Verschwinden im neuen Jahr

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
[) i r k
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon [) i r k » 07.12.2004, 19:14

7. Weil ein Rückblick Fleisch wäre (fünfte Strophe)

Ich bette mich in eine Falte,
strecke mich, dehne mich,
ich sicker in Poren
sicker ganz tief, durchdringe die Knochen
und stelle Kontakt zum Nervus Opticus her.
Ich zapfe Aktionspotentiale ab und setze
sie wie ein Puzzle husch husch in ein Bild.
Du fragst, was ich sehe?
Ich sehe die Fotografien in einem selbstgemachten Kalender.


[) i r k: Hier wird uns also das "Verschwinden" beschrieben
[) i r k: Mich erinnert das an einen Film, den ich mal gesehn habe
[) i r k: Wo ein paar Forscher mit einem U-Boot geschrumpft werden
[) i r k: Und dann in einen Menschen injiziert werden
[) i r k: Um dort eine schwierige Gehirn-OP durchzuführen
Silentium: Ganz ehrlich: lieber einen Tumor im Hirn als ein U-Boot
[) i r k: Ich weiß leider nicht mehr, wie der Film hieß
Hamburger: Kontakt zum Nervus opticus?
Hamburger: Sehnerv?
[) i r k: Ja, ich denke schon
Silentium: Ruhe, Großer!
Hamburger: Still, Kleine!
Silentium: Riese!
Hamburger: Das ist doch keine Beleidigung
Hamburger: Aber gelb ist dran!!!
Silentium: Gelbling, du bist dran, hörst du
[) i r k: Na ja, was ist noch zu dieser Strophe zu sagen?
Hamburger: Ne Menge, hoffe ich
[) i r k: Er versickert also im Gesicht der Diva
[) i r k: Dringt zum Sehnnerv vor
[) i r k: Stellt Kontakt her
[) i r k: Interpretiert die Bilder
[) i r k: Und fügt sie wie Puzzleteile zusammen
[) i r k: Er sieht sich durch die Augen der alternden Diva
[) i r k: Ja, so, als wäre er selbst gar nicht dabei
[) i r k: Wie seltsam
Silentium: Er sieht durch die Augen des neuen Jahres
Silentium: Da hamma des mit den Perspektiven wieder
Hamburger: Sind mit "Aktionspotentiale" die Bilder gemeint?
Silentium: Aktionspotentiale, das ist das, was noch gemacht werden kann
Silentium: Die Möglichkeiten, die das neue Jahr hat?
[) i r k: Weiß ich nicht, das ist ein psychologischer Begriff
[) i r k: Den uns der Spider mal erklären könnte
Hamburger: Elender psychologischer Begriffsverwender?
Silentium: Sekunde, ich schlag im Duden nach ...
Hamburger: Wieso sieht er sich?
[) i r k: Er sieht nicht sich
[) i r k: Er sieht einen Kalender
[) i r k: Einzelne Szenen aus seinem Leben vielleicht
Silentium: Duden hat's nicht
Hamburger: Du hattest geschrieben:
Hamburger: "Er sieht sich durch die Augen der alternden Diva"
Hamburger: Ein Rückblick, vielleicht, aufs eigene Leben?
Silentium: Kein Rückblick, weil es ja das NEUE Jahr ist
[) i r k: Nein, kein Rückblick
[) i r k: Sondern das, was kommen wird
Silentium: Und damit Dinge sehen wird, die erst im neuen Jahr sind
Silentium: Und da er so winzig und unbedeutend ist, wie sollte es kommen
Silentium: Dass sich das neue Jahr gerade mit ihm beschäftigt?
Silentium: Ein Privatneujahr, quasi
[) i r k: Die folgende Dinge sind ja auch recht banal
[) i r k: Es sind verschwommene Kleinigkeiten
[) i r k: Nicht der große Durchbruch oder so was
Silentium: Er sieht irgendwelche Bilder, die irgendwem passieren werden
[) i r k: Nee, das glaub ich nicht
Silentium: Zufallsgeneratormäßig
Silentium: Keine Lottozahlen
Silentium: Keine Börsenprognose
Hamburger: Moment, mir ist das nicht ganz deutlich
Hamburger: Könnten wir da noch bleiben?
[) i r k: Er sieht etwas, aus seinem eigenen Leben
Hamburger: Hallo.....
Silentium: Eigenes Leben, also?
[) i r k: Ja, denke ich
Silentium: Was hast denn, Ham?
Hamburger: Äh, Erde an hochtrabende Menschen
Hamburger: Ah, sie bemerken mich :-)
Silentium: Hochtrabende Menschen an Erde
[) i r k: Es steht dort u.a. "meine Familie"
Silentium: Ja, das stimmt, gelb
Hamburger: Noch mal für den Hamburger...
Silentium: Also irgendwas in seiner Zukunft
Hamburger: Also...
[) i r k: Richtig
Hamburger: Sagt mal...
Silentium: Sein eigenes neues Jahr also
Hamburger: Wäre es drin, dass ihr mir kurz zuhört
[) i r k: Jetzt darf Mirko auch mal was sagen ;-)
Silentium: Sollen wir dem Ham mal zuhören?
Hamburger: Worum ich ja jetzt nur 7684mal bat?
Silentium: Übertreib nicht
Hamburger: Okay, 5656mal
[) i r k: Sag doch einfach, was du sagen willst
Silentium: Sonst reden wir einfach weiter
Hamburger: Geht ja nicht, ihr quatscht ja ständig dazwischen
[) i r k: Er will nicht
Silentium: Gelb, der kann sich nicht artikulieren
Silentium: Reden wir einfach weiter
[) i r k: Okay
Hamburger: Streik endgültig
Silentium: Also, etwas in seiner Zukunft,
Silentium: Aber eher so ausschnittsmäßig
[) i r k: :-D
Hamburger: 10 min Streik, bis dann!!!
Silentium: Okay, die Firmen geben nach
[) i r k: Mirko, sag jetzt!!!
Silentium: Sieg für die streikende Gewerkschaft
Hamburger: Ja?
Silentium: WAS IST JETZT?
[) i r k: Sie haben jetzt 5 min Redezeit
Hamburger: 5 Minuten? Cool! Also: RUHE!!!
Hamburger: Also, wir haben uns heute hier versammelt ... nein, quatsch
[) i r k: Wir ziehen ihnen aber 2 min ab, wegen unnötiger Verzögerung
Hamburger: Ich würde gern den Schluss der Strophe noch mal durchgehn
Hamburger: Er ist also beim Sehnerv
Hamburger: Und er macht sich selbst einen Kalender?
[) i r k: Nein, er macht sich keinen Kalender
Hamburger: Das sind dann also die Fotografien des noch neuen Jahres
[) i r k: Die Puzzleteile ergeben einen Kalender
Hamburger: Die er neu zusammensetzt?
[) i r k: Er schaut ja durch die Augen eines Jahres!
Silentium: Wie diese depperten Kalender, die man seine Mutter bastelt
Silentium: Wenn einem für Weihnachten nix Gscheites einfällt
Hamburger: Das sind Bilder aus diesem Jahr?
[) i r k: Ja.
Hamburger: Das war schon oder das kommt noch?
Silentium: Kommt noch
[) i r k: Jepp
Hamburger: Gut, womit begründet ihr das, dass es kein Rückblick ist?
Hamburger: Danach geb ich mich zufrieden
Silentium: Weil es das neue Jahr ist
[) i r k: Es ist der alltägliche Scheiß, der ihn erwartet
Silentium: Und das neue Jahr kann nur nach vorne sehen
Silentium: Weil ein Rückblick Fleisch wäre
Silentium: Und weil am Schluss des Kalenders Blut auf der Wand ist
Silentium: Und das LI dann nimmer in der Lage sein wird
Hamburger: Aber wenn das neue Jahr nur nach vorne sehen kann, wie kommt es dann
zu Fotografien?
[) i r k: Hab etwas Phantasie, Mirko!
Hamburger: Ich glaub, ich hab ne Menge Phantasie
Silentium: Das neue Jahr hat einen guten Bausparberater
Silentium: Und außerdem ist der Kalender im Wohnzimmer vom neuen Jahr
Silentium: Und da schaut es sich dann immer an
Silentium: "So, was hab ich heut zu tun"
[) i r k: Es sind Aktionspotentiale
Silentium: Genau!
[) i r k: Möglichkeiten, realistische
Silentium: Die to-do-list des neuen Jahres
[) i r k: Es sind die Fotografien dessen, was wahrscheinlich ist
Silentium: Was eintreten wird
Silentium: Und was das neue Jahr schon in Vorbereitung hat
[) i r k: Und nicht der himmelhochtrabenden Wünsche
Hamburger: Also eine geistige Fotografie?
Silentium: Es sind also Fotos des Prototyps
Silentium: Blaupausen aus der Zukunftswerkstatt
[) i r k: Mirko, er ist im Kopf vom neuen Jahr!!!
Hamburger: Solch eine hat aber eine Verbindung zu früher
Hamburger: Was wahrscheinlich ist, entsteht aus Erfahrung, lieber gelb!
[) i r k: Nicht in seinem eigenen.
[) i r k: Und das neue Jahr, die alternde Diva, ist eine Metapher
Hamburger: Okay, ihr habt nicht die Muße, meinen Zweifel ruhig zu besänftigen
Hamburger: Machen wir weiter
Hamburger: Hochtrabende Menschen :-)
Silentium: Hoch aufragender Mirko!
Hamburger: :-)
Silentium: Aaaalso, wo waren wir bevor wir uns neu auf Radio Mirko justieren
mussten?
[) i r k: Dann gib uns doch mal eine plausible Alternative, Herr H.
Hamburger: Lieber Herr G., wie soll ich denn eine Alternative geben
Hamburger: Wenn noch nicht mal mein meiner Ansicht nach
Hamburger: Berechtigter Zweifel hinreichend erklärt wurde,
Hamburger: Außer mit meiner mangelnden Phantasie?
Hamburger: Ich kann doch erst dann eine Alternative geben
Hamburger: Wenn ich erst mal weiß was jetzt gedeutet ist
Hamburger: Was ich übrigens ungefähr verstanden zu haben glaube
Hamburger: Aber vergessen wir's
Hamburger: Machen wir weiter
Silentium: Nix da!
Silentium: Sprich!
Hamburger: Nix da!
Hamburger: Weiter!
[) i r k: Es ist das neue Jahr, wie Silly schon sagte
[) i r k: Es muss also die Zukunft sein, die das LI durch dessen Augen sieht
[) i r k: Nicht die Vergangenheit
Hamburger: Dann ist mir das Wort Fotografie nicht klar.
Hamburger: Höchstens metaphorisch.
Hamburger: Das LI sieht die Zukunft durch das neue Jahr und fotografiert diese
[) i r k: Bei dem Aussehen der Aktionspotentiale
[) i r k: Ja, Mirko, metaphorisch
Silentium: Mirko, schau, wir fangen jetzt ganz am Anfang an
Silentium: Eine Metapher, das ist
Silentium: Wenn man eine Sache sagt
Silentium: Und eine andere Sache meint
Silentium: Und das heißt dann
Hamburger: Oh, Silly!
Silentium: Dass man eine dritte Sache behaupten muss
Silentium: Und eine vierte glauben
Silentium: Ist doch ganz einfach, oder? :-D
Hamburger: Nicht ernsthaft, oder?
Hamburger: Traust du mir nicht zu, eine Metapher definieren zu können?
[) i r k: Aber wie anders sollte man es verstehen, wenn nicht metaphorisch, Ham?
Hamburger: Ich habe doch gesagt, gelb, höchstens metaphorisch
Hamburger: Und das als realistische Deutung angeboten
[) i r k: ???
Hamburger: Worauf wiederum nicht eingestiegen wurde
Silentium: Dass es im ganzen Gedicht um eine alte Diva geht
Silentium: Die von einem amöbenförmigen Außerirdischen geentert wurde
[) i r k: Harharhar
Silentium: Der sich in ihrem Hirn einnistet und sie dazu zwingt
Silentium: Den ganzen Tag einen Kalender anzuschaun
Silentium: Den ihr ihr Enkel Karli geschenkt hat
Silentium: Während in der Küche das Fleisch
Silentium: Dass sie von noch älteren Frauen gekauft hat, langsam hin wird
Silentium: Das wär die ganz realistische Tour
[) i r k: luftschnapp
Silentium: Strophe 6!
Hamburger: Fahr'n wir fort!
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

[) i r k
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon [) i r k » 07.12.2004, 19:15

8. Und am Ende jeden Monats kommt die Polizei und macht ein Foto (Strophe sechs)

Der Januar ist ein geräumtes Apartment,
der Februar ein Pinsel gelehnt an den Eimer mit Farbe
und der März eine Teppichrolle in Folie geschweißt.
Im April sehe ich eine Fototapete mit Südseeidyll,
im Mai zwei Möbelpacker mit Küchenschrank
und im Juni einen Gummibaum auf der Fensterbank.
Im Juli hängt ein altes Paar ein Porträt an die Wand,
im August mein Gesicht, verschwommen, auf einem Fest,
im September meine Familie mit Strumpfmasken auf der Wohnzimmercouch.
Der Oktober zeigt am Esstisch ausradierte Köpfe,
November zerbrochenes Geschirr und Blut an der Wand.
Im Dezember ist das Apartment leer, die Tapeten sind rissig.


Hamburger: Nun zum Jahresablauf
Hamburger: Also, was am Jahresablauf ziemlich auffällig ist,
Hamburger: Ist, dass es sich zwar um ziemlich banale Dinge handelt
Hamburger: Aber auch von Januar bis Dezember eine ziemlich interessante
Geschichte erzählt wird
Hamburger: Und zwar die, dass ein geräumiges Appartement,
Hamburger: Wie wir es noch im Januar vorfinden, bezogen wird
Hamburger: Und dann letztlich nach einem Streit geräumt wird
Hamburger: Es ist in der gesamten Strophe eine ganz klare Entwicklung zu sehen
Hamburger: Die ich mal versuche nachzuzeichnen:
Hamburger: Erst - im Januar - das leere Appartement
Hamburger: Dann im Februar wird es gestrichen, sprich, es wird hergerichtet,
renoviert
Hamburger: Im März setzt sich das mit dem Teppich fort
Hamburger: Im April die Tapete
Hamburger: Alles noch Einrichtung der Wohnung
Hamburger: Die ziemlich lange dauert :-)
Hamburger: Dann im Mai wird der Küchenschrank gebracht
Hamburger: Auch der Juni ist der Ausstattung gewidmet
Hamburger: Aber jetzt wohnt da wohl bereits wer
Hamburger: Spätestens im Juli aber wo das Porträt an der Wand hängt
Hamburger: Im August ist das LI auf einem Fest, vermutlich in dieser Wohnung
Hamburger: Vermutlich seine Wohnung
Hamburger: Im September eine groteske Situation:
Hamburger: Familie mit Strumpfmasken auf der Wohnzimmercouch
Hamburger: Irgendwas scheint schon da nicht zu stimmen
Hamburger: "Der Oktober zeigt am Esstisch ausradierte Köpfe"
Hamburger: Also gab es schon so was wie eine Scheidung
Hamburger: Das Tischtusch zwischen einigen Mitgliedern ist zerschnitten
Hamburger: Dann der November: "zerbrochenes Geschirr und Blut an der Wand"
Hamburger: Sprich: endgültiger Streit, heftige Auseinandersetzung
Hamburger: Und dann im Dezember: Appartement leer, Tapeten rissig
Hamburger: Also irgendwie erinnert mich das auch an das Gesicht der Diva
Hamburger: Das mit dem "rissig"
Hamburger: Aber das ist nur ein Nebenpunkt
Hamburger: Vor allem legt der Dezember nahe, dass es im Januar so weitergehen
wird
Hamburger: Ein ziemlich nihilistisches Weltbild
Hamburger: Zu bedenken ist hier aber, dass das LI das Ganze ja durch die Augen
des neuen Jahres sieht
Hamburger: Es hat also keine besonders gute Zukunft vor sich bzw. seine Familie
Hamburger: Oder wofür diese Familie auch immer steht
Hamburger: Soweit ich zu dieser Strophe
Silentium: aufdiezehenspitzenstell
Silentium: mirkoumarm
Silentium: weilgraddabeiseiauchgelbumarm
Hamburger: Du bist süß, Silly
Hamburger: Gleich zerfließen wir vor Harmonie
Silentium: So, und das kommt jetzt bitte wirklich NICHT ins Protokoll
Hamburger: :-)
[) i r k: Das Umarmen nicht?
Hamburger: Das Umarmen ohne Grund - was sollen die denken?
[) i r k: Ich finde, wenigstens das Umarmen könnten wir aufnehmen
Silentium: Das Umarmen kommt NICHT ins Protokoll
Hamburger: Mitten im Chat umarmen die sich? :-)
[) i r k: Das wäre doch zu lustig
Silentium: Außerdem - wenn bekannt wird
Silentium: Dass ich zu solchen Sentimentalitäten neige
Silentium: Wär das sehr, sehr schrecklich
Silentium: Nein, wirklich
[) i r k: Würde dein schönes neues Image ganz kaputt gehen
Silentium: Genau! Bösewichtinnen umarmen nicht
Silentium: Und schon gar nicht solche Piefke wie euch!
Hamburger: :-)
Silentium: umschauobehkeinerherschaut
[) i r k: Okay, es ist an uns etwas zu Strophe 6 zu sagen
[) i r k: Also ich sehe das ähnlich wie Mirko
[) i r k: Es wird eine Geschichte erzählt
[) i r k: Ein Einzug in eine Wohnung, der merkwürdig lange dauert
[) i r k: Aber gerade die Ereignisse zum Ende hin sind etwas seltsam
[) i r k: Ich frage mich, wird hier wirklich von einer Beziehung erzählt?
[) i r k: Weil dieses andere Ich taucht ja nirgends auf
[) i r k: Was hat das alternde Paar zu bedeuten?
[) i r k: Was die Familie in Strumpfmasken?
[) i r k: Strumpfmasken klingt wie nach Überfall
[) i r k: Oder Entfremdung
Silentium: Eher Entfremdung
[) i r k: Ausradierte Köpfe?
[) i r k: Das klingt schon irgendwie – irgendwie psychotisch
[) i r k: Blut an der Wand klingt nach Gewalt
[) i r k: Nach Mord und Todschlag
Hamburger: Und wir müssen den Bezug herstellen
Hamburger: Das ist das was kommt
Hamburger: Darf ichs kurz zusammen fassen?
Hamburger: Es wird im neuen Jahr – wahrscheinlich – folgendes passieren:
Hamburger: Langer, langer Einzug
Hamburger: Irgendeine Art der Entfremdung
Hamburger: Auszüge und/oder Mord und Totschlag
Hamburger: Gesamtsituation zerschlagen, Appartement leer
Silentium: Also (mein Lieblingswort heute) ...
Silentium: Es gibt nur eine einzige Aktion im ganzen Jahr
Silentium: Das Aufhängen des Bildes durch das alte Paar
Silentium: Der Rest sind Standbilder, unbeweglich
Silentium: Am ehesten noch das Foto der Party, weil verschwommen – Bewegung?
Silentium: Jetzt ist die Frage, ob das was zu bedeuten hat
[) i r k: Es sind ja eh Fotos
Silentium: Ist das LI gleichzeitig ein Partymensch und Familienmensch
[) i r k: Die sind unbeweglich, meistens jedenfalls, außer bei Harry Potter
Silentium: Und wohnt in der selben Wohnung wie das alte Paar?
Hamburger: Wieso überhaupt altes Paar?
Silentium: Stillleben
Silentium: Ich glaub, dass die einzelnen Bilder keine geschlossene
Handlungskette
Silentium: nicht einmal eine Reihe gleichwertiger Möglichkeiten bilden
[) i r k: Ja, was soll überhaupt das alte Paar?
Silentium: Ja, das alte Paar ...
Silentium: Ein harmonisches altes Paar, die zusammen alt geworden sind
Silentium: Und sonntags nebeneinander auf der Parkbank sitzen?
Hamburger: Hm, eher nicht
Silentium: Oder so eines, dass aus Gewohnheit zusammen ist
Hamburger: Man hängt ja auch Bilder von sich selbst auf
Hamburger: Das wirkt eher nach der Familie des LI
Hamburger: Von dem wir das Alter wissen, wie alt ist Spider überhaupt?
Silentium: Dreißig, glaub ich
Hamburger: Jetzt können wir uns mit Schätzen unbeliebt machen :-)
Silentium: Sekunde...
Hamburger: Hm, 43?
Hamburger: Spider, sorry :-)
Silentium: Nachgeschaut, er ist dreißig
Silentium: Noch kein altes Paar, nicht einmal ein einzelner Alter
Hamburger: Na, dann passt das alte Paar doch, oder?
Hamburger: Wenn seine Eltern noch verheiratet sind?
Hamburger: Es ist ja auch wohl ein Foto von ihm auf einer Party?
Hamburger: Warum verschwommen? Weil so lange her?
[) i r k: Jetzt komm ich irgendwie nicht mit?
[) i r k: Ihr meint, das seien die Eltern von Spider?
[) i r k: Obwohl das wieder den Rahmen des Fiktiven sprengt
Hamburger: Ganz zart angedeutet
Silentium: Vom LI, das ist unverfänglich
Hamburger: Weißt du, warum ich das glaube?
[) i r k: Das LI hat kein Alter
Hamburger: Ja, vom LI, stimmt
Hamburger: Also (auch mein Lieblingswort heute) ...
Hamburger: Ich glaub das, wegen dem verschwommenen Gesicht
Hamburger: Das würde nämlich passen auf ein "anderes" Gesicht
Hamburger: Und zwar auf eines als das LI noch jung war
Hamburger: Seien wir ehrlich, wenn wir Fotos von uns von früher sehen
Hamburger: Erkennen wir uns zwar, aber die Elemente die wir da sehen
Hamburger: Erinnern nur noch an uns, sind aber nicht mehr wir
Hamburger: Vielleicht deshalb verschwommen?
[) i r k: Also du meinst das Portrait,
[) i r k: Das die Eltern des LI aufhängen
[) i r k: Zeigt, verschwommen, da LI, als es noch jünger war?
Hamburger: Nein, ich meine sein Gesicht verschwommen auf einer Party
[) i r k: Vielleicht ist die Party verschwommen, weil jemand betrunken war?
Hamburger: Ich bin einfach davon ausgegangen, dass dies auch ein Foto ist
Silentium: Vielleicht ist die Party aber auch darum verschwommen
Silentium: Weil es nicht einen Monat gedauert hat
Silentium: Viel kürzere Belichtungszeit, metaphorisch gemeint
[) i r k: Vielleicht ist auf der Party was passiert, was nicht hätte passieren
sollen?
Hamburger: Das ist ein guter Ansatz, gelb
[) i r k: Und darum die Entfremdung und das Unglück im Folgenden
Hamburger: Direkt nach der Party nämlich, geht's los
Silentium: Das ist zumindest eine Möglichkeit, die gedacht werden darf
Hamburger: Übrigens ist August der Höhepunkt des Sommers,
Hamburger: Danach geht es wettertechnisch bergab
Silentium: Bergauf
Silentium: Erst ab Ende August ist das Jahr erträglich
Hamburger: :-)
Hamburger: Frostbeulenliebhaberin
Silentium: :-)
Hamburger: Sagen wir: für normale Menschen
Hamburger: Oh Gott, nein, ich will nicht normal sein
Silentium: Dampfkocher
Silentium: :-p
Hamburger: Für Österreicherinnen?
[) i r k: Willst du sagen, Silly ist nicht normal?
Hamburger: Silly und normal?
Hamburger: Die beiden Wörter gehören nicht mal einer Sprache an
Hamburger: Deshalb mag ich Silly ja so
Silentium: Heimito von Doderer sagte einmal,
Silentium: Dass ihm das Österreichertum mit so einer Vielzahl von
Silentium: Widerwärtigster Individuen gemein sei,
Silentium: Dass er sich weigern würde allein danach bestimmt zu werden.
Hamburger: Silly, sorry, du weißt wie ich es meinte :-)
Silentium: So, und normal sind wir alle nicht
Silentium: Weil kein normaler Mensch
Silentium: Setzt sich am Samstag Abend her und diskutiert Gedichte
[) i r k: :-)
Hamburger: Okay, back to spiders poem
[) i r k: Darf ich noch was zu dem alten Paar sagen?
[) i r k: Ich hab auch beim ersten Lesen daran gedacht
[) i r k: Dass es die Eltern des LI sein könnten
Silentium: Is ja nicht so abwegig
Silentium: Weil die Wohnung neu ist
[) i r k: Aber für mich passt dieses Kalenderbild trotzdem nicht in den Kontext
[) i r k: Denn bis Juni scheint sich alles in der selben Räumlichkeit
abzuspielen
[) i r k: Aber, wenn meine Eltern mich besuchen kommen,
[) i r k: Und mir ein Bild schenken
Silentium: Hängst du's dann selbst auf?
Silentium: Oder machen sie das?
[) i r k: Dann hänge ICH es auf, und nicht sie!!!
[) i r k: Genau, das ist der Punkt
[) i r k: Das verwundert mich
Silentium: Vielleicht, wenn es ein wirklich scheußliches Bild ist
Silentium: Und sie nicht glauben, dass du es sonst überhaupt aufhängen würdest?
[) i r k: Vielleicht ist es das Portrait einer alternden Diva! :-)
Silentium: Mit grünen Lockenwicklern in den Haaren
Silentium: Und einem zuckerlrosa Nachthemd
Hamburger: Eine Diva ist kein Paar!?
[) i r k: Das Bild, dass das alternde Paar aufhängt!
[) i r k: Ich glaub, Mirko hat noch nicht verstanden, worum es mir ging
Hamburger: Ja, sag
[) i r k: Also, ich sagte
[) i r k: Bis Juni scheint sich alles in der selben Räumlichkeit abzuspielen
[) i r k: Und ich dachte auch, als ich das Gedicht das erste mal las
[) i r k: Dass es die Eltern des LI wären, die vielleicht zu Besuch sind
[) i r k: ABER:
[) i r k: Wenn meine Eltern mich besuchen
[) i r k: Und mir ein Bild schenken
[) i r k: Dann hängen sie es nicht selbst auf
[) i r k: Sondern ich mache das
[) i r k: Gerade, wenn sie alt sind
Hamburger: Und d.h.?
Hamburger: Dass das die Wohnung des LI ist?
[) i r k: Vielleicht ist dieser Punkt zu pingelig
[) i r k: Aber für mich passt das alte Paar nicht in die Reihe
Silentium: Na ja ... vielleicht war es so:
Silentium: Neue Wohnung eingerichtet
Silentium: Eltern wollen Sohn überraschen
Silentium: Kaufen ihm heimlich ein Bild
[) i r k: Von einer alternden Diva :-D
Silentium: Finden Bild wunderschön
Silentium: Denken: "Das hängen wir gleich auf
Silentium: Dann sieht der Sohn es, wenn er heimkommt und freut sich."
Silentium: Und dann hängen sie es auf.
Hamburger: Silly, das passt nicht
Silentium: Warum?
Hamburger: Na weil, wer kauft denn seinem Sohn ein Bild von einem alten Paar?
[) i r k: Ich wollte auch nur sagen, dass ich die Deutung
[) i r k: Mit dem "altes Paar" = "Eltern von LI" nicht so plausibel finde
Hamburger: Und wer hängt es dann noch selbst auf?
Hamburger: Ganz schön schwächlicher Sohn
Silentium: Wieso ein Bild von einem alten Paar?
Silentium: Es ist ja nur ein Porträt, mehr wissen wir gar nicht!
Hamburger: Doch, es steht da
[) i r k: Hä?
Hamburger: Ah, jetzt seh ich es
Hamburger: Mensch, du hast Recht, Silly!
Silentium: Ich hab IMMER Recht
Silentium: Das ist einfach so
Hamburger: Ein altes Paar hängt nicht als Porträt an der Wand
Hamburger: Sondern hängt ein altes Porträt an die Wand
Silentium: Lassen wir's offen, hm?
Silentium: Und Spider soll das dann klären
Hamburger: Hatte mich verlesen
Silentium: Macht ja nix
Silentium: Und wenn Spider keine gute Erklärung hat, hauen wir ihn
Hamburger: Erst hast du Recht, weckst meinen Detektivsinn
Hamburger: Und jetzt willst du's offenlassen
Hamburger: Sadistin! :-)
Silentium: Ich stamm von einer Vorarlbergerin ab
Silentium: Die sind alle Sadisten, alle miteinander.
[) i r k: Ähm, gibt's zu dieser Strophe noch was?
Hamburger: Ja, zu der Strophe würd ich gern noch was machen
Hamburger: Noch was allgemeines auch sagen, ehrlich gesagt
Hamburger: Mich bringt man zwar auch leicht zum Gruseln
Hamburger: Aber ich find die ziemlich gruselig
Hamburger: Wenn ich mir eine Familie mit Strumpfmasken
Hamburger: Auf der Wohnzimmercouch vorstelle
Hamburger: Im Oktober am Esstisch ausradierte Köpfe brrrrrr
[) i r k: Ja, deswegen sagte ich, das klingt schon sehr psychotisch
Hamburger: Irgendwie bin ich nicht glücklich damit, das alles offen zu lassen
[) i r k: Das ist nicht einfach nur eine Trennungsgeschichte
Silentium: Interessant ist, die Eskalation zeichnet sich zwar ab
Silentium: Recht plötzlich sogar - mit den Strumpfmasken
Silentium: Aber das Blut dann plötzlich, ohne dass sonst wie Gewalt angewendet
wird ...
Silentium: Es ist, als würde dauernd in der Wohnung was passieren
Silentium: Und am Ende jeden Monats kommt die Polizei
Silentium: Und macht ein Foto vom Tatort.
Hamburger: Ja, ein Kreislauf der Eskalation
Hamburger: Es erinnert mich auch an diese typischen amerikanischen Serien
Hamburger: Wo ich erst die Reihenhaussiedlung habe
Hamburger: Und alles sieht harmonisch aus
Hamburger: Und ich weiß von der ersten Sekunde irgendein Grauen ist dahinter
Hamburger: Und dann schlägt es recht plötzlich zu
Hamburger: Und wirkt durch den Kontrast umso schockierender
Hamburger: Vor allem finde ich, wir sollten den Bezug mal einbinden:
Hamburger: Das ist das, ich nerve und sag's noch mal,
Hamburger: Was im neuen Jahr kommen wird ...
Hamburger: Das wirkt aber nicht sehr konventionell
[) i r k: Aber was der Spider gut gemacht hat, ist:
[) i r k: Januar - leeres Appartment
[) i r k: Dezember - leeres Appartment
[) i r k: Es endet, wo es anfängt
Hamburger: Stimmt, schrieb ich ja schon
[) i r k: Achso, sorry
Hamburger: Nein, der Punkt ist gut: Weißt du, was das heißt?
Hamburger: Im Dezember kann man sich wieder Hoffnung machen
Hamburger: Neujahrswünsche, das was das LI durchschaut hat
Silentium: Für die nächste Diva
Hamburger: Genau, deswegen auch rissige Tapeten?
Hamburger: Oder ist das überinterpretiert?
Hamburger: Es sind ja Spuren, die Spuren eines Jahres
Silentium: Sind Tapeten nach einem Jahr schon rissig?
Hamburger: Na, wenn Geschirr geschmissen wird
Hamburger: Kommt auf die Ausdauer der Schmeißenden an
Silentium: Und die Haltbarkeit des Geschirrs
Hamburger: Bei dieser Psycho-Familie ist alles denkbar :-)
[) i r k: Ich glaub, Mirko, ich habe deine Frage wieder nicht verstanden
Hamburger: Welche Frage?
[) i r k: Was für einen Bezug möchtest du jetzt herstellen?
Hamburger: Den Bezug zur vorherigen Strophe
Hamburger: Erinnern wir uns: Das ist ein selbstgemachter Fotokalender
Hamburger: Das ist, was wahrscheinlich (so unsere Deutung) passieren wird
[) i r k: Du hast gesagt, irgendwas wäre nicht sehr konventionell, oder so?
Hamburger: Ja, stimmt, habe ich gesagt, meintest du das?
Hamburger: Dann dazu eine Erklärung:
Hamburger: Es ist doch so, dass das LI das Spiel der Neujahrswünsche
Hamburger: Diesen Übergang und die Nichtmöglichkeit der Brüche durchschaut hat
Hamburger: So das ist die Vergangenheit, jetzt geht es um die Zukunft
Hamburger: Und da müsste man doch denken, es erkennt jetzt
Hamburger: Das immer dasselbe passieren wird, etwas langweiliges
Hamburger: Dass es den Bruch nicht gibt, sondern einen ewigen Trott
Hamburger: Der sich aus dem speist, was war
Hamburger: Aber das, was Spider zeigt
Silentium: Blut an der Tapete ist langweilig?
Hamburger: Eben, Silly!
Hamburger: Das, was Spider zeigt, ist kein Trott
Hamburger: Alles andere als das
[) i r k: Hm, stimmt
Hamburger: Das ist gruselig, furchterregend
Hamburger: Ich bewerte es sicher über, weil ich zart besaitet bin
Hamburger: Aber es hat etwas gespenstisches, etwas morbides
Hamburger: Wie bei David Lynch :-)
Hamburger: Diese Familie, das ist wie ein Lynch-Effekt
Hamburger: Dem würde ich gerne auf den Grund gehen!!
Silentium: Bin definitiv NICHT zart besaitet, gebe dir trotzdem Recht
[) i r k: Aber später in dem Gedicht heißt es noch:
[) i r k: "Die Bilder, die ich sehe, sind ohne Bedeutung"
Hamburger: Ja, warum sind die ohne Bedeutung, gelb?
[) i r k: Was er sieht, ist auch Fiktion
[) i r k: Es sind Aktionspotentiale
[) i r k: Später heißt es ja auch:
[) i r k: "Ich weiß nicht, was passieren wird"
[) i r k: Vielleicht sollten wir uns doch von der Theorie verabschieden
[) i r k: Dass der Kalender eine FESTSTEHENDE Zukunft zeigt
[) i r k: Sondern nur eben eine mögliche
Hamburger: Na, aber wir hatten doch schon gesagt
Hamburger: Dass es das ist, was wahrscheinlich passieren wird
Hamburger: Übrigens, noch eine Anmerkung, so direkt zu Spider
Hamburger: Ich kenne ihn ja nur vom Einmalsehen in Köln
Hamburger: Und welche Abgründe da lauern
Hamburger: Ich hätte es nicht für möglich gehalten
Hamburger: Bei diesem netten, aufgeschlossenen, sympathischen jungen Mann
Hamburger: Du hast uns alle getäuscht, du :-)
Silentium: Stichwort: Forensikhochsicherheitszelt
[) i r k: Ach, Spider hat schon auch was morbides in seinen Gedichten
[) i r k: Der Tod und Friedhöfe
Silentium: "Der Kurier" ...
[) i r k: Es gibt da schon das eine oder andere dekadente Bild
Hamburger: Da sieht man wieder, dass ich von ihm so was systematisch nicht lese
Silentium: Nur, um das zu klären und das kommt bitte nicht ins Protokoll -
Silentium: Weil er sich am Ende was drauf einbildet
Silentium: "Der Kurier" ist das beste Gedicht
Silentium: Das weltweit und überhaupt je geschrieben wurde
Silentium: Wehe, das steht im Protokoll
Silentium: Aber das ist so
[) i r k: Das steht 100Pro im Protokoll
Silentium: WEHE!
Hamburger: Welche Sanktionen hast du schon gegenüber gelb, Silly?
Silentium: Reicht schon, dass ich euch umarme
Silentium: Muss jetzt nicht noch erklärt werden
Silentium: Dass Spider sowieso der beste aller Lyriker ist.
Hamburger: Kannst du dir noch merken, gelb,
Hamburger: Was du alles aus dem Protokoll streichen musst?
[) i r k: Das steht doch im Protokoll, was nicht im Protokoll stehen soll
Hamburger: Ach, stimmt ja, bin ich zerstreut
Hamburger: Meine Zerstreutheit bitte nicht in Protokoll aufnehmen
Silentium: UND dir schick ich Gedächtnispillen!
Hamburger: Aber noch mal zurück! Ich hab ne Deutung
Hamburger: Wir hatten doch gesagt, zumindest hatte ich das behauptet
Hamburger: Dass das LI in gewissem Sinne gegen das neue Jahr unterwegs ist
Hamburger: Es ist der Vorbote des Regens
Hamburger: Wenn es nun schon mit seiner Arbeit beginnt
Hamburger: Dann zapft es eben nicht die Bilder des typischen Trotts ab
Hamburger: Den es durchschaut hat, sondern es zapft genau die gegenteiligen
Bilder ab
Hamburger: Die einen gewissen Kick bringen
Hamburger: Die den Schockeffekt bringen
Hamburger: Kurzum: Die den Trott durchbrechen
Hamburger: Gerade deshalb auch die erste Jahreshälfte so ruhig und scheinbar
friedlich
Hamburger: Und dann die krasse Änderung, nämlich:
Hamburger: Verkrassung der Bilder im Kalender
Hamburger: Eine sehr eigenwillige Deutung, aber sie hat was für sich, find ich
Hamburger: Ihr seid dran
Silentium: Könnte sein... ist auf jeden fall besser, als das, was wir bisher
haben ...
Hamburger: Ach so, sorry, deshalb sind die Bilder auch ohne Bedeutung
Hamburger: Was das LI da macht ist eben eher etwas, tja, spielerisches
Hamburger: Deshalb weiß es auch nicht, was passieren wird
Hamburger: Weil das, was es konstruiert, relativ unwahrscheinlich ist
Hamburger: Jetzt seid ihr aber dran
Hamburger: Das LI
Hamburger: (Ich bin schlimm ich weiß, aber mir fällt noch was ein)
Hamburger: Hat das Spiel ja auch durchschaut
Hamburger: Warum sollte es jetzt denselben Trott konstruieren wollen?
Hamburger: Außerdem, das läge doch gar nicht in seinem Interesse
Hamburger: Es stürzt auf die Diva
Hamburger: Sich auf jemanden stürzen, ist schon eher feindselig
Hamburger: So jetzt ihr, endgültig
Silentium: Ich find die Deutung gut.
Silentium: Nicht schlecht, Herr Specht, aber echt.
[) i r k: Die letzte Strophe!
Silentium: Die letzte Strophe.
Hamburger: Ja, was sagt ihr denn jetzt zu der Deutung?
Hamburger: Gelb?
[) i r k: Hm
Silentium: Ich sagte doch: ich find die Deutung GUT.
Hamburger: Ansatzweise passend?
[) i r k: Ähm, also deine Deutung hat einen Widerspruch
[) i r k: Für mein Empfinden
[) i r k: Nämlich: Das LI konstruiert sich wieder eine Wirklichkeit
[) i r k: Natürlich, es kann nicht wissen, was passiert
[) i r k: Aber im Grunde macht es doch genau das, was es vermeiden wollte, oder
nicht?
Hamburger: Wieso?
[) i r k: Es konstruiert etwas, dass nicht ist
Hamburger: Aber das ist besser als den Trott hinzunehmen
[) i r k: Nur der Wunsch wird hier durch den Horror ersetzt
Hamburger: Vor allem ist es endlich mal etwas
Hamburger: Was wenig wahrscheinlich erscheint
[) i r k: Ich gebe dir zu, dass es sich dabei um eine Spielerei handelt
[) i r k: Aber der Vorgang bleibt an sich der gleiche
Hamburger: Ja, es ist ein Ausbruch in eine irreale Konstruktion
Silentium: Was ist, wenn das LI nicht bewusst konstruiert
Silentium: Sondern eher eine Ahnung hat
Hamburger: Doch das tut es, Silly
Hamburger: "selbstgemachter kalender"
Hamburger: es "zapft ab"
Hamburger: Das sieht alles sehr bewusst aus
Hamburger: Du hast geschrieben, der Wunsch wird durch Horror ersetzt
Hamburger: Das unterschreibe ich
Hamburger: Aber ich finde die Motivlage des LI, die dazu führt, sogar stimmig
Hamburger: Ich meine: Es erkennt den Trott
Hamburger: Es hat die Metaposition
Hamburger: Es kann damit nichts anfangen
Hamburger: Wenn du eines Systems überdrüssig bist
Hamburger: Dann kann das durchaus in dem Wunsch nach Horror
Hamburger: Oder sagen wir besser: in Gewaltphantasien münden
Hamburger: Ein besonderer Kunstgriff wäre hierbei
Hamburger: Dass das LI die UNWAHRSCHEINLICHEN Aktionspotenziale abgezapft hat
Hamburger: Das, was eben auch geht, aber selten vor kommt
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

[) i r k
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon [) i r k » 07.12.2004, 19:16

9. Die kranke Vorstellungskraft des LIs (Strophe sieben)

Das neue Jahr ist eine alternde Diva
und ich verliere mich in ihrem Gesicht.
Das neue Jahr ist eine alternde Diva,
die Bilder, die ich sehe, sind ohne Bedeutung.
Eiswind im April und Eiswind im Mai.
Es ist langsam genug, ich verschwinde.
Ich stülpe mich von innen nach außen.
Ich sitze auf dem Ohrensessel und schenke mit Wein ein.
Ich weiß nicht, was passieren wird.
Ich weiß nur das, was geschah.


[) i r k: Also ich finde, am Ende des Gedichtes
[) i r k: Bricht das Gedicht, die Metapher wie ein Kartenhaus in sich zusammen
[) i r k: Am Anfang haben wir die Diva und die Amöbe
[) i r k: Dann die Vogelperspektive
[) i r k: Und den Jahrmarkt der Zeit
[) i r k: Dann kommt der Sturz in die Falten der Diva
[) i r k: Dann der Kalender
[) i r k: Und am Ende erzählt uns das LI
[) i r k: Es wisse nicht, was geschehen wird
[) i r k: Das alles sei nur ein großer Schwindel gewesen
[) i r k: Die so lang und breit angelegte Metapher
[) i r k: Wird vom Dichter wieder umgeworfen
[) i r k: Er gesteht ein, er wisse auch nicht mehr, als sonst jemand
[) i r k: Er macht sich zwar keine besonderen Hoffnungen
[) i r k: Aber auch das Horrorszenario ist quatsch
[) i r k: Am Ende sehen wir jemand
[) i r k: Der ganz entspannt im Ohrensessel sitzt
[) i r k: Wein trinkt
[) i r k: Und der Dinge harrt, die seiner warten
[) i r k: Alles ist möglich
[) i r k: Das gute wie das schlechte
[) i r k: Er weiß es eben nicht
[) i r k: So
[) i r k: Was mich interessiert, ist aber der Eiswind
[) i r k: Auf den möchte ich gern noch mal zu sprechen kommen
[) i r k: Er durchzieht das ganze Gedicht
[) i r k: Und am Ende heißt es: "Eiswind im April und Eiswind im Mai."
[) i r k: Was hat das zu bedeuten?
Hamburger: Also ich finde, man darf beim Ende nicht vergessen
Hamburger: Und das könnte eine Erweiterung deiner Thesen sein
Hamburger: Dass das LI sich vorher wieder zurückstülpt
Hamburger: Ich finde, das ist ziemlich wichtig
Hamburger: Es ergründet nun nicht mehr sein Inneres, es ist quasi zurückgekehrt
Hamburger: Jetzt gibt es für mich zwei Möglichkeiten
Hamburger: Entweder das Ganze kennzeichnet eine Fortentwicklung
Hamburger: Und das LI Weiß noch, was es da gerade ergründet hat
Hamburger: Dann unterstütze ich deine Thesen sehr
Hamburger: Und gebe dir in hohem Umfange Recht
Hamburger: Oder aber damit wird ein Wechsel angezeigt und es sitzt da
Hamburger: Inneren nimmt
Hamburger: Dann würden die letzten Sätze in einem ganz anderen Kontext
erscheinen
Hamburger: Und es ergäbe sich eine ganz andere Deutung.
Hamburger: Diese Doppeldeutigkeit,
Hamburger: Wenn ich sie nicht überinterpretiert habe,
Hamburger: Ist ziemlich meisterhaft
Silentium: Also (schon wieder): ich würde mich da euch beiden anschließen.
Silentium: Die Deutung ist an und für sich stimmig.
Silentium: Auf die Doppeldeutigkeit wär ich nicht gekommen.
Silentium: Ich hab eher an das mit "es-weiß-noch-was-los-war" gedacht
Silentium: Nicht an das mit dem "das LI hat eine Amnesie" und spricht unwissend
Hamburger: Ist vielleicht auch überinterpretiert
Silentium: Was aber eine reizvolle Vorstellung ist,
Silentium: Überinterpretiert oder nicht, das können wir nicht entscheiden.
[) i r k: Ich komm nicht mehr mit
[) i r k: Von welcher Doppeldeutigkeit redet ihr jetzt?
Silentium: Dass am Schluss nicht klar ist,
Silentium: Ob das LI nicht weiß, was geschehen wird
Silentium: Weil der ganze Amöbenausflug ein Hirngespinst war,
Silentium: Oder, weil alles dazwischen ein verschwommener Traum war,
Silentium: An den es sich nicht mehr erinnert.
Silentium: So hab ich Ham verstanden.
Hamburger: Ja, fast genau so
[) i r k: Ich versteh es immer noch nicht
Hamburger: Ich mach's noch mal ganz kurz
Hamburger: Okay, LI stülpt sich doch zurück am Schluss
Hamburger: Das kann zweierlei anzeigen:
Hamburger: 1.) Es hat sein Inneres ergründet und weiß das noch
Hamburger: Es kehrt zurück und was es spricht ist wahr
Hamburger: Es weiß tatsächlich nicht, was passieren wird
Hamburger: Und es weiß, was geschah
Hamburger: 2.) Es hat sein Inneres ergründet
Hamburger: Aber weiß nichts mehr davon, nachdem es sich zurückgestülpt hat
Hamburger: Das wäre ein Bruch
Hamburger: Dann wären die Sätze, dass es nicht weiß, was passieren wird
Hamburger: Und nur weiß, was geschah, falsch
Hamburger: Denn es wüsste das in seinem Inneren
Hamburger: Doch durch die Zurückstulpung weiß es das nicht mehr
[) i r k: Also ich sehe diese Doppeldeutigkeit nicht
[) i r k: Weil klar ist, dass der Kalender eine Fiktion ist
Hamburger: Wieso widerlegt das das?
[) i r k: Es weiß, was passiert ist
[) i r k: Denn es ist ja seine Vorstellungswelt, in der es passiert ist
[) i r k: Und die Moral des Gedichtes steht in den letzten zwei Zeilen:
[) i r k: "Ich weiß nicht, was passieren wird."
[) i r k: Er kann es sich vorstellen, sich ausmalen
[) i r k: Aber es gibt keinen Punkt, an dem er es wissen kann
Hamburger: Also ich seh das nicht so deutlich
Hamburger: Denn es ist durchaus möglich sein Inneres zu ergründen
Hamburger: Und das Ergründete dann zu vergessen, besser: zu verdrängen
Hamburger: Was das Zurückstulpen anzeigen könnte
Hamburger: Damit wäre die Moral des Schlusses in Frage gestellt
[) i r k: Übrgigens ich spreche hier nicht vom Ergründen.
Hamburger: Sondern?
[) i r k: Ach, ich raff das heute nicht mher
[) i r k: Ihr habt meine Frage mit dem Eiswind noch nicht beantwortet
Silentium: Der Eiswind also ... ist das vielleicht die Phantasie?
Silentium: Die kranke Vorstellungskraft ... des LIs?
Silentium: Kalt ist er
Silentium: Also etwas nicht unbedingt willkommenes
Silentium: Etwas aber trotzdem zwingendes
Silentium: Sowie ein Tagtraum, in dem man jemanden erwürgt
[) i r k: Vorstellungskraft finde ich gut
Hamburger: Ich auch
Hamburger: Vor allem weil das LI sich in sich selber reingestülpt hat
Hamburger: Da passt das
[) i r k: Der Eiswind ist vielleicht der dichterische Genius
[) i r k: Der die Metaphern und Verwandlungen möglich macht
[) i r k: Aber wie deuten wir dann die Zeile:
[) i r k: "Eiswind im April und Eiswind im Mai"?
Hamburger: Hmm
Silentium: Es ist wurscht, im Prinzip
Silentium: Ob er im neuen Jahr nachdenkt oder wann auch immer
Hamburger: Was passiert denn in diesen Monaten in der Horror-Geschichte?
Silentium: Fototapete und Möbelpacker
Silentium: Das isses nicht, glaub ich
Hamburger: Stimmt, Silly, Südseeidyll und Eiswind?
[) i r k: Also der Genius, der ihn immer begleitet (hoffentlich)
Hamburger: Wieso begleitet der Genius ihn immer?
Hamburger: Nur im April und Mai
Hamburger: Und das Gedicht ist nicht in diesem Monat geschrieben worden
[) i r k: April und Mai sind Frühlingsmonate
[) i r k: Aber der Genius ist eben unerbittlich
[) i r k: Er macht auch aus Menschen Amöben
[) i r k: Und aus neuen Jahren alte Diven
Silentium: Für mich klingt es so, als ob er sagt: "April, Mai, wurscht wann"
Hamburger: Stimmt, das hat so nen Touch
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)

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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon [) i r k » 07.12.2004, 19:18

10. Liebe Freaks (Outro)

Hamburger: Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf Spiders Reaktion
Hamburger: Tja, ich schlag vor, jeder jetzt noch sein persönliches Schlusswort
Hamburger: Ladys First
Silentium: Erstens: Zu dem Zeitpunkt, wo ich das Gedicht ausgesucht hab
Silentium: War es das beste im ganzen Forum, in meinen Augen
Silentium: Natürlich hatte er den "Kurier" da noch nicht geschrieben
Silentium: Aber wurscht!
Silentium: Wir sind nicht wirklich völlig schlau daraus geworden
Silentium: Und haben festgestellt, wie leicht man sich missverstehen kann
Silentium: Wenn man nur auf Worte angewiesen ist, ohne sein gegenüber zu sehen.
Silentium: Blöd, schon.
Silentium: Auf jeden Fall zehre ich diese Woche
Silentium: Nur noch von der Aussicht darauf, euch in Köln zu sehen.
Silentium: Und bevor ich kling wie in einer Seifenoper
Silentium: War's das
[) i r k: Also, ich denke, ich verstehe das Gedicht nun um einiges besser als
vorher
[) i r k: Ich finde es schön, dass wir jetzt auch mal ein Gedicht aus dem Forum
hatten
[) i r k: Das doch insgesamt dieser eingehenden Betrachtung recht gut
standgehalten hat
[) i r k: Will sagen: Ich mag es
[) i r k: Ich möchte mich dafür entschuldigen, aber ich bin heute nicht so in
Form gewesen
[) i r k: Daher ist mein Anteil an diesem PC auch nicht so doll
Hamburger: Quatsch, wir haben dich immer unterbrochen
Hamburger: Sogar bei deinem Nachwort noch
Hamburger: :-)
[) i r k: Schon wieder grrrrr
[) i r k: Ähm, was wollte ich noch sagen?
[) i r k: Also, es war stellenweise recht anstrengend für mich, euch zu folgen
[) i r k: Ich muss mir das noch mal in Ruhe durchlesen
[) i r k: Was ich ja ohnehin tun werde
[) i r k: Da es mir zusteht, das alles zu bearbeiten und etwas zu ordnen
[) i r k: Aber es hat trotzdem Spaß gemacht
[) i r k: Immer wieder gerne
[) i r k: Ham, jetzt darfst du mich unterbrechen!
Hamburger: Okay, nun ich
Hamburger: Der Vorhang fällt; wir sind betroffen - und viele Fragen bleiben
offen.
Hamburger: Schönen Guten Abend!
[) i r k: Och nö
Silentium: :rofl:
Hamburger: Wie nö?
[) i r k: Das ist mir jetzt zu platt
[) i r k: Komm schon, Ham, denk dir selbst was aus
[) i r k: Anstatt hier diesen alten Sack zu zitieren
Silentium: Werd pathetisch!
Hamburger: Silly, fandest du das auch platt?
Silentium: panischumschau Wassagichnurwassagichnur?
Hamburger: Okay, Silly, brauchst nichts sagen
Hamburger: Also, ähem
Hamburger: Tja, in der Tat, wie wir alle wissen ist ein solcher Poetry Chat
Hamburger: Immer wieder eine herzerfrischende Veranstaltung
Silentium: HAM!
Hamburger: Was ist jetzt wieder?
Silentium: Du klingst wie jemand, der ein Sektglas in der Hand hat
Hamburger: Ihr seid aber auch anspruchsvoll
[) i r k: Ich bin jetzt wirklich betroffen
Hamburger: Kommen die Diskussionen ums Nachwort alle ins Protokoll?
[) i r k: Alle
[) i r k: Wie auch alle Drückerkolonnen
Hamburger: Ich fasse mich
Hamburger: Dritter Anlauf
Hamburger: Lieber Club...
Hamburger: (Hat jemand etwas an "Lieber Club" auszusetzen?)
[) i r k: Ja
Silentium: Nein
[) i r k: Aber sag's ruhig trotzdem
Hamburger: Sagt mal, das gibt's doch nicht
Hamburger: Liebe Freaks?
[) i r k: Das ist schon besser!
Silentium: Das is gut!
Hamburger: Liebe Freaks!
Hamburger: Ihr alle, die ihr das lest, seid euch versichert
Hamburger: Dass es auch mir einen Riesenspaß gemacht hat
Hamburger: Zwar gab es einige Missverständnisse
Hamburger: Von denen ihr nie etwas erfahren werdet
Hamburger: Aber ich habe in den vergangenen 6 Stunden nicht nur diese Diskussion
Hamburger: Sondern auch
Hamburger: - Und das meine ich weder pathetisch noch sonst irgendwie anrüchig -
Hamburger: Den Intellekt meiner Mitstreiter noch mehr schätzen gelernt
Hamburger: Als ich es ohnehin schon tat
Hamburger: Wenn ich an einigen Stellen mit Überinterpretationen genervt
Hamburger: Und vor mich hin dilettiert habe
Hamburger: Oder den armen gelb ständig unterbrach
Hamburger: So verzeiht das
Hamburger: Ich hoffe, ich habe trotzdem ein bisschen was
Hamburger: Zum Verständnis dieses Gedichtes auch bei euch beigetragen
Hamburger: Mir jedenfalls gefällt das Gedicht
Hamburger: Welches ich vorher nicht kannte ausnehmend gut
Hamburger: Und mein Urteil, dass Spider ein hervorragender Lyriker ist,
Hamburger: Und zwar hinter Hilbi aber vor Rimbaud, ist bestätigt worden
Hamburger: Insofern wünsche ich euch allen
Hamburger: Dass euch das hier Spaß gemacht hat
Hamburger: Und vielleicht habt ihr ja Lust das nächste Mal dabei zu sein
Hamburger: Wenn es wieder heißt:
Hamburger: Wer unterbricht denn heute den gelb?
Hamburger: In diesem Sinne: Gute Nacht
Hamburger: Euer Hamburger
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon Silentium » 07.12.2004, 19:26

Du, du, du.... GELB! Also, das umarmen, gelt, das ist VÖLLIG aus dem Zusammenhang gerissen. Und gehört nichts ins Protokoll. NEIN! Und das andere, mit meiner Lyriker-Weltrangliste AUCH NICHT. Warte nur bis Samstag, dann hab ich dich!
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon

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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon Spiderman » 07.12.2004, 21:06

Wow! Das Protokoll hat mich jetzt wie ein Schlag getroffen, hatte zwar im Hinterkopf das irgendwann mal irgendwie ein Poetry-Chat zu dem Gedicht stattfinden sollte, wußte aber nicht wann.

Zunächst: es ist ein ausgesprochen erhebendes und erhabenes Gefühl, wenn das eigene Gedicht Gegenstand so ausführlicher Betrachtung ist: ein narzißtischer Kick sondersgleichen.

Ich werde mich auch noch ausführlicher zu dem Gedicht äußern. Ich denke, meine eigene Interpretation ist dabei weniger wichtig. Vielleicht werde im Sinne eines Werkstattberichtes etwas zur Entstehung des Textes sagen.

Zunächst möchte ich allerdings eins klären:

Größe, Form und Zeitverlauf von Aktionspotentialen sind bei allen Säugetieren sehr ähnlich. Aktionspotentiale haben immer ein Alles-oder-Nichts-Verhalten. Das Aktionspotential wird durch den plötzlichen und kurzzeitigen Einstrom von Na+-Ionen in die Zelle verursacht; die Repolarisation ist Folge des Ausstroms von K+-Ionen. Die Aktionspotentiale werden über die Nervenfasern fortgeleitet.

Gruß

Spider
(der immer noch nicht weiß, wie das Jahr endet)
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

Silentium
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon Silentium » 07.12.2004, 22:27

Bitte, Dirk, noch kannst du dir meine Vergebung erwirken: Zensier das umarmen! Bitte!
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
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[) i r k
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon [) i r k » 07.12.2004, 22:28

Zunächst: es ist ein ausgesprochen erhebendes und erhabenes Gefühl, wenn das eigene Gedicht Gegenstand so ausführlicher Betrachtung ist: ein narzißtischer Kick sondersgleichen.

:-) :-)) :-)

Zu den Aktionspotentialen, hab ich noch ein paar nützliche Links aufgetrieben:

Aktionspotenzial

http://home.zait.uni-bremen.de/~mn/old/glossar/g/node16.html

http://www.sinnesphysiologie.de/gruvo03/elektro2/ap.htm

http://www.abi-bayern.de/bio/aktionspot.htm

Grüße.
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon [) i r k » 07.12.2004, 22:40

Bitte, Dirk, noch kannst du dir meine Vergebung erwirken: Zensier das umarmen! Bitte!

Ach, SillySilence, ich hab schon so viel zensiert. Ich gebe mich also ganz meiner gerechten Strafe hin - ich hoffe, du bist erfinderisch. :-D

Allerdings können wir natürlich in Köln auch die Gelegenheit ergreifen, und uns mal richtig umarmen - ich meine, so im richtigen Leben und so. So ein virtuelles Umarmen ist ja schon ganz nett, aber eben doch nur ein erbärmliches Derivat gegenüber der Wirklichkeit.

Außerdem muss dir das jetzt wirklich nicht peinlich sein. Guck mal, diese Fotos vom DLC - wo ein Webmaster den verzweifelten Kampf mit einem gelb-blauen Zelt ausfocht und nicht wusste, wo vorn und hinten ist. DAS ist peinlich! Und desto häufiger du jetzt betonst, ich soll es zensieren, desto genauer schaut jeder, der dieses Thread liest, hin. Also: pssst.

:comfort:
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon Silentium » 07.12.2004, 22:42

Das mit dem Zelt... war etwas anderes... :rofl:
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Khadija
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon Khadija » 09.12.2004, 22:13

Äußerst unterhaltsame Lektüre. Und die Überschriften sind auch ganz reizend. :-D
Dirk, du liest Douglas Adams? 8-o
...words strain,
Crack and sometimes break, under the burden,
Under the tension, slip, slide, perish,
Decay with imprecision, will not stay in place,
Will not stay still.

[) i r k
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon [) i r k » 10.12.2004, 01:52

Ähm, nein, noch nicht.

Du hast alles gelesen? Mein Respekt.

Aber sag mal, hat dir unser Chat das Gedicht auch irgendwie näher gebracht? Oder beschränkt sich unsere ganze Darbietung auf's Amüsement? Oder ist das alles nur verworren und albern? ?-(

Nein, wirklich, das interessiert mich jetzt, denn irgendwie hat dieser Chat ja auch einen Sinn, nämlich in der Umkreisung des Textes, sich ihm ein paar Elipsen und Spiralbahnen anzunähern ... aber vielen Dank erstmal für dein Feedback, wir sind ja überhaupt schon froh, wenn sich jemand das antut, das alles zu lesen. :-)

Übrigens sind die Überschriften allesamt Original-Silentium-Zitate (abgesehen von dem "Liebe Freaks", das von Ham stammt). Also, nicht mir gebührt die Ehre, sondern Seniorita Silencio. Ich hab's nur ausgewählt.

Grüße.
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon Khadija » 11.12.2004, 22:42

Damit du mich jetzt nicht für völlig banane hältst, erstmal wie ich darauf gekommen bin, dass du Douglas Adams liest.
In seinem Buch "Per Anhalter durch die Galaxis" wird von einem Computer auf die Frage nach dem Sinn des Lebens "42" geantwortet. Und deswegen
Hamburger: Was ist der Sinn des Lebens?
[) i r k: Die Antwort ist 42

dachte ich, du hast das Buch gelesen.

Also das Protokoll war für mich weder albern noch verworren. Das etwas unterhaltsam ist, heißt schließlich nicht, dass es deswegen oberflächlich ist. Mir bringen die Poetry-chats die Gedichte schon näher. Das hab ich woanders auch mal geschrieben, aber da das offenbar nicht bemerkt worden ist, hab ich dieses Mal eben was anderes geschrieben ;-)

LG

Khadija
...words strain,
Crack and sometimes break, under the burden,
Under the tension, slip, slide, perish,
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Re: Verschwinden im neuen Jahr

Beitragvon Spiderman » 12.12.2004, 21:34

So, wie versprochen, möchte ich noch etwas ausführlicher zu Eurem Chat Stellung nehmen und selber ein paar Anmerkungen zu dem Gedicht machen.

Beim Lesen des Chat-Protokolls war ich oft sehr erstaunt, was Ihr alles aus dem Gedicht herauslesen konntet. Oft hatte ich das Gefühl: "Hey, das haben die ganz gut getroffen, das war mir selber vorher nicht klar." Es gab nur wenige Stellen, an denen ich mich mißverstanden gefühlt habe. Das mit den Aktionspotentialen war so eine Sache, da kanntet Ihr einfach nicht den Begriff aus der Physiologie. Aber woher solltet Ihr den auch kennen?! Mit der Verwendung solcher Wörter habe ich das Problem, dass sie nicht ohne entsprechendes Lexikon zu entschlüsseln sind. Die andere Sache betrifft meine seherischen Fähigkeiten: "wie ein erster Tropfen als Vorbote des Regens". Beim Schreiben des Gedichtes ging's mir da eigentlich nur darum, eine Beschreibung des Fallens zu finden, die die Bewegung des LI möglichst nahe kommt. An das was danach kommt, hatte ich keinen Gedanken verschwendet.

Zum Gedicht selber kann ich sagen, dass es für mich gar nicht so etwas wie die Interpretation gibt. Tatsächlich habe ich selber keine. Wenn mich jemand fragen würde, worum geht's da, würde ich sehr allgemein antworten: um den Lauf der Zeit, verschiedenen Positionen zum/im Leben und die eigene Bedeutung, bzw. Bedeutungslosigkeit. Geschrieben hab ich's als eine Art Innenschau, eine Reise in eine Welt von Traumbildern. Tatsächlich schrieb ich das Gedicht so, dass sich ein Bild aus dem anderen entwickelte. Ich hatte nicht im Sinn, dieses oder jenes auszusagen, sondern eher, einen kleinen Film (bzw. zwischendurch Diavortrag beim Fotokalender) vor dem inneren Auge des Lesers ablaufen zu lassen. Eine verborgene Bedeutung einzelner Bilder war mir dabei selbst nicht immer klar. Viele Zeilen schrieb ich intuitiv, weil sie sich so für mich richtig anhörten. Ich hatte ungefähre Vorstellungen, wo ich hin wollte, z.B. beim Kalender monotone Tristesse, Langsamkeit und Wiederholung ,gebrochen durch mehr oder weniger subtile Schockelemente.
Eine andere Frage, die bei Euch auftauchte, betraf das Verhältnis des lyrischen Ichs zum Autor ("Ist das Spideys Familie?") Dazu folgendes: ich glaube, meine lyrischen Ichs sind immer so etwas wie ein Teil von mir, etwas Gelebtes, Ungelebtes, eine Phantasie, eine Antithese oder ein Rollenspiel. Ich glaube, das trifft auch auf die meisten anderen Lyriker zu. Manche Lyriker neigen dazu, sich vehement von ihren lyrischen Ichs zu distanzieren, andere streichen sie sogar aus ihren Gedichten. Meiner Erfahrung nach geraten Gedichte jedoch umso besser, je mehr an Persönlichem in ihnen steckt. Alerdings erfordert das auch eine Transformation des Persönlichen ins Allgemeine, so dass am Ende die Person des Autors irrelevant ist. Dann kann's zu einem persönlichen Gedicht für den Leser werden. Klingt vielleicht paradox. Aber ich denke, der Lyrik tut's gut, wenn sich der Autor seiner Themen annimmt, sie aber nicht als persönliche, sondern als von allen Menschen geteilte Themen erkennt.

Ich möchte Euch auch nochmal meinen herzlichen Dank für den Chat aussprechen. Wie ein Gedicht gelesen und verstanden wird, weiß ich normalerweise nicht. ich hab da zwar meine Vermutungen, das war's dann aber auch schon. Durch den Chat konnte ich für ein Gedicht sehr detailliert Herangehensweisen und Verstehensprozesse nachvollziehen.

:-) Spider :-)
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!


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