Warum ich gerade Marx lese.

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 09.02.2009, 20:10

@tolya
das ist selbst für mich viel zu viel bushbashing.

Hast du vielleicht schon "W. - ein missverstandenes Leben" gesehen?
W. – Ein missverstandenes Leben

Das besondere an diesem Film: dass er sich um einen Erklärungsansatz bemüht. Das fand ich zur Abwechslung mal wirklich erholsam - im Gegensatz zu diesem 08/15-Bush-Bashing, das ja so zum Mainstream geworden ist, dass man es schon wieder hinterfragen muss... ein Film, der mich auch ein bisschen mit Oliver Stone versöhnt hat, den ich früher als Regisseur sehr geschätzt habe.

Der Film ist auch besonders "anregend" in Bezug auf das, was hinter den Kulissen des Weißen Hauses geschah, als der Irak Krieg geplant wurde. Hervorragende Dialoge - und zwar wirklich Dialoge. Ich habe dadurch z.B. auch ein ganz anderes Bild des ehemaligen Außerminsters Colin Powell bekommen.
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 09.02.2009, 20:33

2009 ist ein großartiges Jahr, um eine Bank zu gründen

Tja, Tolya, vielleicht sollten wir zusammen eine Gemeinschaftsbank gründen mit einer Art von Internet-Community, die als Kreditgeber fungiert. Vielleicht nach dem Modell von Muhammad Yunus, nur eben übertragen auf den deutschen Mittelstand.

Gibt es allerdings schon, etwa:
smava soll so funktionieren: Kreditnehmer geben online bei smava in einem Kreditprojekt an, wie viel Geld zwischen 500 und 10000 Euro sie für welchen Zweck benötigen und wie hoch der Zins ist, den sie zu zahlen bereit sind. Anleger können von 500 bis zu insgesamt 25000 Euro in Kreditprojekte investieren.

„Ein Kreditmarktplatz ermöglicht es Anlegern und Kreditnehmern, sich die bei Bankgeschäften übliche Spanne zwischen Einlagen- und Kreditzins zu teilen - davon profitieren beide.“ sagt Alexander Artopé, Geschäftsführer der smava GmbH mit Sitz in Berlin.

Quelle: TecChannel,
"Kredit 2.0: smava vermittelt Community-Kredite"

http://www.smava.de/
http://www.auxmoney.com/
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 09.02.2009, 22:54

oh, oho, dirk- eine bank gründen, das ist ein wahrlich guter joke ;-)

fehlt ja noch in meiner biografie.

etwa vor einem jahr schrieb ich als apho, sinngemäß: sie wollen eine bank ausrauben, aber sind zu feige? dann nehmen sie doch einen großkredit auf?! ;-)

nur ob sich das bei einer hyperinflation tatsächlich rechnen würde, weiß ich nicht. vermutlich würden die schulden einfach mit inflationiert. sonst würde ja das ganze system auf komplett null heruntergefahren ...

W. als film - ich hab mal die vorschau im clip gesehen. von o-stone bin ich nicht eben ein fan, und die vorschau zeigte mir einen bush, der einem mad-comic entstiegen zu sein schien?! ;-)
aber eine vorschau ist halt immer nur eine vorschau ... ich stehe nur nicht so auf komödien, und mir kam er sehr komödienmäßig vor.

eher zieht es mich in den neuen tomtykwer-film, wenn er denn in die kinos kommt ...


ja, es wird schon sehr negativ über die ganze chose geschrieben. aber das krise-als-chance-gerede ist auch nur ein halber trost.
mich beängstigen aber eher andere themen. neue technologische entwicklungen, siehe den anderen thread von wegen 'zukunftswelten'.

achja, und wie veranschaulicht man eine billion in den USA? ich schätze mal, dort leben 300 mio menschen, also sind das etwa 3.000 dollar pro nase. also 1-2 monatsgehälter. und ob das von der gegenwärtigen preisdeflation aufgefangen wird, steht zu bezweifeln ... ich denke, als politiker versucht man in solch einem fall, dass alle akteure etwa gleichmäßig 'verlieren'. so bleibt der soziale frieden (untereinander) einigermaßen gewahrt. also: keine progrome gegen bankster, keine aufstände der leidenden unterschicht etc..

deine sprachkritik unterschreibe ich voll und ganz.

na - schaumermal, wie es weitergeht.
für mich kommt auf lange sicht eh nur eine weltregierung in frage. und mit ihr auch eine art weltbank.
es braucht neue kontrollstrukturen ...

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 10.02.2009, 03:43

etwa vor einem jahr schrieb ich als apho, sinngemäß: sie wollen eine bank ausrauben, aber sind zu feige? dann nehmen sie doch einen großkredit auf?! ;-)

Erinnert mich spontan an das Brecht-Zitat:

"Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?"
für mich kommt auf lange sicht eh nur eine weltregierung in frage. und mit ihr auch eine art weltbank.
es braucht neue kontrollstrukturen ...

Eine Weltbank haben wir ja schon, wiewohl die primär für amerikanische Interessen steht. Aber ich gebe dir Recht: Eine globaler Markt erfordert eine globale Finanzaufsicht und eine globale Finanzaufsicht erfordert eine globale Gesetzgebung. Der jetzt wieder aufkommende staatliche Protektionismus, die Subvention und Teilverstaatlichung von einzelnen Wirtschaftsbereichen ist keine Lösung, sondern ein Rückschritt. Aber ich glaube allerdings auch nicht an die Einführung neuer Regularien und Kontrollstrukturen, sondern an eine effektive Restrukturierung des Marktes - und damit meine ich vor allem eine Neudefinition des Geldes. Okay, genau genommen ist das natürlich auch eine Regulierung und sie müsste ebenfalls global durchgeführt werden, ansonsten wäre sie wirkungslos. Aber davon sind wir noch weit, noch sehr weit entfernt...
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 17.02.2009, 13:46

genau, den brecht hatte ich da auch in den sinn ;-)


hier ein link zu einem artikel mit vielen zahlen. ist aber spannend ... fast schon ein thriller ...

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29752/1.html

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 17.02.2009, 20:40

Ein wirklich sehr guter Artikel!!! Danke für den Link.

Etwas ähnliches habe ich heute im Manager-Magazin gelesen, aber lange nicht so prägnant und drastisch wie der Heise-Artikel:
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,599661,00.html

Übrigens als Fussnote zu deinem Artikel - z.B. zur Erklärung was unter einem "Kondratieff-Winter" zu verstehen ist, mag dieser Link noch ganz hilfreich sein:
http://www.goldseiten.de/content/kolumnen/artikel.php?storyid=2707&seite=0

Bisher habe ich mir nur Sorgen gemacht.

Gruß,
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 17.02.2009, 20:54

Die ökonomischen Strukturen, die sich in den letzten Jahrzehnten in den USA aufgebaut haben, konnten nur überleben, da sich der langfristige Zins immer mehr gegen Null bewegte. Wollte man das weitere Überleben auf diese Art und Weise sicherstellen, müsste der Zins negativ werden, was eigentlich beweisen würde, dass der gegenwärtige Wert des Geld in der Zukunft viel tiefer liegen wird. Dies zeigt, dass es sich schon heute nicht mehr lohnt, Geld bei einer Bank einzubezahlen, da man zukünftig weniger dafür zurückbekommt. Bei negativen Zinsen oder einem Zinssatz von Null lohnt es sich sogar, noch weitere Schulden zu machen oder aber Gold und Silber zu kaufen, denn wenn die Inflation zurückkehrt, wird sich das Schuldenproblem durch Zerstörung der Währung von selbst erledigen.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29752/1.html

Der Autor ist zwar der Meinung, dass ein "negativer Zins" absurd ist und nicht funktionieren kann.
Die künstliche Stimulierung einer Schuldenwirtschaft durch Zinsen die gegen Null tendieren oder sogar negativ werden, kann nicht funktionieren.

Aber meines Erachtens liegt genau in dieser Absurdität die Lösung, vgl.
Umlaufgesichertes Geld (auch Freigeld, Neutralgeld, Schwundgeld) ist ein Zahlungsmittel, das mit einem negativen Zins belastet ist, d.h. im Wert permanent sinkt. Dies soll zu einem verstetigten Geldumlauf führen und dadurch die Wirtschaft stabilisieren.

[...]

Der französische Ökonom und Soziologe Pierre Joseph Proudhon, einer der ersten Vertreter des Anarchismus, stellte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts die Hypothese auf, dass durch den Wertverfall von Waren und Gütern, der von Geld aber nicht reflektiert wird, das Geld ein Privileg erhalte, wodurch es einen zusätzlichen Preis erzwingen könnte, durch welchen der Geldbesitzer den Warenbesitzer schließlich ausbeutet. Seine Lösung für dieses Dilemma bestand darin, Waren dem verfallsfreien Geld durch Warenbanken gleichzusetzen. In diesen Warenbanken könnte ein Fahrradeigentümer beispielsweise ein Fahrrad anlegen und nach 20 Jahren ein nagelneues Fahrrad zurückerhalten, das gleichwertig wäre, und so durch verbesserten Tauschhandel dem Effekt des Warenzerfalls vorbeugen.

Silvio Gesell griff die Idee des Unterschiedes zwischen Waren und Geld später auf, und daraus entstand die eigentliche Urzinstheorie. Anders als Proudhon lautete sein Vorschlag jedoch, die Diskrepanz zwischen Warenzerfall und Währungsstabilität nicht bei den Waren zu lösen, sondern stattdessen dem Geld selbst eine begrenzte Lebensdauer zu geben, indem also bei der Hortung von Geld Kosten, eine „Demurrage“ auftreten würde, ähnlich der Durchhaltekosten bei der Hortung von Waren. So hat gehortetes Geld beispielsweise dadurch einen ökonomischen Vorteil, dass es Fluktuationen am Markt abwarten kann und entsprechend billig einkaufen oder selbst Marktfluktuationen erzeugen und künstlich Preise in die Höhe treiben kann, was Gesell als Spekulation bezeichnet.

John Maynard Keynes verfeinerte schließlich die Zinstheorie von Gesell und schlüsselte Gesells Urzins weiter auf in Liquiditätsprämie und Risikobeitrag. Insofern verneinte er zwar indirekt das Argument von Proudhon, dass der Unterschied der Durchhaltekosten von Geld und Waren selbst das Problem darstelle. Er argumentiert aber ähnlich wie Gesell, dass aufgrund der Liquiditätspräferenz Geld dadurch, dass es Liquidität in seiner reinsten Form darstelle, einen zusätzlichen, subjektiv-emotionalen ebenso wie ökonomisch quantifizierbaren Wert erhalte.

Als Alternative für das Bretton-Woods-System, welches die Wechselkurse westlicher Währungen vom Ende des 2. Weltkriegs bis zum Crash des Systems 1973 festlegte, schlug Keynes 1944 den Bancor vor, welcher als internationale zwischenstaatliche Verrechnungswährung mit einer Umlaufsicherung behaftet hätte sein sollen. Das Ziel des Bancors wäre gewesen, zum einen der Vormachtstellung des US-Dollars im Bretton-Woods-System vorzubeugen, und zum anderen durch die stetige Verkleinerung von Handelsüberschüssen bzw. Handelsdefiziten die Weltwirtschaft durch bessere Anreize zu stabilisieren.

Umlaufgesichertes Geld
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 22.02.2009, 19:41

Hab mir gestern "The International" angesehen...
eher zieht es mich in den neuen tomtykwer-film, wenn er denn in die kinos kommt ...

Als Thriller ganz spannend. Als Blickfenster hinter die Kulissen der Finanzwelt eher ungeeignet. Da wird man mit Allgemeinplätzen wie diesen abgespeist:
"Nein, hier geht es doch nicht um Gewinne aus Waffengeschäften. Hier geht es um Kontrolle."

"Konrolliere die Waffenlieferungen und du kontrollierst den Konflikt?"

"Nein. Die IBBC ist eine Bank. Deren Ziel ist es, nicht den Konflikt zu kontrollieren. Die wollen die Schulden kontrollieren, die der Konflikt verursacht. Der eigentliche Wert eines Konflikts - der wahre Wert, liegt in den Schulden, die er verursacht. Wer die kontrolliert, kontrolliert schlichtweg alles. Sie finden das beunruhigend, ja? Aber darin liegt das wahre Wesen des Bankgewerbes: Man will uns, egal ob als Länder oder als Individuen, zu Sklaven der Schulden machen."

Quelle: The International
http://www.theinternational-derfilm.de

Da ist "Let's make money", auf den ich hier bereits verwiesen habe, defintiv informativer und - was mich betrifft - so empfand ich den Dokumentarfilm auch um Längen spannender als den TTT (Tom-Tykwer-Thriller). Weil hier meines Erachens die Wirklichkeit die Fiktion noch übertrifft. Hier noch mal der Link:
http://www.letsmakemoney.at/

Zunehmend finden sich aber auch bei Youtube und Google Videos immer mehr Filme, die sich intensiv mit den Hintergründen der Krise auseinandersetzen:


"Wie funktioniert Geld?", 16 min.
Empfehle ich jedem als Einstieg, der sich für die "eigentlichen" Hintergründe der Krise interressiert. Humoristisch und leicht verdaulich verpackt, dennoch sehr aufschlussreich.



"Money as debt", 47min.
Schließt thematisch direkt an "Wie funktioniert Geld?" an, allerdings ist der Film noch etwas ausführlicher und mit mehr historischen Details unterfüttert. Englisch mit deutschen Untertiteln.




"Firewall - Verteidigung des Nationalstaates", 1:24 min.
Ein meiner Erachtens sehr spekulativer Film und im Hinblick auf das, was darin zur Weimarer Republik gesagt wird, auch sehr fragwürdig. Aber in der zweiten Hälfte wird der Film deutlich besser (wenn auch nicht weniger spekulativ) und leuchtet die Ursachen der Krise und einen radikalen Lösungsansatz aus. Der Film zeigt auch sehr deutlich, dass die Ursachen der jetzigen Krise weit vor der Bush-Regierung gelegt wurden.




"The Crisis of Credit Visualized", 11 min.
Ein Film, der die Hypothekenvergabe am US-Häusermarkt erklärt und wie diese Hauskredite in der Finanzbranche vermarktet wurden. Dabei werden auch Begriffe wie "Sub-prime mortages" oder "Credit default swaps" erklärt.




Darüber hinaus kann eine Ausweitung der Krise an den Börsen beobachtet werden: Der DAX kratzt an der 4.000 Punkte Marke, der Dow Jones nähert sich der 7.000er und der Goldpreis hatte am Freitag kurzzeitig bereits die Marke von USD 1.000 geknackt. Die Wirtschaftsdaten von Unternehmen wie Volkswirtschaften für das vierte Quartal 2008 sind bis auf wenige Ausnahmen reihenweise noch schlechter ausgefallen als von ohnehin pessimistischen Analysten erwartet. Zudem verfolge ich mit Sorge, dass immer mehr Länder in die Schuldenfalle tappen. Nachdem bereits Island in eine Inflation und einen de facto Staatsbankrott hineingerutscht ist und beim IWF um Milliardenhilfe bitten musste, sind jetzt auch eine Reihe von Staaten innerhalb der Euro-Zone betroffen. Erkennbar daran, dass sich die Zinssätze für Staatsanleihen der betreffenden Staaten in den vergangenen 6 Monaten teilweise verdoppelt haben. Im Krisenfokus stehen vor allem Balkanstaaten wie Griechenland, Ungarn und die Slowakei, aber auch Irland, Italien und Spanien.

Aber auch jenseits des Pazifiks sieht es nicht besser aus. Einzelne Bundesstaaten in den USA sind quasi zahlungsunfähig:
Der US-Bundesstaat Kalifornien hat kein Geld mehr

Gruß,
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 23.02.2009, 03:13

gut, dann lasse ich den TTT-streifen an mir vorbeigehen. war ohnehin schon ewig nicht mehr im kino ... apropos cinema, was macht eigentlich david lynch? ;-)


stimmt, die dt. börse wird wohl bald die 4.000 reißen, und dann gehts nochmal richtig bergab ...

aber die politik wird ihre salamitaktik beibehalten ... mir kommt es im augenblick so vor, als habe man finanzmäßig über viele jahrzehnte hinweg ständig poker gespielt, mit karten, die man niemanden zeigte, und nun scheint der moment gekommen, die karten auf den tisch legen zu müssen ...

na ja, das bild ist wohl schief ... denn ob es in dem spiel einen gewinner gibt?

die salamitaktik mag zwar die krise als ganze schlimmer machen, als wenn man tatsächlich alle karten auf den tisch legte, aber je tiefer das desaster, umso größer die reinigende kraft und desto nachhaltiger die neuordnung der finanzstrukturen.

kleine crashs hatten wir ja schon genügend. wir brauchen vielleicht einen größeren?


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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 23.02.2009, 20:55

:rofl:

...

Aber langsam frage ich mich, ob in diesem Forum nur uns beide dieses Thema interessiert. *kopfkratz*
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 23.02.2009, 20:59

als habe man finanzmäßig über viele jahrzehnte hinweg ständig poker gespielt, mit karten, die man niemanden zeigte

also im poker anderen die karten zu zeigen, wäre ja auch... ähm, nicht so gut. :-D

aber es sieht so aus, als hätten die (?) hohe beträge auf karten gesetzt, die nichts wert sind. ich glaube, im poker nennt man das "nuts".
aber je tiefer das desaster, umso größer die reinigende kraft und desto nachhaltiger die neuordnung der finanzstrukturen.

hoffen wir es. im augenblick gehen ja die feuilletons mit dem rheinischen kapitalismus hausieren und unsere angie preist die soziale markwirtschaft nach deutschem vorbild als neue globalisierungsmarke. ich glaube, im märz ist da ein erster großer gipfel im berlin - mal sehen, was dabei herauskommt. noch mehr salami oder butter bei die fische.

auf dem düsseldorfer rosenmontagszug wurde die salamitaktik übrigens so "illustriert":

Bild

Bild

Bildquelle: Rheinische Post, www.rp-online.de

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 23.02.2009, 23:07

hübsche wägelchen, das ;-)

ja, ich denke, wir sind die einzigen.
ob uns das nun adelt oder eher unadelt, keinen plan *smile.

der pokervergleich: vielleicht sind die banken im derzeitigen system gar nicht unbedingt darauf ausgelegt, dass man die karten jemals wirklich aufdeckt. doch in der krise, wenn die anleger nervös werden, wird die bank gezwungen ... ich möchte nicht wissen, was geschehen wäre, wenn z.B. anno 1991 (willkürlich von mir gewähltes jahr) ebenfalls alle hätten "sehen wollen". also: alle bücher offenlegen.
und gewissermaßen: nachzählen, ob auch alles geld noch da ist ...

(wie onkel dagobert mit seinem geldspeicher ...?!)

also: die bücher haben vielleicht nie gestimmt, können gar nicht stimmen ... aber das ist nur ein gefühl meinerseits, ich kann es nicht mit fakten begründen. und ich muss gestehen, ich bin derzeit nicht so interessiert an den geld-videoclips, die du hier eingestellt hast, obwohl sie sicher SUPER informativ sind, nur kann man leider nicht in allen sektoren bis in die tiefe hineinforschen. irgendwo setzt da jeder seine grenze ...

letztendlich läuft es wohl darauf hinaus, dass jeder die 20% abgeben muss, ob als salami oder auf einen schlag. möglich, dass es als salami noch etwas teurer wird, aber ich bin mir nicht sicher. denn wer zahlt denn wirklich die zeche?


die einzige annähernd machbare dauerhafte lösung scheint auch mir diese goldseiten-idee zu sein von der koppelung der währungen/geldwerte an die heute existenten goldwerte. wiewohl auch hier noch immer gold hinzukommt, das neu geschürft wird ..... aber genau das, was heute passiert, nämlich geld einfach so drucken und in den markt pumpen, ist ... na ja, ich möchte meinen: idiotisch. man weiß ja, wohin das geführt hat in den 30er jahren.
nur welcher politiker kann sich schon hinstellen und sagen: its rosskur-time, liebe leute, sonst krepiert der gaul! wir entwerten alle währungen weltweit um 20 prozent ... das würden die leute nicht zulassen wollen, also gibts die salamitaktik, und dann kann jeder bürger sagen, DIE DORT OBEN bescheißen uns, die schuld wird dann klar zugewiesen, das ist die rache des kleinen mannes?!

realistische, pragmatische politik wird m.e. von den bürgern selbst unterbunden. die politiker weltweit machen das, was das volk eigentlich möchte: augen-zu-und-irgendwie-durchwursteln.

und hoffen, dass es vielleicht doch nicht so schlimm kommt.

hier komme ich zum pokervergleich zurück: das blöde ist eben, dass wohl NIEMAND weltweit weiß, welche karten die anderen in den händen haben.
hier pflegt jeder sein kleines geheimnis. so, wie es die meisten menschen untereinander auch halten: die wenigsten sagen ehrlich (selbst ihren freunden nicht), wie viel geld sie eigentlich genau haben - ausgenommen leute wie mir, die froh sind, wenn ihr dispo ein paar kröten im plus ist *smile.

denn so sehr auch geprotzt wird mit dem eigenen wohlstand, so vorsichtig reden die leute konkret über geld. kauft der nachbar einen neuen wagen, was fragt man den? bestenfalls: wie schnell? wie viel verbrauch? aber wer fragt: und, was hast du gelöhnt?

solange es hier im kleinen geheimnisse gibt, warum sollte es im großen anders sein? die banken untereinander haben sich vermutlich nicht anders gebärdet ......

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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon [) i r k » 09.03.2009, 18:50

Die Finanzkrise wurde anfangs unterschätzt. Auch von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Ein Protokoll des Kollaps in seinen Worten:

20. Juli 2008: "Warum sollten wir denn die Krise herbeireden? Wir lösen die Probleme, wenn sie da sind"

16. September 2008: "Nach dem, was wir bisher wissen, werden die Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen in Deutschland sehr begrenzt sein"

25. September 2008: "Die Welt wird nicht wieder so werden wie vor dieser Krise"

23. November 2008: "Wir sind in einer Rezession, und es liegt ein schweres Jahr 2009 vor uns"

1. Dezember 2008: "Wir können mildern und abflachen. Aber wir sind doch nicht allmächtig"

7. Dezember 2008: "Es kann zu einer Kreditklemme kommen, und dann wird man handeln müssen"

28. Januar 2009: "Die Zeiten für vollmundige Steuerversprechen sind längst vorbei"

Quelle:
Financial Times Deutschland
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Re: Warum ich gerade Marx lese.

Beitragvon Glaukos » 09.03.2009, 20:04

ist aber auch irgendwie logisch, dass die politiker sich so verhalten, wie sie es tun. es wäre auch naiv zu glauben, steinbrück wäre so naiv gewesen zu glauben, dass die aktuellen schwierigkeiten unmöglich wären. es hat viel mit psychologie zu tun - und der politiker versucht, das volk zu beruhigen, anstelle es in panik zu versetzen (wie manchmal onkel lafo).

man kann nämlich auch krisen herbeireden.

das kennt im übrigen jeder, der mal in einer partnerschaft in eine krisenhafte malaise geriet: wer sich nur noch auf das dunkle konzentriert, wird davon verschlungen werden ...

ich glaube, an der stelle von merkel und steinbrück würde ich so ziemlich das gleiche machen, der spielraum ist minimal bis gar nicht vorhanden.


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