Abschied.

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Lene
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Abschied.

Beitragvon Lene » 29.01.2005, 15:13

Abschied

sehr lang belichtet
unscharf
grobkörnig
stehst du im Hintergrund
meiner Welt

fingerbedrückt
kaffeebefleckt

ich küsse dich
und klebe dich fest:

es ist Verschlusszeit
bevor es uns einschneit für immer (Max Frisch)

Flocke
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Re: Abschied.

Beitragvon Flocke » 03.02.2005, 22:04

Hi, Lene.

Für meine Begriffe sehr dicht, aber nicht überladen und absolut nachvollziehbar... Gefällt mir sehr.

Nur so ein Gedanke: Würde es noch stärker kommen, wenn du schriebst "zu lange belichtet" ? Bin allerdings kein Fotoexperte, vielleicht wird der/die Verabschiedete dann auch einfach zu dunkel und auch nicht mehr als unscharf und grobkörnig erkennbar.

Lieber Gruß
Flocke
...Der den Wind kennt / besser als alle Bücher / den Baum / frag nach Wahrheit...

Edekire
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Re: Abschied.

Beitragvon Edekire » 03.02.2005, 22:12

ist das nciht sltsam? ich wollrte imemr was zu deinem gedicht sagen, aber irgendwie habe ich es nie auf die reihe gekriegt. und jetzt ahbe ich heute in einer doppelstunde kunst erfahren was "verschlusszeit" ist, und jetzt komme ich besser zurecht.
es ist seltsam, sonst mag ich so wenig wort in einer zeile gedichte häufiger nicht, aber diese gefällt mir. und verschlusszeit ist eine schönes wort...
alles liebe
edekire
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
sarah kane

Surjaninov
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Re: Abschied.

Beitragvon Surjaninov » 03.02.2005, 22:23

Nur so ein Gedanke: Würde es noch stärker kommen, wenn du schriebst "zu lange belichtet" ? Bin allerdings kein Fotoexperte, vielleicht wird der/die Verabschiedete dann auch einfach zu dunkel und auch nicht mehr als unscharf und grobkörnig erkennbar.


Naja, diese drei Dinge, belichtet, unscharf, grobkörnig, habe erstmal nicht viel miteinander zu tun.

Die Belichtungszeit zeigt an wie lange der Verschluss offen ist. Hier haben wir es mit etwas zu tun das sehr lange belichtet wird. Es gibt Fotografen die belichten ihre Fotos über Wochen hinweg...
Da sieht man auf einem Foto eine Blume verwelken, ihre Blätter abwerfen...

Unschraf kennen wir alle. Da gibt es verscheidene Möglichkeiten wie das erreicht wird. Meistens schleicht sich das aber ein und ist NICHT gewollt.

Grobkörnig werden Fotos durch Filme mit hoher ISO, z.B. 400 s/w oder darüber. Da werden (beim entwickeln) kleine Silberkörner schwarz. Je lichtempfindlicher der Film, desto grobkörniger werden die Abzüge.

"fingerbedrückt
kaffeebefleckt"

- Das passt mir auch sehr gut zu einem Foto... genauso wie:

"ich küsse dich
und klebe dich fest"


"es ist Verschlusszeit"

- Da haben wie sie wieder, die Verschlusszeit. Nur hört es sich für mich so an als ob hier eine Foto weggeschlossen würde, Das Herz zugeschlossen.

Für meine Begriffe sehr dicht, aber nicht überladen


- Dem kann ich mich anschließen, gefällt mir auch.

lg
Surja

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Re: Abschied.

Beitragvon Flocke » 03.02.2005, 22:30

@Surja

Hier haben wir es mit etwas zu tun das sehr lange belichtet wird. Es gibt Fotografen die belichten ihre Fotos über Wochen hinweg...
Da sieht man auf einem Foto eine Blume verwelken, ihre Blätter abwerfen...


Hm, der Experte hat gesprochen. Recht hast du. Klingt mir dann aber danach, als wenn diese Bilder dann extra und gestochen scharf werden???? Das ist dann hier aber nicht gewollt, scheint mir. Paßt es dann?

Gruß
Flocke
...Der den Wind kennt / besser als alle Bücher / den Baum / frag nach Wahrheit...

Surjaninov
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Re: Abschied.

Beitragvon Surjaninov » 04.02.2005, 00:43

@ Flocke

Hm, der Experte hat gesprochen. Recht hast du. Klingt mir dann aber danach, als wenn diese Bilder dann extra und gestochen scharf werden???? Das ist dann hier aber nicht gewollt, scheint mir. Paßt es dann?


Ja als die Leute die das machen, wochenlang belichten, die machen schon scharfe Bilder.
Ich denke man kann aber auch unscharfe Bilder machen.

Wir wissen ja auch nicht in wie weit Lene jetzt nur die "Wörter" aus der Fototechnik genommen hat.
Ob auch der technische Prozess überhaupt eine Rolle spielt. Ich denke das ist nicht so wichtig.

Ob es hier (im Gedicht) passt kann ich nicht sagen. Je nach dem wie man da rangehen will.


War es das was du meintest?: "sehr lang belichtet" Ich denke das kann man ohne Probleme so stehenlassen.


Wäre aber [ist aber], so fällt es mir grad auf, ein schöner Gegensatz zur zweiten Hälfte des Gedichts. Da wird dann das "technische Foto" bedrückt, befleckt, geküsst und geklebt.

Nicht sehr sterile Sachen...


Irgendwie hab ich mich grad gedanklich verzettelt...hmmm...

lg
Surja

Lene
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Re: Abschied.

Beitragvon Lene » 04.02.2005, 01:37

Bin ich überrascht!

Ich komme gerade heim und statte dem Forum einen unbedarften "Pflichtbesuch" ab, und plötzlich all diese Kommentare! Und auch noch so schöne... Danke!

Jetzt geh ich erst mal ins Bett, zum Belichten schreibe ich morgen noch was, falls ich dazukomme.

LG Lene
bevor es uns einschneit für immer (Max Frisch)


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