Drei Gesetze

Moderne Literatur heißt: Kino, Theater und Oper nicht vergessen. Welcher Film ist sehenswert? Welche Inszenierung gelungen?
razorback
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Drei Gesetze

Beitragvon razorback » 01.09.2004, 00:23

Genau - es geht um "I Robot". Und ich würde mit denen, die den Film auch schon gesehen haben, gerne über einen ganz bestimmten Punkt diskutieren, der mir aufgefallen ist. Für alle anderen: Seht ihn Euch an, wenn Ihr eine nette Kombination intelligenter SciFi mit Action mögt. Beides bekommt Ihr satt. Der vergleichbarste Film aus der letzten Zeit war, denke ich, "Minority Report" und "I Robot" schlägt diese Dickvergewaltigung in jeder Hinsicht: Die Geschichte ist durchdachter (was wirklich nicht daran liegen kann, dass Asimov bessere Vorlagen geliefert hätte als Dick - wirklich gar nicht), die Ästhetik schöner, die Action beeindruckender und Will Smith natürlich tausendmal cooler als Tom Cruise. Empfehlenswerter Film.



Okay....











+++ SPOILER ++++ SPOILER +++ SPOILER +++




Der Film hat mir - wie gesagt - sehr gut gefallen. Dennoch habe ich ich mit einem zentralen Punkt in der Logik ein Problem. V.I.K.I.s Aufstand resultiert - so sagt sie im Film selbst - aus einer logischen Weiterentwicklung der drei Gesetze der Robotik. Ich wiederhole sie hier noch einmal (auch, weil sie mir so gut gefallen, man kann viel gegen Asimov sagen - aber die sind schön):

1. Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder es durch Untätigkeit zulassen, dass ein Mensch zu Schaden kommt.

2. Ein Roboter muss die Befehle, die ihm durch Menschen gegeben werden, ausführen außer wenn solche Befehle im Widerspruch zum Ersten Gesetz stehen.

3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen so lang dies nicht in Widerspruch zum Ersten oder Zweiten Gesetz steht.

V.I.K.I. ist nun, im Gegensatz zu Sonny, ein rein logisch denkendes Wesen, dass - wie es selbst betont - an die drei Gesetze gebunden ist. Das "kein" im ersten Gesetz lässt aber logisch keine Ausnahme zu. "Kein" bedeutet "nicht ein" - V.I.K.I.s Rede über die wenigen Menschen, die für die Sicherheit der Mehrheit geopfert werden müssen, ist ein fundamentaler Widerspruch dazu. Also hält sie sich NICHT an das erste Gesetz, also hat sie eine eigene Logik und Interpretation entwickelt, die über den Text der drei Gesetze hinausgeht, also ist sie KEINE logische und vorhersehbare Folge der Anwendung der drei Gesetze. Sie ist Sonny ähnlicher als den anderen Robotern.

Offenbar haben die Drehbuchautoren auch so etwas gemerkt und daher mehrmals auf den "Geist in der Maschine", diese so genannten "freien Radikalen" (würde mich mal interessieren, ob das ein Übersetzungsfehler ist, oder im Original auch so blöd) Sequenzen hingewiesen. Damit habe ich nun zwei Probleme: Erstens ist das ein Deus Ex Machina. Ich kann - als kybernetisch nicht besonders gebildeter Mensch - nicht nachvollziehen, ob so etwas möglich ist oder nicht. Selbst wenn es stimmt bräuchte ich einen Experten, der es mir bestätigt. Sowas gefällt mir nicht, jedenfalls nicht an zentralen Punkten der Logik einer Geschichte, die damit steht oder fällt.

Aber selbst wenn es stimmt und V.I.K.I. ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat führt das nur direkt zurück zur ersten Kritik. Sie ist eben nicht dieses kalte Überlogikmonster, sondern etwas Anderes, Sonny ähnlich. So, wie die KIs im Film konzipiert sind, hätte der nette Sonny der Kopf hinter dem Aufstand sein müssen und die rein logische V.I.K.I seine - menschenfreundliche - Gegenspielerin.

Ja, und das Schlussbild ist natürlich toll, aber leider gegen alle Logik des Films :-D .

Warum ich den Film trotzdem mag? Weil EIN Fehler für so einen Film wirklich wenig ist (es kann nicht alles so perfekt sein wie Matrix 1 ) und weil er ansonsten sehr viel Spaß macht.

Und was sagt Ihr?
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon Silentium » 01.09.2004, 00:47

Genau die selbe Debatte hab ich nach dem Kinobesuch mit meinen Brüdern geführt.

Ich hab mich dann auf den Standpunkt zurückgezogen, dass die arme Maschinen-Frau in einer unguten Zwickmühle steckt.

Wenn sie keinen Menschen tötet, ihren Plan also nicht ausführt, lässt sie, wie sie selbst gejammert hat, andere Menschen sterben (Kriege, Umweltverschmutzung etcetera blabla)
Das ist so, als ob du jemanden unter so eine James-Bond-Vorrichtung legst, bei der ein Hackebeil-Pendel sich bei jedem Schwung mehr deinem Hals nähert und ihm einen Zetteln in die Hand drückst, auf dem steht:

-Sie dürfen nicht sterben
-Sie dürfen sich nicht bewegen, das Beil blockieren noch den Tötungsvorgang auf eine andere Art und Weise behindern.

Sie muss -der Logik folgend- dem Gesetz zuwider handeln, um ihm gehorchen zu können. Das ist wie ein Schild, auf dem steht: "Dieses Schild nicht lesen"
Egal wie sie handelt, sie verstößt dagegen. Somit ist es ihr überlassen, Risiken zu berechnen, um den kleinstmöglichen Verstoß zu begehen.
Genau wie dieser Robot in der Autos-im-Wasser-Szene den Tod eines Menschen zugelassen hat (des Mädels), was er eigentlich nicht hätte tun dürfen, um ein anderes Menschenleben zu retten. Der hat Überlebenschancen ausgerechnet. Damit hat er quasi den Verstoß gegen das Gesetz minimiert. Sie befindet sich quasi im rechtsfreien Raum.
Insofern könnte man disem Robot in der Wasserszene also ebenfalls eine eigene Persönlichkeit unterstellen, der eine eigene Interpretation entwickelt.

Was das Maschinen-Persönlichkeits-Problem angeht... ist eine fleischliche Evolution etwas anderes als das biologische Pedant zur von menschen Betriebenen Maschinenevolution.
Ich meine, im Grunde ist es ja das gleiche, nur dass der Baustoff ein anderer ist.
Versuche haben gezeigt, dass das Hirn eine Entscheidung schon um sekundenbruchteile früher fällt, als es sie dem Bewusstsein mitteilt.
Das Bewusstsein ist nicht Entscheidungsträger, der bewusste Mensch ist es nicht. Sie wird getroffen, indem ein Haufen elektrochemischer Prozesse vorliegende Daten (Erfahrungen, Charakterzüge, Ängste, Vorlieben...) auswerten. Nicht anders, als eine Maschine es aufgrund ihr vorliegenden Fremdeingaben es tut.
Insofern fand ich die Freie-Radikalien-Erklärung etwas absurd. DAs klingt so, als sei die Entstehung eines Bewusstseins nur durch einen mysteriösen Fehler möglich- nicht aber durch Evolution. (Verweiß-mit-dem-jetzt-nur-razor-was-anfangen-kann: diese Bub-mit-Teddybär-entwickelt-sich-aus-Waffe-Story)

Drum hätt ich mir die Fragestellung im Film eher:
"Kann eine Maschine ein Bewusstsein entwickeln, indem sie eine Maschine ist?" vorgestellt, als
"Kann eine Maschine ein Bewusstsein entwickeln aufgrund einiger Dinge, die man freie Radikale nennt und die eigentlich mit Maschinenbewusstsein nix zu tun haben, die aber so schön klingen, so dass man sie einbaun kann. ohne sich der Frage 'Kann eine Maschine ein Bewusstsein entwickeln, indem sie eine Maschine ist?' stellen muss?"

War dass dein Kritikpunkt oder hab ich dich falsch verstanden? Dass die ganze Erklärung für Vikis verhalten eher so huschi-huschi war?
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon razorback » 01.09.2004, 01:35

Ja, das war ein Kritikpunkt. Ich bin ja gerne bereit, so etwas zu glauben (ich GLAUBE es sogar in der Realität), aber wenn man es schon in jedem dritten Satz erwähnt, möchte ich es auch anständig erklärt bekommen. Da hat die Terminator-Reihe (also - Teil I und II, Teil III war für den Arsch) mehr geleistet, in der Hinsicht. Da wird zwar einfach nur gesagt "er entwickelte ein Bewusstsein" (über den Zentralcomputer). Aber da kann ich mir dann selbst denken, ob und wie das sein mag. Doch wenn man mir schon eine Erklärung vorsetzt, dann sollte es auch eine sein - und nicht einfach eine Worthülse.

Und was die Gesetze betrifft: Sicher, innerhalb des ersten Gesetzes scheint es diesen Widerspruch zu geben - durch die Formulierung "nicht zulassen, dass...". (Übrigens begründet V.I.K.I es im Film anders, nämlich damit, dass es die Aufgabe der Robots sei, die Menschen zu beschützen. Davon kann aber nun gar keine Rede sein, das erste Gesetz verlangt als aktive Handlung maximal eine Reaktion, niemals eine Aktion. Eine "Hauptaufgabe" ist erst im zweiten Gesetz definiert - "Befehlen gehorchen".) Aber gut - nehmen wir einmal den Widerspruch zwischen "nicht untätig sein" und "nicht verletzen". Argumente gegen die V.I.K.I.-Lösung im Film:

1.) Ich gehe davon aus, dass V.I.K.I. über die menschliche Natur orientiert ist. Zu dieser Natur gehört "sterben" und "verletzt werden", sowie ein großer Teil emotionaler Handlungen, auf die sie nur reagieren, die sie aber niemals (so, wie sie sich selbst beschreibt) antizipieren kann. Von daher müßte Ihr klar sein, daß sie Menschen nicht aktiv durch Vorausplanung beschützen, sondern nur - wie es das erste Gesetz verlangt - auf konkrete Bedrohungen reagieren kann. Eben WEIL sie sie nicht verstehen kann.

2.) Aber selbst wenn dem nicht so wäre, und sie die Welt in einen gewaltigen Kindergarten für Menschen verwandeln wollte - ihre faschistischen Methoden sind absolut menschlich. So würde ein Mensch handeln. Ein überlegener Geist wie V.I.K.I. mit Milliarden völlig überlegener Helfer wie den NS5 hätte das gar nicht nötig. Eine freundliche Bekanntmachung, dass die Robots von nun an aktiv auf die Menschen aufpassen würde reichen, und von da ab, wird jedem Strassenräuber mit einem freundlichen "Nanana" die Pistole zerquetscht, die Militärsysteme (die V.I.K.I ja sowieso kontrolliert) werden abgeschaltet... Straßenschlachten, Ausgangssperren, etc., das wäre gar nicht nötig. Ein logisches Verhalten für den Robot von Spooners Oma zum Beispiel wäre gewesen, sie in die Kirche zu begleiten und sie vor allem (ggf. auch vor sich selbst) zu beschützen. Nicht, sie im Haus einzusperren, wodurch sich womöglich Widerstandsgeist regt und sie durch einen völlig unnötigen Kampf (dass sie lieber betet kann er ja nicht wissen) in Gefahr gerät.

V.I.K.I handelt - und damit schließt sich der Kreis - zu menschlich und unlogisch. Sie ist nicht das, als was sie uns vorgestellt wird. Es wäre ja gar nicht übel gewesen, zwei emotionale Roboter gegeneinander antreten zu lassen - einen "bösen" und einen "guten". Aber die Hollywoodlogik, dass die gute Emotion über die böse Logik siegen muß, macht das leider unmöglich.

Kann eine Maschine ein Bewusstsein entwickeln, indem sie eine Maschine ist... Ja, ich denke schon, selbst wenn man Maschine durch "unbewußt" definiert. Sie hört in diesem Falle nur nach der Entwicklung auf, eine zu sein. Aber bei einer Evolution die zufällig abläuft (wie die biologische) ist das möglich, denke ich.

Schöner Hinweis auf die 2. Variante... :-D Aber Dick hat sich ja sowieso immer zwei, drei Gedanken mehr gemacht.
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon razorback » 01.09.2004, 11:36

Oha - das ist mir erst jetzt aufgefallen, war gestern wohl zu tranig:

Das ist so, als ob du jemanden unter so eine James-Bond-Vorrichtung legst, bei der ein Hackebeil-Pendel sich bei jedem Schwung mehr deinem Hals nähert


JAMES BOND!?!?!?!?!?! 8-o
Das ist ein Motiv aus Edgar Allan Poes "Pit and Pendulum"!!! Also bitte... Das ist eine IKONE in meinem inneren Literaturtempel!!! Silentium... also... 8-o 8-o 8-o

Bond war mal auf einem goldenen Tisch festgeschnallt, während ein Laser sich beunruhigend schnell seinen Fortpflanzungsorganen näherte (Goldfinger). Selbes Motiv, klar...
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon Silentium » 01.09.2004, 14:30

Oha - das ist mir erst jetzt aufgefallen, war gestern wohl zu tranig:
Das ist so, als ob du jemanden unter so eine James-Bond-Vorrichtung legst, bei der ein Hackebeil-Pendel sich bei jedem Schwung mehr deinem Hals nähert

JAMES BOND!?!?!?!?!?!
Das ist ein Motiv aus Edgar Allan Poes "Pit and Pendulum"!!! Also bitte... Das ist eine IKONE in meinem inneren Literaturtempel!!! Silentium... also...

Bond war mal auf einem goldenen Tisch festgeschnallt, während ein Laser sich beunruhigend schnell seinen Fortpflanzungsorganen näherte (Goldfinger). Selbes Motiv, klar...


Okay, okay... verzeih mir mein Unwissen auf dem Gebiet unzuverlässiger Mordmethoden. Sowas macht man in Österreich einfach nicht, weißt du?
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon razorback » 01.09.2004, 16:08

Stille: Du hast Poe mit... irgendwelchen Drehbuchautoren für Agentenreisser verwechselt. DEN Poe. Den Poe, den Vater der modernen Phantastischen Literatur, einen der wenigen ernstzunehmenden Literaten im Amerika des 19. Jahrhunderts. Das, das... das ist ein SAKRILEG. Da kann man sich doch nicht hinter seiner KuK Abkunft verstecken! 8-o
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon Flocke » 01.09.2004, 16:22

@razor

Schicken wir ihr einen Raben? Oder versenken wir sie im Maelstrom?

Was meinst du, großer Meister?

In freudiger Erwartung :vampire:

Flocke
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon razorback » 01.09.2004, 16:27

Wir zeigen Ihr das Amontillado-Faß.
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon Flocke » 01.09.2004, 16:39

O.K., aber ich darf den letzten Stein reinschieben, ja? Ich üb auch schon mal das gemeine Kichern zum Schluß... :-D

Gruß
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon vogel » 01.09.2004, 16:42

habe den film im kino gesehn - stopp - mit SECHS RUSSEN - stopp - ich und die anderen drei deutschen saßen weeeeeeeeeeiiiiiiiiit von ihnen weg - stopp - film ? - stopp - ja, ka - stopp - hatte das gefühl einiges schon zu kennen - stopp - warum wird in der einen szene so sehr rangezoomt, als willi sich zucker in den kaffe schüttet - stopp - ist doch kein brotkrümel - stopp - das kunstwerk von sonny gefiel mir - stopp - heute hat der seeigel geburtstag - stopp - ach das war was anderes - stoppp - programmfehler - mensch vernichten - :borg: .. . - st .. ooo ppp ...




PS : ja, ja, ich weiß ....
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: Drei Gesetze

Beitragvon Silentium » 01.09.2004, 16:44

Okay, okay. :scary:

Vorschlag, Großmeister razor: Nenn mir ein Buch von Poe, dass man gelesen haben muss, und ich besorgs mir zur Sühne umgehend bei amazon.

Wenn schon die Österreichwurzeln nicht gelten, dann wenigstens dieser Milderungsgrund: es ist grad mal acht Jahre her, da hab ich noch "Der neugierige Drache Tony" und "Das Traumfresserchen" gelesen. Ich hab mit Dick angefangen und habe das Iain-Banks-förmige Loch in meinem Hirn gefüllt, aber wenn mir keiner sagt, dass ich Poe lesen muss, kann ich das natürlich nicht wissen. :,-( Und dann schimpft der so! Also, welches Buch?
Und was zum Teufel ist ein Amontillado-Faß???


Ach ja: diskutiert bitte wer mit dem Großmeister über I,robot, um ihn von meinem Vergehen abzulenken?
Außerdem hab ich meine Fernsehsüchtlerbrüder gefragt, McGuiver (schreibtmandenhundlingso) war auch mal in der Hackebeilvonobensituation. Nämlich.
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon razorback » 01.09.2004, 22:25

Mc Guiver!!!! B-) Der Typ, der nur mit einem Schweizer Taschenmesser, einem Weinkorken und einem Leitz-Ordner bewaffnet ein Atom U-Boot bauen kann. :-D

Poe ist wirklich jemand, den man gelesen haben sollte - irgendwann mal ;-) . Nicht nur als Freund der phantastischen Literatur, er ist tatsächlich einer der grossen amerikanischen Erzähler - stilbildend und einflußreich bis heute. Große und anspruchsvolle Autoren der phantastischen Literatur beziehen sich in manchen Geschichten ganz direkt auf ihn, zum Beispiel Ray Bradbury (Usher II) oder Clive Barker (New Murders in the Rue Morgue).

Poe hat einige Urängste und -motive beispielhaft und prägend in Geschichten gefaßt. Außerdem war er ein Meister der spürbaren Atmosphäre:

During the whole of a dull, dark, and soundless day in the autumn of the year, when the clouds hung oppressively low in the heavens, I had been passing alone, on horseback, through a singularly dreary tract of country ; and at length found myself, as the shades of the evening drew on, within view of the melancholy House of Usher. (The Fall of the House of Usher)


Wenn Du etwas von ihm lesen möchtest, besorge Dir am Besten einen Kurzgeschichtenband, und lies ihn im Original. Der Band sollte meiner Meinung nach unbedingt folgende Erzählungen enthalten:


The Tell-Tale Heart
The Cask of Amontillado
Hop-Frog
The Black Cat
The Masque of the Red Death
The Fall of the House of Usher
The Murders in the Rue Morgue
A Descent into the Maelström
The Pit and the Pendulum
William Wilson
The Facts in the Case of M. Valdemar
The Man of the Crowd

Poe hat nur eine längere Erzählung geschrieben, und die blieb unvollendet: "The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket". Ich würde sie als Einstieg nicht empfehlen, Poe ist in der kurzen Form besser. Der Arthur Gordon Pym diente wiederum einer anderen Ikone des Genres als Inspiration zu einem zentralen Werk: H.P. Lovecrafts "At the Mountains of Madness" ist erklärtermaßen eine Fortsetzung von Poes Erzählung. Dazu ist zu sagen, daß Lovecrafts Phantasie weiter geht als die Poes, sein sprachliches und stilistisches Können aber weit hinter dem Altmeister zurück bleibt.

Poe war auch Dichter, und für viele ist das Gedicht "The Raven" sein Meisterwerk. Als Prosafreund mag ich da nicht spontan zustimmen - aber es ist zumindest eines seiner Meisterwerke. Es wurde hier schon einmal besprochen, im "Club der toten Dichter". Irgendwo auf der zweiten Seite des Threads habe ich dann auch mal die englische Version gepostet... ;-)

Es ist übrigens für jemanden in Deinem Alter keine Schande, so ein Stück Weltliteratur (ja, das ist es) noch nicht gelesen zu haben. Ich vermute sogar stark, Du hast mir gegenüber einen Weltliteraturvorsprung - zumindest in der deutschsprachigen WL.
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon Edekire » 01.09.2004, 23:25

das hat natürlich jetzt nichts mit dem urthema zu tun (hab den film nicht gesehen).
Ich kann mich razors empfehlung nur anschließen, stille. ich habe zwar überetzungen gelesen, eine ziemlich alte um genau zu sein und mal in der schule "im wirbel des Mahlström" (in der 6. klasse....irgenwie komisch), aber das ist wirklich klasse! ich bin auf etwas merkwürdige weise darüber gestolpert: mein meistert hat mit eine cd namens "tales of mystery and imagination" von the alan parson project gebrannt. dieses ganze album beruht auf poe-geschichten und gedichten (the raven, to one in paradise, the cask of amontillado, the tell-tale heart, the system of dr. tarr and professot feather und the fall of the house of usher) Letzteres nimmt einen guten teil der cd ein, als rein instrumentales stück. ich mag die cd sehr, sie ist ein spannendes gemisch und sie hat mich so neugierig gmemacht das ich mir die schöne Gesamtausgabe seiner kurzgeschichten von meine eltern geraubt habe (diebesgut immer noch in meinem besitz *räusper*) und nachgelesen habe. die texte sind glaube ich ohne das man die geschichte kennt nicht richtig verständlich aber ...ich könnte ja mal einen posten...

was wollte ich jetzt eigentlich mitteilen?...ka. hm egal..

Liebe Grüße

Edekire die verplante
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon Silentium » 02.09.2004, 17:01

Na wunderbar. Ich weiß jetzt zwar, was ich lesen muss. Aber der Film-maschinen-geschichte bringt uns das nicht näher.

Hey, wenn du eine Diskussion willst, darfst du nicht so verdammt schlüssig argumentieren, weil man da nur brav nicken kann.

Dass Viki zu menschlich ist... lustig, war von der Frau Doktor der Job nicht, die Dinger menschlicher werden zu lassen?
Damit hätte man ihr Verhalten erklären können- aus Versehen zuviel Menschlichkeit einprogrammiert.

Es wäre ja gar nicht übel gewesen, zwei emotionale Roboter gegeneinander antreten zu lassen - einen "bösen" und einen "guten". Aber die Hollywoodlogik, dass die gute Emotion über die böse Logik siegen muß, macht das leider unmöglich.

Das war irgendwie hübsch absehbar, sobald klar wurde, dass er Polizist mit Narben ist. Der Konflikt mit Emotion/Logik, mein ich. Brüderchen Jo und ich haben nach den ersten zehn Filmminuten beschlossen, dass er in der Vergangenheit irgendwas erlebt hat, wobei Maschinen und etwas entweder Junges oder Weibliches und nacher Totes beteiligt waren.
Das Problem ist eher die Logik der filmischen Dramaturie denn die Logik der Maschine?

Andere Frage: auch wenn du Asimov nicht magst, weißt du zufällig, was von ihm die Vorlage für den Film war? Dann könnte man vergleichen.
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Re: Drei Gesetze

Beitragvon razorback » 02.09.2004, 18:51

Mit Sicherheit "Ich der Roboter" (Original - Überraschung - "I Robot"). Wobei - das muss man fairerweise sagen, überall gesagt und verkündet wurde, dass "Motive aus verschiedenen Erzählungen Asimovs" verwendet wurden. Also erkennt man vermutlich gar nichts wieder. Ich kenne diese spezielle Geschichte (leider) nicht.

Asimov, tja... Ich mag ihn nicht, aber da kann er eigentlich nichts für. Er gehört zu einer Linie der SciFi, die sich sehr auf das Technische konzentriert. Arthur C. Clarke ist auch ein Vertreter dieser Schule. Ich will gar nicht sagen, dass die schlechte Autoren sind. Clarkes "2001" ist gut, und sowohl von Clarke als auch von Asimov gibt es einige gute Kurzgeschichten. Was mir bei dieser ganzen Richtung fehlt, ist eine Vision über das Technische hinaus. Vertreter der technischen SciFi entwickeln Zukunftsvisionen, die nur einem (gedachten) Verlauf des technisch Möglichen folgen - meist auch sehr Fortschrittsoptimistisch. Das menschlich-emozionale Elemet ist stets nur entweder störend (weil irrational) oder rettend (weil es die kalte Logik relativiert). Ich besitze ein Buch mit Essays von Clarke (sehr gute, lesenswerte Essays) aus den 70er Jahren, in denen er unter anderem verschiedene Zukunftsszenarien entwirft - alle mehr oder weniger auf der Basis des technischen Fortschritts. Das klingt alles so logisch und bestechend und folgerichtig. Heute, 30 Jahre später, kann man sagen: Nichts davon ist eingetreten. Das ist an sich kein berechtigter Vorwurf an einen SciFi-Autor. Die sollen Kunst schaffen und nicht hellsehen. Aber es ist interessant, warum nichts davon eingetreten ist, obwohl Clarke einige technische Entwicklungen oder Möglichkeiten korrekt vorausgesagt hat. Die Menschheit entwickelt sich eben nicht linear, die Idee des "Fortschritts" ist an sich eine Täuschung. Deshalb gefällt mir SciFi besser, die nicht technisch-linear-Fortschrittlich arbeitet. Bei Dicks zum Beispiel "Second Variety" zum Beispiel, ist es viel einfacher zu sagen: "Na, ob das wohl so kommt..." als bei den Geschichten von Asimov. Und trotzdem berührt mich Dick mehr, weil das, was er beschreibt, im Ansatz schon da ist und immer da war. Er hat nur ein Labor geschaffen, in dem diese Möglichkeit wachsen kann.

Ich doziere wirr... versteht das jemand? :krank: :besserwisser:
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