jetzt hier entdeckt und gestellt werden, die Entschuldigung würde dünn ausfallen und unglaubhafter erscheinen als im Eifer des Gefechtes gestammelt, denn dann wäre das Kind schon in den Brunnen gefallen gewesen, da würde die Echtheit meiner Aussage gar nicht mehr hinterfragt werden.
Mensch, Mann, du musst sofort wieder zurück!
Aber es war zu spät. Gleich würde sie die Treppe heraufkommen, um in ihr Zimmer zu gehen und mich in ihrem Bett vorfinden.
Aus Angst drückte ich jetzt den dicken, gepolsterten Bären, Hasen oder was immer das war, worüber ich gekrochen bin, in meine Arme und presste ihn mir gegen die Brust.
Unterm Bett mich verstecken! Die banalste, klischeehafteste Art des Versteckens, neben dem im Schrank – wie tief war ich gesunken?
Ich zerrte wütend an dem dicken überdimensionalen Kopf des Stofftieres.
Da es aber weder einen Schrank, noch einen Freiraum unterm Bett gab, musste ich halt mit einem Tisch Vorlieb nehmen! Über den aber ein großes Tischtuch hängen musste. Sofern es einen gab. Denn ob, wusste ich nicht, kaum konnte ich in dieser Düsternis etwas erkennen. Vielleicht dort nahe der Tür, das schien mir ein Tisch zu sein.
Ich meiner Angespanntheit zerrte ich so sehr am Stofftierkopf, dass er einen Riss bekam und abhing, an einem recht dünnen Faden. Entsetzt über mein Verhalten sprang ich auf und lief zum vermeintlichen Tisch hin, neben dem ein Sessel stand. Zwar war tatsächlich über den Tisch eine Decke gespannt, aber meine Hände, die darunter den Raum abschätzten und abtasten, sagten mir, dass der Platz zu klein war, um mich verbergen zu können.
Auf dem Tisch stand ein voller Flachmann.
Genau, die Lösung!
Ich nahm ihn mir, drehte den Schraubenverschluss auf und nahm einen großen Schluck hinter die Binsen, wozu ich endlich den Mundschutz abnehmen konnte, den ich feinsäuberlich in meiner Pygamatasche verstaute.
Voilá!
Wie heißt es so unschön. Alkohol ist der Generalschlüssel für alle Probleme. Vor allem wie so Witzfiguren wie mich, die unterm Bett sich verstecken wollten oder in den Schrank!
„Weißt Gina, ich habe plötzlich so einen Durst, so einen Druck verspürt und da habe ich gedacht, ich versuch’s mal bei Dir oben, ob Du mich mal einen trinken lässt.“
„Ich wusste gar nicht, dass Du auch trinkst?“
„Ja, leider. Bislang habe ich es verheimlichen, vertuschen, verschweigen können, aber jetzt ist es wohl ans Tageslicht gekommen.“
Ach, auch auf die Ebene von Lug und Trug bin ich herabgesunken!
Und ich machte einen erneuten, großen Schluck!
Ob Gina diese fadenscheinige Erklärung schlucken würde?
Ach was, die schluckte alles, hundertprozentig.
Einen weiteren Schluck genehmigte ich mir.
Allmählich übernahm Angst und Panik mein Bewusstsein, trotz Alkohol, dem man eine beruhigende Wirkung zuschrieb. Aber wohl nicht in meinem Fall.
Sie hätte eigentlich doch schon längst hier oben sein müssen.
Vielleicht suchte sie gerade das Klo auf, so dass ich hintergehen konnte, zur Küche, warten, bis sie in ihrem Zimmer war und dann hochgehen in meins, vielmehr Loulous.
Ich nahm noch einmal einen Schluck, wobei ich den Rest austrank. Ich hatte einen ganzen schönen Durst, musste daraus geschlossen werden. Bald würde nicht mal mehr ein Flachmann reichen, den ich sage und schreibe in einer Minute geleert hatte. Würde ich bald auch einen halben Liter Hochprozentigen pro Tag brauchen wie Gina? Das sind cirka sieben bis acht Flaschen Bier pro Tag. Quantitativ eine enorme Leistung – nur in die falsche Richtung.
Mir dämmerte, worin die Wahrheit liegt, die durch folgendes Wort ausgedrückt ist: Frauen und Alkohol, das ist wie Pech und Schwefel.
Nein, Gina würde nicht so schnell heraufkommen.
Mein Blick fiel auf das, was ich in den Armen hielt.
Nun hatte ich ein weiteres Problem, ein eigenverschuldetes, hausgemachtes, ein überflüssiges. Das geköpfte Stofftier.
Was sollte ich mich ihm tun, wohin mit ihm?
Liegen lassen konnte ich es nicht. Die Besitzerin würde bei diesem Anblick ein Total-Schock, ein Herzschlag ereilen, wenn sie eines ihrer geliebten Kuscheltiere zerfetzt, geköpft und verunstaltet in ihrem Bett vorfand.
Nein, das konnte, das durfte man keiner Frau, keiner Alkoholikerin von mir aus, gerade keiner labilen Person zumuten. Zudem verstieß dies sowieso eindeutig gegen die Würde des Menschen im allgemeinen, solch eine Tat.
Das musste mich dem Stofftier entledigen, es entsorgen.
Ich rappelte mich auf und tastete durchs Zimmer, das noch immer dunkel und undurchdringlich war, da vom Gang aus hier herein kein Licht fiel. Ich beeilte mich sehr, hoffte nicht jetzt gegen etwas zu stoßen, was mich verraten hätte, wenn etwas zu Bruch gegangen oder nur umgefallen wäre. Aber ich hatte schon etwas kaputt gemacht, Mensch.
Ich zog die Jalousie hoch, öffnete das Fenster, vergewisserte mich zunächst, dass kein Passant auf der Straße zu sehen war, zu dieser Uhrzeit glücklicherweise nicht und warf das Stoffmonster hinunter.
Der Wind, der wehte, oder der Fahrtwind der hier schnell vorbeirasenden Autos würde das Tier sonstwohin befördern, das sollte mir kein Problem sein, dass es am nächsten Tag vor dem Haus auf dem Trottoir zu finden wäre.
Ich schloss das Fenster, zog die Hängematte, die als Jalousie diente, herunter.
Nun war es wieder sehr düster hierdrinnen.
Es wurde Zeit, den Rückzug zu starten und ich bewegte mich durchs Zimmer gen Tür hin, die Hände voraus, sicherheitshalber. Denn ich sah wenig, sehr wenig.
Vom Gang fiel nur spärlich Licht hier herein. Ich tanzte quasi wie eine Ballerina auf Zehenspitzen, achtsam, nicht jetzt gegen etwas zu stoßen, das mich verraten hätte, zum Schluss, gar etwas zu Bruch ging oder nur umgefallen wäre und dies am Ende meiner Exkursion.
Die Tür um wenige Zentimeter einen Spaltbreit geöffnet und ich lauschte die Treppe hinunter, fuhr aber zurück, da ich in diesem Moment unten Türenquietschen hörte. Aha, Gina war im unteren Parterre-Klo gewesen und kam nun zurück. Nur, dass sie bitte noch einmal in die Küche ging, damit ich Zeit und Raum hatte, in meiner Freundin Zimmer unterzutauchen. Tatsächlich, das Licht im Flur ging aus. jetzt deine Chance!
Ich rutschte auf dem Hosenboden so schnell es ging die Holzschwellen hinunter, gehen können hätte ich vielleicht auch, aber es war stockdunkel und fallen wollte ich unter keinen Umständen, ausrutschen und die Schwellen hinterschliddern. Mein männlicher Quälgeist hatte seine Aufrichtigkeit längst aufgegeben, was gut war zum einen, weil er mich nicht bei meinem Unterfangen, die Stufen hinterzuhutschen, Schwelle für Schwelle, behinderte und zum anderen, weil ich mit meinem entwürdigenden, sehr seltsamen Verhalten nun tatsächlich erwischt wurde – von meiner Freundin allerdings.
Hätte ich noch eine Beule im Schlafanzug gehabt, dann wäre sowohl Ginas gegenüber eine vage Ausflucht und fadenscheinige Ausrede nur entlarvend, peinlich und entwaffnend gewesen, Metapher, „begossener Pudel“ – schwer auszuhalten, unerträglich und peinlich diese Vorstellung - als auch meiner Freundin gegenüber, was noch schwerer gewogen hätte. Zunächst dachte ich noch bei diesem artistischen Bergabstieg, was machst du dir noch für einen Kopf, die Gefahr war vorüber, du musst nichts vortäuschen, Gina war nicht im Flur des Ersten Stockes und saß stattdessen wie der „Trinker beim kleinen Prinz“ in der Küche vor ihrem Getränk und Du hast freie Bahn, musst nur noch ins Klo über den Flur gelangen.
Am Fuße des Geländers angekommen jedoch, sah ich von unten nach oben in das verschlafene, verstörte und sich fragendes Gesicht meiner Freundin.
„Was machst du hier?“
Ich zögerte keine Sekunde, worauf ich im Nachhinein stolz bin, sondern handelte sofort, instinktiv und unüberlegt, aber richtig.
„Ah, sag ich Dir morgen. Geh schlafen! Ich muss unbedingt ins Klo!“ und drängte sie quasi körperlich in ihr Zimmer zurück, also schob sie, na ja, meine Hände auf ihre Schultern gelegt, keine Ruhmestat, kein Fair-Play, streng genommen, aber effektiv, da sich die Klotür genau gegenüber ihrer Zimmertür und nur in einem Abstand von eineinhalb Metern befand, was mich die Rechtfertigung für diese Tat verschaffte: ich musste dringend aufs Klo!
Dort war an eine Erleichterung nicht mehr zu denken, die Lust war mir erstorben.
Immerhin erleichterte ich mich anderweitig, schaltete das Licht aus, öffnete die Klotür, die ich ja als Mann versperrt hatte, hatte versperren müssen, anders hätte es verdächtig gewirkt und ich wollte mich ja nur zufällig so über Gina hermachen, die Pein der schamlosen Situation ihr und mich ersparend.
Schwer atmend legte ich mich ins Bett und lag dort eine ganze Weile, bis ich wieder jene vermaledeite Stimme hörte.
ANDREW: „Na, großer Eroberer! Bist Du zu Deiner Erleichterung gekommen?“
Ich wälzte meinen Kopf hin und her, offenbar mich vor einer eindeutigen Antwort drückend.
Ich: „Äh. Wie Du das wieder meinst, Du Sexbestie, natürlich nicht. Sex ist nicht alles und spielt jetzt keine Rolle mehr.“
Ein beinahe dröhnendes Lachen erscholl.
ANDREW: „Das ist das Neueste in der Menschheitsgeschichte. Wirklich weit habt ihr es gebracht mit Euerer Zivilisation, Eueren Medien, dem Fernseher, dem Radio, hahaha!“
Ich dachte mir, was mir gegenüber diesem Sexprotz allerdings niemals über die Lippen gekommen wäre: `Zu einer natürlichen Erleichterung bin ich nicht gekommen, ja. Andererseits fühle ich mich doch erleichtert, weil Hauptsache, mir blieb in der anderen Sache, der mit einer peinlichen Enthüllung meiner zweifelhaften Absicht, erspart.`
So, dann drehte ich mich um, auf den Bauch, wandte sozusagen dem großen Andrew meinen Allerwertesten hin und versuchte auf der Stelle und in diesem Moment einzuschlafen. Natürlich war ich mir meiner Unzulänglichkeit nur zu bewusst, des jämmerlichen Anblicks, das ich abgab, im Gesicht und Blickwinkel eines Andrews, eines Naturburschens per excellence.
Was hatte ich beabsichtigt, aber was war letztlich und im Endeffekt dabei herauskommen?
Ich schlief ein, irgendwann. Gelobt sei es!

Copyright Werner Pentz

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