Joey
Michaela kam die Treppe herauf und sagte: "Der Hund ist fort." Aber das war keine erschütternde Neuigkeit, denn es war nicht das erste Mal, daß Joey ausgerissen war.
Meine Schwester hatte sich den Bernhardiner kurz nach ihrer Heirat zugelegt. Es war ein schönes, großes Tier, mit weißen und hellbraunen Flecken und dunklen, traurigen Augen - diese großen Augen, die vieles mit Menschenaugen gemeinsam haben. Ihre beiden Kinder liebten den Hund. Auf dem Hof hinter der Gaststätte, die Michaela bewirtschaftete, hatte ihr Mann, Harald, einen Zwinger gebaut. Aber Joey, in jeder anderen Beziehungen lieb und pflegeleicht, mochte eines überhaupt nicht: eingesperrt werden, und der Zwinger, den Harald zusammengezimmert hatte, konnte der Kraft des Tieres nicht standhalten.
Harald, der gerade in der Küche war und in alle Töpfe geguckt hatte, weil er hungrig war, drehte sich um und sagte: "Nicht schon wieder!" Dann ging er hinunter, schlurfte im Pyjama über den Hof und schaute sich die Hütte von Joey an. Diesmal hatte der Hund die ganze Seitenwand mit dem Gewicht seines Körpers aufgedrückt.
Im Sommer war Joey einmal ausgebrochen, doch nicht, um in der Gegend herumzustreunen und seine Hundefreiheit zu genießen. Es waren die ersten zwei Juliwochen und ziemlich heiß. Die Fenster, die nach hinten zum Hof hinausgingen, dort, wo auch die beiden Kinder in Parterre ihr Zimmer hatten, wurden abends aufgerissen und blieben die ganze Nacht über geöffnet. Morgens öffnet Michaela, im Begriff ihre Kinder zu wecken, die Tür und im ersten Moment stockt ihr das Herz: steht doch der große Hund mitten im Raum. Joey war aus seiner Hütte ausgebrochen und durch das offene Fenster, unbemerkt, in das Zimmer der Kinder gesprungen. Dort legte er sich vor das Bett von Anne und schlief. Am Morgen weckte er das Mädchen, indem er ihr die Hand und das Gesicht leckte.
"Wir sollten uns vielleicht ins Auto setzen und ihn suchen", sagte Harald, als er wieder heraufkam. "Besser wäre das", sagte Michaela, die inzwischen den Kaffee aufgesetzt hatte. Harald ging ins Schlafzimmer und zog sich an.
Gegenüber dem Haus und der Gaststätte war - im Schatten von zwei Platanen - eine Haltestelle der Linie 382. Eines Tages war Joey, als keiner es bemerkte, ausgerissen und über die Straße gelaufen. Der Bus kam, hielt, die Türen gingen auf, ein ältere Frau stieg aus und Joey stieg ein. Da stand der Bus also. Erst versuchte es der Fahrer selbst, den vierbeinigen Fahrgast wieder aus dem Bus zu bekommen, doch Joey hatte sich hingelegt und schaute ihn nur traurig und treuselig an, als wäre es die normalste Sache der Welt für einen Bernhardiner, mit dem Bus durch die Stadt gefahren zu werden. Dann sprach der Fahrer mit der Zentrale. Die Leute im Bus nahmen es mit Humor, wurden aber nach 15 Minuten doch ungeduldig. Erst ein Nachbarsjunge, 9 Jahre alt, der den Hund kannte, schaffte es, das große Tier aus dem Bus zu bringen, damit er weiterfahren konnte. Er packte ihn an einem Ohr und holte ihn heraus.
Harald kam von seiner Suche erfolglos zurück. In den folgenden Tagen fuhr er noch öfter durch die Gegend und Michaela verteilte gemeinsam mit den Kindern im ganzen Stadtviertel Steckbriefe. Aber Joey tauchte nicht wieder auf.
Joey
Re: Joey
Tja... weg isser...
Irgendwie kann ich mit dem Text recht wenig anfangen. Der Hund is wech, so'n Pech. Aber da die ganze Sache ziemlich emotionslos geschildert ist und ich mich auch mit niemandem identifizieren kann, berührt mich das nicht besonders. Etwas verwunderlich, dass so ein ganzer Bernhardiner verschwindet, aber dann auch wieder nicht unmöglich. Ich hoffe Du wolltest mir keine Moral der Nummer "If you love somebody, set them free" verkaufen...
Während ich mir ein wenig ratlos am Kopf kratze, kann ich ja was zu Sprache und Stil sagen:
Hätte die Geschichte Dramatik, wäre dieser lakonische Berichtstil ziemlich gut. So ist es leider nur... ein lakonischer Bericht.
Ansonsten:
Ziemlich komplizierter Schachtelsatz und nicht der einzige dieser Art. Da sich in der Geschichte aber auch stilprägend viele klare, übrsichtliche Sätze finden würde ich mir die zum Vorbild nehmen, und die Schachtelsätze auflösen.
Klingt ziemlich kaputt. Wie wäre es mit "die ersten beiden..."?
Warum plötzlich Präsens? Der Dramatik wegen? Nö...
Sag ehrlich - ist das ein Frühwerk oder eine Fingerübung oder sowas?
Einen strahlenden Diamant habe ich aber denn doch gefunden (in dem sich gelbsucht, der Poet mit den tausend Namen wieder gerecht wird):
Das ist eine Wortneuschöpfung, oder? Wenn ja, dann ist sie genial B-)
Irgendwie kann ich mit dem Text recht wenig anfangen. Der Hund is wech, so'n Pech. Aber da die ganze Sache ziemlich emotionslos geschildert ist und ich mich auch mit niemandem identifizieren kann, berührt mich das nicht besonders. Etwas verwunderlich, dass so ein ganzer Bernhardiner verschwindet, aber dann auch wieder nicht unmöglich. Ich hoffe Du wolltest mir keine Moral der Nummer "If you love somebody, set them free" verkaufen...
Während ich mir ein wenig ratlos am Kopf kratze, kann ich ja was zu Sprache und Stil sagen:
Hätte die Geschichte Dramatik, wäre dieser lakonische Berichtstil ziemlich gut. So ist es leider nur... ein lakonischer Bericht.
Ansonsten:
Auf dem Hof hinter der Gaststätte, die Michaela bewirtschaftete, hatte ihr Mann, Harald, einen Zwinger gebaut.
Ziemlich komplizierter Schachtelsatz und nicht der einzige dieser Art. Da sich in der Geschichte aber auch stilprägend viele klare, übrsichtliche Sätze finden würde ich mir die zum Vorbild nehmen, und die Schachtelsätze auflösen.
Es waren die ersten zwei Juliwochen und ziemlich heiß.
Klingt ziemlich kaputt. Wie wäre es mit "die ersten beiden..."?
Morgens öffnet Michaela, im Begriff ihre Kinder zu wecken, die Tür und im ersten Moment stockt ihr das Herz: steht doch der große Hund mitten im Raum.
Warum plötzlich Präsens? Der Dramatik wegen? Nö...
Sag ehrlich - ist das ein Frühwerk oder eine Fingerübung oder sowas?
Einen strahlenden Diamant habe ich aber denn doch gefunden (in dem sich gelbsucht, der Poet mit den tausend Namen wieder gerecht wird):
treuselig
Das ist eine Wortneuschöpfung, oder? Wenn ja, dann ist sie genial B-)
O You who turn the wheel and look to windward,
Consider Phlebas, who was once handsome and tall as You
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- Pegasos
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Re: Joey
Vielleicht sollte ich langsam mal schlau werden und meine Prosaunfälle einstellen. So was passiert mir auch nur, wenn der Stumpfsinn über mich kommt. Ihr habt beide Recht: die Story ist Scheiße! Sie war echt witzig, als ich sie am Wochenende gehört habe, aber ich kann das einfach nicht erzählen. Und eigentlich müßte man ja den Hund liebgewinnen, damit das Ende wirkt ... ach, was soll's.
Danke für eure vergeudete Zeit,
Euer El-esreichtnurfürsiebzehnsilben-Mundo
Danke für eure vergeudete Zeit,
Euer El-esreichtnurfürsiebzehnsilben-Mundo
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)
Re: Joey
Vielleicht hättest Du Joeys Ausbruchversuche deutlicher wiedergeben können. Was dem Text fehlt, ist Emotion! Wie wäre dies:
Versuch Dir die Geschichte aus der Sicht des Hundes vorzustellen!
Oder über die besorgte Mutter, die Angst um ihre (in ihren Augen noch viel zu kleinen) Kinder hat!
Wo hast Du diese Geschichte denn gehört?
Gruss,
Alexander
P.S. Vergeudet ist die Zeit nicht ... wenn man daraus lernt! (Und ich sehe es auch nicht als Zeitvergeudung, Texte Anderer zu lesen.)
Versuch Dir die Geschichte aus der Sicht des Hundes vorzustellen!
Oder über die besorgte Mutter, die Angst um ihre (in ihren Augen noch viel zu kleinen) Kinder hat!
Wo hast Du diese Geschichte denn gehört?
Gruss,
Alexander
P.S. Vergeudet ist die Zeit nicht ... wenn man daraus lernt! (Und ich sehe es auch nicht als Zeitvergeudung, Texte Anderer zu lesen.)
Re: Joey
Nee, vergeudet ist die Zeit auf keinen Fall. Du hast das Wort "treuselig" erfunden - ich habe es gelesen...
Ich gebe Alexander Recht - eine Überarbeitung kann nicht schaden. Wenn Du die Geschichte lustig fandest, hatte das ja einen Grund. Finde ihn, lass uns teilhaben.
Ich gebe Alexander Recht - eine Überarbeitung kann nicht schaden. Wenn Du die Geschichte lustig fandest, hatte das ja einen Grund. Finde ihn, lass uns teilhaben.
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Re: Joey
Hey gelbsucht,
nicht den Kopf hängen lassen! Zugegeben, mich hat Dein Prosa-Versuch an meinen aktuellen Prosaversuch erinnert. Die Geschichte ist ziemlich gescheitert. Es passiert nichts Interessantes. Beim Erzählen tun wir Lyriker uns halt manchmal schwer.
Aber wir werden ihnen noch zeigen, was prosamäßig in uns steckt!
Grüße
von spider
nicht den Kopf hängen lassen! Zugegeben, mich hat Dein Prosa-Versuch an meinen aktuellen Prosaversuch erinnert. Die Geschichte ist ziemlich gescheitert. Es passiert nichts Interessantes. Beim Erzählen tun wir Lyriker uns halt manchmal schwer.
Aber wir werden ihnen noch zeigen, was prosamäßig in uns steckt!
Grüße
von spider
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!
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- Pegasos
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Re: Joey
Hallo Freunde,
Ich glaube, eine Überarbeitung übersteigt im Augenblick meinen Motivationspegel. Laßt es uns einfach unter "Prosaunfall" verbuchen ... es muß schließlich auch schlechte Texte geben. Ich werde sicherlich nicht schlau und mich in absehbarer Zeit in das nächste prosaische Unglück stürzen und euch damit behelligen.
MfG,
gelbsucht
Richtig. Aber wie gesagt: Stumpfsinn ist keine gute Ausgangslage - gerade, was Emotionen angeht.Was dem Text fehlt, ist Emotion!
Familienfeierlichkeit ... Verwandte, Bekannte, Geschichten in Hülle und Fülle (u.a. "Gerhard"). Ich bin da immer so verloren ... und gehe eigentlich nur wegen den Geschichten hin.Wo hast Du diese Geschichte denn gehört?
Ich wünschte ich hätte, razorback! Ich wünschte ich hätte! Leider ist das nur wieder ein Atavismus in meinem altmodischen Wortschatz - jedenfalls scheint das Wort nicht mehr so gebräuchlich zu sein. Damit wäre dann der letzte Eigenwert der Geschichte im Arsch. Yippie!Du hast das Wort "treuselig" erfunden
Endlich einer der mich versteht!nicht den Kopf hängen lassen! Zugegeben, mich hat Dein Prosa-Versuch an meinen aktuellen Prosaversuch erinnert. Die Geschichte ist ziemlich gescheitert. Es passiert nichts Interessantes. Beim Erzählen tun wir Lyriker uns halt manchmal schwer.
Ich glaube, eine Überarbeitung übersteigt im Augenblick meinen Motivationspegel. Laßt es uns einfach unter "Prosaunfall" verbuchen ... es muß schließlich auch schlechte Texte geben. Ich werde sicherlich nicht schlau und mich in absehbarer Zeit in das nächste prosaische Unglück stürzen und euch damit behelligen.
MfG,
gelbsucht
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