Vorsicht, holde Weiblichkeit...

Moderne Literatur heißt: Kino, Theater und Oper nicht vergessen. Welcher Film ist sehenswert? Welche Inszenierung gelungen?
Hamburger
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Vorsicht, holde Weiblichkeit...

Beitragvon Hamburger » 17.08.2004, 11:47

"Die Frauen von Stepford"

Regisseur: Frank Oz

Schauspieler: Nicole Kidman, Christopher Walken, Bette Midler, Matthew Broderick, Glenn Close u.a.

Also ich, ich ganz persönlich, meine Wenigkeit sozusagen, fühlt sich ja nach einem so genialen Wochenende immer besonders einsam. Ich folgte also dem klassischen Hobby-Psycholgenrat: Such dir Zerstreuung! Lenk dich ab!
Also beschloss ich mit genau 8 anderen Gelsenkirchenern, die wohl ähnlich fühlten wie ich, meinen Montagabend im riesigen Kinosaal 7 des Village Cinemas zu verbringen und das Geheimnis der Frauen von Stepford zu ergründen...ein folgenschwerer Fehler.

Zuerst das Positive: Es ist diesmal nicht nötig die Filmkritik kurz vor der mysteriösen Auflösung auslaufen zu lassen. Schliesslich sollt ihr ja nicht er- sondern entmutigt werden. Die Idee, sich diesen Film anzusehen soll aus euren Köpfen verbannt werden...

Die toughe TV-Produzentin Joanna Eberhard (Nicole Kidman) wird von ihrem Sender gefeuert, nachdem eines ihrer schwachsinnigen, aber höchst quotenreichen TV-Formate dem Sender Ärger eingebracht hat. Der Verlierer eines der Shows hat nämlich nicht nur einen Mordanschlag auf Joanna verübt sondern, wie diese erfährt nach dem sie wieder auf dem Damm ist, einige der Hauptdarsteller der Show erschossen. Joanna erleidet einen Nervenzusammenbruch.
Ihr Mann Walter kündigt aus lauter Mitgefühl seine Stellung als Vizepräsident der Firma und zieht mit Joanna und den beiden Kindern nach Stepford, damit die Familie Ruhe und Abstand gewinnen kann.

Stepford erweist sich vordergründig als Paradies. Kein Lärm, kein Schmutz, keine Staus, keine Arbeitslosigkeit und - alle Radikal-Feministinnen weglesen - die Frauen sind ihren Männern stets zu Diensten und lesen ihnen jeden Wunsch von den Augen ab. Ihre "Interessen" sind ausschliesslich hausfraulicher Natur. Und sie erinnern einen durch ihr blödes Lächeln, die strahlenden Augen und ihre eklig perfekten Traumfiguren von Beginn an an Barbie-Puppen.

Klar, dass Joanna sich nicht wohlfühlt, obwohl sie kurzfristig versucht sich anzupassen. (was übrigens, wie vieles in diesem Film, sehr unglaubwürdig wirkt)

Die Lösung serviert der Film dann schon im ersten Drittel (!). Es handelt sich bei den Frauen gar nicht um menschliche Wesen, sondern um auf irgendeine Art umprogrammierte Wesen, die von ihren Männern per Fernbedienung gelenkt werden.
Nun gehts also nur noch darum auf welche Art und Weise dies passiert. Absurderweise driftet der Film bei der Suche nach der Lösung in Thriller-und Grusel-Elemente ab (als Horor mag ich das nicht bezeichnen), die nur schwer erträglich sind. Er vermag sich einfach nicht zu entscheiden, was er sein will und der Genre-Mix funktioniert nicht. Für eine Komödie ist der Film zu unlustig, für einen Thriller zu langweilig.
Die Lösung der Geschichte schliesslich (jeder Frau wurden Chips ins Gehirn implantiert um ihren Willen zu brechen und sie umzuprogrammieren) wirkt, besonders dank eines total amateurhaften Promotion-Videos, das vorgaukeln soll dieses Modell könne bald um die Welt gehen, mehr als lächerlich.
Die zwei, drei Wendungen kurz vor Schluss können einen da auch nicht mehr fesseln, längst ist man gelangweilt im Kinosessel zusammengesunken (obwohl mir das Zusammensinken ziemlich schwer fällt: ich habs geschafft!).
Eine Fülle von unlogischen Drehbuchlöchern gibts obendrauf. So fragt man sich, warum Walter denn seinen Job als Vizepräsident des Senders kündigt, wenn er so sehr unter seiner erfolgreicheren Frau litt. Überhaupt kommt es einem die ganze Zeit lächerlich vor, dass Nicole Kidman (das wär ja schon ein Frevel für sich (!!)) umprogrammiert werden soll, obwohl sie längst Verständnis für ihren Mann entwickelt hat. Auch als Joanna nach einem eher lauen Streit am nächsten Tag versucht die Hausfrauenrolle zu spielen und dies damit begründet ihr Mann sei gestern so "willensstark, energisch und dominant" gewesen kann man nur heftig den Kopf schütteln vor unfreiwilliger Komik.

Dass die Frauen hingegen zusätzlich zu Geldautomaten umgebaut worden sind und ihre Maße per Knopfdruck auf der Fernbedieung verändert werden können (na was verändert der blöde Mann da wohl zuerst?) wirkt einfach nur pervers.
Immerhin: die Idylle Stepford ist schön bunt gezeichnet, die Kostüme mit den Blümchenkleidern der Frauen ganz nett, manchmal ist die Musik des Films okay.

Aber - auch wenn ja eh keiner meine Filmkritiken liest wie ich in letzter Zeit mi Bedauern feststellen musste :-| - tut euch den Film nicht an. Es gibt andere Mittel und Wege sich zu langweilen...(es handelt sich übrigens um ein Remake, wenn ihr wirklich was riskieren wollt, das Original soll ganz toll sein)

Viele Grüße,

Hamburger (Nadja, holst du mir mal die Chips und stehst nicht mitten vorm Fernsehbild rum!... :-D sorry, kleiner Scherz am Rande)
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Re: Vorsicht, holde Weiblichkeit...

Beitragvon Edekire » 17.08.2004, 17:58

Ich lese sie! Wirklcih :-)
aber normalerweise habe ich den Film nciht geshen, deshalb finde ich es schwer was dazu zu sagen. Aber ich lese sie trotzdem!

:comfort:

Alles Liebe

Frl.Ede
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
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