Schreibspiel

Warum schreiben wir? Wie werde ich reich und berühmt durch meine Bücher? Was macht die besondere Schönheit des Adjektivs aus?
Surjaninov
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Schreibspiel

Beitragvon Surjaninov » 19.10.2004, 22:40

Schreibspiel / Schreibübung

Ich möchte hier mal ein Schreibspiel vorschlagen. [Es folgt dem Buch: STILÜBUNGEN (Exercices de style,)von Raymond Queneau, Übersetztung: Ludwig Hartig & Eugen Helmlé,
(Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 1990)

Es gibt einen Ausgangstext (Angaben). Dieser wird unter Beachtung verschiedener Gesichtspunkte bearbeitet, bzw. UMGESCHRIBEN. Man ist dabei sehr frei. Die Übung richtet sich immer nach den vorgegebenen Überschriften. Die Länge des Textes ist nicht unbedingt wichtig. Ich werde unten noch einige Beispiele posten.

Ich würde einige Regel vorschlagen. Bin denen auch gefolgt. Oder wie man das sagt.

Zeit: Nicht länger als 15-20 Minuten
Unfang: Maximal so circa ein DIN A5 Seite
Ihr solltet das in einem wegschreiben,
und es nicht zu wichtig nehmen

Mal sehen wie viele von euch Lust dazu haben. Wir können es ja hier mal ausprobieren.
Dann könnte jeder erstmal ein Wort/ Überschrift vorschlagen, dann suchen wir eines aus, und dann geht es los. Hinterher können wirs dann besprechen, oder auch nicht.

So, ihr müsst jetzt alle mitmachen.

lg
Surja

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Re: Schreibspiel

Beitragvon Surjaninov » 19.10.2004, 22:42

Angaben
der Ausgangstext


Im Autobus der Linie 5, zur Hauptverkehrszeit. Ein Kerl von etwa sechsundzwanzig Jahren, weicher Hut mit Kordel anstelle des Bandes, zu langer Hals, als hätte man daran gezogen. Leute steigen aus. Der in Frage stehende Kerl ist über seinen Nachbarn erbost. Er wirft ihm vor, ihn jedesmal, wenn jemand vorbeikommt, anzurempeln. Weinerlicher Ton, der bösartig klingen soll. Als er einen leeren Platz sieht, stürzt er sich drauf. Zwei Stunden später sehe ich ihn an der Cour de Rome, vor der Gare Saint-Lazare, wieder. Er ist mit einem Kameraden zusammen, der zu ihm sagt: "Du solltest dir noch einen Knopf an deinen Überzieher nähen lassen." Er zeigt ihm wo (am Ausschnitt) und warum.

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Re: Schreibspiel

Beitragvon Surjaninov » 19.10.2004, 22:46

Besipiele


Wortkomposition

Ich autobusplattformte mit-mengenähnlicherweise in einem lutecio-meridionalen Zeitraum und nachbarlichte mit einem langhalslichen, rotznasigen Kordelumdenhutgetüm. Selbiges sagte zu einem Irgendanonym: "Sie anrempelscheinen mich." Dies ausgestoßen, freiplatzte es sich gierig. In einer späteren Raum-Zeitlichkeit sah ich es wieder, wie es mit einem X saintlazarierte, der zu ihm sagte: "Du solltest deinen Überzieher knopfvervollständigen." Und er warumerklärte ihm die Sache.



Interjektionen

Pst! he! ah! oh! hm! ah! uff! eh! nanu! oh! bah! puh! hui! uh! ei! na! he! pah!

Nanu! eh! bah! oh! he! naja!



Traum

Mir schien, als sei alles neblig und perlmuttern um mich her, ich nahm zahllose und undeutliche Wesen wahr, unter denen sich indes die Gestalt eines jungen Mannes abzeichnete, dessen zu langer Hals allein schon den zugleich feigen und widerspenstigen Charakter der Person anzuzeigen schien. Anstelle des Bandes trug er ein geflochtenes Seil um den Hut. Er stritt sich darauf mit einem Individuum herum, das ich allerdings nicht sah; dann stürzte er sich, wie von plötzlicher Angst gepackt, in den Schatten eines Ganges.

Ein anderer Teil des Traumes zeigt ihn mir in der grellen Sonne, vor der Gare Saint-Lazare wandelnd. Er ist in Begleitung eines Gefährten, der zu ihm sagt: "Du solltest dir noch einen Knopf an deinen Überzieher nähen lassen." Darüber wachte ich auf.



Rückwärts

Du solltest noch einen Knopf an deinen Überzieher nähen, sagte sein Freund zu ihm. Ich traf ihn mitten auf der Cour de Rome, nachdem ich ihn, sich gierig auf einen Sitzplatz stürzend, zurückgelassen hatte. Er hatte gerade gegen die Knüffe eines anderen Fahrgastes protestiert, der, sagte er, ihn jedes Mal anstieß, wenn jemand ausstieg. Dieser abgezehrte junge Mann war Träger eines lächerlichen Hutes. Dies geschah heute Mittag auf der Plattform eines vollbesetzten S.



Genauigkeiten

In einem 10 m langen, 3 m breiten und 6 m hohen Autobus der Linie S rief um 12.17 Uhr, gerade als er 3 km 600 m von seinem Ausgangspunkt entfernt und mit 48 Personen beladen war, ein 27 Jahre, 3 Monate und 8 Tage altes, 1,72 m großes und 65 kg schweres Individuum männlichen Geschlechtes, das einen 35 cm langen Hut trug, dessen Kalotte von einem 60 cm langen Band umgeben war, einen 48 Jahre, 4 Monate und 3 Tage alten Mann, der 1,68 m maß und 72 kg wog, mit Hilfe von 14 Wörtern an, deren Vortrag 5 Sekunden dauerte und auf unfreiwillige Platzverschiebungen von 15 bis 20 mm anspielten. Dann ließ es sich etwa 1,10 m weiter nieder.

57 Minuten später befand es sich etwa 10 m vor der Gare Saint-Lazare, am Eingang für den Vorortverkehr, und lustwandelte dort auf einer Strecke von 30 m mit einem 28jährigen Kameraden, Größe 1,70 m, Gewicht 71 kg, der ihm in 15 Wörtern den Rat erteilte, einen Knopf von 3 cm Durchmesser um 5 cm Richtung des Zenits zu versetzen.



Die subjektive Seite

Ich war gar nicht so unzufrieden mit meiner Kleidung, an diesem Tag heute. Ich weihte einen neuen, recht kecken Hut ein und einen Überzieher, von dem ich wirklich nur das Beste dachte. Vor der Gare Saint-Lazare X getroffen, der es darauf anlegt, mir den Spaß zu verderben, indem er mir zu beweisen suchte, daß dieser Überzieher zu weit ausgeschnitten sei und daß ich noch einen zusätzlichen Knopf daran anbringen sollte. Meine Kopfbedeckung zu kritisieren hat er allerdings nicht gewagt.

Kurz zuvor hatte ich auf elegante Weise einen alten Flegel fertiggemacht, der mich doch jedes Mal, wenn beim Ein- oder Aussteigen jemand vorbeikam, absichtlich grob behandelte. Dies trug sich in einem jener unsauberen Autobi zu, die sich genau zu der Stunde mit Populus füllen, in der ich sie zu benutzen die Güte habe.


---
So weit erstmal.

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Re: Schreibspiel

Beitragvon Fee » 20.10.2004, 00:39

Wir können's ja mal versuchen. Ich will gerne dabei sein (wenn es mich dann nicht gerade überfordert! :-) ).
"Ich kann nicht mit dir spielen", sagte der Fuchs. "Ich bin noch nicht gezähmt!"

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Re: Schreibspiel

Beitragvon Surjaninov » 20.10.2004, 00:42

Ach, das ist ganz einfach und geht ganz schnell. Es ist ja nur ein Übung/ ein Spiel. Es ist ja jedem selbst überlassen was er daraus macht. Also... :-)
Wo sind die anderen?

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Re: Schreibspiel

Beitragvon Silentium » 20.10.2004, 20:19

Klingt lustig.
Dabeibin.

Überschriftenvorschlag:
Solidarität mit der bürgerlichen Wärmeflasche

Man lese daraus die momentanen Wetterverhältnisse...
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Re: Schreibspiel

Beitragvon Edekire » 21.10.2004, 01:13

Je nachdem ob ich Zeit habe und ob mir die Überschriften gefallen mach ich auch mit :-)
vermutlich mal eine gute übung das nciht ganz so erst zu nehmen...
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
sarah kane

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Re: Schreibspiel

Beitragvon Silentium » 21.10.2004, 15:41

Nebenbei: Lohnt sich der Ankauf von dem Stilübungsbuch? Ist das gut?

Ernster gemeinte Überschriften als das mit der Wärmeflaschen:
Im Dialekt/Mundart
Episch (... Wohlan, wir woll'n verkünden, dass dereinst ein schwangenhalsiger Jüngling...)
Umständlich
So kurz wie möglich
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Re: Schreibspiel

Beitragvon Fee » 21.10.2004, 17:02

Oh ja, lasst uns doch alle was in einem Dialekt schreiben, das fänd ich super! :fun: (Das sind auch immer mein Lieblingsseminare!) Welche Dialekte hättet ihr denn anzubieten??
"Ich kann nicht mit dir spielen", sagte der Fuchs. "Ich bin noch nicht gezähmt!"

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Re: Schreibspiel

Beitragvon Silentium » 21.10.2004, 17:09

Oberösterreichisch und, mit Hilfe meiner Mutter, Vorarlbergisch (sehr, sehr nah am Schweitzerdeutschen...) Du? :-D
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Re: Schreibspiel

Beitragvon Edekire » 21.10.2004, 17:38

mit mühe vielleicht berlinerisch..ka ob ich das hinkrieg, Platt, wenn ich meine mutter frag...denke ich zumindest...spreche gar keinen Dialekt richtig...klinge ja auch irgenwie noch nach Ruhrgebiet, aber das uahc nicht richtig...
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
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Re: Schreibspiel

Beitragvon Surjaninov » 21.10.2004, 19:26

Hej

Ich kenne das Buch gar nicht. Kann dir also nicht sagen ob es sich lohnt es zu kaufen Slitentium. Ich hab das Spiel in nem Kurs kennengelernt. Die Gescichten waren aber alle besser als die aus dem Buch kopierten.

Also ich kann als Dialekt nur Hochdeutsch. Aber ich würde denn Dialekt eines Betrunkenen nehmen. Oder so... ;-)

Ah alle deine Vorschlage sind gut Silentium. Wollen wir erstmal sammeln oder den Dialekt zum Einstieg nehmen. Was sagen die anderen? Fee? Ede?

Ich hätte noch:
- gefühlt
- farblich
- aus der Sicht eines Frosches

---

Findet sich noch jemand der mitmachen möchte??? :-)

---

Je nachdem ob ich Zeit habe und ob mir die Überschriften gefallen mach ich auch mit
vermutlich mal eine gute übung das nciht ganz so erst zu nehmen...


- Ach das geht ganz schnell. Zehn Minuten würden auch ausreichen. Wir zählen auf dich! :-D

---

3xlg
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Re: Schreibspiel

Beitragvon Edekire » 21.10.2004, 19:38

ich schlage vor: wütendes Wörterbuch...das in eine art Dudenform zu pressen meine ich.
Märchen
reklame
Verpackungsbeilage (vermutlich bei den meisten sachen sehr schwierig)
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Re: Schreibspiel

Beitragvon Khadija » 21.10.2004, 22:13

Klingt lustig. Also wenn ich genug Zeit habe, bin ich dabei. Dialekt sprech ich allerdings gar keinen richtig.
...words strain,
Crack and sometimes break, under the burden,
Under the tension, slip, slide, perish,
Decay with imprecision, will not stay in place,
Will not stay still.

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Re: Schreibspiel

Beitragvon Fee » 22.10.2004, 01:52

So richtig sprechen kann ich auch keinen Dialekt, aber schreiben wird schon gehen. Also ich weiß theoretisch wie man ihn spricht, aber praktisch tu ich's nicht.
Alemannisch ist übrigens so der Dialekt meines Herzens :-D
Die Überschrift? Ist mir ehrlich gesagt relativ egal. Wir können ja einfach mal loslegen und schauen, was draus wird.
Ich füge mich euren Entscheidungen (ABER NUR IN DIESEM FALL )
:-p
"Ich kann nicht mit dir spielen", sagte der Fuchs. "Ich bin noch nicht gezähmt!"


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