Aus dem Leben eines Obdachlosen - Erzählung/Ende

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Pentzw
Kalliope
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Aus dem Leben eines Obdachlosen - Erzählung/Ende

Beitragvon Pentzw » 11.02.2021, 20:20

Am Tag als meine Mutter starb

1. Vormittags

„Ihre Frau Mama liegt im Sterben!“ So die Altenpflegerin, die an mir vorbeihetzt. „Die Kollegin hat dies gesagt, die 30 Jahre Erfahrung hat", äußert sie, während ich sie von hinten entschwinden sehe.
Es ist arktisch kalt, jeder ist in Bewegung, ich auch, der versucht in Zugwagons zu gelangen, wo es wärmer ist als draußen, wo der Kältetod lauert. Für mich ist heute ein Glückstag, denn ein Passant hat mir eine Karte in die Hand gedrückt, mit der ich noch jemanden mitnehmen und etwas Geld machen kann.
Jubelstimmung bricht bei mir aus.
Es ist schwierig jemanden zu finden.
Ein Dunkelhäutiger mit einem Karren für Kartons. Ich vermute, er bringt diesen Schlepproller zu einem Bekannten, von dem er sich ihn über die Feiertage ausgeliehen hat. Weil sein Bild so, so symbolisch wirkt, traue ich ihn nicht zu fragen. Er bestätigt mir, daß er aus Westafrika ist und begeistert wechsle ich ein paar Französisch-Konversations-Floskeln. Er spricht anfänglich wenig Deutsch, Französisch aber sehr gut. Aber in den folgenden brenzlichen Situationen hat er die richtigen gemeinsamen deutschsprachigen Worte parat. Es hat vielleicht an mir gelegen, der allzu übertrieben und umständlich und unterstützt mit zackigen Handbewegungen geredet und gestikuliert hat. Hat ihn womöglich eingeschüchtert.
Als wir dummerweise einmal umsteigen müssen, drückt er sich unmißverständlich aus. Ich fühle mich nicht getäuscht, es hat womöglich an mir gelegen. Hauptsache im Zug, in der Wärme und ein paar Kröten in der Tasche.
Bald erschöpfen sich meine Französisch-Bemühungen und Deutsch zu sprechen, kann ich schon und die Reise dauert noch eine halbe Stunde, so daß ich mich entspannt in den Sitz zurücklehne.
Ist die Mutter jetzt schon tot?
Eigentlich egal.
Für mich ist sie längst gestorben.
Sie haben mich nicht mehr zu ihr gelassen.
Es ist nur ein Ein-Personen-Besuch erlaubt worden. Den hat sich die Schwester ausbedungen. Wie sie sich alles unter den Nagel gerissen hat. Ich habe zwar Einspruch erhoben, da meine Mutter jedes Jahr eine fehlerhafte Unterschrift geleistet hat, aber das Gericht hat dies nicht nachvollzogen. Das hat mir die letzten Penunzen aus der Tasche gezogen. Denn die Justiz lässt sich üppig bezahlen. Als ich zudem die Stromkosten nicht mehr bezahlen konnte, Mitbewohner des Hauses haben diesen angezapft, meine Schwester hat sich geweigert, dies nachzuprüfen und die Elektrikergebühren konnte ich mir nicht leisten, so daß ich auf der Straße gelandet bin. Jetzt hat die Schwester alles in Hand.
Einer unter hundertausenden Obdachlosen-Schicksalen.
Wen interessiert’s?

2. Mittags

Mutter liegt im Sterben, war gerade bei ihr in Gedanken.
Mutter und nicht nur sie, sondern viele andere ältere Menschen auch, habe ich die letzte Zeit mit meiner Flöte erfreuen können, wonach sie mich immer freundlich und herzlich verabschiedet hat: „Ich danke Ihnen recht herzlich!“
Letztmals, als sie sich nicht mehr bedanken konnte, ist sie kälter, schon eingefallenen Gesichtes gewesen, nur mehr schmaläugig und nach kurzer Zeit ist sie wieder eingeschlafen; das Kinn ruhte auf der Brust, das mager und skelettartig gewesen ist. Dünne blaue Äderchen mäanderten darüber.
Hospitalismus führt zu erhöhter Sterblichkeit bei Kindern. Bei älteren Menschen könnte dies auch der Fall sein, da so viele im Stockwerk meiner Mutter in letzter Zeit der Corona-Pandemie hingeschieden sind, sind sie vorher schon wie verlorene Waisenkinder behandelt worden.
Gerne hätte ich Mutter weiter besucht, Schnelltests vorm Seniorenheim hätten doch eine Gefahr ausschließen können? Leider bin ich nicht resolut genug gewesen, diese Idee anzusprechen. Stattdessen fühlte ich mich ohnmächtig und ausgebootet.

Kälter als Tod ist mir hier draußen im Freien. Man weiß nicht, ob die Menschen die weißen Rauchfahnen aus einer freien oder vergifteten Lunge pusten.

Mein Begleiter David kommt aus Burkano Faso und hat eine Möbelkarre bei sich, während wir uns an einem Zwischenbahnhof vor Kälte zittrig die Beine in den Boden stehen. In Bamberg angekommen, verabschiede ich mich, um mir Bücher aus der Innenstadt zu holen und sowie ich zurückgelange, steht er noch immer vor der Bahnhofshalle. Wie ich seinem Notizzettel entnehme, ist sein Treffen in Hallstadt, einem Vorkaff von Bimbam-Berg (die vielen Glockenspiele sind faszinierend). Wir handeln einen Preis mit einer Taxifahrerin aus und ab der Fisch.
Leider habe ich ihm versprochen, auf ihn zu warten. Jetzt durchlebe ich die „Ich komme dann“, aber nichts da und wieder: „Aber sicher komme ich 13 Uhr“, und wieder nichts da.
X-mal wird telefoniert und blinder Alarm gemeldet, bis er schließlich überraschend mit einem Bus erscheint, nachdem ich mit meinem Stehvermögen, den Nerven und der ganzen Welt in Widerstreit geraten bin.
Zu schlechter Letzt passiert mir etwas noch nicht bislang Geschehenes: ich lasse eine Mineralwasserflasche am Bahnsteig stehen.
Zurückgekommen ist er mit seinem Möbelpacker-Karren, auf dem eine ältere, hölzerne Nähmaschine liegt, die er gebraucht erstanden hat. Ein Schmunzeln überwältigt mich bei diesem antagonistischen Anblick eines Gerätes, das auf dem Kopf gestellt und vier etwas dunkelfarbigere, kurze Beine herausragen lässt. Solch ein ein ähnliches braunes, hölzernes 50Jahre-Möbelstück, allerdings ein Nachtischschränkchen, habe ich einst mein Eigen genannt, ein Erbstück meiner Mutter.

Bevor wir losfahren, bitte ich ihn wieder um Geld. Er sagt, in Nürnberg stünde ein Automat. Wir haben noch Zeit, dort drüben sei ein Selbstbedienungs-Terminal, zudem von seiner Bank, entgegne ich. „Lieber in Nürnberg."
In Nürnberg: „EC-Karten-Pin-Eingabe – falsch." Dies dreimal. Bei letzten dritten Mal, als es die Karte erneut ausstößt und also nichts mehr geht, beginne ich innerlich zu lachen.
Das Prozedere mit den Anrufen seiner Frau und seinem Sohn steigert nur meine Heiterkeit. Zuerst will die Frau zum Bahnhof hierhergefahren kommen, aber nach einem weiteres Anruf sagt er, wir müssten zur Haltestelle Plärrer. Dort warte sein Sohn.
„Helfen Sie mir bitte!“, sagt er mitleiderregend.
Wir passieren den Plärrer. Ich sage nichts dazu. Ich bin auf alles vorbereitet. Er meint, es sei die übernächste Haltestelle, Sündersbühl. Bühl heißt soviel wie Halde, Hügel, Sand- oder Heidewölbung und „Sünder“ spricht für sich. Ob es zu einem Offenbarungseid kommt?
Unterdessen äußere ich mich begeistert über seine Möbel-Karre. Mensch, denke ich, so eine könnte Dir auch einmal dienlich sein, nachdem Du Dich dumm, bucklert, körperversehrt und zerschunden malocht hast und Du wieder in den Privileg einer Wohnung kommen solltest. Er sagt, er habe sogar zwei besessen, aber eine sei ihm in der U-Bahn, als er eingedöst sei, gestohlen worden.
Ein schlaksiger Junge erwartet uns, in der Hand ein paar Scheine. Er weicht ein paar Schritte zurück, als er sieht, wie sein Vater mit dem Antiquität, das mit dicken Gummibändern fixiert und umspannt ist, mit dem Rücken voran aus der selbstfahrenden U-Bahn tritt.
Hat der Anblick des Vaters in der Rolle des Möbelpackers den Jungen schiniert? Es hat so ausgesehen, als wolle er Reißaus nehmen, als er ein paar Schritte zurückgetreten und sich beinahe umgewendet hat.
(Ich habe mich in der Öffentlichkeit in der modernen Kleinstadt im Beisein meiner biederen Familie, vor allem Mutters und Vaters, auch immer geschämt.)
Der Sohn wird mit einem zusetzenden Tonfall angeschnauzt? Weil er die zu entrichtenden 8 Euro nicht parat hat? Aber ich überreiche ihnen, als habe ich es geahnt, im gleichen Moment zwei Euro Rückgeld.
Dabei bekomme ich gar nicht mit, daß nunmehr die Gegen-U-Bahn einfährt, die mich sofort zum Bahnhof zurückchauffiert hätte. Aber es ist zu spät.
Stattdessen verfolge ich mit hypnotisierten Blicken, wie die beiden - der Ältere scheint den Sohn mit „Schimpfworten“ zu übersäen - durch die U-Bahnhalle zum Lift gehen, auf den ich mich gleichfalls gebannt angezogen hinbewege. Sowie die Türen des Aufzugs schließen, winkt mir mein Gast noch einmal freundschaftlich zu und ich zurück.

3. Abends

Der Wind fegt rau über den Gehsteig, so daß er weißes Schneepulver wie Sand über Dünen hinweg gleich Vorhängestores treibt.
Ausgefrorene Hände reiben sich klamm um- und aneinander, um sich zu wärmen.
Harscher Schneereif, Schneeschorf, erkaltetes schrundiges Weiß bildet sich zusehends mit der anziehenden Kälte.
Eine verwaistes Etwas schlingert über die Eisfläche, bleibt liegen, bäumt sich auf, bewegt sich wieder fort und kommt auf mich zu, eine verlorene Puppe.
Wer hat sie verloren?
Ich drehe mich weg, weil ich den Anblick schwer ertragen kann.
Einen Moment später schlägt die Puppe gegen meine Füße wie ein verlorenes Tier, das einen neuen Herrn und Begleiter sucht. Es ein Kobold, eine Fasnachtspuppe, keine Schmuse- sondern Schreckfigur. Ich hebe es auf: ein Spielgefährte für einsame Stunden und das neue Kopfkissen für des Nachts zugleich.
Ich stopfe es in meinen Rucksack.
„Hier ist mein Messer,
mein Brotbeutel,
hier meine Puppe!“
Plötzlich muß ich mich an eine Mauer lehnen und keuche. Die Pumpe will nicht mehr so wie ich wohl will und soll und... Aua, zudem die Brustschmerzen, beidseitig dort, wo die unteren Rippen verlaufen.
Schnappen nach Luft, die feucht, kalt und weiß ist wie der Tod.
Weiße Nächte.
Die Höhlenbewohner, die Silhouette, die ich kurz gegen das grelle Licht gesehen habe; die Umrisse eines Mannes, der sich nach vorn beugt und die Hände gegen Unterleib oder Hüfte hält, als wollte er sich mit den Armen wärmen und den Kälteschmerz lindern. Man müsse sich so klein machen, seine Glieder ineinander verschränken wie ein Embryo, um der Kälte die wenigste Angriffsfläche zu bieten und es so am wärmsten zu haben.
Metallene Stimmen - hoffentlich nicht sogenannte „Sicherheitskräfte!“
Torkelnder Abfall.
Zerfetzte Matratzen.
Ineinander verkeilt wie eine Lämmerherde liegen Menschenkörper auf dem Boden – nur nicht darüber stolpern, sonst verletzt Du andere.
Hausrat, der seit Monaten in leeren Straßen bis zur Auflösung in Regen und Staub gelegen ist, beginnt zu brennen, erst zu schwelen, dann mit schwerem, schwarzen Rauch aufzusteigen, schließlich mit leicht lodernden, gelben Feuerspitzen zu brennen, dann mit grell-roten Flammen hochhinaus zu züngeln, daß einzelne Lohen davon wegfliegen.
Es spendet Wärme, aber auch Rauchvergiftung.
Was ist einem lieber? Diese Wahl hast Du!
Ein Gesicht, nur eine Handbreit vor meinem. Ich schrecke zurück, denn ich ich habe ihn nicht gleich gesehen.
Da sitzt ein Mann auf einer Bank im Dunkeln. Neben sich einen Plastikbeutel mit Lebensmitteln. Für mich ist kein Plätzchen frei.
Auch ich bekomme Hunger, esse einen Hering aus der Konserve, drei Meter von dem Fremden entfernt. Er beginnt zu erzählen, während ich mit den Händen den Fisch herausfingere, die ölige Tomatensoße vorsichtig aus der Dose schabe, damit ich mich nicht schneide, wobei ich höllisch aufpassen muss, nicht im schwankenden Stehen in der Kälte umzukippen. Der Mann hat sich in die Hose gemacht, unter dem Bänkchen bildet sich eine schwarze, dicke Lache. Er erzählt und erzählt. Mit einer Brötchenschnitte schabe ich den Rest aus dem Weißblech. Plötzlich steht er auf und hält zwei große, bunte Fotos in die Höhe, deutet darauf, murmelt etwas dazu – sieht aus wie eine Frau und ein Kind. „Komme mir nur nicht zu nahe!“ „Jaja, ich halte ja Abstand.“ Die Seuche will ich mir nicht auch noch an den Hals holen. Er erzählt von guten, besseren Zeiten, das ist mir nun klar. Ich werfe das Metall in einen Abfalleimer, tupfe mir mein natürliches Geschirr, meine Hände, besonders meine Mundwinkel mit einem Papiertuch ab, das ich aus dem Zugklo stipitzt habe und tue auch diese in den Eimer.
„Halt die Ohren steif!“
„Danke!“

4. Nachts

22 Uhr

Stimmen hört man, nicht metallene von den sogenannten "Sicherheitskräften“, denn die haben lustige, schrille, belegte Stimmen, machen dauernd Spaß, witzeln über den und jenen und lachen sich gerne einen Ast über kuriose Situationen, die zulasten von Obdachlosen gehen.
Man hat sich in den Bahnhöfen am Boden auf seinem Schlafsack auf der Isomatte dicht an dicht gedrängt.
„Hast ne Zeitung gefunden? Les mal vor!“
„Okay."
„Präsident Steinmeier plädiert auch dafür, daß der Impfstoff der ganzen Welt zugute kommt."
„Dieses Arschgesicht. Der war doch der willige Vollstrecker der Hartz-V-Gesetze."
„Sein Volk, pardon seine Bevölkerung ist obdachlos, ernährt sich mit schlechtem, gesundheitsschädigendem Essen und er spielt sich als Weltverbesserer – und –heiler auf!“
„Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!“
„Und diesen Russenrebell hofieren sie auch!“
„Da können sie sich moralisch entrüsten!“
„Die Sentimentalität ist die Waffe der Schlächter.“
„Ich bin einmal bis nach Russland gekommen. Die Mafia, sag ich Euch. Und die Menschen liegen auf dem Boden, einer stößt mit dem Fuß gegen seinen Kopf, zwanzig andere schauen fasziniert zu.“
„Jedes Volk verdient seine Führer!"
„Ohne Putin wäre dort das kriminelle Messerstecher-Chaos los!“
„Aber mal zu unserem Nachbar. Im Franzosenland sieht es nicht besser aus. - Die Gelbwesten haben schon recht, wenn sie protestieren.“
„Aber bitte nicht die deutschen hierzulande!“
„Bewahre uns davor!“
„Amen!“, kommt es unisono und von allen Seiten.
„Was ich sagen wollte: das elitäre Elitedenken soll ja dort noch schlimmer sein als hierzulande.“
„Deswegen ist die Gelbwesten-Bewegung gerechtfertigt gewesen. Aber sie haben sich von ihrem Monsieur Präsident mit Versprechungen abspeisen und im Keim ersticken lassen. Abschaffung der Eliteschulen – pah!"
„Ja, wie im Freistaat Bayern der Ministerpräsident und Landesvater Söder. Die Beamten sollten dezentral übers Land versetzt werden, einige Städte sind in Vorleistung getreten, haben die nötige Infrastruktur aufgebaut, aber keiner dieser Wohlstandssäcke mit Privilegien ohne Ende ist aufs Land versetzt worden. Die kuscheln sich lieber in nem Schwabinger Jazzschuppen und schoppen sich am Marienplatz bankrott, wenn das ginge...“
„Eieijei... Uah...“
23 Uhr – Reflexion

Kein Gefühl für Chronologie und zeitliche Zusammenhänge.

Ich schreibe in dieses Tagebuch das hinein, was mir in den Sinn kommt. Manchmal ist vergangenes Erlebtes so intensiv, daß ich glaube, es jetzt wirklich im Hier und Jetzt zu erleben...

Getriebensein und Lauf durch die Nacht

„Der Wille wird erregt." Glough

Ich weiß um meinen Zustand schon, aber eindrücklicher kann ich mir nicht bewußt werden, als ich gestern auf der Schüssel saß und gar keinen Drang verspürte. „Du sitzt aufm Klo und musst nicht“, sagte ich zu mir. Laut. Wie ein Menetekel. Wie laut herauszuschreiender Makel, der verkündet werden muss.

Ich muss stopp machen. Es läuft etwas schief. Es läuft aus dem Ruder, d. h. meine Handlungen sind nicht von meinem Willen, meinem Bewußtsein, von m i r gesteuert. Das wieder zu erreichen, bei sich selbst zu sein, nicht mehr Zwangsautomatismen unterlegen zu sein, nicht mehr getrieben zu werden, ist mein Ziel fürderhin. Ich muß also Schritt für Schritt machen, überlegen, bevor ich einen tue, ob ich ihn tun w i l l.

Über allem steht die Frage: wie komme ich herunter; beruhige ich mich; nehme das Hier und Jetzt wahr – nicht mehr hippelig - aber die Geldnot – die löchrigen Schuhe und die feuchten, kalten Straßenbelage - oder gar nicht vorhandenen Kleidungsstücke wie ein fehlender fester Winter-Anorak.
Ist es der Frost, der meinen Willen erregt?
Ja, ich brauche mir keine Fragen mehr nach dem Sinn und den ganzen anderen Unsinn stellen. Ich weiß nur, daß ich überleben will, was mich bewegt, ist die nackte Angst vor dem Tod, der Wunsch zu überleben, einfach zu leben.

Und doch: ich muß mich bewegen. Einerseits bewege ich mich zu viel und weiß oft nicht, warum ich mich jetzt dort oder hierhin bewegt, dies oder jenes getan habe, aber andererseits bin ich dann getrieben, wenn ich von der Kälte weglaufen muß, in wärmere Gefilde, zu einer einigermaßen warmen Schlafstätte zum Beispiel.

Ich laufe durch die dunkle Nacht. Irgendwo dort sieht man Licht. Dorthin muß ich zumindest gelangen.
Aber wieder keuche ich. Ehemals habe ich es genoßen, die frische, von Sauerstoff gesättigte, kalte Luft einzuatmen, wenn ich durch den Schnee stapfte: Gesundheit, Frische und Natur pur, dachte ich dabei. Jetzt aber schmerzt jeder Atemzug wie mit Messern - und Muskelkrämpfe packen Stellen am ganzen Körper wie eisige Klammern.
Doch ich stürze mit aller Kraft des Willen vorwärts, wenngleich der Körper nicht mehr die Energie dazu aufbringt. Aber ich muss ans Ziel kommen, andernfalls, hier einzusacken, auf den Arsch zu fliegen, sitzenzubleiben, nicht mehr aufstehen zu können – was dann? Kältetod? Mögen, wenn ich Glück habe, ein paar Passanten vorbeikommen, den Notfalldienst informieren, während sie mir aufhelfen, nicht mehr an der Kältefront zu liegen und zu sitzen – bestenfalls, und wenn nicht? Was wahrscheinlicher! Jetzt treibt mich die Angst an, die Angst vorm Kältetod, ein Rennen gegen die Kälte, die wie eine Wand ist, gegen die man stößt und sich bislang immer durchstoßen lässt. Ich will Leben!
Und weiter.
Ich merke, ich hyperventiliere. Schweiß bildet sich auf meiner Stirn. Ich lange an diese. Dann weiter. Ich lange an meine Haare, die der Schweiß schon lockig gemacht hat. Frieren und Schwitzen – ist nicht gut!
Die Brille ist beschlagen, durch die Maske kann ich kaum atmen. Ich ziehe sie herab. Ohne sie gehe ich weiter. Die Mantelkapuze schützt meinen Kopf, aber unter der ist es wie in einem Hochkessel voller Hitze und Schweiß.
Weiter.

Ernährungsfrage

Ich muß mich trennen können, Ballast abwerfen, wie nach der Kündigung meiner eigenen Wohnung, da mußte ich dies und das abgeben, weggeben, loslassen – vernichten! Muß ich einiges aus meinem Bewußtsein tilgen? Aber das kann man nicht. Das Gehirn vergisst nicht. Nur bewußt sein!

Mein Keuchen, meine starke Herztätigkeit, mein Stechen in den Lungen verweist auf Herzprobleme, hat der Arzt gesagt. Ich verdränge es, versuche, nicht daran zu denken.
Leichter gesagt als getan. Die Wahrheit holt mich ein.
Um mir die Zeit zu vertreiben, versuche ich ein Buchstabenzahlen-Rätsel zu lösen. Man muß für jede Zahl einen Buchstaben einsetzen. Ich komme zum ersten Wort: „ABNAHME" - aber ich finde keine weiteren Wörter und die entsprechenden Buchstaben. Als ist der Einsatz der Buchstaben, in diesem Fall B und M, die ich noch nicht habe, falsch. Es ist wie der Wunsch des Gedankens, der sich in diesem Wort ausdrückt.
Was sagt mir das?
Es verweist auf meine Unfähigkeit, nicht zu wissen, wie ich mein Gewicht verringern kann. Wenig Geld ist schlechtes fettmachendes Essen; Dickleibigkeit belastet das Herz bei Bewegung, woraus zwei Konsequenzen ersichtlich sind.
A) Kälte bedrückt das Herz. B) Fettleibigkeit, die abgebaut werden könnte durch viel Bewegung, das heißt überflüssige Schichten runterbringen, runtertragen, abtragen – aber das kann ich nicht – wegen des Herzes.
Meine Muskeln kann ich nun vergessen, da Fett in der Kälte besser wärmt. Wenn ich mich nicht bewege, gehen meine Muskeln weg, aber das Fett bleibt. Das ist insofern gut, als Fett in der Kälte besser und mehr wärmt als Muskeln.
Viel bewegen kann ich mich nicht, da das Herz damit belastet wird. Ich sehe nur als Ziel: abnehmen – dies durch FdH, also durch weniger Essen und gutes Essen. Bei gutem Essen stellt sich am ehesten ein Sattheitsgefühl ein. Bei schlechtem hat man nach wenigen Minuten erneut Hunger und stopft erneut hinein, ein circulus diabolis. Für gutes Essen zubereiten, bräuchte ich eine eigene Küche. Die Dampfkost des Catering-Firma-Essen wirkt gegenteilig, selbst Gemüse und Salate sind mit künstlichen Geschmacksverstärkern und mit minderwertigen Zutaten versehen, angereichert und versetzt.
Wie gelange ich aus dieser Zwickmühle?
Ich sehe keinen Ausweg.

Ein weiterer Fakt spricht für diese Konsequenz abnehmen zu müssen.
Zwar schreckt Muskeln und Fett gleich vor zudringlichen Menschen ab und da ich vor der Wahl stehe, gibt es nur eins: also Muskeln weg.

Heute endlich wieder einmal rasieren können, in einer Waschlatrine der Inneren Mission. Die Klinge war jedoch so stumpf, daß ich mir die Haut unter der Nase aufgeschürft habe, so daß mich schon einige angepöbelt haben: „Na, Du Nasenschartiger!" Darüber habe ich herzhaft lachen können.

24 Uhr – Im Schlafsaal

Kein Gefühl für Chronologie und zeitliche Zusammenhänge. Ich notiere mir alles wahllos in mein Sudelbuch. Dann schreibe ich es in eine Datei, die ich im Internet veröffentliche. Ein Leser hat mir nicht abgenommen, daß ich obdachlos sei. Warum das so ist? Ich weiß es nicht.
Ich schreibe in dieses Tagebuch das hinein, was mir in den Sinn kommt. Manchmal ist vergangenes Erlebtes so intensiv, daß ich glaube, es jetzt wirklich im Hier und Jetzt zu erleben...

Endlich einen Platz gefunden zu haben und auf dem nackten Boden zu sitzen, die Knie fast ans Kinn gezogen und Ruhe. Auf meiner Schläfe bemerke ich eine kleine Ader, die wie ein Uhrwerk pocht. Aber jetzt die totale Konzentration auf die Gedanken in meinem Gehirn.
Ich erinnere mich an eine Nacht. War es die gestrige?
Jeder Schläfer in diesem von schwerem, kalten Geruch erfüllten Dunkel hatte sich zwischen Lichterlöschen und Wecksignal in eine Mumie verwandelt. Jedem fuhr der eigene Atem von den Füßen des Nebenmannes ins Gesicht zurück. Man durfte im eigenen Interesse die Stellung nicht ändern. Ich wußte noch im Tiefschlaf so gut wie mein Nachbar, daß jede Bewegung Wärmeverlust bedeutete und einen zähen, quälenden Kampf um ein Stückchen Decke nach sich zog.
Dennoch befand ich mich zwischen zwei imaginären Grenzlinien, die mein Wille noch im Schlaf zog und die hart waren wie Glas: ich wollte um jeden Preis allein sein mit meinen Gedanken, mit den dumpfen Träumen, die hinter den Lidern brodelten, mit den Erinnerungen aus einer Vergangenheit, die immer unglaubhafter wurde.
Man merkte das an der Veränderung des Atems, an einer leuchten Spannung des Körpers, die sich dem Nachbarn unter der Decke mitteilte. Viele mußten wach liegen.
Niemand konnte die Nacht über aufstehen, eher mußte er sich in die Hose machen. Wer das dennoch tat, wurde manchmal von den Getretenen zu Boden gerissen.
Wir schliefen in einem Geruch von Anis und Erbrochenem.
Ich bewegte nur den Kopf nach oben. Was ich über den Meer von Schlafsäcken gegen das grelle Licht hindurch sah, war eine Silhouette, der Umriß eines Mannes, der sich nach vorn beugt und sich mit seinen Händen umfasst, um sich selbst zu wärmen. Dieses Bild habe ich schon x-mal gesehen.
Dann bemerkte ich ein Flimmern und drehte meinen Kopf dorthin, das ein Lichtschimmer unter einer Tür war. Also befanden wir uns in einem großen Schlafsaal, der abgesperrt war.
Hinter der Tür vernahm ich das gedämpfte Hin und Her von Füßen.
Lichtbündel der Scheinwerfer strichen an den Fenstern vorbei. Man hörte deutlich halblaute Rufe der Patrouille der Sicherheitsleute, das Vorbeiknirschen der Stiefel. Draußen lag also Schnee.

Ich habe mich schon an die Stunde gewöhnt, in der mein Schlaf sich von selbst unterbricht, in der ich träumen und denken kann und über die Hälfte hinwegkomme, die sich allmählich trotz aller Vorsorge unter die Decke schleicht. Es ist die einzige Stunde im Ablauf eines Tages, die mir ganz gehört.
Meine Stirn ist nach vorn geneigt, und mein Blick kommt darunter hervor wie der eines Mannes, der eine neue Erscheinung, die doch nicht so neu ist, als daß er sie nicht in seiner Erinnerung wiederfinden möchte, in eine ganze Reihe und in ein System von vertrauten, oft durchdachten Tatsachen einzubeziehen bemüht ist.

Durch das ausgehöhlte, glaszerschlagene Fenstergeviert sehe ich auf den Platz hinaus, auf dem der Wind erwacht ist mit Schleiern aus Ziegelstaub und verbranntem Papier.
Durch die mondbeschienene Nacht von einem Hügel aus die im weißen Licht schimmernde Stadt. Der Schnee glänzt silbern, als ob er das reinste Metall wäre.

Im moosigem, schimmlig verfallendem Gestein fließt das Wasser golden, weil die Sonne darauf scheint. Es fließt zwischen der Reihe von gestutzten Bäume, die ihre abgeschlagenen Stämme und dicken Äste wie Glieder in die Höhe recken. Invaliden des Umweltschutzes.
Wer hat das gemacht?
Warum reißt man nicht den Baum samt Wurzeln aus, sondern stutzt menschenkörper-breite Stämme und Äste an Bäumen?
Wer darf so etwas heute noch machen?

Mein Hirn wie ausgeleert.

Der Morgen nach dem Todestag

1. Frühmorgens am Lagerfeuer

Müdigkeit steckt mir noch in den Knochen, habe kein warmes Getränk wie heißen Kaffee in meinem Körper. Rasierungsbedürftig bin ich auch, mein Bartwusch fühlt sich Tag für Tag stärker und üppiger an - deshalb, weil öfter ich mich nicht mehr rasieren kann?
Die Glieder fühlen sich klamm an, stecken noch im Schlafmodus oder in der Schlafbetäubung.
Eine Elster springt über meinem Weg, worauf die Sonne scheint. Vögel zwitschern allenthalben verhalten: schön wär’s, wenn das Frühlingsboten wären – aber der Winter ist heimtückisch im März.
Ich blinzle in die stechende Morgensonne.
Ich reibe mir die Augen mit den Knöcheln wach, während von irgendwoher andere Laute erklingen. Stimmen – von Menschen. Ich reiße die Augen sofort auf.
Ein Mann, Hände vor der Brust verschränkt, steht dort, hinter ihm Bauarbeiter, die hinter im Boden buddeln, hocken und werkeln - ein Anführer, ein Reintreiber, ein Hasardeur. Überall nehmen sie Teile der Erde in Besitz, verändern sie und versperren den Zugang, den Du nur kriegst, wenn Du selbst etwas Ähnliches tätest wie Boden-in-Besitz-Nehmen.
Angst: bald würden diese Männer die ganze Erde untertan gemacht haben und wo ist noch ein Platz frei für solche wie ich, die in diesem Tun einfach keinen Sinn erkennen können?

Ein fünf oder sechs Meter breiter Streifen Gebüsch und Gestrüpp trennt die Gruppe vom Fluß und ich ziehe meinen Mantel fester um mich, als mir der bitterkalte Wind, der über die nahe Wasseroberfläche pfeift, ins Gesicht peitscht. Wie man sich freiwillig solcher Unbill aussetzen kann, ist mir schleierhaft, dennoch sitzt eine kleine Gruppe Männer und Frauen dort, offenbar unempfindlich für Kälte und Feuchtigkeit des Morgens, zusammengedrängt um eine Tonne mit brennendem Holz hier unweit vor einem offenen Tor in der Mauer eines heruntergekommenen, zusammengefallenes Lagerhauses.
Wer will schon alleine bleiben? Ich beginne zu verstehen, weshalb sie sich dort zusammengedrängt haben und ich gehe auf sie zu.
Sie mustern mich argwöhnisch, als ich näher komme.
„Hallo!“, sage ich und lasse mich in einer Lücke im Kreis nieder.
„Mein Name ist Sowieso."
Ich ziehe eine Zigarettenschachtel heraus und reiche sie herum. Man muß seinen Einstand machen, wenn man wo anders hinkommt und aufgenommen werden will.
Scheel schaue die Personen aus den Augenwinkeln an, direkt traue ich niemanden ins Gesicht blicken. Ziemlich ruhig sind sie. Aber natürlich wird es etwas stiller geworden sein, als ich als Neuer erschienen bin. Sie werden neugierig sein und mich verdeckt taxieren. In einer offenen Gesellschaft der Obdachlosen ist mit jeder Art von Menschentyp zu rechnen.
Einer aus der Reihe hebt jetzt den Kopf, geneigt zu mir, etwas zaghaft grüßend die Hand erhoben.
Da ich befürchte, mit unangenehmen Fragen behelligt und in Verlegenheit gebracht zu werden, fühle ich mich gedrängt, irgend etwas zu tun. Ich wende mich zu zwei neben mir Sitzenden: „Was trinkt ihr beide?“
Sie heben ihr Bierglas mit jeweils gleichen Flaschenetiketten. „Doppelbock!“
„Jo!“, sagt einer anderer. Ob er das zu uns gesagt hat, ist unklar. Er hat den Blick dabei unentwegt in das Feuer gerichtet und quasi zu sich selbst gesprochen. Wahrscheinlich.
„Und Du?“, fragt einer zu mir her.
„Nichts!“.
„Oh, das geht nicht!“, und langt nach hinten, zieht eine Flasche hervor und reicht sie mir.
„Danke, ist nett!“
„Gern!. Hau rein!“
Ich mache mit meinem Feuerzeug die Flasche auf. „Klack.“
Proste nach vorne zu ihm.
„Auf die Gesundheit aller!“, und wende meinen Kopf im Kreis, dem ein oder anderen das Prost entbietend.
Dann haue ich mir das Gesöff hinter die Binde. Ich bin kein Biertrinker, aber der Gruppendruck zwingt mich dazu. Ich reiße mich zusammen, damit mir das Bittere, wie es immer noch empfinde, des Bieres nicht zu offensichtlich die Lippen verzerrt, um nicht den Eindruck zu vermitteln, Spielverderber zu sein.
Schweigen. Und jeder kann den anderen insgeheim beobachten, obwohl er so tut, als sei nur das Lagerfeuer von Interesse.
Bei einem Jüngeren drückt die schiefe Haltung des Kopfes Durchtriebenheit aus und in den zusammengekniffenen Augen Zynismus. Liegt dieser Eindruck in den Lichtreflexen des Feuers?
Ältere Männer fixieren ihre Flaschen. Einige fluchen zwischendurch wie: "Aufs Leben ist doch geschissen!" Andere schütteln den Kopf, wohl kaum von dieser ordinären Aussage pikiert und schockiert, wohl eher von Erinnerungen beschissener Erlebnisse aus ihrem Leben heimgesucht.
Einer erzählt, daß er in Regensburg an den Donauauen des Nachts von Jugendlichen mit Baseballschlägern zusammengeschlagen worden ist, wobei ihn sämtliche Zähne herausgeschlagen worden sind und lacht dazu mit blendend weißen Kunstzähnen.
Ein ledergesichtiger älterer Mann mit einer dicken Wollmütze kriecht jetzt tiefer in seinen Mantel, als eine scharfe Bö über das Wasser fegt und aus dem brennenden Holz Funken in die Luft jagt. Der Mann fixiert mich. Ich merke, wie ich Angst habe.
Hoffentlich werde ich jetzt nicht als Neuhinzugekommenen geschnitten.
Er grinst und wendet dann s wieder sein mageres Gesicht dem Feuer zu.
„Ich komme ganz gut über die Runden!", sagt ein anderer. Er hat ein Auge, bei dem das Lid fast geschlossen ist, wie ich im flackerndem feuerigen Dämmerlicht zu erkennen vermeine und wirft dabei ein Hölzchen in die lodernden Feuerflammen, die es knisternd empfangen.


2. Mit jemanden ins Gespräch kommen

„Hör nicht auf den!“, flüstert mir eine Frau links ins Ohr.
Sie hat sich auf eine Tasche mit daran hängenden Taschen gestützt und da sie auf etwas Erhöhtem sitzt, umfasst sie sie mit den Armen, als wolle sie sie nicht loslassen.
„Der munkelt nur. Glaube denen nicht, die sagen, es gehe ihnen blendend, zumal wenn sie sagen, sie haben Unterschlupf, eine Übernachtungsmöglichkeit, Bekannte, wo sie unterkommen können. Meist sieht es bei allen nicht rosig aus, wie sie tun und sagen. Jeder schämt sich natürlich, daß er auf der Straße ist. Bis auf ein paar Ausnahmen. Die prahlen sogar damit. Aber, wie gesagt, bei den wenigsten sieht es ganz schön düster aus.“
Und dazu nickt sie vielsagend mit dem Kopf. Diesen hält sie aber ständig geradeaus, als wolle sie vertuschen und das niemand sehen kann, wie sie etwas spricht.
Es gibt mir zu denken, denn eins ist mir schon aufgefallen, daß in der Tat viele sagen, sie hätten schon ein Dach übern Kopf, aber nichtsdestotrotz ihre wenigen Habseligkeiten und Sachen nicht bei ihren Bleiben liegen lassen, stattdessen mit sich herumschleppen, was oftmals eine große logistische Herausforderung darstellt, zum Beispiel die Handrollatoren über Treppen, Stufen und Stegen zu schleppen oder eine Rolltasche, in dessen Behälter Plastiksäcke, - beutel und Papiertäschchen mit bescheidenem Hab und Gut stecken und hängen. Soweit man da immer tiefer hineinsehen kann in diesen Kuddelmuddel von Tüten, offenbaren sich selbst wieder Hunderte Tüten und Fächer, als könnten die Inhaber nichts loslassen und wegwerfen, gleich Messis alles aufbewahren müssen, womöglich mit dem Unterschied, daß sie bei ihren chaotisch wirkenden Säckchen, Beutelchen und Tütchen eine Ordnung, eine Systematik und Aufgeräumtheit haben, die ein wirklicher Chaot nicht hat.
Ja, was mir diese Obdachlose erzählt, flößt mir Vertrauen ein und ich kann es mit meinen Beobachtungen in Einklang bringen. Letzthin erst hat einer getönt: "Bei mir ist alles in Butter, ich habe immer eine Möglichkeit, nachts unterzukriechen, darfst mir glauben, haha, mir wegen braucht sich keiner Sorgen zu machen. Es geht schon!“
Selten bin ich mit jemanden so im Einklang gewesen und nachdem ich ihre Aussagen, die so viel Vertrauensgefühl und Sicherheit vermittelt hat, bestätige, gebe ich auch dies und jenes frei von der Leber gesprochen zum Besten, aber vor allem über den schweren Verlust meines „Besitzes“, wie es hat dazu kommen können, was an mir noch immer am nachhaltigsten nagt.
Sie ist ganz anteilssam, wie nur Frauen das können, so mitleidig, emphatisch und hellhörig, daß es einem richtig Spaß macht, sich wie einen dicken Sack auszuleeren, sich seine Sorgen von der Seele zu reden und all seine Steine vom Herzen loszutreten.
„Leih mir mal 3 Euro!“, kommt es wie aus der Pistole geschoßen von ihr, die mir ein paar Minuten ihr Ohr geliehen hat und wohl jetzt glaubt, sie haben mir schon so viel Vertraulichkeit entgegengebraucht, daß die Voraussetzung eingesetzt ist, mich anzubetteln, zudem in einem Befehlston.
Ist dies das Ergebnis, die Belohnung für ihr Zuhören, der Sinn ihres Mitgefühls? Fasst sie dies so auf, daß ich ihr daraufhin mein so bitter benötigtes und erworbenes Geld geben würde, weil sie mir mal für ein paar Minuten ihr Ohr geliehen hat?
Ich komme mir betrogen, hintergangen, getäuscht vor.
Würde ich selbst dieses unangenehme Gefühl nicht haben, bisse sie dennoch auf Granit und Eisen.
Mag sie es noch so überzeugend herübergebracht haben, nachdem ich sofort gesagt habe: „Nein!“, und sie: „Du kriegst sie wieder“, welches durchaus im Klang beruhigend, vertrauensvoll, bestimmend und verlässlich angemutet hat, so habe ich's bislang niemals nicht anders gehandhabt oder wenn, nur schlechteste Erfahrungen gemacht. Heißt doch auch so ein strutzdummbanaler Spruch mit so viel bitterer Wahrheit: "Bei Geld hört die Freundschaft auf."
"Du, ich verleihe nichts und ich leihe mir selbst niemals etwas von jemanden“, so bestimmt gesagt, daß es verdeutlicht: dies ist ein ehernes, unverbrüchliches Gesetz, Prinzip, Regel bei mir, die ich niemals brechen und durchkreuzen würde. Punktum.
Es kommt auch keine Erwiderung. Wahrscheinlich aber nur, weil sie plötzlich von jemanden von der anderen Seite her angesprochen wird? Oder hat sie, um die Peinlichkeit zu überbrücken, sich selbst an diesen gewendet? Jedenfalls ignoriert sie mich eine ganz schön lange Zeit. So lange, daß ich denke: das ist’s wohl nun gewesen. Eine leidlich flüchtige Bekanntschaft, ein paar Worte, scheinbar solidarisches Mitgefühl, dann aber, weil nichts aus dem anderen herauszuholen ist, Ade und Tschüs!
Enttäuschung.
So läuft das also!
Du lernst.
Du begingst zu lernen.
Keiner ist sich näher als sich selbst, das Hemd näher als die Hose und jeder Narziß in Person. So geht’s zu, wenn man überleben muß. Was ist der andere Wert für mich - ist er eine Gefahr, dann meide ihn, ist er eine potentielle Melkkuh, dann zapfe ihn an, ein voller Brotkorb, dann öffne ihn geschickt.

3. Vormittäglicher Anfall und Getriebenwerden

a) Ein Anfall

Ich entferne mich vom Lagerfeuer, denn der Tag zieht mit einer dunklen Wolkenwand auf und die Kälte zieht trotz Lagerfeuers in die Nieren.
Am einer heruntergekommenen Fabrikhalle aus Klinkersteinen werfe ich einen Blick durch die gesichtslosen Fenster ins Innere. Hie und da sind noch abgewetzte Linoleumplatten zu sehen, dazwischen aber auch schon der Betonboden. Einige haben ihr Quartier in einigen Ecken aufgeschlagen, die aber menschenleer sind. Habseligkeiten stapeln sich neben einer eingerollten Iso-Matte, sowie Schlafsack und etlichen anderen Säcken, meist aus Plastik,
Die Kälte treibt mich wieder weiter. Ich muß den Bahnhof erreichen, bevor mein Körper zu sehr abgeschreckt wird. Schneller kann ich nicht laufen, um mich eventuell aufzuwärmen, diese Zeiten sind passé. Also schleppe deinen müden, steinigen Körper, der mit viel zu dicken Kleidungsstücken geknebelt wird, dicker Wintermantel, dicke Winterboots, zwei zwar dünne Pullover, aber da mein fetter Bauch den winterlich-gefütterten Überhang zu sprengen droht, sind sie immer noch zu dick und ich fühle mich wie ein praller Ballon kurz vorm Platzen. Aber es muss, wenn der Mantel geöffnet werden muss, immer noch eine gewisse Wärmeschicht gebildet werden können. - Wenn nur nicht die Masken wären, die Pflicht sind getragen zu werden!
Im Winter sind die Umstände so, daß man sich in seinen Kleidern eingesperrt fühlt und meine Quasi-Zigeunerseele wünscht sich Freiraum, Luft zum Atmen für die Haut und das gleiche für die Füße, vom Kopf ganz zu schweigen. Aber, wie ich gelesen habe, verbraucht der Kopf am meisten der Körperwärme oder anders gesagt, die Kälte beeinträchtigt diesen am stärksten oder so ähnlich. Jedenfalls ist die Mütze in winterlichen Umständen ein unersetzliches Kleidungsstück bei einigermaßen normal zu konservierenden Körpertemperaturen.
Endlich habe ich den Bahnhof erreicht und sofort muss ich einen Zug aufsuchen, der nicht zu weit fährt, aber weit genug, daß ich nicht dauernd aus- und umsteigen muss.
Im Winter im Zug sitzen zu können, ist gut, sehr gut, weil es nicht so kalt ist wie draußen, aber das ständige Gerumple, Getöse und Vibrieren der Zugwaggons und die psychische Beeinträchtigung durch die Angst vor den Jägern, den Sicherheitsleuten, den Schaffnern, rüttelt an meinen Nerven. Man darf nur nicht zur Rede gestellt werden, auf Fahrkarte kontrolliert und mit Sack und Pack aus dem Zug geschmissen werden!
Ich könnte es nicht mehr ertragen.
„Ein Männchen steht im Walde, ganz still und stumm. Er trägt ein purpurnes Käppchen auf seinem Kopf herum. Sag, wer mag das Männchen sein, das da steht so stumm allein?“, singe ich in meiner Angst von einem rotkäppigen Bahnschaffner zur Rede gestellt, in die Mangel genommen und aus dem Zug geworfen zu werden. Ich fange jetzt schon an, dieses Kinderliedchen zu singen, wenn ich welche oder einen in diesen Bahnhofshallen sehe.
In den heiligen Hallen der staatlichen, pseudofreimarktwirtschaftlichen Bundesbahn sich aufzuhalten ist angesichts gelbwestener Sicherheitsleute mit Handschellen nicht besonders heimelig. Man fragt sich, wie können diejenigen, die sich auf ihr Hausrecht berufen dürfen sollen, polizeiliche Maßnahmen ergreifen, also warum dürfen nicht mit hoheitlichen Mandaten betraute Personen einen vermeintlichen Hausfriedensbrecher und Bürger in Ketten legen, Handschellen anlegen, in seiner Bewegungsfreiheit derart behindern?
Meine Großmutter erzählte, daß die Wahlen 1933 von mit Maschinen bewaffneten nichtpolizeilichen Paramilitärs der sogenannten „nationalistischen Bewegung“ an den Urnen gesäumt waren.
Vor welcher „Wende“ stehen wir jetzt?
Jedenfalls scheint es mir das Ende eines freien Landes zu sein!
Der Anblick von diesen neue SS-, StaatlichenSicherheits-Personalleuten, dreht mir den Magen um.
Schnell haste ich zu einem Zug und fahre eine ganze Weile in der Gegend herum.
Als der Zug in Nürnberg endet, hoffe ich, daß er wieder in die andere Richtung fährt. Denn ich traue mich nicht aus den Waggon, auf den Bahnsteig, auf die Straße-
„Hier ist Endstation, junger Mann!“, schleudert mir ein vorbeihastender Bahnschaffner die Worte entgegen.
Ich muss also hinaus, dorthin, wo ich Gelbwestler vermute, die neue SS, die ich auch, außen stehend, tatsächlich wahrnehme, nämlich am anderen Gleis gegenüber.
Sie schauen mich an.
Ach was soll’s! Sie können dich bestimmt nicht durch die Fensterscheiben sehen, die schirmen doch das Tageslicht ab. So sitze ich eine Weile, aber erneut kommt der Schaffner auf mich zu, so daß ich mich ruckartig erhebe und aus dem Abteil gehe, aus der Ausgangstür schreite und auf dem Bahnstein trete.
Hypnotisiert wie ein Kaninchen von der Schlange starre ich sie an, denn ich bin stehen geblieben. Zwar weiß ich sehr genau, daß ich dies nicht tun sollte, weil nur noch auffälliger, stattdessen sollte ich mich besser umdrehen und in die andere Richtung blicken, was mir aber nicht gelingt. Diejenigen, die ich fixiere und mich anschauen, laufen unterdessen dabei langsam Richtung einer Unterführung, einer deutet sogar mit dem Finger in meine Richtung, um die anderen auf einen Auffälligen aufmerksam zu machen, auf mich!, was eine völlig überflüssige Geste ist, denn die anderen tun auch nichts anderes, als herzustarren, bis sie bei Erreichen der Treppen diese hastig hinunterstürmen, aus meinem Gesichtsfeld entschwinden, so daß ich plötzlich befreit bin, nach links schaue, wo sie wahrscheinlich von der Treppe herauf auf mich zugestürmt kommen, so daß ich mich nach rechts wende, loshetze, plötzlich aber meine verspannten Baumuskeln sich wie ein zu enger Anschnallgurt zusammenschnüren, saure Galle bis in den Mund hochschießen spüre und schon den bitteren Geruch schmecke, während ich mich krümme, in die Knie gehe und alles dazu mit, sowie ich ohnmächtig werde
und
wie von Geisterhand nach oben schwebe, von jemand fest am Arm gefasst, aufgehoben, hochgehievt und gekrant werde und sowie ich stehe und festes Etwas, Boden unter den Füßen spüre, ist es eine tiefe Wohltat, dieses Etwas, das da Sicherheit ausströmt, Halt gibt, zu empfinden, das Gefühl zu haben, stehen zu können wie ein Primat, wie ein Mensch halt, senkrecht und aufrecht, nur nicht horizontal und kriecherisch, sich schlängelnd und krabbelnd wie Schlagen, Echsen und Insekten.
Fremde Gesichter schauen mich an, vergeblich versuche ich gegen die Schauer anzukämpfen, die mich schütteln, denn ich schäme mich deren. Ich versteife meinen Körper. Nehmen die anderen meine Erschütterungen wahr? Wenn, dann spielen sie nicht darauf an. Ich bin ihnen dankbar.
„Wie geht es ihnen?“ „Machen Sie nicht so schnell!“ „Sollen wir sie irgendwohin bringen?“ „Wissen sie, wohin sie müssen?“ Lauter unsinnige, gutgemeinte Fragen stürzen auf mich ein, prasseln auf mich hernieder, als würde ich geschlagen werden.
Zwar bin ich erleichtert, nur aber einen Moment, als ich sehe und mir bewußt werde, daß es sich um die mich stehenden Menschen nicht um SS-Leute handelt, was sich aber schnell ändern kann - und so durchfährt mir blitzartig Angst und Schrecken und ich renne weg, haste fort, immer noch gelähmt, beeinträchtigt und etwas behindert von vorhin, denn wie mir scheint, hinke ich wie ein Bein hinter einem herhinkt, so schleppend laufe ich und entkomme...
„Rennen Sie nicht zu schnell!", höre ich noch Stimmen.

Einweisung ins Krankenhaus und Vorstellung

Ich muss mich hiermit vorstellen.
Ich bin ein Freund des Obdachlosen. Man hat mich vom Krankenhaus aus informiert, daß er dort auf der Inneren liege. Er hatte einen starken Herzanfalls, oder vielleicht ist es der Magen, jedenfalls hat er sich ein paarmal übergeben und sich selbst in die Klinik begeben und dort haben sie ihn auf Station gelegt. Nun wird Magenspiegelung, Herzecholot, EKG-Untersuchung usw. gemacht.
Wie weiß ich das?
Ich erhielt Anrufe auf meinem Handy, die aber nur kurzzeitig erfolgten, nur ein Tonsignal, sofort wieder legte der Anrufer auf. Schließlich habe ich zurückgerufen und da hat sich mir eine Krankenschwester vorgestellt und mitgeteilt, dass mein Freund auf Station des Inneren des Kreiskrankenhauses liege. Ich besuchte ihn sowie es mir zeitlich möglich war. Er hat mir seine Unterlagen, Tagebücher, Sudelbücher, Notizen, ja sogar seine Bankdaten überreicht. "Mach das beste daraus!", hat er ironisch gesagt. Auch hat er mir sämtliche Geheimnummer, PIN-Nummer, auch von diesem Literaturportal aufgeschrieben. "Schau Dich dort mal um!". Er hat nicht viel sprechen können, er hatte starke Sodbrennen und die Schwester hat gesagt, wir sollten schnell machen, er dürfe sich nicht aufregen, sonst verschlimmerte sich dieses nur. "Mach das beste daraus!", hat er wieder zum Abschied gesagt und gelacht. Obwohl ihm wohl wegen starken Sodbrennens oder aber Herz-Rhythmus-Störungen oder was immer nicht danach zumute gewesen sein dürfte.
Nun, ich habe mir seine Unterlagen angeschaut und diese Publikationen auf dem Internetportal für Literatur.
Gewiss, seine Aufzeichnungen geben einiges her, was noch zu seinem Obdachlosendasein beitragen könnte, es sind genug Notizen da. Ich müsste sie nur ordnen, zusammenstellen, etwas ergänzen und dann könnte ich im Sinne seiner vorhergehenden Veröffentlichungen der Geschichte "Aus dem Leben eines Obdachlosen" fortführen, ergänzen, ein Stück weit zumindest.
Aber ich habe wenig Zeit. Ich bin selbstständig, ich muss Geld verdienen.
Aber ich möchte die Leser hier nicht im Unklaren, im Ungewissen halten und habe zunächst einmal zu Druck gebracht, wie es um ihn steht und wie es weitergehen könnte oder nicht.
Mehr kann ich im Moment nicht tun.

Grüße aus dem Jenseits

Er ist verstorben.
Ich habe ihn etliche Male im Krankenhaus am Sterbebett besucht.
Er behauptete, daß er in seinem ehemaligen Garten einen Grabstein stehen habe: „Was? Im Ernst!“ „Das ist mein Grabstein. Da kannst Du die bisherige Inschrift ausmeißeln lassen oder die unbeschriftete Rückseite verwenden. Dahinein meine Namen...“ „Wo hast Du ihn her?“ „Meine Tante hat mich dazu angestiftet, ihn zu entwenden, der da abseits stand. Den habe ich über 1000 Kilometer hierher transportiert.“ Ahntest du also, daß du besitz-, obdachlos und ohne geziemendes Begräbnis sterben kannst? „Ich bin gegen eine Einäscherung und da habe ich gedacht...“ „Ja!“
Dilierte er?
Wenn, dann entging mir das, weil er für mich durchaus bei Bewußtsein erschien. Nur Schweiß auf der Stirne, die Hand verkrampft auf die Brust gelegt und immer wieder sich krümmen, wohl weil ihn stärkstes Sodbrennen schlug. In den Garten vergraben, ging nicht, aber in die Wildnis, also irgendwo im Wald? Mit Sicherheit in diesem Land verboten. Hinzu kam, wie ich an den Grabstein kommen wollte, welchen ich nicht ohne mißtrauischen Fragen der Schwester bewerkstelligen konnte. Aber egal, ich konnte ja sagen: „Vererbt und geschenkt bekommen von ihm!“
Aber es war klar, als Besitz- und Würdeloser würde er verbrannt werden. Wohin seine Urne gestellt werden würde, konnte ich den Stein darauf stellen. Das machte ich auch.
Nachts stahl ich mich in „seinen“ Garten und suchte nach dem Grabstein. Ich fand einen, zwei Teile davon, den Körper und die abgebrochene Spitze davon. Diese brachte ich in den Friedhof, stellte sie auf seinen kleinen Grabstein mit Urne, die ich ihm ermöglicht habe – mein Obolus für ihn sozusagen, meine Verbeugung für ihn, was er geschrieben hat, was er darstellte...
(Ich habe die Zugangsberechtigungen und darf in seinem Namen weiterschreiben. Dies ist mein Künstlername. Ich werde zudem seine überreichten Manuskripte durchsehen und das ein oder andere veröffentlichen, ergänzt, vertieft und ausgeweitet...)


Natürlich würde sich mir die Sache erleichtern, wenn Leser finanzielle Hilfe zuschicken würden, was zum Beispiel an seinem Paypal-Konto möglich ist.
pentzw@web.de
oder über die Daten auf seiner Homepage.
pentzw.homepage.t-online.de


© Werner Pentz

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Beitragvon Pentzw » 30.04.2021, 16:56

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Beitragvon Pentzw » 10.06.2021, 11:54

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