Nur eins: auf die Ausdrücke "Satireschreiberling" und "Spottdrossel" bitte verzichten, sind schlimme Ausdrücke.
Ich war gestern auf dem Gewerkschaftstag meines Verbandes (DJV), wo sich eine Initiative namens "Journalisten gegen Rassismus" oder so ähnlich vorstellte. Deren Ziele unterstütze ich selbstverständlich aus vollstem Herzen, und deren kleine Anstecknadel werde ich tragen, bevorzugt an meiner Donkeyjacke, wenn ich mir gerade wieder die Haare auf 3mm geschoren habe. Das wird den einen oder anderen Schubladendenker sicher verwirren, und Leute, die mich gelegentlich für einen Kameraden halten, werden das dann fein bleiben lassen. Denn die Symbolik (kleine Raute, schwarzweiss geteilt) ist eigentlich recht bekannt.
Dennoch - diese gutmeinenden Kollegen wollen gemeinsam mit Historikern und Sprachwissenschaftlern ein Wörterbuch herausbringen mit Ausdrücken, die man lieber nicht verwendet. "Gutmensch" wird da drin stehen, und sicher auch die Worte, mit denen Spider ein Problem hat.
Ich habe ein Problem mit solchen Einschränkungen. Sicher gibt es Begriffe, die so tendenziell, diffamierend und gelogen sind, dass man sie bannen sollte. Mir fallen spontan "Rassenschande" und "jüdische Weltverschwörung" ein. Aber "Gutmensch", "Schreiberling" und "Spottdrossel"? Ich weiss nicht - das sind Worte (ebenso wie "Blut", "Boden", "Volk" oder "Rasse") die die Nazis gekapert haben um sie dann für sich zu verwenden. Und ich mag mir eigentlich von irgendwelcher brauner Brut nicht vorschreiben lassen, welche Worte ich verwenden darf, und welche nicht. Im Moment bezeichnet sich das Pack gerne als "Nationaler Widerstand". Wie lange dauert es, bis ich "national" (das ist schon schwierig) nicht mehr schreiben darf, und "Widerstand" auch nicht?
Wie zum Beispiel soll ich - ganz wertfrei - den ja eindeutigen Untrschied zwischen einem schwarzhäutigen Menschen und mir beschreiben, ohne zu sagen, dass wir unterschiedlichen Rassen angehören? Unterschiedliche Völker sind es nicht unbedingt, es kann ja sein, dass er schon in der dritten Generation deutscher Zunge ist. "Nation" erst recht nicht - auch wenn er erst gestern eingebürgert wurde, sind wir heute von der selben Nationalität. Also, was bleibt? Genau - die Rasse. Trotzdem würde jeder zucken, weil das Wort eben gekapert ist.
Für mich ist das ein Problem und es würde mich interessieren, wie Ihr das seht und damit umgeht. Ist es Euch wichtiger, Eure sprachliche Freiheit zu behalten? Oder ist die Gefahr, missverstanden zu werden und womöglich Beifall aus der falschen Ecke zu erhalten zu groß? Wie macht Ihr's?