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Warum schreiben wir? Wie werde ich reich und berühmt durch meine Bücher? Was macht die besondere Schönheit des Adjektivs aus?
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Beitragvon Fee » 21.09.2004, 00:15

Hallo zusammen,

ich hab in letzter Zeit gelegentlich mal was von dem Studiengang "Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus" an der Uni Hildesheim bzw. von den Studiengängen Prosa, Lyrik und Dramatik an der Uni Dresden gehört. Leider gibt es dazu so gut wie keine Info oder Berichte. Deswegen wollte ich euch faregn, ob ihr schon mal was davon gehört habt, und wenn ja was. Oder ob ihr jemanden kennt, der das schon gemacht hat. Oder vielleicht jemanden, der einen Freund hat, der jemanden kennt...
Ist ja meines Wissens in Deutschland die einzige Möglichkeit etwas in dem Bereich zu studieren, mal abgesehen von den klassischen Studiengängen wie GErmanistik etc. Oder bin ich falsch informiert?
Ich hoffe, ihr wisst mehr!
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[) i r k
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Re: Frage

Beitragvon [) i r k » 21.09.2004, 21:17

Schriftstellerei studieren?
Ein Diplom im Kreativesschreiben?

Leute, wenn ihr Schreiben lernen wollt, dann tut mir bitte einen Gefallen und vergesst nicht, was das Wichtigste ist: Inhalte. Also beschäftigt euch nicht nur mit dem Schreiben an sich (was auch wichtig ist) und werdet Fachidioten, sondern studiert Medizin oder Jura oder was weiß ich. In der Germanistik findet man keine Geschichten, außer denen, die schon jemand anderes geschrieben hat. Die Germanisten, die ich kenne, sind lausige Schreiber - und stehen dem Selberschreiben häufig auch sehr skeptisch gegenüber. Werkanalyse und Werkschaffen sind halt zwei paar verschiedene Schuhe. Beschäftige dich mit den Menschen, Fee, das erscheint mir viel wichtiger - reise durch die Welt, sammle Erfahrungen, lass dich inspirieren ... lies, lern und schreib, schreib, schreib. Oder glaubst du, wenn jemand nach 3 Jahren mit seinem BA Kreaschrieb beim Lektorat des Suhrkamp Verlags klopft, wird ihm das Tür und Tor öffnen? Ich bezweifle es.

Was erwartest du von so einem Studiengang?

Das war jetzt nicht, was du wissen wolltest ... ich weiß, sorry.
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razorback
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Re: Frage

Beitragvon razorback » 21.09.2004, 21:29

Ich bin auch skeptisch, wenn es um Studien in Kreativität geht, aber ich kann das nicht beurteilen, weil ich diesen Studiengang nun gar nicht kenne.

Was mich aber etwas misstrauisch macht, ist die Kombination ""Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus". Denn von Journalismus verstehe ich etwas, und die Arbeit des Journalisten hat mit der des Schriftstellers gerade so viel zu tun, das beide schreiben und beide recherchieren. Sonst nichts. Das in einen Studiengang zu packen erscheint mir widersinnig.
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Re: Frage

Beitragvon Fee » 21.09.2004, 21:49

Hey Dirk,
ganz ruhig und auf dem Teppich bleiben!!!
Ich weiß nicht, ob du weißt, was der Studiengang überhaupt beinhaltet.
Beschäftige dich mit den Menschen, Fee, das erscheint mir viel wichtiger - reise durch die Welt, sammle Erfahrungen, lass dich inspirieren ... lies, lern und schreib, schreib, schreib.

Das, was du vorschlägst zu tun, tue ich größtenteils schon seit Jahren und jetzt wollte ich einfach wissen, ob irgendjemand mit dem Studiengang schon Erfahrungen gesammelt hat. Und außerdem schließt das eine das andere ja nicht aus!
Oder glaubst du, wenn jemand nach 3 Jahren mit seinem BA Kreaschrieb beim Lektorat des Suhrkamp Verlags klopft, wird ihm das Tür und Tor öffnen? Ich bezweifle es.

Das halte ich genau dann für wahrscheinlich, wenn dahinter eine Person mit Talent, guten Ideen und dem nötigen KnowHow steckt.

Und um das nötige Knowhow geht es m.E. bei dem Studiengang und darum, so viel zu schreiben, wie es geht, auszuprobieren, zu lernen, Erfahrungen zu sammeln.

Ich glaube nicht, dass man da lockerflockig 3-5 Jahre studiert und dann ein erfolgreicher Autor ist. Darum geht es mir selber auch nicht. Ich persönlich will einfach mehr über das Schreiben lernen, erfahren, mich mit anderen austauschen, probieren, experimentieren...
Darum geht es mir.

Aber das Getue von Schreibenden nervt mich, wenn so etwas so strikt abgelehnt wird, ohne auch nur ein bisschen darüber nachzudenken, welchen Nutzen so etwas haben KÖNNTE. Wieso glauben so viele Schreibende, dass man entweder einfach schreiben können muss von der Wiege an oder dass man es sein lassen sollte? Wieso fühlen sich viele immer als (meistens verkannte) Genies, die von der Welt nicht verstanden werden und die sich nicht mit so weltlichen und normalen Dingen wie einem Studium beschäftigen können?
Wieso wehren sich Schreibende so sehr dagegen, dass man die Kunst des Schreibens auch erlernen kann? Natürlich braucht man ein gewisses Maß an Talent um Erfolg zu haben, aber man kann es auch lernen. Und was soll falsch daran sein, das richtig intensiv tun zu wollen? Egal ob mit oder ohne Talent.
Ich weiß nicht, wieviel du über diese Studiengänge weißt, aber ich fand dein Urteil etwas vorschnell, ganz ehrlich gesagt.

Und Jura finde ich übrigens richtig scheiße. ;-) Ein Studium, auf das ich keine Lust habe, hat mir gereicht.
Sorry, wenn ich zu emotional geworden bin.
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Re: Frage

Beitragvon Fee » 21.09.2004, 21:58

Hi Razor,

also, ich will ja nicht sagen, dass das total toll ist, aber irgendwie fühle ich mich so genötigt, mich zu rechtfertigen! ;-)
Also, es geht ja nicht darum, dort Kreativität zu lernen. Sondern um Schreiben, Literatur, Musik, Theater etc. Und am Ende ist man Kulturwissenschaftler. Das heißt ja nun nicht, dass man besonders kreativ ist oder für sich in Anspruch nimmt, Autor zu sein.

Ich würde außerdem einen Journalisten auch nicht mit einem Kulturjournalisten gleichsetzen. Aber da hast du vielleicht mehr Ahnung!

Wie gesagt, ich wollte ja auch nur wissen, ob irgendjemand schon mal was darüber gehört hat.
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Re: Frage

Beitragvon Surjaninov » 21.09.2004, 22:14

Fee, erlaube mir die Frage, ob du vor hast besagten Studiengang zu machen, dich zu bewerben, oder ob du wohlmöglich schon dabei bist. Oder ob du dich nur so dafür interessierst.
?

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Re: Frage

Beitragvon Edekire » 21.09.2004, 22:24

Dumdidum, ich muss zugeben ich habe auch nicht die durchschlagenste Ahnung, aber ich habe bei einem Workshop mit einer Lektorin ein Gespräch darüber gehört. Die sagte, dass es für sie möglich ist an den Texten zu hören, das der Autor einen der von dir genannten Studiengänge besucht hat. Das finde ich sehr kritisch. Wenn das wirklich für einen geübten leser möglich ist, muss sich dort eine gewisse Ähnlichkeit entwickelt haben. Ich halte das nicht gerade für Wünschenswert muss ich zugeben. Diese Lektorin sagte eigentlich genau das gleiche wie Dirk.

ich weiß natürlich nicht ob dir das hilft, aber ich fände die idee, das meinem Text anzuhören ist, wo ich studiert habe, ziemlich bedenklich. Du kannst dich ja einfach mal bewerben, wenn sie dich nehmen kannst du immer noch entscheiden.
Versuch macht Kluch...oder so...ich wollte das nicht. Ich möchte nicht anfangen über schreiben zu schreiben, ich will mich lieber nicht zu sehr um mich selber drehen. Besser was anderes machen, arbeiten, oder was weiß ich.

nur meine Meinung

:-)

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Re: Frage

Beitragvon Silentium » 21.09.2004, 22:27

Wartet's mal... sagte nicht cute sushi lunches beim Januartreffen, sie sei an so einem ähnlichen Studiengang in Leipzig interessiert? Sie ist zwar momentan wenig im forum, aber man könnte ihr ja man deswegen 'ne mail schicken.
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
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Beitragvon Spiderman » 21.09.2004, 22:38

Meine Empfehlung: Hieranonymus fragen. Der studiert nämlich das Schreiben in Leipzig.

Sich für ein paar Jahre intensivst mit dem eigenen Schreiben auseinander zu setzen, halte ich übrigens für sinnvoll. Es braucht halt auch einiges an Handwerkszeug. Ein Studium mag dabei hilfreich sein, man muss natürlich einiges an Talent schon mitbringen.

Gruß

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Re: Frage

Beitragvon razorback » 21.09.2004, 22:42

So, ich habe gerade mal versucht, mich auf der Website der Uni Hildesheim schlau zu machen, betreffs "Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus". Der Begriff "Kulturjournalismus" ist da leider nicht definiert, aber ich kann mir nur eine Definition denken, die sinnvoll scheint:

Ein Journalist, der über Kultur berichtet (also der klassische Feuilleton-Redakteur) oder Öffentlichkeitsarbeit für kulturelle Einrichtungen betreibt.

So jemand ist grundsätzlich schon mit jedem anderen Journalisten vergleichbar, er beackert eben ein spezielles Arbeitsfeld. Aber die Techniken, Formen etc. sind grundsätzlich die selben wie bei einem Politik- oder Sportjournalisten. Es geht eben nur um andere Bereiche. Insofern scheinen mir die Kenntnisse, die da vermittelt werden schon ganz nützlich. Zitat von der Website der Uni Hildesheim:

Hier werden das Handwerkszeug für professionelles, sach- und mediengerechtes Schreiben vermittelt, die notwendigen künstlerischen und wissenschaftlichen Grundlagen studiert und Einblicke in das Berufsfeld der Kulturvermittlung gegeben. Neben dem Hauptfach "Schreiben und Literatur" gehören das Pflicht-Beifach "Theater und Medien", Bildende Kunst oder Musik als Wahlpflicht-Beifach sowie im Hauptstudium der Bereich Kulturpolitik und Kulturmanagement zum Studiengang. Zudem werden Pädagogik, Philosophie, Politische Wissenschaft, Psychologie oder Soziologie als weiteres Beifach angeboten.


Das ist alles für einen Journalisten in diesem Bereich sehr nützlich. Was mir fehlt sind Dinge wie Medienrecht, journalistische Darstellungsformen, Redaktionspraktika u.Ä. Aber so, wie das hier steht, ist das für einen angehenden "Kulturjournalisten" sicher nicht schädlich.

Was mich da ein wenig irritiert ist das "kreative Schreiben", denn davon taucht hier eigentlich sehr wenig auf. Ich gehöre übrigens nicht zu denen, die Schreibkurse generell ablehnen. Wäre auch etwas schizophren, schließlich lerne ich seit einem halben Jahr das Drehbuchschreiben. Ich bin nur der Meinung, Kreativität kann man nicht lernen und Talent muß man haben. Aber Aufbau, Charakterzeichnung und solche Dinge, Einblicke in den Markt und letztlich die Diskussion mit anderen Autoren und erfahrenen Dozenten, das kann sicherlich sehr lehrreich sein. Nur - davon steht hier nichts.

Was ich grundsätzlich ablehne, ist der "Diplom-Schriftsteller". Aber von dem, das muß man fairerweise sagen, ist da ja auch nicht die Rede,
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Re: Frage

Beitragvon Fee » 21.09.2004, 23:41

Hallo zusammen!
Erstmal danke an alle für eure Statements.

@Surja: Also gerade bereite ich mich noch auf mein Examen in einem anderen Studiengang vor. Ob ich das machen oder mich bewerben möchte, weiß ich noch nicht. Ich wollte nur mal eure Meinung dazu hören.

@ Edekire: wenn man das einem Text anhören sollte, dann ist das in der Tat nicht besonders gut. Dass man da genommen wird, ist eher unwahrscheinlich aufgrund der wenigen Studienplätze, die so zur Verfügung stehen. Aber ich weiß ja auch nicht, ob ich das will.

@Silentium und Spiderman: Danke, ich werde die beiden mal fragen.

@Razorback:Zum kreativen Schreiben steht da tatsächlich sehr wenig. Ich hab mir mal die Seminarliste angeschaut und da taucht das doch öfter mal auf. Aber wie ausführlich und was das ist, weiß ich auch nicht.


Jedenfalls nochmals danke an alle.
Liebe Grüße
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Re: Frage

Beitragvon [) i r k » 21.09.2004, 23:57

Hallo Fee
Ich weiß nicht, wieviel du über diese Studiengänge weißt,

Zugegeben, ich weiß nichts über diese Studiengänge, aber ich kenne diese Art von Seminare "Kreatives Schreiben", die auch an meiner Universität angeboten werden. Meine Meinung ist eindeutig: dort lernt man nicht schreiben. Aber das sind persönliche Erfahrungen und nicht verallgemeinerbar. Die Autoren, die dir wirklich sagen könnten, wie's geht, wirst du nicht an einer Uni finden ... aus verschiedenen Gründen. Das hat zum einen mit dem Management und der Struktur deutscher Hochschulen zu tun, zum anderen mit der Tatsache, dass wer schreibt, eben vor allem Dingen eines tut und sich fast ausschließlich darauf konzentriert: auf's Schreiben. Und nicht auf einen Lehrauftrag. Das ist wahrscheinlich der selbe Zwiespalt wie bei Lehre und Forschung.
... aber ich fand dein Urteil etwas vorschnell, ganz ehrlich gesagt.

Ich weiß. Aber du hast nicht das Argument verstanden, um das es mir eigentlich ging. Und das ist ein sehr einfaches, ein, wenn man sich etwas mit Literatur und Literaturgeschichte beschäftigt hat, sehr einleuchtendes.
Hey Dirk,
ganz ruhig und auf dem Teppich bleiben!!!

Genau, darum geht's: Auf dem Teppich bleiben. Ich lass das mal als Metapher so stehen. Ausdeuten kannst du dir das selbst ...
Und außerdem schließt das eine das andere ja nicht aus!

Oh doch, glaub mir, Wissenschaft und Kunst, Lehre und Handwerk, Wissen und Können, Know-how und Produktion, Theorie und Praxis, Anspruch und Wirklichkeit ... das schließt sich häufig aus. Das ist ein Klischee und doch auch häufig die Wahrheit.
Und um das nötige Knowhow geht es m.E. bei dem Studiengang

Ich streite gar nicht ab, dass man dir in diesen Studiengängen jede Menge Know-how, Fertigkeiten und Tipps und Tricks beibringen wird, aber darum ging es mir gar nicht. Es ist ganz einfach meine Überzeugung, dass das sprachliche-technische Know-How gar nicht das Entscheidende ist, was für das schriftstellerische Schreiben notwendig ist. Und mehr wollte ich auch nicht gesagt haben. Nein, ich würde auch nicht Jura oder BWL studieren wollen, aber ich glaube, jedem, der die ernste und im hohen Maße illusorische Absicht hat, Schriftsteller zu werden, dem sei jedes Studium empfohlen, das nichts mit Germanistik oder irgendeinem anderen hermeneutisch-literaturwissenschaftlichen Kopfsalat zu tun hat. Er oder sie sollte sich wohl eher mit moralischen und anthropologischen, mit psychologischen oder soziologischen, mit naturwissenschaftlichen und ökologischen Fragen befassen, anstatt mit Goethe oder mit Semantik.
Aber das Getue von Schreibenden nervt mich, wenn so etwas so strikt abgelehnt wird, ohne auch nur ein bisschen darüber nachzudenken, welchen Nutzen so etwas haben KÖNNTE. Wieso glauben so viele Schreibende, dass man entweder einfach schreiben können muss von der Wiege an oder dass man es sein lassen sollte? Wieso fühlen sich viele immer als (meistens verkannte) Genies, die von der Welt nicht verstanden werden und die sich nicht mit so weltlichen und normalen Dingen wie einem Studium beschäftigen können?

Tja, im Grunde ist DAS genau mein Argument: auf dem Teppich bleiben. Ich empfehle dir ein Studium, sehr sogar. Aber, um Journalistin zu werden, musst du nicht Journalismus studieren und um Schriftstellerin zu werden, musst du nicht nach Hildesheim.

Mir ist es egal, was du machst. Aber ein Tipp gebe ich dir noch: such dir wahrlos fünf Autorenbiographien von Schriftstellern, die du persönlich schätzt, und lies sie. Du wirst auf journalistische Karrieren stoßen, du wirst auf Leute stoßen, die (wenn überhaupt) Jura, Medizin, Geschichte oder Theologie studiert haben. Aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird niemand dabei sein, der Germanistik, Philologie, Journalismus oder einen anderen Studiengang, von dem wir gesprochen haben, studiert hat.

Liebe Grüße,
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Re: Frage

Beitragvon Fee » 22.09.2004, 00:39

Hi Dirk,

also erstmal danke für deine Meinung. Ich glaube wir haben uns missverstanden.

Oh doch, glaub mir, Wissenschaft und Kunst, Lehre und Handwerk, Wissen und Können, Know-how und Produktion, Theorie und Praxis, Anspruch und Wirklichkeit ... das schließt sich häufig aus. Das ist ein Klischee und doch auch häufig die Wahrheit.

Oh, und was ist dann mit Musikern? Ich kenn doch einige, die singen oder diverse Instrumente spielen und ebendas studieren. Und das schließt sich überhaupt nicht aus. Im Gegenteil: Ohne ist es doch recht schwierig. Das mag sich nicht eins zu eins auf das Schreiben übertragen lassen, aber ich glaube nicht, dass das zwei unvereinbarliche Gegenstätze sind.

Nein, ich würde auch nicht Jura oder BWL studieren wollen, aber ich glaube, jedem, der die ernste und im hohen Maße illusorische Absicht hat, Schriftsteller zu werden, dem sei jedes Studium empfohlen, das nichts mit Germanistik oder irgendeinem anderen hermeneutisch-literaturwissenschaftlichen Kopfsalat zu tun hat. Er oder sie sollte sich wohl eher mit moralischen und anthropologischen, mit psychologischen oder soziologischen, mit naturwissenschaftlichen und ökologischen Fragen befassen, anstatt mit Goethe oder mit Semantik.

Dafür ist es bei mir leider zu spät, ich studiere bereits Germanistik und es macht mir sehr viel Spaß und ich genieße es, so viel über Sprache und Autoren und ihre Werke zu lernen. Aber ich stimme dir zu, dass andere Studiengänge für angehende Autoren sicherlich sinnvoller sind.

Beim Journalismus bin ich mir da nicht so sicher, da zählen meines Erachtens die Fertigkeiten und das Knowhow. Und mal ehrlich gesagt: wieviel zählt denn da noch (und in der ganzen Branche) das eigene Talent? Und wieviel Beziehungen und das, was man bisher "geleistet" hat?

Aber ich schreibe sehr gerne, und zwar sehr gerne auch wissenschaftliche Texte, und ich lese gerne, setze mich gerne mit Autoren und ihrer Geschichte auseinander etc.
Und ich möchte was damit anfangen.

Leute, die genügend Talent haben, brauchen so etwas nicht, das sehe ich auch so und dafür gibt es ja genügend Beispiele. Und die anderen?

Ich halte mich nicht für sehr talentiert, aber ich möchte dazu lernen. Ich glaube nicht, dass mein Mut ausreicht, um zu sagen, dass ich Schriftsteller werden möchte. Aber ich glaube, dass meine Fähigkeiten ausbaufähig sind und das ist genau das, was ich tun möchte.
Vielleicht. Das ist wahrscheinlich überhaupt das Problem: dass ich nicht weiß, was ich will, was ich soll und was gut ist.
Die typische Was-soll-ich-nur-mit-meinem-Leben-anfangen-Krise-und-Orientierungsphase.

Ich werde über deine Meinung auf jeden Fall noch etwas nachdenken, denn ich kann deine Argumente schon nachvollziehen.

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