Captain Kirk lebt

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Spiderman
Hippokrene
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Re: Captain Kirk lebt

Beitragvon Spiderman » 14.03.2005, 20:18

Ohjemineh, was haben wir denn da für eine Diskussion angezettelt! Heieiei!

Ich würde die CD ja auch versteigern. Oder ich mache einen Wettbewerb, als 1. Preis die Spaced-Out-CD.
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

Glaukos
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Re: Captain Kirk lebt

Beitragvon Glaukos » 15.03.2005, 02:10

Lieber Razor,

ich kenne viele Künstler, die auch nebenher noch was anderes arbeiten. Und ich finde das gut. Man bewegt sich dann nicht nur in dieser Kunstwelt. Die Musiker arbeiten im Plattenladen, sogar Eddy Van Halen hat ein Gitarrengeschäft in S.F., glaub ich ... ich kenne Lyriker, die wirklich bekannt sind, die halbtags als Buchhändler arbeiten. Ich glaube, sie tun gut daran, weil sie dort in Kontakt mit dem WIRKLICHEN LEBEN kommen.

Dass sie malochen sollen, behaupte ich nicht. Garcia Marquéz erklärte mal, dass die Autoren dann "Literatur müder Menschen" machten, und dies könne nicht Sinn der Sache sein. Er spricht dir vermutlich aus der Seele.
Ich finde, dass ein Künstler gut daran tut, wenn er unter Menschen ist, und ich meine damit ganz normale Menschen und nicht nur Kunstmenschen, Kollegen sozusagen.

Ich hab so viel von den Kindergärtnerinnen, den Erziehern, den Altenpflegern oder den Sekretärinnen gelernt. Ich denke, sie sind auch die wichtigere Zielgruppe ... nicht die Kollegen. Lange Zeit hab ich mich davon leiten lassen, was meine geschätzten Kollegen von mir denken, aber darauf gebe ich jetzt nicht mehr viel.


"Angenommen, Bücher wären kostenlos. Dann würde (so hoffe ich zumindest) sicher mehr gelesen ... Die andere Seite der Medaille wäre aber, dass sich als Schriftsteller nur wirklich betätigen kann, wer reich ist oder von Reichen unterstüzt wird - wie eben zu Goethes Zeiten."

Nun, ich kenne auch viele, denen man das Geld in den Hintern steckt und die so tun, als wären sie Künstler, und doch nicht viel leisten.
Und das gilt nicht nur für die Kunst. An der Uni hab ich Leute getroffen, die sich auf ihrem BAFÖG ausruhten und die Zeit mehr oder minder vergammelten. Und dann gabs die alleinerziehenden, nebenher-in-der-Kneipe-jobbenden, die noch nachts ihre Diss schrieben. Die bewundere ich. Sie haben immer gewusst, WOFÜR sie das tun. Immer Mäzene zu haben, ist verlockend, aber macht faul und fett.

Ich glaube, dass es nicht gut für den Künstler ist, wenn die Kunst für ihn einfach zu machen ist.
Ich glaube sogar, dass die großen Künstler, die wirklich davon leben, auch wieder ein sauschweres Leben haben. Etwa Stars auf Welttournee - mehr Stress kann es eigentlich nicht geben als das ...


"Und Kunst wird nunmal besser, je freier sie ist. Je mehr Zeit man für Nachdenken, lernen, reflektieren, Überarbeiten oder einfache, schnöde Recherche hat."

Reflektieren ist schon wichtig. Aber vielleicht muss man das Maß finden. Wenn ich nicht die Zeit habe, einen 700-Seiten-Knaller zu schreiben, schreibe ich eben ein gutes Gedicht?! Ich kenne einen Lyriker, der nur für die Lyrik lebt, und in der Woche EIN GEDICHT verfasst. Und es funktioniert ...


"Wäre das nicht so, Kunstschaffen wäre wieder - wie früher - nur etwas für Privilegierte und Märtyrer. Man mag glauben, dass das Martyrium die bessere Kunst hervorbringt. Aber da hat der Märtyrer wenig von."

Interessanter Gedanke.
Ich halte die meisten Privilegierten für faul, die meisten Märtyrer für selbstherrlich und von der Realität abgehoben. So besehen verlangt es wirklich nach einem gesunden Mittelmaß.
Aber die Realität sieht so aus, dass die Künstler, die ich kenne, auch irgendwie durchs Leben kommen.

Das Leben, mein ich, ist immer schwierig. Kunst handelt von Schwierigkeiten. Ein Künstler, der die idealen Produktionsbedingungen hat, ist meiner Meinung nach einer großen Gefahr ausgesetzt: Er schreibt etwas, das so abgehoben ist, dass es "nicht von dieser Welt ist".

Nun, das sind meine Gedanken dazu ;-)

Beste Grüße zur Nacht
Tolya


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