Hallo zusammen,
Glaukos hat geschrieben:... @hgsomnia, warst du seit 2004 nicht mehr im kino oder was?
In der Tat war ich als Schüler und Student in den ersten Semestern häufiger im Kino. Scheinbar ist bei dieser Spontanbildung etwas mehr aus jener Zeit hängen geblieben.
Ich mag aber 'Gegen die Wand' zu sehr, um das jetzt unkommentiert stehen zu lassen
:
Glaukos hat geschrieben:ebensowenig im falle von gegen-die-wand.
szenen, in denen eine schweinehaut vernäht wird und suggeriert werden soll, das sei menschenhaut (schnell geschnitten natürlich), ähm, das sieht nur lächerlich aus. das soll schocken, aber wer da genau hinsieht ... findet es geschludert.
dass dann selbige selbstmordlady in ihrem hotelchen in istanbul nackig von der kamera ein paarmal piruettenhaft umrundet wird und man sie hübsch angucken kann von allen seiten wie ein hähnchen am bratrost, okay, das muss wohl so sein, sonst geht keiner ins kino. dass sie jetzt aber keine NARBE an ihrem arm hat, höm, geschenkt, oder? gewalt, nackigsein, ein bisschen splatter beim abmurksen - wenn tarantino das dreht, dann weiß jeder, dass das komisch sein soll. ich glaube nicht, dass akin hier was zum lachen gedreht hat. so wirkt es nur lächerlich auf mich.
Beide Szenen sind sehr aus meinem Gedächtnis verschwunden, was mich in diesem Fall (und das ist eine Ausnahme, da ich den Film doch recht gut kenne, einige Male gesehen habe) dazu veranlasst, zu sagen, dass sie für die Beschreibung des Films recht irrelevant sind. Schockieren können die doch gar nicht. Hier geht es vielmehr um eine Charakterstudie, mit hoher Geschwindigkeit und überzeugend erzählt, etwas Milieustudie, nicht zu sehr, weil die Protagonisten im Exzess eher den unwahrscheinlichen, den seltenen, den irrealeren Stoff verkörpern und auch das sehr glaubhaft.
Hinzu kommen grandiose Dialoge, eine halbe Liebe, Wendungen, das Außenseitertum, eben nicht nur ernst, sondern auch ironisch betrachtet.
Wunderbarer Film!
Mühelos, aber nicht haltlos!
Glaukos hat geschrieben:damit reproduzierte ich nur den ärger, was psychohygienisch von nachteil sein könnte.
Nö, du wirst mich nicht davon abbringen können, diesen Film zu mögen.
Ich könnte sofort eine neue Liste erstellen, aber 'Gegen die Wand', 'Oldboy', 'Lost in Translation' und 'Memento' würden immer Einzug halten. Schade, dass diese Filme nun herausgezogen wurden (mit Ausnahme von 'Lost in Translation' natürlich, und ausgerechnet bei dem hatte ich es eher erwartet
):
[) i r k hat geschrieben:Memento fand ich dagegen eher anstrengend.
Ja, genau! Das ist der Film doch! Ein Puzzle, aber was für eins! Eine Innovation!
[) i r k hat geschrieben:Oldboy (war zu heftig für mich, interessante erste Hälfte, aber ab irgendeinem Punkt unglaubwürdig heftig)
Das ist doch gerade der Clou: Ich meine ... hmm das Ende doch schon, in der Mitte der Übergang vom (scheinbar) Realen ins Surreale, die Racheparabel, die Motivsuche.
Klar, der Film ist sehr heftig, nichts für zarte Gemüter, da gebe ich dir ganz klar Recht.
Nur geht es ja nun wirklich nicht um die Frage einer realistischen Darstellung.
Na gut, aber ihr kommt mir ja auch mit einem Film, der für mich ein absolutes Nogo (sieht übrigens geschrieben recht besch... aus, das Wort) darstellt. Ich kann mich also revanchieren
:
Dancer in the dark:
Das ist in meinen Augen gerade so ein Film. Hätte er keine Handlung, wäre er toll. Ich liebe Björk, und ich hätte es dann mit einem überlangen Videoclip zu tun, den ich toll fände.
Aber diese unglaubwürdige Zeichnung von Unschuld (von Trier entmenschlicht Björk zur Elfe oder Björk kann halt nicht anders), diese wirklich hanebüchene Moralpredigt, brrr ....
Allerdings treffen 'Frühlung, Sommer, Herbst, Winter ... und Frühling', 'Hero', 'In the Mood for love' und 'Adams Apfel' auch ziemlich meinen Geschmack.
lg
hginsomnia