maunzer grübler rippenstessa

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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 16.02.2025, 21:37

John Rawis _ein amerikanischer Rechtsphilosoph_ sprach von einem » Schleier des Nichtwissens « den es braucht, um eine gerechte Gesellschaftsordnung zu schaffen. Wenn ich zum Beispiel nicht weiß, ob ich nicht selbst in Zukunft auf einen Rollstuhl angewiesen sein werde, macht es folglich Sinn, mich gegenwärtig für eine barrierefreie Gestaltung entsprechender Örtlichkeiten einzusetzen. Demnach müsste sich auch eine derzeit regierende Partei für Regelungen stark machen, die nicht zu ihrem Nachteil ausgenützt werden können, wenn eine andere das Sagen hat. Denn das kann _wie wir gelernt haben_ korrupt schneller der Fall sein, als erwartet.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 18.02.2025, 21:09

Hatte hier auf Seite 3 vor etwa fünf Jahren etwas Bestimmtes vor, was mich seit Seite 9 _und das ist nun auch schon wieder an die drei Jahre her_ angesichts diverser Dokus nimmer juckt. Was nicht heißt, dass mich s Thema an sich nicht mehr interessiert. Aber _da mich seither kein Mensch schriftlich dran erinnerte_ sonst niemand. In Sachen grünes Gedankengut verhält es sich im Laufe der Zeit allem Anschein nach genauso. Bin zudem aktuell zuweilen kopflos unterwegs und möchte drum dem meist negativ besetzt Begriff _zumindest was uns Geschöpfe in puncto Spezies Gierschlund anlangt_ auf diese Art und Weise ne gesunde Alternative offerieren.

Meeresschnecken der Gattung Elysia sind Sonderlinge_ können Chloroplasten aus Algen, die sie fressen, in ihre eigene Zellstruktur inkludieren. Das verleiht ihnen nicht nur ne hübsche grüne oder braune Farbe, sondern auch die Fähigkeit, etwas Fotosynthese zu betreiben. Zudem können die zu den Schlundsackschnecken gehörenden Weichtiere _vermutlich um Parasiten loszuwerden_ ihren Körper samt Herz und allen inneren Organe abwerfen. Eine Art quer über den Rücken verlaufende Sollbruchstelle erlaubt den Tieren die Trennung von Kopf und Rumpf. Der Kopf überlebt _wobei wahrscheinlich eingelagerte Chloroplasten die dafür nötige Energie liefern_ bewegt sich weiter, schließt in Windeseile die Wunde, beginnt zu fressen, in weiterer Folge binnen sieben Tagen damit, ein Herz und einen neuen Körper zu regenerieren. Dieser wächst nach gut zwanzig Tagen vollständig nach, wobei die Untergattung Atroviridis derlei sogar schon innert einer Woche bewerkstelligt. Jedoch gelingt dies in vollem Umfang nur jüngeren Schnecken. Ältere beschränken sich auf den Erhalt ihres Kopfes, während sich der abgetrennte Rumpf oft noch über Wochen oder gar Monate bewegt, auf Berührungen reagiert, bis er schließlich schrumpft, verblasst und abstirbt. Allerdings war unter Laborbedingungen In keinem der Fälle zu beobachten, dass ein abgetrennter Körper einen neuen Kopf generierte. Was dem Wunder keinen Abbruch tut.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 20.02.2025, 23:46

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Details zählen_ auch und speziell im Journalismus
und so wurde im Ressort über Vorlieben diskutiert
einer der Kollegen ist ein Freund des Strichpunkts
der m Autor dieser Zeilen nur als Tattoo* was sagt
für ihn ist dieses Satzzeichen_ sein Kollege spricht
in dem Zusammenhang zärtlich vom Semikolon
eines das im Grunde nirgendwo hinführt ein rat-
und freundloser Geselle weder Fisch noch Fleisch
von Punkt und Doppelpunkt bei Weitem überholt

der erwähnte Kollege schwört indes auf ihn_ hielt
interessanterweise ohne Semikolon ne Brandrede
hier die Kurzfassung: Strichpunkte sind sO wichtig
eines der elegantesten Satzzeichen weil es zum
Innehalten anregt den Satz aber fortführt ICH
verwende sie wie ihr wisst dauernd ihr Banausen!
eine Dame aus dem Ressort pflichtete ihm bei
ihre Kollegin stand hingegen dem Autor zur Seite
teilt dessen Passion für Unter_& Gedankenstrich
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* Das Semikolon-Tattoo wurde ein Symbol für den Kampf gegen Depressionen, Angstzustände, Selbstverletzung und Suizid. Es erinnert daran,
dass die Geschichten dieser Menschen nicht zu Ende sind und dass sie die Macht haben, ihre eigene neu zu schreiben.

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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 21.02.2025, 20:06

_____

wie an einem Morgen der ewig
dauernd keinen Abend kennt
huschen Kuriere durch den Saal
des Schlosses festlich aber fast kahl
umgibt ihn eine Aura des Verbrechens
greift mit enormer Spannung um sich
trifft der dritte Satz von Mahlers erster
Symphonie und s Bühnenbild den Ton

während die Herrschaften längst
teils über n Arlberg verschwunden sind
erinnert kein Zeichen an die Opfer
einzig Boten halten Rede
besser gesagt_ Geschwätz
wirken als hätte man Qualtingers
Herrn Karl fünfmal geklont und mit
oberflächlichen Manieren ausgestattet

anfangs schimmert eine marxistische
Reflexion über das Scheitern
der Weltrevolution durch das Gerede
etwa wenn wer meint: die Geschichte
findet doch noch gar nicht statt
wenn sie denn überhaupt stattfindet
in Folge fast schon beiläufige
Anspielungen an das Massaker

dabei gelingt es dem Ensemble mit
monströser Chemie den Schrecken
der Geschichte in Sätze zu verpacken
wie man sie genauso gut an jeder
beliebigen Bushaltestelle hören könnte
zudem regen tolpatschige Bewegungen
und schöne Musik ein Lachen an
dem Schuld und Schamgefühle folgen

in ihrer Rolle als Verkünder entstammen
die Boten den Dramen der Antike
spiegeln jedoch untätig Nachgeborene
diese wissen scheinbar alles über
das Grauen der Menschheitsgeschichte
nur nicht wie man sie ändert
dass die Hoffnung auf eine vernünftige
Zukunft verflogen ist strukturiert s Stück

denn jede Szene könnte beliebig
auf die nächste folgen und wer hofft
Dramaturgie würde einem signalisieren
dass bald ein frohes Ende naht
der ist hier fehl am Platz_ der Vorlage
die keine Regieanweisungen beinhaltet
ein packendes Schauspiel zu entlocken ist
mit erschreckender Lebendigkeit gelungen
_____

• 9.10.1944_ Baubeginn des aus Panzer- und Schützengräben bestehenden Südostwalls im burgenländischen Rechnitz. Franz Podenzin, Gestapobeamter und NSDAP-Ortsgruppenleiter der Gemeinde und Josef Muralter leiten die Arbeiten. Das Schloss der Adelsfamilie Batthyány dient als Zentrale.

• 8.11.1944_ jüdische Zwangsarbeiter aus Ungarn werden nach Westen transportiert und zu Bautätigkeiten gezwungen.

• März 1945_ für Arbeiten am Abschnitt Rechnitz werden an die tausend Zwangsarbeiter in die burgenländische Gemeinde Burg deportiert.

• 24.3.1945_ zirka 180 arbeitsunfähige Zwangsarbeiter werden nach Rechnitz zum Kreuzstadl transportiert. Am Abend findet im Schloss eine Feier mit Funktionären der NSDAP und Kollaborateuren statt. Unter ihnen das Grafenpaar Batthyány, Podezin, seine Sekretärin Hildegard Stadler und Gutsverwalter Hans Joachim Oldenburg. Gegen 23 Uhr versammelt Podezin 14 bis 15 Gäste. Bewaffnet ziehen sie zum Kreuzstadl, wo sie diese Zwangsarbeiter ermorden. Nach dem Massaker feierten sie bis in die Morgenstunden.

• 25.3.1945_ 18 Zwangsarbeiter, die das Massengrab schaufeln mussten, werden erschossen. Gräfin Batthyány und ihr Mann verlassen Rechnitz. Vor ihrer Ankunft in Lugano residieren sie in Düns und Feldkirch.

• 29.3.1945_ die Rote Armee erreicht Rechnitz, setzt zum Angriff an.

• 30.3.1945_ Gegenangriff der Wehrmacht.

• 31.3.1945_ laut Zeugenaussagen wird das Schloss durch die deutsche Fliegerabwehr in Brand geschossen.

• April 1945_ die Kampfhandlungen enden. Männer aus Rechnitz öffnen im Auftrag der Roten Armee das Massengrab. Die Leichen werden untersucht und das Grab wieder zugeschüttet.

• 22.3.1946_ das Massengrab wird erneut geöffnet. Der Rechnitzer Amtsarzt Leo Wiltschke untersucht die Leichen. Danach wird es erneut zugeschüttet.

• 24.3.1946_ vor der Einvernahme durch Kriminalbeamte wird der Zeuge Karl Muhr ermordet und sein Haus in Brand gesteckt. Muhr war im Schloss für die Waffenkammer zuständig.

• 15.4.1946_ dreizehn Personen werden für den Mord an 180 Zwangsarbeitern angeklagt. Unter ihnen Podezin und Oldenburg, die sich laut Gendarmeriebericht wiederholt bei Margit Batthyány in Düns aufhielten.

• 16.4.1946_ Aladar Horvath, Assistent des Arztes Wiltschek, wird ermordet.

• 12.9.1946_ Zeuge Nikolaus Weiss wird ermordet.

• April-Mai 1948_ drei Personen werden schuldig gesprochen. Die Hauptverdächtigen Podezin und Oldenburg konnten nicht ausfindig gemacht werden.

• 1988-2025_ insgesamt achtzehn Mal wurde nach den Leichen der Ermordeten gegraben. Bislang ist nur geklärt, wo sie sich nicht befinden.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 22.02.2025, 11:47

Zu stolpern und hinzufallen, ist in der Öffentlichkeit zugegeben abiz peinlich. Aber auch wenn uns das Gehen leichter fällt, sobald wir dem Kindergartenalter entwachsen sind, sollte man deswegen seine Haltung und Balance nicht als selbstverständlich erachten. Die Fähigkeit, das Gleichgewicht auf zwei Beinen zu halten, ist eine der evolutionär elementarsten Errungenschaften des Menschen. Weil wir vermehrt im Begriff sind, sie zu verlieren, nimmt man unsere kollektiv abnehmende Stabilität seit geraumer Zeit zum Anlass, sich s komplexe Zusammenspiel zwischen Körper und Gehirn genauer anzuschauen, das uns hilft, das Gleichgewicht zu bewahren und versucht herauszufinden, auf welche Art und Weise das Ganze mit der kognitiven und der emotionalen Verarbeitung von Signalen korrespondiert. Obwohl das System außerordentlich kompliziert ist, stellt man fest, dass die wichtigsten Störfaktoren recht einfacher Natur sind. Sprich, es gibt da Dinge, die wir alle tun können, um unser Equilibrium zu verbessern und das Sturzrisiko zu minimieren.

Dass das Kleinhirn bei der Kontrolle von Bewegungen eine Rolle spielt, ist an sich nichts Neues. Nun zeigt sich_ das ist auch bei der Feinabstimmung unserer Gedanken und Emotionen der Fall. Das könnte erklären, warum manche psychischen Erkrankungen mit Gleichgewichtsstörungen einhergehen und weshalb Menschen, die dazu aufgefordert werden, eine kognitiv anspruchsvolle Aufgabe zu erledigen, schneller ins Schwanken kommen. So schneiden jene, die bei entsprechenden Studien ihre Aufmerksamkeit darauf richten, die Balance zu halten, bei kognitiven Aufgaben schlechter ab. Metaphern, die viele benutzen, um ihre Gefühle zu beschreiben wie zum Beispiel: »Bin emotional stabil« oder »Meine Gefühle sind aus dem Gleichgewicht geraten«, machen demnach durchaus Sinn.

Bittet man Menschen, sich mit offenen oder geschlossenen Augen auf ein Bein zu stellen, zeigt sich nicht nur bei Verkehrskontrollen nach entsprechendem Konsum von Betäubungsmitteln, dass die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, bereits im Alter von zwanzig Jahren aufwärts rapide nachlässt. Langes Sitzen, auf ein Minimum reduzierter Sportunterricht und kürzere Pausen führen dazu, dass Jugendliche von heute viel wackliger auf den Beinen sind - Muskeln, die junge Menschen brauchen, um sich aufrecht zu halten, mangels Aktivität bereits von Kindheit an sukzessive schwächer werden. Um diesen Prozess zu verlangsamen oder sogar umzukehren bedarf es keiner komplizierten Übungen. Getreu dem Motto Use it or lose it können bereits relativ simple aber dafür regelmäßig praktizierte Trainingseinheiten helfen, die Angst vor einem Sturz zu verringern, was Menschen dazu ermutigt, sich generell mehr zu bewegen und damit einen gesundheitsfördernden Kreislauf in Gang setzt.

Neben dem körperlichen Training gilt es allerdings auch, uns geistig herausfordern. Dadurch werden Hirnareale konditioniert, die für die Motorik und andere komplexe Aufgaben zuständig sind, welche ihrerseits unter Beteiligung des Cerebellums erledigt werden. Das reduziert die Rechenleistung, etwa während des Gehens. Das Wichtigste ist demnach auch hier, grauen Zellen etwas zu tun zu geben. Studien zufolge war das Kleinhirn von Leuten, die über einen Zeitraum von sechs Monaten hundert Tage lang ein kognitives Training absolvierten, weniger stark geschrumpft als bei Menschen, die das nicht taten. Eigene Ressourcen zu nutzen, hilft uns dabei, funktionsfähig zu bleiben. Auch wenn körperliches und kognitives Training für sich genommen schon gut sind, ist es noch besser, beides gleichzeitig zu machen. So erfordert zum Beispiel Tai-Chi sowohl Konzentration als auch flüssige, körperliche Bewegungen.

Wer es nicht schafft, länger als dreißig Sekunden auf einem Bein zu stehen, sollte das unbedingt trainieren, denn diese Übung fordert das gesamte Gleichgewichtssystem. Die mit geschlossenen Augen durchgeführte Version ist besonders aufschlussreich. Denn wenn der Faktor Sehen wegfällt, zeigt sich, wie die Muskeln und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr allein mit der Herausforderung klarkommen. Spürt man beim Aufstehen, etwa von einem Stuhl, Augen zu, wie Knöchel und Füße wackeln, empfiehlt es sich im Stehen von den Fersen auf die Zehen zu wippen und damit die Fußmuskulatur gezielt zu stärken. Mit den Zehen eine Murmel oder einen Stift aufzuheben, ist kein Ding der Unmöglichkeit - allerdings erstaunlich, wie viele ihre zwei Hallux, Digitus minimus und II III IV kaum bewegen können. Öfter barfuß gehen und leichte Schuhe tragen, kann das _obwohl mitunter wehleidig_ hurtig korrigieren.

Langsames, ruhiges Yoga und Pilates sind angeblich nur bedingt prädestiniert, das Gleichgewicht zu verbessern - jedoch für die Stabilität des Rumpfes und eine Verbesserung der Beinmuskulatur in Sachen Stehvermögen hervorragend geeignet. Meist erfolgen die Bewegungen dabei jedoch langsam, werden statische Positionen eingenommen – in dessen Verlauf kaum sensorische Informationen mit den Signalen aus dem Innenohr verknüpft. Anders gesagt_ wer auf einem fixen Fahrradergometer oder dem Laufband trainiert, tut seinem Gleichgewicht keinen Gefallen. Der Blick geht schnurgerade aus. Beim Joggen und Radfahren in freier Natur hingegen gilt es, nach Hindernissen Ausschau zu halten, das jeweilige Umfeld in den Bewegungsablauf zu integrieren und sich zudem auf zum Teil völlig unterschiedlich beschaffenem Untergrund gut auszubalancieren.

Der Schwerkraft zu trotzen, sollte ebenfalls Teil der Übung sein. Deshalb fördert Schwimmen alles, nur nicht das Gleichgewicht – obwohl man dabei den Kopf drehen muss. Wer es einfach halten und trotzdem effektiv trainieren will, könnte sich an Empfehlungen des britischen National Health Service orientieren - seitwärts gehen, dabei seine Füße überkreuzen oder sich alternativ mit offenen oder geschlossenen Augen auf ein Bein stellen, zur Unterstützung an einer Wand festhalten, bis man sicher steht. Wer s akrobatischer mag, schnappt sich ein Wackelbrett, läuft Slalom auf flachem oder unebenem Boden oder versucht, auf Balken oder Baumstämmen zu balancieren. An Herausforderungen besteht unterwegs kein Mangel.
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 23.02.2025, 20:13

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einst staatstragende Parteien tragen nur mehr
ihre innere Zerrissenheit vor sich her
befinden sich seit Jahren in einer unauflösbar
scheinenden Grundsatzdebatte
präsentieren sich als koalitionäres Stoßmich-Ziehdich
Vehikel das gleichzeitig in verschiedene Richtungen will
frag mich wie das funktionieren soll
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 24.02.2025, 18:06

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im Dauerwahlkampf unserer Tage haben
Wortkonstruktionen und Metaphern Hochsaison
schon die antike Rhetorik lehrte dass kühne
Vergleiche und einprägsame Formeln dazu dienen
können Leidenschaften anzufachen und auch wenn
man stets für einen rationalen Diskurs plädiert
schlagen aktuell gängige Formulierungen nicht nur
im Gerangel um Stimmen die bedächtige Vernunft

manch fulminant gescheitert Kanzlerkandidat
wollte etwas zu einer Festung aus-und umbauen
die Intension will imaginär s Programm einer rigiden
Asyl-und Migrationspolitik veranschaulichen
man denkt an Mauern Türme Gräben hochgezogene
Brücken vergisst aber dass sich s bei einer Festung
um eine ambivalente Angelegenheit handelt
im Ernstfall wird sie belagert ihre Bewohner werden
zu Eingeschlossenen die Vorräte knapp es folgen
erbitterte Kämpfe um schwindende Ressourcen

nicht selten ist man derart in Bedrängnis auf Hilfe
von außen angewiesen bleibt diese aus wird was
als Schutzwall gedacht zum Symbol der Niederlage
Festungen haben sich im Laufe der Geschichte
immer wieder als Fallen erwiesen aus denen
es plötzlich kein Entkommen gab vielleicht hätten
Propagandisten dieses Schlagworts die nun mit
sich allein beschäftigt sind daran denken sollen

das Platzen bemühter Koalitionsverhandlungen
bestärkt manche vermehrt darin dass an einer
Brandmauer gegen rechte Parteien nicht gerüttelt
werden dürfe dieses drastische Gleichnis
wird paradoxerweise gerne von jenen verwendet
die Abschottungskonzepte sonst generell
scharf kritisieren und die Verständnisvollen mimen
denn eine Brandmauer ist und bleibt eine Mauer
soll vor einer unkontrollierbaren Gefahr schützen
gegen die Errichtung von Zäunen führt man
mitunter s berechtigt Argument ins Treffen dass
diese nicht unüberwindlich sind selbiges müsste
genauso für die phantasmagorische Brandmauer
gelten_ irgendwann beginnt sie zu bröckeln

poetische Wortschöpfungen haben ihre Tücken
die ursprüngliche Bedeutung von Metapher
ist Transport_ mit jedem griffigen Slogan
fahren ungebetene Gäste mit _unbewusste
Regelungen verborgene Emotionen wer daher
an einer Festung bauen will möchte andere
ausschließen vergisst dass er sich einschließt
die Außenwelt wird schlechthin zum Feind
Erbauer beherrscht ein einziges Gefühl_ Angst

natürlich wird es in der Realität immer Grenzen
und Schranken geben müssen als Instrument
der Propaganda ist der Begriff Festung allerdings
höchst prekär Ausdruck einer grundlegenden
Schwäche doch auch die Brandmauer verrät
einiges so erscheint der politische Gegner
nicht als Mensch sondern als eine Naturgewalt
der man etwas entgegensetzen_ Herr werden
muss die Strategie Menschen zu missliebigen
Naturphänomenen zu degradieren wird
an sich dem rhetorischen Arsenal der Rechten
zugeschrieben offenbar ist aber auch die Linke
vor derartigen Versuchungen nicht gefeit

wohl gehört es zum Wesen parlamentarischer
Demokratie dass die Partei das Recht hat
die Zusammenarbeit mit anderen Parteien
zu verweigern aber es ist etwas anderes eine
Partei und ihre Wähler mit einer Feuersbrunst
gleichzusetzen abgesehen davon_ wer sich
plakativ hinter einer Brandmauer verschanzt
hat auch selbst keine Bewegungsfreiheit mehr

Metaphern beschreiben nicht die Wirklichkeit
sollen emotionalisieren das ist durchaus
legitim belebt den politischen Diskurs jedoch
sollte man sich darüber im Klaren sein
dass schräge Analogien krasse Formulierungen
und hohle Phrasen etwas über denjenigen
verraten der sie kreiert und verwendet daher
ist es manchmal besser auf sie zu verzichten
nicht mit Bedacht_ aus reinem Selbstschutz
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 25.02.2025, 12:22

_____

unter Schülern Schülerinnen und Lehrlingen
machen sich sukzessiv Niedergeschlagenheit
und Hoffnungslosigkeit breit Gedanken
an Selbstverletzung und Suizid die Runde
raffinierte Algorithmen sozialer Netzwerke
mindern niederschwellig die Zufriedenheit

unter Dreijährige die bis zu acht Stunden
lang täglich vor dem Tablet oder Smartphone
geparkt werden seien keine Seltenheit
saugen am digitalen Schnuller dies hat meist
tiefgreifende Folgen verzögert die persönliche
Entwicklung in Sprache Kommunikation
und Sozialverhalten viele Eltern sind sich
der Risiken und Nebenwirkung nicht bewusst

geben für Babys und Kleinkinder ständig ein
verstörend Beispiel zum Besten wenn sie
in ihrer Gegenwart beängstigend dauerhaft
hinter einem Bildschirm verschwinden
s macht sie verzweifelt wütend kommt das
häufig vor und wird nicht korrigierend
auf d Sensible eingegriffen gibt das Kind auf
zieht sich in sich selbst zurück_ lernt:

Das da im Gerät ist wichtig. Ich bin es nicht.
sogar der öffentliche Verkehr leistet
dem hierzulande derzeit Vorschub
fünfzig Cent extra für jedes nicht online
gekaufte Busticket zwingt Kids vorsätzlich
statt Kleingeld stets n Handy dabei zu haben
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 27.02.2025, 21:33

_____

Mean uncle Donald is back in the House
gibt sich radikaler denn je war jüngst
Thema in geselliger Runde wo man ihm
ob vereinzelt Widerspruch nach gewisser
Bedenkzeit und dem Konsum lokaler
Betäubungsmittel demonstrativ
einhellig Dummheit bescheinigte

ein Fehler der sich für ihn bezahlt macht
seit seiner triumphalen Wiederwahl
sollte es selbst Begriffsstutzigen
in Person langsam dämmern_ der Mann
ist kein Betriebsunfall der Geschichte
hat eine Agenda alles fügt sich nach
und nach zu einer Art Projekt

Make Amerika great again
ein Schlachtruf der in den Programmen
der Volkstribune diesseits des Atlantiks
widerhallt und sei es dass wer n altes
Heimatlied der Neuverfassung unterjubelt
man könnt s wenn man so will als anti
modernistische Wende charakterisieren

s Versprechen das dieser ideologischen
Kurskorrektur innewohnt ist_ es einer
linksliberal gesellschaftspolitischen
Vorherrschaft inmitten chaotischer Tage
mit ihren zertrümmerten Gewissheiten
und immer neuen Krisen heimzuzahlen
das Rad der Zeit zurückzudrehen

Menschen die vermeintlich heile Welt
von Gestern rückzuerstatten
es geht also um nichts Geringeres
als um Erlösung aus der Unbehaustheit
und Einsamkeit der Moderne
die Geschichte ist reich an Versuchen
sie zu restaurieren der Blick zurück_

_zeigt dass die raffiniertesten oft unter
dem Deckmantel des Alten revolutionär
Neues brachten schon Cäsars Großneffe
Augustus behauptete allen Ernstes
er habe nach Wirren des Bürgerkriegs
die alte Republik wiederhergestellt_ log
vor gut zweitausend Jahren wie gedruckt

wie bei Elon den Rekurs auf Vergangenes
mit Vergangenem zu deuten greift
im Regelfall zu kurz Trump wird Amerika
nicht in eine Autokratie kippen dazu
ist das Land zu sehr der republikanischen
Idee verhaftet was nicht heißt dass
man beide nicht ernst nehmen sollte

wenn es denn Neues gibt dann ist es
die Allianz zwischen politischer und
digitaler Macht die einer polarisierten
Gesellschaft unter Missachtung
der Gewaltenteilung ständig frischen
Anreiz für Empörung liefert diffuse
Sphären_ Erweiterung der Kampfzone

der Verschmelzung von rohem
Unterwerfungswillen Kapital und neuen
Medien die Stirn zu bieten ohne den
Verlockungen ihrer Freund.Feind.Logik
zu erliegen wird infolgedessen wohl
die eigentliche große Herausforderung
für unsere offene Gesellschaft sein
_____
https://www.project2025.observer
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 28.02.2025, 12:35

_____

hab mir wiederholt sagen lassen
der Spruch sei eine Beleidigung
Selig sind die Unwissenden.
nun denn_ mitnichten
Menschen mögen die Vorstellung
in einer Simulation zu leben nicht
auch wenn sie wirklich
glauben dass diese wahr ist

Gott mag s offenbar klassisch
Ich bin wer ich bin.
ich bin_ obwohl aus m vorigen
Jahrhundert _nicht von Gestern
hab manches vor und hinter mir
so viel Zeit so viele Geschichten
skaliert Erinnerungsvermögen
und dennoch ist da ein Flimmern
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 02.03.2025, 12:23

_____

im dialektischen Diskurs der Geschichte
spielte die Frage der gerechten Verteilung
von Materie eine wesentliche Rolle

entferne die Materie
und was bleibt ist Gerechtigkeit
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 03.03.2025, 12:35

_____

ungeachtet dessen dass ihr seit Jahren
aus schlecht gelüfteten Social-Media
Katakomben Argwohn entgegenschlägt
: Wissenschaft bildet und fasziniert
so gibt es etwa über den roten Planeten
neue Erkenntnisse eine unbemannte
chinesische Mission hat dort Hinweise
auf Sonne Strand und Meer entdeckt

bevor Sie jetzt buchen wollen_ es ist 3,6
Milliarden Jahre her dass es dort kühles
Nass und Sandburgen gab die irdischen
Küstenformationen ähneln man darf drum
gespannt sein wann Musk_ bekanntlich
eine Art Mensch gewordene Raketenstufe
und Narzisst vom Dienst den Abflug macht
um vor Ort zu checken ob sich s rentiert

dann sind wir den Ungustl geraume Zeit
los und wie krieg ich jetzt die Kurve vom
sozialen Blindgänger zu_ Moskitofische
bei ihnen fand man heraus dass Intelligenz
ihren Erfolg bei der Paarung vergrößert
unklar ist indes ob Fischdamen Gusto auf
helle Kerzen haben oder kluge Männchen
infolgedessen effizienter Süßholz raspeln
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 04.03.2025, 12:11

_____

die Schwierigkeit mit verschiedenen
Identitäten klarzukommen
ist kommunikativ an der Tagesordnung
unser Name ein Schlüssel zu unserer Identität
die Namensgebung der erste Wendepunkt

manchmal kommt es einem so vor
als würden uns unsere Eltern Herkunft
die Gesellschaft oder unsere Persönlichkeit
zu einem bestimmten Verhalten zwingen
so als hätten wir keine Wahl_ ein Trugschluss

da wir nicht wissen was uns die Zukunft bringt
wissen wir auch nicht welchen Einfluss
unsere Entscheidungen auf sie haben werden
jede Wahl kann die sein die s bringt
sofern sie wer frei und bereitwillig annimmt
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 05.03.2025, 22:17

_____

wir müssen erst einmal genau das tun
bevor wir versprechen dass wir es können
sonst wird aus beklemmendem SciFi
rascher Realität als uns lieb ist
_____
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Re: maunzer grübler rippenstessa

Beitragvon riemsche » 06.03.2025, 22:51

_____

üppige Figurinen aus dem Jungpaläolithikum
zeigen mehrheitlich Frauen_ nennen sich
Venus vom Hohlefels vom Galgenberg oder
von Willendorf _Männer sind ne Seltenheit
das Verhältnis 100:1 ist vermutlich Empathie
und sozialem Miteinander zuzuschreiben
wichtige Faktoren um ein Fortkommen
der Menschheit zu garantieren irgendwann
wendete sich das Blatt gewann vermehrt s
andere Geschlecht die Oberhand noch heute
sitzen in den Vorständen österreichischer
börsennotierter Firmen über 90 Prozent
Männer verdienen Frauen im Schnitt um 18
Prozent weniger liegt der Frauenanteil
in Parlamenten weltweit unter einem Drittel
Samstag ist Weltfrauentag_ ab in die Steinzeit
_____
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