Ranziges und Dummes (Teil 2)

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Hamburger
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Ranziges und Dummes (Teil 2)

Beitragvon Hamburger » 03.08.2002, 13:35

Hallo gelbsucht! (hallo auch an all die anderen die irgendwann mal mitkritisieren werden)

Themenwechsel, hier ein Gedicht das du glaube ich schon kennst, aber vielleicht gibt es in diesem Forum ja noch andere Menschen ausser dich und mich.



Träum Dich alsbald ins neue Jahr,
Und mach Dir keine Pläne,
Vergiss schnell, wie das Alte war,
Verzeih, dass ich`s erwähne

Nimm Dir nichts vor, erzähl mir nichts,
Lass alle Worte fahren,
Warum? Nun ja, weil`s sinnlos ist,
Dein ständiges Beharren -

Darauf, dass vieles besser wird,
Wenn Du nur davon redest,
Du nicht mehr tiefer sinken kannst,
Nur weil Du darum betest

Du warst nichts und Du wirst nichts sein,
Du hast nur eine Chance,
Und Du bist alles - nur nicht klein:
Erwache aus der Trance

Geschlafen hast Du lang genug,
Jetzt gib Dir ein Gesicht
Beende Deinen Selbstbetrug
Und recke Dich an`s Licht...
"If it's a hit? - Yeah, that's me! If it's a miss? - Yeah, that's me!" (Robert Palmer)

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Re: Ranziges und Dummes (Teil 2)

Beitragvon Hamburger » 03.08.2002, 13:40

Hallo nochmal

Nachtrag, ich habe den Titel vergessen.

Das Gedicht heisst: "Auf Wiedersehen"
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gelbsucht
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Re: Ranziges und Dummes (Teil 2)

Beitragvon gelbsucht » 03.08.2002, 20:07

Hallo hamburger,

Ich werde mich demnächst dem Gedicht widmen.

Aber vorher wollte ich noch einmal darauf hinweisen, daß du, wenn du etwas vergessen oder nach dem Erstellen des Beitrags einen Fehler entdeckt hast, du den Beitrag hinterher problemlos editieren, überarbeiten, ergänzen oder korrigieren kannst.

Einfach auf das Symbol Bild klicken, das sich jeweils im Balken über dem Beitrag befindet, und los geht's. Wozu hab ich diese komfortablen Funktionen ins Forum eingebaut, wenn sie keiner nutzt?

Ich wette, du willst nur auf billige Art und Weise die Anzahl der von dir erstellten Beiträge maximieren. :-/

MfG,
gelbsucht
"Ein Kluger bemerkt alles - ein Dummer macht über alles eine Bemerkung." (Heinrich Heine)

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Re: Ranziges und Dummes (Teil 2)

Beitragvon gelbsucht » 04.08.2002, 02:48

Hallo Mirko,

Hand auf's Herz: damals in Brasilien -- für wen hast du dieses Gedicht geschrieben? Ist es Zufall, daß bestimmte Zeilen aus meinen Gedichten sich darin wiederfinden? "Du warst nichts und Du wirst nichts sein" (Erinnert sehr an 'Ein Trilog') und "Geschlafen hast Du lang genug" (Haiku: 'Im Frühling mach die Augen auf, denn ...')?

fragt sich
gelbsucht
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Re: Ranziges und Dummes (Teil 2)

Beitragvon Hamburger » 04.08.2002, 12:27

Hallo gelbsucht!

Hier Hamburger (nicht Mirko). Hand auf`s Herz - es ist Zufall. Ich habe dieses Gedicht geschrieben am 18.11.1999 um 22 Uhr 47 in Curritiba (in meinen Brasilien- unterlagen vermerkt) - einer Landeshauptstadt eines südlichen Bundeslandes.
Ich habe dieses Gedicht für mich geschrieben und keine Hintergedanken bezüglich deiner Person gehabt. Ich erinnere mich sehr gut an diese einsame Hotelnacht, in der die Mücken stachen, die Hitze schwelte und ich 3-4 Stunden apathisch auf dem Bett in meinem kümmerlichen Zimmer lag, bevor ich begann zu schreiben.
Ob ich unterbewusst von deinen Haiku`s beeinflusst wurde, kann ich selbstverständlich nicht beantworten, aber bewusst habe ich hier Themen verarbeitet, die nur mit meiner Person
zusammenhängen.
Die Aspekte, die sich auch auf deine Person anwenden lassen, sind reiner
Zufall.
Dann leg mal los mit der inhaltlichen Kritik.

Bis bald,

Mirko
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Re: Ranziges und Dummes (Teil 2)

Beitragvon gelbsucht » 04.08.2002, 21:10

Tja, so kann's einem ergehen,

ich verweise nur auf -> Epilog -> "Gespaltene Persönlichkeit". Lieber Hamburger, verzeih -- es war keine böse Absicht und soll nicht wieder vorkommen, daß ich deine wahre Identität preisgebe und verleugnete Alter Egos ans Tageslicht zerre.

Zum Gedicht: Ich glaube, es ist kaum notwendig, hier irgendetwas zu interpretieren. Das Gedicht ist ein offenes Buch, seine Themen benennt es klar und deutlich. Es geht um Selbstverwirklichung, um jenen Kreislauf des Wünschens und Enttäuschtwerdens, um die Tradition der Vorsätze für's neue Jahr, um Selbstzweifel usw. Meine Frage im letzten Beitrag war kein Zufall: denn ich kann mich mit diesem Gedicht 1:1 identifizieren -- als wäre es für mich geschrieben worden. Und das ist auch der Grund, warum es mir so sehr gefällt. Darum bin ich wahrscheinlich auch der falsche Mann, es thematisch zu kritisieren.
Ich erinnere mich sehr gut an diese einsame Hotelnacht, in der die Mücken stachen, die Hitze schwelte und ich 3-4 Stunden apathisch auf dem Bett in meinem kümmerlichen Zimmer lag, bevor ich begann zu schreiben.
Auch eine solche Situation, aus der dieses Gedicht entstand, ist mir sehr gut vertraut. Ein weiterer Grund, warum mich dieses Gedicht an vieles erinnert, mich vieles wiedererkennen läßt, als würde ich es durch eigene Augen schauen.

Aber formal möchte ich zumindest ein bißchen daran herumnörgeln: es hat zwar einen sehr schönen natürlichen Rhytmus, aber die Reime! Einige Reime haben wirklich keinen angenehmen Klang (nichts - ist, fahren - beharren). Außerdem hältst du das Reimschema nicht durch (dritte Strophe: wird - kannst).

Fazit: Auch dieses Gedicht ist für mich der Beweis, daß du öfter Lyrik schreiben solltest.

MfG,
gelbsucht
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Re: Ranziges und Dummes (Teil 2)

Beitragvon Hamburger » 13.08.2002, 11:21

Hallo an "die Welt"!

Die formale Kritik ist sicherlich berechtigt, wobei mich noch mehr als die von dir erwähnten Reime der Zeilensprung (von Strophe 2 - Strophe 3: Beharren- Darauf) stört. Ich weiss gar nicht ob man das so machen kann und ob das gelungen
ist.
Nur: Warum bist du der falsche Mann, es zu kritisieren? Weil es dir so gut gefällt? Kritik kann doch auch positiver Natur sein und du wirst sicherlich noch oft genug Grund haben, negative Kritik zu üben.

Gerade weil dir das Gedicht gefällt, hätte ich gerne eine Kritik (du kanst auch ruhig noch die Dinge reinschreiben, die dir nicht gefallen), denn vielleicht gefallen dir zum Beispiel Sachen daran, die ich so noch gar nicht wahrgenommen habe und ich lerne noch etwas über mein eigenes
Gedicht.
Also, gib deinem Herzen einen Stoss.

MFG,

Ham-Syssiphus-burger
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Re: Ranziges und Dummes (Teil 2)

Beitragvon gelbsucht » 29.08.2002, 01:15

Hallo hamburger,

ich bedauere: inhaltlich kann ich zu dem Gedicht nicht viel mehr sagen. Ich dachte, eine positive, eine lobende Kritik hätte ich bereits geleistet. Um das Gedicht Zeile für Zeile zu analysieren, gefällt es mir einfach zu gut. Ich identifiziere mich damit -- das ist das größte Lob, das ich aussprechen kann. Ich will das nicht zerstören, indem ich es zerlege. Verzeih mir, mein Freund.

Aber zu dem Formalen kann ich vielleicht noch ein Wort verlieren: Zeilen- oder Strophensprünge sind durchaus nicht unüblich. Sie werden von Dichtern sogar bewußt eingesetzt, um sprachliche Spannung und Abwechslung zu erzeugen. Dadurch, daß der Satz am Ende der Strophe nicht beendet wird, entsteht Spannung und Drang nach Auflösung. Das paßt wiederum sehr gut zum Inhalt: dein Beharren -- (Strophenschluss, Reimwiederholung, Pause)! Das ist doch ein sehr schöner Effekt. Dadurch gewinnt das "Beharren" sehr viel an Bedeutung und Kraft, wird über den Reim hinaus noch stärker betont und hervorgehoben. Allerdings würde das noch besser wirken, wenn die Reime klangreiner wären.

MfG,
gelbsucht
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