Georg Büchner
Verfasst: 01.08.2014, 09:36
Genau genommen ist es ein Skandal. Da schreibt ein Student eine Hasspredigt gegen das Großherzugtum Hessen Darmstadt, um erstens die notleidende Landbevölkerung aufzuwiegeln und zweitens (kann auch umgekehrt gewichtet werden) einen Fluchtgrund nach Straßburg zu haben, wo er sich wesentlich wohler fühlt als in Gießen und außerdem eine Verlobte hat - und des Weiteren verfasst die selbe Person einige literarische Werke, die heute zu den sogenannten Klassikern gerechnet werden, und lehrt zudem noch (fast unbezahlt) als Dozent in einem Exotenfach an einer neu gegründeten Hochschule in der Schweiz, stirbt früh, wird späte entdeckt und ab dann nur noch unter der Parole "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" rezipiert. Dass weder das Woyzeck-Fragment, noch der Lenz oder Leonce und Lena unter dieses Motto passen, entgeht sowohl dem Publikum als auch der Forschung. Statt Büchner genau zu lesen, wird in besagtem Sinne mitgedichtet. Beispielsweise beim Woyzeck. Welche Beziehung besteht zwischen Täter und Opfer? Als der Autor die Mordszene opulent ausgestaltet, hat er weder das Ernährungsexperiment noch die militärischen Sonderdienste des Barbiers im Sinn. Aber diese Stimme aus dem Boden ist bereits da. Was hat Büchner sich dabei gedacht? Ein detektivischer Essay findet sich dazu auf http://www.georg-buechner.net Er beinhaltet den Kern des Buches >Georg Büchner. Dichter, Spötter, Rätselsteller. Entschlüsselungen<, 2012 im Passagen Verlag in Wien erschienen und in >Germanistik<54/2014 auf S. 530 besprochen.