Science Fiction

Moderne Literatur heißt: Kino, Theater und Oper nicht vergessen. Welcher Film ist sehenswert? Welche Inszenierung gelungen?
gelbsucht
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Science Fiction

Beitragvon gelbsucht » 09.08.2003, 00:43

Wir sind die Borg. Widerstand ist zwecklos.

Ist das nicht eine nette Begrüßung?

Im Forum "Kunst und Handwerk" wurde zuletzt eine sehr lebhafte Diskussion über phantastische Literatur (Fantasy, Horror, SciFi ...) geführt:

Thema: Cthullhu vs. italienische Sozialarbeiter
http://www.literaturforum.net/viewtopic.php?t=310

Das hat mich inspiriert, mal wieder eine kleine Aktion ins Leben zu rufen. Ich bin seit jeher, wenn ich es recht überlege, ein Fan des Sci-Fi-Genres. Erst in der letzten Zeit hat mein Interesse an der Gattung ein wenig abgenommen. Aber hinter mir liegt eine Dekade (zwischen meinem 13. und 23. Lebensjahr), in der ich z.B. keinen Film, keine Serie, keine Folge aus der Reihe "Star Treck" verpasst habe. Ich meine, ich hab mir nie so ein Klingonen- oder Föderationsoutfit zugelegt oder mir irgendwelche spitzen Ohren angeklebt, aber ich war doch immer dabei – täglich. Enterprise, Next Generation, Deep Space Nine und Voyager – ein Fass ohne Boden.

Also machen wir es kurz: gelb sucht deinen absoluten Lieblings-Science-Fiction-Film (aber aufpassen: nicht Horror, nicht Fantasy, sondern Science-Fiction)! Nett wäre es, wenn du kurz – und bitte mit deinen eigenen Worten – beschreibst, worum es geht und warum du den Film gut findest ...

;-) gelbe grüße :-)
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

gelbsucht
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Re: Science Fiction

Beitragvon gelbsucht » 09.08.2003, 00:46

Dune – Der Wüstenplanet

USA 1984

Regie: David Lynch
Nach dem Roman: "Der Wüstenplanet" von Frank Herbert
Musik: Toto, Marty Paich, Brain Eno, Roger Eno, Daniel Lanois

Mit:
Kyle MacLachlan als Paul Atreides / Usul Muad'Dib
Francesca Annis als Lady Jessica
Jürgen Prochnow als Fürst Leto Atreides
Patrick Stewart als Gurney Halleck
Max von Sydow als Doktor Kynes
Sting als Feyd Rautha Harkonnen

Wir schreiben das Jahr 10191. Das Haus Atreides bereitet sich vor, den Planeten Caladan zu verlassen, um auf dem Planeten Arrakis, dem Wüstenplaneten, die Herrschaft zu übernehmen. Man ahnt, dass es eine Falle ist und dass die befeindeten Harkonnen dahinter stecken. Graf Leto Atreides hat einen einzigen Sohn: Paul. Lady Jessica, seine Mutter, ist eine Bene Gesserit, eine Hexe, die über einige außerordentliche Fähigkeiten verfügt. Die Bene Gesserit versuchen durch ein strenges Zuchtprogramm den Übermenschen, den Kwisatz Haderach, zu erschaffen. Zu diesem Zweck sollte Lady Jessica eigentlich mit Leto Atreides eine Tochter haben, aus deren Verbindung mit einem Harkonnen wiederum man sich das gewünschte Ergebnis erhoffte. Doch aus Liebe zu Leto gebar sie ihm einen Sohn. Dieser wurde nicht nur von den besten Lehrern und Vertrauten seines Vaters umfassend ausgebildet, sondern auch von seiner Mutter in die geheimen Künste der Bene Gesserit eingeweiht.

Arrakis ist ein unwirtlicher Ort, eine einzige Wüste. Und doch ist das ganze bekannte Universum von diesem Planeten abhängig. Es ist die Produktion des Spice von der so vieles abhängt. Nur mit Hilfe dieser Droge vermögen es die Bene Gesserit in die Zukunft zu schauen und die Navigatoren der Gilde, die von der Substanz über Jahrhunderte genetisch verändert worden sind, den Raum zu krümmen, um gigantische Raumschiffe ohne Zeitverlust über Lichtjahre zu bewegen. Doch die Wüste ist voller Gefahren. Zum einen sind da die großen Sandwürmer, die die Gewinnung des Spice gefährden. Einige dieser Exemplare können bis zu 400 Meter lang werden. Zum anderen sind da die Fremen, die Ureinwohner von Arrakis, über die man so gut wie nichts weiß.

Kaum sind Leto, Lady Jessica und Paul auf Arrakis angekommen, geht der Ärger los. Die Produktion des Spice wird von den Harkonnen sabotiert, Paul entgeht nur knapp einem Mordanschlag, zudem beginnt er sich durch den Verzehr des Spice zu verändern – er hat Träume und Visionen, die er noch nicht deuten und verstehen kann. Aber anders als sein Vater findet er sich in der neuen Welt intuitiv sehr viel besser zurecht. Durch einen Verräter in ihren eigenen Reihen werden die Atreides von den Harkonnen, unterstützt von den Sardukar, den berüchtigten Elitesoldaten des Imperators, vernichtend geschlagen. Leto stirbt. Aber Paul und seiner Mutter gelingt die Flucht in die Wüste, wo sie dem fürchterlichen Rachen eines Sandwurmes nur knapp entronnen, auf Fremen stoßen. Sie geben ihm den Namen: Muad'Dib. Ein Name, der bald in aller Munde sein wird ...

Ach, was soll ich euch über diesen Film erzählen? Es ist einfach ein Meisterwerk des Genres. Mir ist es bis heute ein Rätsel, wie es David Lynch vollbracht hat, die neunhundertseitige Romanvorlage auf Spielfilmlänge zu verdichten. Übrigens sollte, wem der Film gefällt, es nicht verpassen das Buch von Frank Herbert zu lesen. Auch Leute, die sonst für dieses Genre nichts übrig haben, kann dieses Buch begeistern, weil es nicht nur spannend geschrieben ist, sondern auch mit zahlreichen genialen Einfällen gespickt ist. Das ist nicht einfach Science Fiction, eine schnöde technische Zukunftsvision, deren Halbwertszeit sich auf ein Jahrzehnt beschränkt und, wenn diese abgelaufen ist, einfach nur noch lächerlich wirkt (das Buch ist von 1965). Der Autor versteht es verschiedene Facetten der imaginierten Zukunft Leben einzuhauchen: er gibt dem ganzen eine Historie, er beschäftigt sich mit ökologischen Fragen, er skizziert religiöse Sitten und Gebräuche, er beschreibt ein Netz von Abhängigkeiten, von Gruppen mit gegensätzlichen Machtinteressen, er erzählt von dem Befreiungskampf eines unterdrückten und ausgebeuteten Volkes.

Mich beeindruckt der Film immer wieder durch seine Kulisse und seine organisch echt wirkenden Spezialeffekte. Außerdem haben Toto und Brian Eno hier eine ganz hervorragende Filmmusik geschaffen, die wohl selbst Richard Wagner himself gefallen hätte. Der eigentlich Clou der Regie aber ist, dass man den fantastischen, den grandiosen, den erdrückenden Bildern des Films durch die intimsten Gedanken, die zierlichsten Selbstgespräche der handelnden Charaktere und durch die psychedelischen Visionen des Protagonisten ein wichtiges Gegengewicht verliehen hat.

Wissenswerte Informationen zum Film:
http://www.davidlynch.de/kinodune.html

Weitergehende Informationen zum Buch:
http://www.literaturschock.de/buecher/3453186834.htm

;-) gelbe grüße :-)
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