Freunde der Nacht

Moderne Literatur heißt: Kino, Theater und Oper nicht vergessen. Welcher Film ist sehenswert? Welche Inszenierung gelungen?
cute sushi lunches
Minotauros
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Freunde der Nacht

Beitragvon cute sushi lunches » 19.06.2004, 16:50

Was war der letzte richtig gute, ultrabrutale Psychothriller, den ihr gesehen habt? Gibt es sowas überhaupt noch? Ich hatte das Genre ja schon seit langem abgeschrieben, bis ich vor einigen Tagen Philip Claydons "alone" sah.

Der Plot ist schnell erzählt. Alex leidet offensichtlich an mindestens einer schweren psychischen Krankheit. In seinem Kopf hört er ständig Stimmen, außerdem hat er eine ausgeprägte Keimphobie und ist ein absoluter Kontrollfreak.Vor allem aber leidet er unter seiner Einsamkeit. Seine Eltern sind tot und seine Therapeutin ist ein ignorantes, kettenrauchendes Miststück, das ihn sowieso schon längst abgeschrieben hat. Daher hat Alex die absurde Angewohnheit sich in Frauen zu verlieben, die er dann in Folge seines nicht sonderlich intakten Verstandes umbringt. Seine neueste Flamme ist eine junge Frau, die er dem Rat seiner Therabeutin folgend zum Essen einlädt... was in einer Katastrophe endet,hähähä...!

Der Plot haut einen nicht gerade um? Dann mal zu dem, was den Film so besonders macht.Wie bei dem Prodigy Video zu Smack my bitch up sehen wir zu einem großen Teil des Films sozusagen durch Alex' Augen. Die Kamera ersetzt den Schauspieler, alles was man von Alex sieht sind seine Hände, welche im übrigen wegen seiner Keimphobie die ganze Zeit in weißen Plastikhandschuhen stecken. Neben der abenteuerlichen Kameraführung und dem maschinengewehrartigen Schnitt beeindruckt auch die kalte und sterile Atmosphäre, die im ganzen Film durch zum größten Teil blaustichige Bilder erzeugt wird.
Ein zusätzliches Plus sind die grandiosen Toneffekte, welche die Bilder oft geradezu dominieren.
Ach ja, am Anfang des Films wird auch noch Poe zitiert. Jetzt müsste ich doch eigentlich alle überzeugt haben..!

Insgesamt ein beeindruckender, raffinierter Film, der leider zum Schluss eben doch seine (inhaltlichen) Schwächen aufweist. Wenn man sich jedoch davon nicht beeindrucken lässt dann ist dieser Film eine schöne Abwechslung. Ich habe selten Wahnsinn, Unsicherheit und eine unglaubliche Brutalität in einem Film gesehen, der fast völlig ohne Blut auskommt.

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