In den besten aller Republiken - Verteilungskämpfe am Terminal 2022 und 2023

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Pentzw
Kalliope
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In den besten aller Republiken - Verteilungskämpfe am Terminal 2022 und 2023

Beitragvon Pentzw » 21.02.2022, 20:07

24.12.2023

Ich begegne der Volljuristin an Heiligabend in der Bahnhofshalle, derjenigen, die in einem schimmeligen, baufälligen Haus auf dem Land Richtung Fränkische Schweiz wohnt.
"Es tut mir Leid, dass ich Sie das letzte Mal angesprochen habe. Ich wusste nicht, dass Sie mit Ihrer Freundin unterwegs waren."
Niemand siezt einem in diesem Umfeld. Und wenn, geht er nach einem erneuten Wiedertreffen bestimmt zum vertraulicheren Du über. Aber diese Person, zumal fränkisches Urgestein, tut es nicht. Als ich sie übrigens mal jüngst bei einem Gespräch über ihre Tätigkeit als Flaschensammlerin fragte, ob sie nicht Ihren Arbeitsplatz mit einer Anwaltskanzlei tauschen wolle, wozu sie nur bei der Juristenkammer eine Lizenz beantragen müsse, antwortete sie resigniert: "Die kostet zunächst mal auch Geld."
"Wieso sollten Sie mich nicht ansprechen dürfen?"
"Vielleicht ist Ihre Freundin eifersüchtig!"
""Eifersüchtig?", ein Fremdwort, das ich nicht kenne. Muss man es kennen?"
"Naja, hätte ja sein können."
"Soweit ich weiß, gehört das Mittelalter der Vergangenheit an. Und meine Freundin und ich vertrauen uns schon insoweit. Zum Beispiel feiern wir heute Abend getrennt Weihnachten. Ich bin nämlich in Nürnberg hier eingeladen - bei einer Frau."
"Was giebt es denn bei Ihnen?"
"Biohuhn. Und bei Ihnen?"
"Nichts ... Besonderes ... halt ... "
"Ich hoffe Sie sind nicht neidisch?"
"Ach nein!"
"Als Volljuristin müssen Sie ja mit der Erfahrung in Berührung gekommen sein, dass die Welt alles andere als gerecht ist."
"Schon."
"Na sehen Sie!"
"Frohe Weihnacht!"
"Danke, Ihnen auch!"
"Aber warte Sie mal!" Ich krame in meinen Taschen herum. "Da ich gerade leider kein Leergut mit mir habe, könnte ich Ihnen vielleicht ein paar Euro zustecken. Aber Sie müssen als Juristin schon Sorge tragen, ob es versteuerbar ist und dann am Finanzamt ordnungsgemäß veranlagen."
Sie nimmt mich nicht Ernst, lacht, geht weiter mit einem Frohes Fest.

28.10.2023

Als ich am Boden vor einem Terminal zwischen anderen braunen, von draußen hereingewehten Laubblättern Centstücke sehe, bücke ich mich, um sie aufzuheben. Eine Fußspitze setzt sich auf eines der Zwei-Cent-Stücke. Ich schaue gebückter Haltung hoch und sehe Rotkäppchen. „Gehört das Ihnen?“ Ich richte mich abrupt auf, antworte: „Wieso? Gehört es denn Ihnen?“ Er brüllt: „Ich habe Sie gefragt und erwarte eine Antwort von Ihnen. Unautorisiert fremdes Eigentum in Besitz zu nehmen, nennt man Diebstahl!“ „Hat man da noch Worte. Diebstahl von Geld, das herrenlos auf dem Boden herumliegt. Wenn es Ihnen nicht gehört und sie wollen es sich aneignen, dass ist dann wohl kein Diebstahl!“ „Ich habe die Lizenz dazu, herrenloses Eigentum zu konfiszieren und dem Pfandbüro zu übergeben, das es dann ein halbes Jahr bereithalten muss, bis es der Eigentümer abholt.“ Geld, verlorenes, aufbewahren, zudem insgesamt vier Stück, das ist ein schlechter Witz. „Kann ich mir nicht vorstellen, dass dies den Vorschriften entspricht. Wer weiß schon, wem das Geld gehört? Es könnte mir gehören! Ja, es gehört mir, ich habe es vor einer viertel Stunde hier verloren, als ich eine Karte gelöst habe.“ Ich gehe davon aus, dass, wenn er jetzt sagt, dass stimme nicht, dass das Geld mir gehörte, ich entgegnen kann: „Wenn ich es verloren habe und sie haben es gesehen, warum haben Sie mich nicht darauf aufmerksam gemacht? Haben wohl gewartet, bis ich weggehe, um es sich selbst einzustecken, was? Das müsste man fast gerichtlich klären!“ „Sie unverschämter Mensch, Sie, Sie!“, japst er und ich mache mich schnell aus dem Staub.


19.10.2023

Als ich eine Ebene tiefer im Bahnhof zum McDonalds gehe, das tue ich normalerweise nie, stehe ich vor dem Tresen und versuche einen dieser giftigen McBurger oder ätzenden McHamburger oder süß-sauerem McGift zu bestellen. Neben mir tritt eine Hüne in Uniform mit der typischen harten, eckigen kofferartigen Bahnbediensteten-Tasche an den Tresen heran, mit so einem Typ Handwerkskoffer, hart und fast quadratisch, den er mir zwar nicht in die Seite schlägt, aber womit er mich von der ersten Bestellposition abdrängt.
Ich schaue protestierend zur Bedienung, einer Asiatin, die sehr wohl alles mit angesehen hat, sie mit den Augen auffordernd, dazwischen zu schreiten und zu sagen: „Moment Mal, mein Herr, der andere Herr war zu erst da. Einer nach dem anderen, bitte doch!“
Aber denkste. diese checkt binnen Sekunden, dass hier eine hochwichtigere Funktionsperson steht und sich auf brachiale Weise Raum verschafft, eine, die vielleicht auch etwas zu sagen hat in dem Territorium, in dem sich ihr Arbeitsplatz befindet und den sie sich nichts sehnlicher erwünscht hat, als sie in einem asiatischen Slum groß geworden ist und sich erträumt hat oder besser die Älteren ihr sehnlichst an den Hals gewünscht, indem sie ihr Tag für Tag eingeimpft haben, Du musst in den Westen auswandern, in das gelobte Land, wenn nicht nach Amerika, so doch wenigstens nach Europa und bedient diesen, der feist grinst und mich herausfordernd anschaut. Die Antwort kannst du haben, denke ich und sage: „Mister, Sie sind ein Arschloch!“ Dann gehe ich von dannen.

Abends stehe ich wieder vorm McDonalds. Dieser ist die einzige Stätte im Bahnhof, wo man noch etwas Warmes zum Essen kriegt. Ich bin abgehetzt und gestresst. Man sieht es mir an. Ich bestelle zwei Hamburger und der äthiopische Bedienstete verlangt das Dreifache des Preises. Ich protestiere: „Normalerweise ist es so, dass, je mehr du bestellst, desto weniger du bezahlen musst.“ Er merkt, ich kann kaum mehr reden und bin am Ende. „Stimmt. Aber heute nicht!“, und beharrt auf seinen überteuerten Preis. Er triumphiert, weil er sieht, ich kann nicht mehr, ich brauche unbedingt etwas Kalorienreiches im Bauch, sonst übergebe ich mich oder noch Schlimmeres.
„Aber Du bist doch auch ein Bittgänger, also mal gewesen. Du musst das doch kennen. Musst verstehen, wie man sich fühlt, wenn man abgebrannt ist. Down. Niedergeschlagen. Abgebrannt. Hoffnungslos verloren. Oder, wie bist Du hierher nach Deutschland gekommen? Erinner Dich! Nicht mit einem Schiff, nicht über Lampedusa, nicht halb ertrunken, ausgepufft und halb ausgeraubt? Spießrutenlaufen vor Menschen, denen es besser geht und die einem mit verächtlichen Blicken aufspießen, weil Du so heruntergekommen angezogen bist. Ausgehungert womöglich. Auf deinem mühsamen Weg durch Italien nach Deutschland. Warst Du nicht dankbar, ein paar Stollen Brote zugesteckt zu bekommen? Einen Groschen, einen Euro oder zwei? Als Du nichts mehr in der Tasche hattest? Keinen müden Cent mehr. Wie erging es Dir denn da? Ha? Erinner Dich!“
Der ältere Äthiopier ist ungerührt. Er ist schon vor der Flüchtlingswelle 2015 gekommen. Also muss er doch ein Politischer sein, ein wirklich Politischer, oder?
Oder kann McDonalds sich seine Beschäftigten aus fremden Ländern akquirieren und nach Deutschland verfrachten, um sie hier auf den Arbeitsmarkt eine fette Maden-im-Speck-Dasein fristen zu lassen?
Eine amerikanischen Firma kann man das schon zutrauen. Die haben auch als erstes hier am Bahnhof angefangen, ihre Kunden in den öffentlichen Raum hinein Schlange stehen zu lassen und nicht einen extra Raum gemietet dafür. Die durften sich dies erlauben, obwohl ich sicher bin, dass dies gegen die Vorschriften verstoßen hat. Und nun machen dies viele andere Geschäfte mittlerweile ihnen nach. Und die Leute stehen im Weg herum, Ankommende stoßen auf Unmengen von Leuten, die deren Fraß kaufen wollen und sich am Tresen aufgereiht haben, und behindern damit die Reisende. Aber die dürfen dies wohl, die McDonalds, die Starbucks, die Kentucky Frieds.“
Ich muss verrückt und hirnrissig sein, von ihm, einem, dem es auch einmal so ergangen war wie mir Erbarmen zu erbetteln, auf Gnade und Zuvorkommenheit zu hoffen.
Zähneknirschend bezahle ich die völlig überteuerten Gift-Spritzen.

Dann beschimpft mich noch ein Ausländer woher auch immer, als ich ihm frage, ob ich ihn mitnehmen könne mit meiner doppelten Karte. „Ich melde Dich gleich der Bundespolizei.“ Und er reckt stolzgeschwellt seine Weste mit erweiterter Brust heraus, wo das rot-weiße Zeichen prangt: DB. „Ich weiß, was ihr treibt, sagt er. „Ich werde Euch jagen!“ „Warum?“, frage ich erstaunt. „Was haben wir Dir getan?“ „Ich kenne Euch. Ich bin jetzt bei der Bahn beschäftigt und da darf ich dies tun!“
Soweit zur Integration von einigen Ausländern.

Am Rührensten der Integrierten sind ja manche Kurden. Die Ärmsten sind vom türkischen Staat gejagt, oder im Irak von den Arabern unterdrückt, im Iran wahrscheinlich von den Schiiten, weil sie Sunniten sind, weiß der Teufel, bis in die BRD hinein, weil sie keinen eigenen Staat haben dürfen, aber wollen tim sie unbedingt einen, sind ja auch viele, viele Millionen, diese Kurden und nun – sie nutzen die gleiche Chance, wie alle, ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen, womöglich dabei über Laichen zu gehen.
Ein Bekannter, mit dem ich mich wochenlang gut verstanden habe, als er noch Zuspruch brauchte und der jetzt nicht mehr so oft herumfährt, meinte, er würde dies gar nicht mehr tun, auf diese Weise Geld zu verdienen.
Es klang fast so, als ob er es nicht mehr nötig hätte, jetzt, wo er endlich integriert und einen Job gefunden hat. Aber ich vermute eher, dass er Muffensausen gekriegt hat von den Bahnhofs-Aufsehern, besonders von Rotkäppchen, dem Oberaufseher der Bahnhofshalle, denke ich mal.
Ich glaube ihm trotzdem. Der wird es so oder so, aus welchen Gründen auch immer nicht mehr tun, sich auf diese beschwerlich Weise sein Geld zu verdienen. Man kann es sich ja auch besser verdienen, wenn man buckelt, wenn man kriecht, wenn man sich anpassen – wenn man dazu in der Lage ist, das ist die Frage!
Welchen Grund er hat, ist egal. Für mich bedeutet dies freie Bahn.
Als eine Frau an den Monitor tritt, die in die selbe Richtung wie er und ich fahren, schnappt er sie mir vor der Nase weg.
Soviel zur Unterdrückung armer Volksminoritäten.


18.10. 2023

Finde einen Geldbeutel. Er steckt in einem Spalt zwischen Sitz und Fensterwand. Ich schiebe meinen Arsch darüber, damit man nicht bemerkt, dass ich ihn gesichtet habe. Mit verschränkten Händen grabsche ich nach ihm, wobei ich die Passanten um mich herum im Auge haben, ob sie mein Tun bemerken. Besonders argwöhnisch beäuge ich die Kugel an der Decke, die innen schwarz angemalt ist, solche Art von Deckenbeleuchtung ist gleichzeitig eine Überwachungskamera. Als ich mir einbilde, man hat meinen Fund und das Finden nicht gesehen, drehe ich mich und und wende meinen Rücken gegen Überwachung und Augenzeugen. Aha, Geld ist drinnen, Pass ist drinnen.
Ich ziehe den Pass heraus. Eine junge Mama, wie es aussieht, also längst schon über dem Teenageralter hinaus, aber noch nicht von Reife gehärtet, blickt mich hoffnungstrunken an. Ein paar Kinderbilder im Sichtfenster bestätigen den Verdacht. Eine Gesellschafts-Reproduzierende. Wahrscheinlich, weil recht dunkle Haare, eine mit Migrationshintergrund. Solche braucht der Staat. Nach solchen lechzt er. Solche fördert er. Solchen hat er in den letzten Jahrzehnten regelmäßig das Kindergeld erhöht, sprich das Geld in den fetten Mutterarsch gesteckt, während unsereins – drauf gepisst.
Könnte einem Leid tun, wenn ich nicht plötzlich das Bild vor Augen hätte, wie so ein Saftsack von Uniformierter von der Bahn, sich die Hände reibt und die Lippen leckte, wie ich ihm den Geldbeutel überreiche. Nein, dem stecke ich es ihm auch nicht gleich in den schwulen Arsch. Das Geld. Dem kannst Du nicht trauen. Wer so mit unsereinem verfährt, wie er verfährt, ist nicht vertrauenswürdig. Von wegen, er werde es an das Pfandleihbüro weitergeben. Von wegen! Und wenn, dann hat er sich die Scheine und Münzen in seinen eigenen Säckel gesteckt, sagt bei der Abgabe: „Geld war keins drinnen, wie ich es überreicht bekommen habe. Aber Pässe und Ausweise und Papiere undsoweiter. Bestimmt wichtig für die Besitzerin.“ Und lacht sich in Fäustchen, dass er ein paar Groschen mehr mit seiner verfickten Arbeit eingeheimst hat.
Soll ich den Geldbeutel samt Inhalt also weitergeben, solche einem Dödel in die Kralle geben? Nein, nein, und niemals nein. Diese Personen sind nicht mehr vertrauenswürdig. Und brauchen kann ich es auch!
Also, Lädy Besitzerin, das viele Kindergeld, dass dir in den Arsch gesteckt worden ist, musst du in diesem Fall mit mir teilen. Den Geldbeutel lasse ich – ausgeraubt – nur mit Bildern versehen – im Schlitz stecken. Ein Schaffner wird es finden und weitergeben, ohne allerdings dabei seinen Profit und seine Dividende gemacht zu haben.


Wir sind alle gleich. Wir sind alle Freunde. So verhalten wir uns.
Einer, ein Pakistani, spricht dem Hohn.
Ich lerne ihn wie alle, die hier nach dem Glück rennen, zwangsweise kennen, weil wir uns alle früher oder später übern Weg rennen. Unvermeidlich.
Er ist schon sehr älteren Semesters, gedrungen und sehr fit. Dauernd einen Stöpsel im Ohr, über das er mit irgendjemanden permanent laut redet. Das schallt durch den kleinen Bamberger Bahnhofshallen-Klangkörper. Und wenn er nicht mit jemanden redet, so erfüllt er doch mit Lärm sein Umfeld, zum Beispiel eine U-Bahnabteilung, wenn er lautstark seine pakistanische Musik hört, obwohl er einen mächtigen Ohrenstöpsel im Ohr stecken hat. Aber der Lärm der Musik dringt darüber hinaus. Die Leute um ihn herum sind natürlich über seine Art nicht begeistert. Oft schäme ich mich, dass ich ihn kenne vor diesen. Ich versuche mich aber noch aus anderen Gründen vor ihm zu verstecken.
Denn wenn er mit mir zusammentrifft, meist vor einem Terminal, dann ist er es, der ohne mit der Wimper zu zucken, meist über den sich nähernden Kunden lächelnd, hoffentlich nicht über mich, dass er sich diesem nähert, ohne mir mal auch den Vortritt zu lassen. Bei einigen klappt das Gegenteil: einmal Du, einmal ich. Bei ihm ist davon nicht einmal die Rede. Wahrscheinlich weil ich kein Vertreter seiner hohen Kaste bin, er Obermensch, ich Untermensch, oder? Oh pardon, er ist ja Moslem. Welche Kriterien kennen die? Vielleicht weil ich keiner bin, also ein „Ungläubiger“ bin? Ich habe mich schon so viel Gedanken darüber gemacht, was in seinem Kopf wohl vor sich geht – das er sich immer vorzieht? Egal, was, er jedenfalls tritt immer hervor, während ich das Nachsehen habe.
Mit Rührung denke ich übrigens an einen jüngeren Äthiopier, deswegen wahrscheinlich, weil ich auch einmal an dem selben Platz gestanden bin, wie mit dem Pakistani da. Obwohl er vor mir da stand, hat er mit ausladender Geste gesagt: „Einmal Du, einmal ich!“ Warum soll denn das nicht mit dem das aus Pakistan gehen? Liegt Pakistan weiter hinter dem Mond als Äthiopien? - ich glaube es nicht. Aber auf jeden Fall an der menschenrechten-abgewandten Seite, das steht fest, das muss es einfach. (Mein bekannter Musikus hat einmal behauptet, er habe den jungen Äthiopier schon einmal in der Klapse gesehen, wohin er offenbar hin und wieder auch gehen muss, sonst hätte er ihn wohl nicht gesehen. Mag ja sein, aber der war in Ordnung. Dass er stattdessen nicht den Pakistani dort gesehen hat, ist die große Ungerechtigkeit dieser Welt!)
Warum lässt Du Dir das bieten?
Dafür schäme ich mich zu sehr, wenn es zu einer Auseinandersetzung käme. Hier ist doch die Öffentlichkeit. Und was wir tun, ist illegal. Da kann man schlecht über Recht und Unrecht, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit diskutieren.
Oft habe ich mir überlegt, wieso solche Leute hierherkommen. Und ich bin zum Schluß gekommen: die nerven normale Menschen in ihrer Heimat. Die sind derartig asozial, dass sie von den anderen verfolgt werden und das zurecht. Bei uns suchen sie dann Asyl als politisch verfolgter. Dass die Heimatländer sich weigern, sie wieder aufzunehmen, ist absolut verständlich. Solche Typen lassen sich deshalb nicht zurückführen und gehen uns permanent auf den Sack.
Gestern hat er ein zweijähriges Aufenthaltsverbot für den Nürnberger Bahnhof erhalten.
Heute ist er aber wieder hier.
Ich habe vor ein paar Minuten gesehen, dass er erbarmungslos von Rotkäppchen gepastet worden ist. Er hat um Erbarmen gewinselt – hat er natürlich nicht, aber er hat immer so mit den Augenbrauen gezuckt: wie können Sie nur, Herr Wachtmeister, wie können sie nur so unmenschlich sein; haben sie doch Erbarmen; drücken sie doch ein Auge zu. In diesem Moment ist mir Rotkäppchen richtig sympathisch gewesen. Erbarmungslos hat er nach der Bundespolizei gerufen – Gerechtigkeit wird siegen!
Ob der Punjab-Knabe jetzt ein Vorstrafe bekommt? Ob dies endlich Grund genug ist, um ihn aus dem Bamberger Ankerzentrum für politische Flüchtlinge geradewegs nach Pakistan zurückbringen? Schön wäre es! Solche Leute brauchen wir hierzulande bestimmt nicht! Ich wünsche keinem eine Rückführung gegen seinen Willen, niemandem, aber diesem schon!!!

Heute Nacht habe ich geträumt.
Ich stehe auf der oberen Spitze einer Gangway vor dem offenen Bauch eines Flugzeugs. Es ist furchtbar windig, Regentropfen peitschen mein Gesicht, ich schwanke wie in Gleichgewichtsstörungen, die Gangway, auf der ich stehe ruckelt und schunkelt im Wind. Wenn ich nicht bald von hier wegkomme, stürze ich auf die fünf Meter hart asphaltierten Rollbahn. Warum also gehe nicht in das Flugzeug? Weil mir jemand im Weg steht! Vor mir, vorm Eingang, zwischen der Luke steht der gedrungene Pakistani, mir den Rücken zugekehrt, also blockiert er direkt die Eingangstür des Flugzeugs. Ich verstehe immer noch nicht, was ich und er hier sollen? Vor allem, was ich dann tun soll, wenn mir schon der Weg versperrt ist? Den Weg zurückgehen, ist wohl widersinnig, warum sonst wäre ich hier heraufgekraxelt: um wieder zurückzugehen? Das ist wäre verrückt.
Als ich plötzlich eine martialische, harte Befehlsstimme höre: „Na los!“, kapiere ich keine Tausendstel Sekunde lang und trete mit voller Wucht in den Hintern des Pakistani, so dass er in das Innere des Flugzeug saust. Es dürfte sein Abschiebefahrzeug gewesen sein, nicht meine totale geiler Flug ins Paradies und die Tropen, die ich noch nicht gesehen habe. Ich erwache und merke, dass ich dabei einen Orgasmus gehabt habe. Auch wenn ich nicht eine Reise antreten konnte, es ist leider nur ein Traum gewesen, aber er hat mich befreit und erlöst.



2023 – Juli

Inzwischen hat die Polizei auf meinen Widerspruch reagiert, verbunden mit einer Zahlung von über 50 Euro wegen der Personendatenaufnahme.

In dem Schreiben wird alles im Detail genau wiedergegeben, selbst die Formulierung des Polizisten: „Wo möchten Sie denn wohnen?“ Daran findet der Widerspruchspartner nichts Anstößiges, Unsachgemäßes und der Personendatenaufnahme nichts Widersprechendes. Würde ich direkt auf diese Frage antworten, würde ich sagen: “In einem Schloss!“ oder so. Doch die allgemeine Sprachregelung der Behörden weicht bekanntermaßen von der Gewohnheitssprache ab. Würde ich vor die Justiz ziehen, würde ein findiger Rechtsanwalt wohl sagen, dass der Polizist gemeint hat: „Welche Behauptung stellen Sie auf bezüglich ihres Wohnsitzes.“ „Möchten“ ist ein Konjunktivausdruck, wenn auch als das des „Wollens“ gemeint oder aber des „mögens“/“mag“. Letzteres kann bedeuten „können“/“dürfen“ undsoweiter. Jedenfalls kann mit Konjunktivausdrücke nach Belieben jongliert werden und ein Richter sucht sich das Genehmste heraus. In der Regel das seines Helfers, des Polizisten.
Nein, in die Justiz habe ich mitnichten vertrauen. Dafür bin ich schon zu oft auf die Schnauze meines Glaubens an die Gerechtigkeit gefallen. Ob das gut für den Staat und die Gesellschaft ist, dass die Bürger kein Vertrauen mehr in seine Behörden hat, insbesondere der Justiz, die sowieso eine exponierte Machtstellung innehat, bezweifle ich schwer.
Ich habe ein zweijähriges Verbot bekommen, nach dem ich nur hin und wieder herumgefahren bin, meistens um mich zu entspannen nach Bamberg. Ich nutze das Ticket für zwei Personen wie es formalita vorgesehen ist. Es steht nichts in den Nutzungsbedingungen, dass man mit der zweiten Person verschwistert, verwandt oder verschwägert sein muss. Es steht nichts darüber, wann und wo man diese Person kontaktieren muss.
Die Behörde Bahn tut so als sei sie staatlich. Nehmen wir sie Ernst.
Dieser Staat ist dann weder sozial (keiner traut sich mehr gemeinschaftlich zu fahren, obwohl die Tickets dies nahelegen; auch bei Landestickets mit bis zu fünf Personen sieht man keinen mehr, der sich traut, am Bahnhof vor dem Terminal nach weiteren Mitfahrern zu fragen); nachhaltig (jeder Ticketausdruck ist Sondermüll, nicht einfach ein Stück Papier); noch gerecht – was ist dabei, wenn ein paar arme Schlucker, meist Drogenabhängige, noch rüstige, smarte Rentner oder wie ich einsamkeitsliebende Künstler sich ein paar Euro dazu verdienen?
Seit die Wirtschaftsliberalen in der Regierung sind, ist mit dieser Art von „Verteilungskämpfen“ aus und diese Partei besetzt das Verkehrsministerium - kann das Zufall sein, dass seitdem strenge Kontrollen durchgeführt werden?

2023

Diese Geschichte(n) spielten in Nürnberg. Diese Geschichte wird auch in dieser Stadt enden.
Was verbindet das Wort "Nürnberg"?
Natürlich die Nürnberger Gesetze.
Gesetze sind Vorschriften, an denen man sich halten muß.
Man sagt, wenn etwas zu bewerten ist, das ist halt Gesetz. Man sagt dies und wohl allzu häufig, es ist Gesetz, wenn es auch falsch ist (dies denkt man sich).
Was ich getan habe, steht gegen das Gesetz. Vielmehr höchstwahrscheinlich. Es bedürfte einer gerichtlichen Klärung.
Aber längst fahre ich nicht mehr regelmäßig herum. Ich habe, obwohl nichts mit meiner Ausbildung zu tun, eine geregelte Tätigkeit gefunden.
Jüngst wollte ich einfach einen Ausflug nach Bamberg machen, von Nürnberg aus. Da haben mich zwei "Sicherheitspersonale" gepastet. Sie riefen die Bundespolizei. Diese erhoben meine Daten. Die "Schutzmänner" der Bahn verhängten ein zweijähriges Aufenthaltsverbot am Nürnberger Bahnhof.
Die Polizei hat für ihre Personalaufnahme 60 Euro Kosten in Rechnung gestellt.
Sie hat sich meines Erachtens nicht korrekt verhalten bei der Datenerhebung, sondern mit einer "inkorrekten" Frage hat sie mich versucht, aus der Reserve zu locken, oder zu demütigen, wenn man will. Ich habe dagegen zwei Brief geschrieben gehabt einen an das Nürnberger Polizeipräsidium, eines an die Zentrale der Bundespolizei selbst. Danach kam dieser Kostenaufwandsbrief, gegen den ich freilich auch Widerspruch eingelegt habe, da von den Polizeibeamten das Prozedere nicht korrekt durchgeführt worden ist
Hier meine Schreiben:
Roth, den 18.02.2023


Die Vorgangsnummer ist: 20230218423350626108
Die zuständige Dienststelle ist: BGS Nürnberg/Hauptbahnhof

Verhörmethoden/-fragen zu Personendaten


Sehr geehrte Damen und Herren!

Folgende Fragen habe ich an Sie?
Ist dieses Verhalten eines Ihrer Beamten ordnungsgemäß und gehörig?

Am 22.01.2023 um 11.40 wurde ich am Bahnhof Nürnberg von u. a. drei Ihrer Beamten zu meinen persönlichen Daten verhört. Einer fragte: „Wo möchten Sie gerne wohnen?“
Es waren derjenige von dreien, - einer hochgeschoßen und blond, der andere kleiner, schwarzhaarig und mit oberfränkischen Akzent - der gleichfalls kleiner, blondhaarig und mit mittelfränkischen Akzent sprach.
Lautet die Frage nicht richtig: „Wo wohnen Sie?“

Andernfalls impliziert dies in diesem Zusammenhang, daß ich wohnungs- und obdachlos wäre. Es wird einem als unterstellt, daß man nicht wahrheitsgemäße Daten wiedergeben würde.

Ich bitte um Klärung und verbleibe

MfG
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DB & Service AG
Bahnhofsmangement
Bahnhofsplatz 9
90443 Nürnberg


Ersuchung der Überdenkung des Hausverbots vom 23.01.2023 /Klärung hinsichtlich der Ausgestaltung des Aufenthaltsverbots/Verwehrung von Datenweitergabe

Ihr Zeichen: V78868


Sehr geehrte Damen und Herren!


1. Hiermit ersuche ich Sie, Ihr von Ihnen erhobenes Hausverbot vom 23.01.2023 zu überdenken und zurückzunehmen.


Aus folgenden Gründen lege ich Widerspruch gegen bzw. Ersuchung um Überdenkung des von Ihnen erteilten Hausverbots ein.

Das zweijährige Verbot ist unverhältnismäßig und gegenstandslos. Ich habe keinen Mitreisenden belästigt, geschweige denn beleidigt. Es ist nicht nachvollziehbar für mich, was mir vorgeworfen wird.
Leider haben sie mich bislang nicht zu Ihrem Entschluss des Verbots konsultiert. Sie haben die Fragen in meiner Ihnen zugesendeten E-Mail vom 02.02.2023 um 20:04 unbeantwortet gelassen.

- Ich soll mich eine halbe Stunde im Bahnhofsbereich aufgehalten haben, behauptete einer ihrer "Sicherheitsmänner"/Schutzmänner.
Tatsache ist, wie auch erwidert, ich habe mich nur 20 Minuten dort aufgehalten, bevor ich von ihren Angestellten angesprochen worden bin. Der längere Aufenthalt erklärt sich durch die Kältesituation zu diesem Zeitpunkt.
Der Zug nach Bamberg hatte eine halbe Stunde Verspätung, um 12Uhr13 war der verspätete Abfahrtstermin. Mich bis dahin auf dem Gleis aufzuhalten, bedeutete angesichts der Um-die-Nullgrade eine unangemessene Zumutung.
Darf sich der Fahrgast nicht 20 Minuten und bei entsprechenden Wetterverhältnissen länger als 20 Minuten in der Bahnhofshalle aufhalten? Muss er sich bei einer Zugverspätung auf den Gleisen den Bedingungen von Minusgraden aussetzen?
Warum haben Sie keine Warteräume für die Gäste ihres Hauses?

- Ich soll jemanden belästigt haben.
Inwiefern bedeutet es eine Belästigung anderer Gäste, wenn man sich im nicht so kalten Bereich als dem der Gleise, nämlich der Bahnhofshalle, aufhält? Ist es ungehörig, wenn man bei dieser Kälte hin und her geht, um sich aufzuwärmen? Darf man sich wohl nur in Geschäften aufhalten? Trifft man auf einen Bekannten, dann darf mit ihm nicht sprechen? Was verstößt hier gegen Ihre Hausordnung?

Hiermit ersuche ich Sie, Ihr Hausverbot noch einmal zu überdenken.

2. Bis zur Entscheidung des Widerspruchs bitte ich um Klärung folgender Fragen.

Auch hier verweise ich auf die Fragen in meiner Ihnen zugesendeten E-Mail vom 02.02.2023 um 20:04, die unbeantwortet gelassen sind.
- ich dürfe mich nicht in einem Geschäft des Bahnhofes bewerben - so einer Ihrer Sicherheitsmänner.
a) Ich habe die Absicht, mich für eine Beschäftigung im Kioskbereich/Schreibwarenbereich des Bahnhofs Nürnberg zu  bewerben. Warum nicht? Gehört dieser Bereich auch zu Ihrem Hohheitsgebiet, so daß es einen Hausfriedensbruch darstellen würde, wenn ich dort arbeitete?
b) Als Diplom-Sozialpädagoge betreue ich eine psychisch Kranke, Erwerbslosenrente beziehende Person aus Weißenburg, wohnhaft in einem betreuten Haus einer sozialen Einrichtung, die wöchentlich einmal ihre demente Mutter in "Kompetenzzentrum Wallensteinstraße" in Nürnberg besucht. Während dieses Besuches gehe ich meist in die Bibliothek und wir treffen uns dann vor dem Zentralen Informationspunkt im Bahnhof Nürnberg. Dort muss ich oft eine Viertelstunde auf sie warten.
Was dann? Gelte ich trotzdem noch als Durchreisender?
Was, wenn ihr Schutzmann mich sieht, mich "anspricht", mir nicht glaubt, nach der Polizei ruft, mich drängt, wie schon geschehen, ihm zu folgen und ich mich aber nicht von der Stelle rühren kann, da ich auf die Schutzbefohlene zu warten habe?
Oder auch, selbst wenn ich auch mit ins Heim gehe und ich komme mit dieser in den Bahnhofshalle und Ihr Schutzmann spricht mich an? Meine Schutzperson neigt zu starken Panikattacken. Was dann?


3. Leider muß ich Ihnen hiermit untersagen, jedwede Weitergabe meiner Daten an Dritte und zu welchem nicht dieser Sache dienenden Zweck auch immer zu machen.


MfG
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Roth, den 24.04.2023


Ihr Schreiben vom 14.04.2023
erhalten am 22.04.2023
Vg/69442/2023
Aktenzeichen SB33_130208_75/1278/23


Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihren Verwaltungsakt zur Erhebung von Kosten für polizeiliche Maßnahmen widerspreche ich hiermit.

Ihre inhaltliche Begründung ist gegenstandslos.

"Da Sie die Herausgabe ihrer personenbezogenen Daten, welche zur Ausstellung eines Hausverbot erforderlich waren, gegenüber dem Sicherheitsdienst verweigerten, wurde die Bundespolizei hinzugezogen."
Diese Maßnahme war überflüssig, da ich meine personenbezogenen Daten herauszugeben nicht verweigerte. Von daher war die Hinzuziehung der Bundespolizei obsolet und ihre Kostenerhebung aufgrund einer polizeilichen Maßnahme, die nicht erforderlich war, grundlos, überflüssig und gegenstandslos.

Im Übrigen wurde die Erhebung der personenbezogenen Daten seiten Ihrer Beamten unsachgemäß durchgeführt, wozu ich mich bereits in einem Schreiben vom 18.02.2023 äußerte, das ich Ihrer Behörde in Nürnberg/Bahnhof am 20.02.2023 postalisch habe zugehen lassen.
Aus diesen Gründen lege ich Widerspruch gegen Ihre Erhebung an und fordere Sie auf, diese zurückzuziehen.

Mit freundlichen Grüßen


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2022

17.11.

Mittlerweile haben die Äthiopier wie einen Claim das Territorium um die Ticketautomaten besetzt. Tony, alias Hussein, der Polterer und Mit-Jedem-Im-Kampf-sich-Befindender ist wieder auf der Szene aufgetaucht, nachdem er zwei Jahre weggewesen ist, wahrscheinlich in Holland, und ekelt natürlich wieder jeden anderen ab, drängelt sich vor und steht provozierend neben mir, zum Beispiel. Anderen Äthiopier unterstützen ihn, indem, wenn ich an einen Terminal zugehe, ein anderer von der anderen Seite auch herankommt, so schneidet er mich und unterbindet die Kommunikation, fühlt sich denn ein Anzusprechender wie in die Zange genommen, wird er von zwei Personen gleichzeitig angeredet.
Letzthin eine Somalin nach Bayreuth mitgenommen. Sie bezahlte nur die Hinfahrt, bei der verabredeten Heimfahrt, sagte sie, sie habe inzwischen alles Geld ausgegeben und geglaubt, mit der einen Fahrtzahlung wäre auch die andere abgegolten. In Nürnberg zeigte sie mir ihren Minus-Geld-Stand von der Sparkasse auf dem Terminal und versprach das Geld morgen zu überweisen, weil sie am 15 stets ihr Geld bekäme. Ich habe nichts erhalten. Ich hätte mich schon fragen können, wie sie hätte dann von Bayreuth nach Nürnberg ohne Geld gekommen wäre? Unwahrscheinlich, daß es sie darauf angelegt hatte, ohne zu fahren. Ärgerlich ist die Sache dadurch, daß ich mich auf sie verlassen habe und statt einer halben Stunde, gleich eineinhalb Stunden auf sie gewartet habe. Aber umsonst. Ich bin von ihr geprellt worden, dank meiner Gutmütigkeit und dem Gefühl, diese Armen müsse man helfen. Aber sie wollen gar nicht geholfen werden. Sie wollen nur einen schnellen Euro machen letztlich.

26.04.

Habe einen kranken Handwerker in Nürnberg aufgelesen, der mit nach Erlangen fahren wollte, wo es viele Unikliniken und medizinische Spezialinstitute gibt. Er tat sich schwer die Treppen zu steigen, ich fasste ihn unterm Arm. „Meine Frau und meine Tochter sind gerade in Urlaub gefahren.“ Daher wehte der Wind. Klar und verständlich: die Familie mußte ihren Urlaub antreten trotz des schweren Gebrechens einer seiner Mitglieder, der wohl Unterstützung gebraucht hätte. Dann beschwerte er sich darüber, daß ich von ihm 2/3 und quasi nicht die Hälfte vom Fahrpreis verlangt hatte. Ich schwieg dazu. Er auch. Er hatte gesagt, was er zu sagen hatte.
Ich dachte an die Handwerker, die meine alte Mutter über den Tisch gezogen haben und mehr als erlaubt war, Geld verlangt und aus ihren Taschen gezogen hatten. Den neuen, von einem anderen Handwerker bereits angeschlossen Gerät, das noch Garantie besaß, hat der Folge-Installateur einfach einfach konfisziert und mit einem anderen seiner Wahl ersetzt.
Ich denke an die Kfz-Handwerker, die bei einem Parkzusammenstoß, dem geschädigten anstandslos einen Achsenbruch oder Karosserie-Beschädigung attestieren, um einen fette Rechnung dem „Schädiger“ zu präsentieren, der seine Versicherungsrabatte verliert. Vor kurzem hat sogar ein „Geschädigter“ nicht einmal eine Überprüfung eventueller Schäden durchführen machen, sondern sich gleich eine horrende Geldsumme als „Entschädigung“ ausbezahlen lassen, weil eine Überprüfung und ein Werkstatt-Test schon einmal soundsoviel kostet, daß es unser einem schmerzt. Warum habe ich es gemacht, es macht doch keinen Sinn, sich Entschädigung geben zu lassen, wenn nicht ein Schaden festgestellt worden ist.
Weil ich Angst vor den Handwerkern und deren Geldforderungen habe. Sie sind nicht zu kontrollieren.
Ich denke auch außer mir noch an die herumfahrende Frau mit einer beschädigten Brille auf der Nase, deren Vater von Handwerkern derartig geprellt worden ist, daß ihr Haus nun löchrig und schimmlig geworden ist. Ich kann es mir nur zu gut vorstellen.
Nein, wenn einer solcher Gerechtigkeit fordert – gerecht wäre sicherlich den halben Fahrpreis zu bezahlen – sehe ich rot. Heute verstehe ich nicht mehr, daß ich einmal Sozialpädagoge geworden bin. Die Welt, wie ich sie kennen gelernt hat, tickt leider anders. Und wer es sich nicht leisten kann, muß unter Wölfen zubeißen, um zu überleben. Sonst wirst du geschlagen, erniedrigt, verhöhnt und mißhandelt.

12.04.

Rotkäppchen ist zu präsent bei mir. Am Wochenende saß er wie ein großer allmächtiger omnipotenter Alien und wie ein riesengroßes Ufo in meiner kleinen Küche, wabernd, weil er nicht materiell war, es war einfach die blanke Angst, die sich da breitgemacht hatte und den ganzen Raum ausfüllt. Ich muß herunterkommen, trau mich nicht so viel herumfahren, muß ihn vergessen, erst dann kann ich wieder losfahren, um Geld zu machen.
Ich bin der einzige, der noch herumfährt. Aber wirklich kaum einer ist noch zu sehen, sogar der Musiker aus Bamberg nicht, der war anfangs nach der Corona-Pandemie hin und wieder da, wenn ihn der Hafer gestochen hatte und Geld fürs Puff brauchte. Aber er hat ja von einer Frau erzählt, die plötzlich, so hat er es dargestellt, aufgetaucht war in seinem Leben. Daran wird er jetzt wohl gebunden sein, der Glückliche.
Ich bin der letzte Mohikaner.
Wahrscheinlich hat die Bahnerei ganz schöne Arbeit geleistet und eine wahre Hexenjagd veranstaltet, um den letzten „Illegalen“ aus dem Verkehr zu ziehen, bzw. zu vergraulen. Nur der Araber ist noch zu sehen gewesen. Aber auch er in letzter Zeit nicht mehr. Und, wie ich gehört habe und er erzählt hatte, hatte er ständig harte Clashs mit Rotkäppchen.
Nur ich und die „behindert“ wirkende Dame sind noch auf der Matte.

08.02.

Mittlerweile hat sich die Szene nach Corona gelichtet.

Der äthiopisch-eritreische Ober-Chaot Hussein, alias Toni ist von der Bildfläche verschwunden, überhaupt kaum einer von den Äthiopiern läßt sich mehr blicken.

Der Kugelfisch-Mensch, jüdischer, ukrainischer Zugewanderter und Kontingentflüchtling, der obdachlos ist und nicht bei seinen Eltern leben und keiner Arbeit nachgehen will, steht nicht mehr vor den Terminals in Nbg und anderswo, sondern hat sich zum Betteln in Touristen-Zentrum/Magnet Bamberg niedergelassen. Er hat sich nicht impfen lassen bislang, das letzte Mal hat er aber davon gesprochen, daß er es tun würde, nachdem er sich an Corona infiziert habe.

Der schwäbische, geschiedenen Vater mit fünf studierenden Kinder und einem kleinen Sohn ist aus der Angst vor Verfolgung und Bestrafung gleichfalls von der Bühne verschwunden.

Der Viagra-Mann und Klavierspieler aus Bamberg fährt nur noch, wenn er Geld braucht, seine sexuellen Drang im Nbg Puff abzureagieren.

Neu auf dem Parkett ist eine etwa über Fünfzigjährige, übergroße vorgewölbte Stirn, fast als wäre sie eine sogenannte Zangengeburt, in Besitz eines mit Klebeband an einer der beiden Bügel-Brillen-Nahtstellen zusammengehaltenes, altmodisches Bügel-Kassengestell, mit stets gleichen Kleidern und einem Rucksack bewehrt, die Schwierigkeit zu besitzen scheint, Mitfahrer aufzutun. Zudem ist sehr ängstlich vor Bahnschaffner im Zug. Zum Beispiel fragte sie mich, ob der Schaffner, der sie nach Bamberg hatte fahren sehen und dorthin kontrolliert hat, jetzt wieder zurückfahren würde und sie befürchte, daß dieser sie wieder erkannte, da sie ja bereit mit einem Fahrgast von Nbg nach Ba unterwegs gewesen war.
Seitdem treffe ich sie öfter, aber sie hat Schwierigkeiten Leute zu finden, mit denen sie fahren kann. Sie wirkt nun einmal „behindert“, was ja die Menschen hierzulande kein bißchen erweicht, sondern abschreckt, sieh das gleiche bei der Contergan-Bekannten.
Sie erzählt, sie wohne etwas außerhalb von Hersbruck/bei Nürnberg auf dem Land und in einem alten Haus, wo es durchs Dach hereinregnet und die Mauern schimmlig sind. „Mein Vater hat sich bei der Renovierung damals nicht gegenüber den Handwerkern durchsetzen können – deshalb!“ Die Familie oder nur sie selbst ist von der Großstadt Erlangen dorthin gezogen.

Das sogenannte Sicherheitspersonal, sichtbar mit gelben Westen ausgestattet, aber auch mit Handschellen bewehrt, wenn ich mich nicht irre, mit Pistolen, womöglich nur Schreckschußmunition geladen, ist stark aufgestockt worden. Wenn jemand sich für diesen Job bewirbt, hat er von Anfang der Ausbildung an eine Übernahmegarantie.
Dieses hetzt den älteren, hinkenden, hochaufgeschoßenen, nasenbreiten Araber hinterher. Er wohnt mit vier anderen Menschen in einer Gemeinschaftswohnung. Eine Mitbewohnerin sei an Corona bei der Intubation verstorben. Auch er ist nicht geimpft.
Fährt er mit der Rolltreppe eine Etage runter, kommt mit einer anderen wieder hoch, folgen ihm Gelbwesten auf dem Fuß. Er geht weiter, leuchtet mit einem kleinen Taschenlämpchen in die Mülleimer- und Abfalltonnen im Bahnhof hinein, weil jemanden vorm Terminal kann und darf er jetzt niemanden ansprechen, aber er muß ja Geld verdienen – in einer 5köpfigen Wohngemeinschaft wohnt er und muß 200 Mieter dafür bezahlen.
Die Gelbwesten hetzten ihn und sind gleichzeitig die Gehetzten – Faschisten, was zu Deutsch die Hetzer heißt.

Der Araber, der perfekt türkisch und russisch spricht, vorgibt einst Ingenieur gewesen zu sein, hat gestern aber angefangen zu tricksen.
Wir sind einmal zu zweit mit Mitfahrern gefahren, wobei ich ihm letzthin einen Euro nicht wechseln konnte und schuldig geblieben bin. Beim nächsten Wiedersehen haben wir beide es wieder vergessen gehabt. Aber nach einer Woche später treffen wir uns an einem Provinzbahnhof. Ich stand schon dort, er kam mit einem Zug von Nbg dort an, um zurück in die Großstadt zu fahren. Weit und breit war sonst niemand zu sehen, also würden wir in Konkurrenz hier stehen. Er erinnerte mich angesichts dieser aussichtslosen Lage an den Euro, den ich ihm jetzt anstandslos gab. Aber zwei Wochen später, gestern, verlangte er ihn erneut, wahrscheinlich aus einer Notsituation heraus, da ich gerade bewehrt mit Eingekauften, das ich in der Hand trug, ein Netz mit Mandarinen, auf der Bildfläche erschien. Zuerst forderte er ernsthaft oder nicht, von diesen welche abzubekommen und dann im gleichen Tonfall, da ich ihn nur die Schultern zeigte, signalisierend, daß ich nicht das Netz aufreissen könne, weil ich noch etliche Zeit damit unterwegs sein würde. Daraufhin verlangte er „schließlich“ den besagten Euro, ernsthaft oder nicht, den ich ihm „natürlich“ vehement verwehrte.

21.02.

Am Ende stirbt die Freundlichkeit

Ein Gelbwestler spricht mich an.
„Haben Sie eine gültige Fahrkarte?“
„Ja!“
„Wann wollen Sie fahren?“
„Um 41 fährt mein Zug. - Muß ich darauf antworten?“
„Wir haben hier das Hausrecht. Gehen Sie aufs Gleis!“
„Warum?“
„Sie haben Personen am Terminal angesprochen.“
„Ist das verboten? Außerdem hat man mich angesprochen. Darf ich nicht antworten, wenn ich gefragt werde? Ist miteinander reden verboten?“
„Gehen Sie zum Gleis!“
„Mein Zug fährt erst in 10 min. Dort auf dem Gleis ist es kalt. Ich werde mich solange doch hier in der Wärme der Bahnhofshalle aufhalten dürfen.“
Derjenige, der mich angesprochen hat von den Gelbwestlern ist beim Gespräch einige Meter weitergegangen an mir vorbei, so daß ein anderer, ein Hüne, das Gespräch weiterführt und mir von oben herab zuspricht: „Dürfen Sie schon. Aber sprechen Sie niemanden an.“
„Nur, wenn ich angesprochen werde.“
„Gut!“
Sie sind wieder weitergegangen.
Sogleich kommt jemand mit einem Fahrplan-Zettel in der Hand auf mich zu, den er von der Zentralstelle der Auskunft in der Mittelhalle ausgedruckt bekommen hat. Es stehen nur die Fahrverbindungen drauf, aber ihm fehlt noch das Ticket. Dieses auszulösen aus dem Terminal scheint ein Problem für den Ausländer zu sein.
„Berlin!“
Aber ich getraue mich nicht, ihm zu helfen, obwohl es ein leichtes wäre für mich, in den Terminal „Berlin“ einzugeben und ein paar Seiten weiter zu scrollen, um die Seite für den Ticketkauf zu erreichen, wonach er nur noch zu bezahlen hätte.
„Gehen Sie doch zum Schalter um die Ecke dort!“ Ich weise zur Informations-Zentralstelle, da ich nicht weiß, daß er dort gerade beschieden worden ist, ohne, daß dieser Schalterangestellte dort ihm ein Ticket gelöst hätte. Dies ist wohl nur an den Schaltercomputer/automaten möglich oder bei extra in ein paar Seitenräumen ausgelegten Ticketschaltern. Es ist Hochbetrieb am Sonntag Abend und dort wird eine ganz schöne lange Schlange an Menschen stehen. Würde ich ihm helfen, wäre dies eine Angelegenheit von 20 Sekunden.
„War ich schon!“, hat er natürlich gesagt. „Mann hat gesagt: ich solle Terminal benutzen.“
Ich rühre mich aber nicht. Will nicht unnötig die Aufmerksamkeit des Sicherheitspersonals auf mich lenken, wenn ich mit ihm zu einem Ticket-Schalter keine fünf Meter von hier weg schreite.
Es tut mir leid. Er ist Ausländer. Hat bestimmt den Eindruck, die Menschen hierzulande sind wenig zuvorkommend, aber was soll ich tun?
Er fragt indes weiter. Trifft auf einen anderen „Schleuser“, der ihm helfen will. Nur ist dieser Analphabet, wie ich erschrocken feststellen muß, denn außer „B“ kann er keinen weiteren Buchstaben mehr eingeben. Er fragt hilfesuchend andere Leute: „Bitte, wie gibt man „Berlin“ ein?“ (Mir wird klar, daß er deswegen auch jeden, aber auch jeden anspricht, ohne auf das Terminal zu schauen, wo er sehen könnte, ob überhaupt eine Mitfahrt möglich wäre.)
Er fragt zwei Personen vor einem Terminal Stehende, die selbst schwer zu tun haben damit, weil auch sie sich nicht ohne weiteres zurechtkommen.
Ich erbarme mich schließlich. In drei Sekunden habe ich das richtige Fenster geöffnet und sehe schon aus den Augenwinkeln, daß der Gelbwestler von vorhin bereits auf mich zugerannt kommt. Ich wende mich vom Terminal ab, gehe langsam zum Gleis und...

04.03.2022

Bin jetzt dazu übergegangen, nur noch am WE zu fahren. Uwe, ein älterer hessischer Einwohner auf einer Eremitage, einem wahrhaft herausragend schönem und überdurchschnittlich beeindruckendem Haus auf dem Lande, oben auf dem Hügel und Plateau von Weißenburg, sein Alterssitz, nichtsdestotrotz noch unternehmerisch tätig ist durch Vermietung von selbst zu tretenden Rikschas im Sommer, der Feuer und Wasser spuckt über die „Franken“, ruft mich stets dann an, wenn er Entspannung in der Großstadt sucht und ich hole ihn in Weißenburg ab, um nach Nbg und zurück zu fahren. Anschließend besuche ich meine Freundin in diesem schönen Kaff.

Wenn man meine Lebensphilosophie seit meiner Jugend bedenkt, vom überflüssigen Wohlstand der Gesellschaft zu leben, passt auch die Herumfahrerei haargenau dazu. Wovon ich partizipiere ist das zu viele Geld der sogenannten deutschen Bundesbahn, die sie verdient und verlangt, nachdem die Produktionsmittel vom Staat und der Allgemeinheit geliehen bzw. im Nachhinein enteignet worden sind, von den Krumen, die abfallen und von der Taube gegessen werden. Aber selbst dies gönnen diese Leute einem nicht.
Wer sind sie?
Mein Cousin hat sich zu einer Arbeitsverweigerung einst dort durchgerungen: „Ich laß mich doch nicht herumkommandieren wie beim Barres!“ Er wollte ein freier Mann sein.
Als ich meinen zweiten Film in der Berufsschulklasse eines bekannten Lehrers zeigt, saßen vorne in der Reihe zwei Spießgesellen von Bahn, die raunten: „Dich kriegen wir auch noch!“ Als ich, wie es meine Art war, wenn ich unerwünscht war, meine Sachen zusammenzupacken und zu gehen, rief die Mehrheit der Klasse: „Bleiben Sie bitte hier!“
Alex, allgäuer Bekannte meine Freundin, rauschgiftsüchtig, immer wieder in Rehabilitationsmaßnahmen gehen müssend, ist nunmehr auch bei diesem Verein als Elektroniker tätig. Er findet, es gebe zu viele Ausländer hierzulande, weil er kein Deutsch mehr auf der Straße hört.

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