..... trocken .....

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
hginsomnia
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Re: ..... trocken .....

Beitragvon hginsomnia » 18.02.2011, 23:18

goldmund hat geschrieben:hallo riemsche, hallo hgisomnia
eine spannende diskussion, ich verfolge das sehr gerne weiter. oder seit ihr etwa schon fertig?
lggoldmund


vorerst ja, denke ich. :-)

es hat sich halt eine ziemlich unterschiedliche auffassung herauskristallisiert.

so halte ich das hier

riemsche hat geschrieben:dass eine fehleranalyse _solange es sich dabei nicht nur um basics wie grammatik und rechtschreibung (ausnahme eigene wortfindung) handelt_ autorenEgobedingt unvermeidlich zu einer persönlichen stilfrage wird, halte ich für ganz normal. ich fänds jammerschade, ja aus autorensicht sogar bedenklich, wenn das gesunde selbstbewusstsein dafür nicht vorhanden wäre.


für falsch und auch aus der erfahrung heraus für nicht normal (glücklicherweise, sonst könnte ich kaum noch an einem kritischen diskurs partizipieren). nicht nur, dass ich die grundbegriffe der lyrik ebenfalls für basics halte, sondern darüber hinaus scheint mir ein verweis auf den eigenen stil nun mal gar nichts mit selbstbewusstsein zu tun zu haben, eher im gegenteil. die stilfrage ist häufig eine ausrede, eine flucht vor einer intensiveren beschäftigung mit dem eigenen text, für die es dann eben selbstbewusstsein braucht. das hat nichts mit abnicken zu tun, eher mit rezeptionsbereitschaft. ist diese nicht vorhanden, finde ich das bedenklich.

auf diesen gegensatz läuft es in diesem faden wohl hinaus. eine fortführung scheint daher zunächst unergiebig zu sein.

das interesse finde ich natürlich gut und evtl. hast du dir ja eine eigene meinung bilden können. :-)

lg
hginsomnia

riemsche
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Re: ..... trocken .....

Beitragvon riemsche » 23.03.2011, 19:08

ja da sind wir jetzt wirklich sehr sehr unterschiedlicher meinung, lieber HG.
basics sind für mich beobachtung, sprachgefühl, rechtschreibung (die ich wie in /annAlphabet/ gerne mit lautschrift bombardiere) sowie verdichtung. beschäftigung mit priorität /inhalt/ ja, aber nicht hauptsächlich nur wegen soWill möglicher umwortung, die zwar klassischen maßstäben, aber meiner eigenen schreib_und leseweise so ganz und gar nicht entspricht.
goldmund´s eigene meinung dazu entzieht sich leider immer noch meiner kenntnis. ich hätte in dem zusammenhang dazu nämlich wirlich gerne noch seine oder die gedanken von anderen interessierten zum thema autorenEgo in sachen selbst_bewusstsein laut gehört.
lGr

shuya
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Re: ..... trocken .....

Beitragvon shuya » 24.03.2011, 09:10

ich gebe zu, ich habe die diskussion nicht gelesen (zu viel text am morgen, der verkaterte 'shuya' gähnt, raucht, nach dem trinken fühlt man sich immer ausgetrocknet und ohne fokus)

die erwähnung von narben als abschätzigen kommentar dem psychologen gegenüber (der führt doch eh alles auf die kindheit zurück), finde ich ein wenig plump
in dem ansonsten gelungenen text. es ist der psychoanalytiker, der versucht die kindheit hochzuwühlen und die erinnerung daran so lange zu verändern, bis sie ins therapiekonzept passt.
psychologen lernen da oft was anderes.

der rest ist mir angenehm vieldeutig
kein direkter gedanke an alkohol, es könnte alles mögliche sein, sogar der titel gibt viele anhaltspunkte in verschiedene richtungen.
allerdings steht der text ein wenig verloren da - wie bestellt und nicht abgeholt - als gäbe es da noch einiges zu erzählen
was fehlt ist nicht unbedingt etwas im text selber
sondern eine seite umblättern, dort weiterlesen zu können.

vielleicht einen gedanken wert, riemsche, mal vier oder fünf texte zu dem thema rauszufeuern
und zu erleben, wie sie sich gegenseitig ergänzen (nicht im linearen erzählen, sondern im 'zugang bieten').

riemsche
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Re: ..... trocken .....

Beitragvon riemsche » 24.03.2011, 22:49

servus shuya,

das mit den narben ist wortwörtlicher befund und ich fand mit /seelische vernarbungen/ so ein schön sonderbares welches in all dem sonst nüchternen an wortung rundum, dass sich /trocken/ fast von selbst schrieb.
das mit dem umblättern klappt wunschgemäß, wenn man abiz in meinem backstock schmökert. zB
viewtopic.php?f=6&t=4948&p=28561&hilit=.....+neuer+befund#p28561
viewtopic.php?f=6&t=2678&p=24000&hilit=+jetzt+aber+nach+dir+sucht#p24000
viewtopic.php?f=6&t=1981&p=18365&hilit=rhetorisch#p18365
wann mir das nächste zum thema aufs blatt tropft - na mal sehen. die flasche dreht sich noch ....
danke für Deine gedanken (:->))

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Re: ..... trocken .....

Beitragvon hginsomnia » 25.03.2011, 04:34

joa, goldmund ist wohl ein einmalposter

die meinung ist mir da auch nicht klar geworden

meine ist klar - ich finde den text nachwievor ganz schrecklich

shuya hat geschrieben:allerdings steht der text ein wenig verloren da - wie bestellt und nicht abgeholt - als gäbe es da noch einiges zu erzählen
was fehlt ist nicht unbedingt etwas im text selber
sondern eine seite umblättern, dort weiterlesen zu können.


wäre das nicht eigentlich auch eine fundamentale kritik?

ich gebe zu, ich bin vorbelastet ;-)

shuya hat geschrieben:der rest ist mir angenehm vieldeutig


mir ist das unangenehm arbiträr

vielleicht nochmal zur veranschaulichung (ich kann nicht davon ablassen; mein fehler)

"Morgenmensch, steh auf! 'Miserabel' ist kein Ausdruck dafür, wie ich mich fühle. Automatik weckt Körper, und der ruft schlechte Gewohnheiten ab. Mein, Au!, Verstand ist sich noch nicht ganz im Klaren, denkt sich wahrscheinlich: 'Das fühlte sich doch über Jahre so scheiße an, warum nicht auch heute?'
Gütige Seelenklempner nennen das poetisch 'seelische Vernarbungen alter Platzwunden, die ich mir selbst zuzuschreiben habe', nur ich akzeptiere das jetzt nicht mehr.
Augen zu! Konzentrische Kreise.
Sage mir, das ist es nicht und 'es geht mir gut, Schwestern!' "

Es geht kaum etwas verloren und es müsste sehr viel verloren gehen. Vielleicht daher shuyas Gefühl, etwas zu vermissen. Könnte ohne Probleme ein Prosaeingang sein. Es ist also nix mit der von dir, riemsche, so geliebten Verdichtung.

lg
hginsomnia

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Re: ..... trocken .....

Beitragvon riemsche » 26.03.2011, 11:29

nun /umblättern .... weiterlesen wollen/ klingt mir wie /ja mehr davon/ und "fundamentales" kompliment (:->))
ich sehe nunmehr auch dass das, was Du mit /verdichten/ verbindest lieber HG, nicht viel mit dem zu tun hat, was ich damit meine. komprimieren um platz zu schaffen. das isses. nicht hübsch mit mäschle verlyrschen. /trocken/ war in der rohfassung mehr wie doppelt so lang. darum sollte auch jetzt nach meinem empfinden nichts mehr davon verloren gehen. so wie du das in fliesstext packst zeigt mir nur einmal mehr, dass man derart prosaisches problemlos mit so gut wie jeder art von lyrik anstellen könnte, die sich nicht an form klammert oder reimt. allerdings gehen dabei freiräume verloren. und die brauch ich.
lGr

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Re: ..... trocken .....

Beitragvon hginsomnia » 27.04.2011, 02:55

Hallo riemsche,

nochmal ausgepackt, da ich deinen letzten Kommentar hier irgendwie vergessen hatte.

riemsche hat geschrieben:ich sehe nunmehr auch dass das, was Du mit /verdichten/ verbindest lieber HG, nicht viel mit dem zu tun hat, was ich damit meine. komprimieren um platz zu schaffen. das isses. nicht hübsch mit mäschle verlyrschen.


das klingt sehr eklig. selbstverständlich ist verdichtung immer mehr als nur komprimieren, um platz zu schaffen (das kann man beim aufräumen machen, aber nicht, jedenfalls nicht ausschließlich beim gedicht).

und was soll das bitte heißen, etwas hübsch mit mäschle zu verlyrschen? vor allem, wie kommst du darauf, dass das sich in irgendeiner form mit meinem verständnis von verdichtung deckt? (und das unterstellst du ja mal eben so)
Über sowas könnte ich mich schon aufregen, auch weil mir hier derart großspurig die rolle des systemfanatikers aufgezwängt wird.


riemsche hat geschrieben:so wie du das in fliesstext packst zeigt mir nur einmal mehr, dass man derart prosaisches problemlos mit so gut wie jeder art von lyrik anstellen könnte, die sich nicht an form klammert oder reimt


das ist schlicht falsch. ich kenne schätzungsweise 500 gedichte, für die das nicht gilt (es können auch 600 oder 400 sein ;-) ). aber gut, ich will das mal so akzeptieren, denn natürlich ist meine obige methode eine solche, die sich mit mehreren gedichten machen ließe. du frage ist aber nicht, ob das geht, sondern wieviel das ursprüngliche gedicht im prosaischen verliert. das ist mir hier einfach deutlich zu wenig. die freiräume sind nun wirklich nicht erheblich hier.

du siehst das wohl anders --- schade

lg
hginsomnia

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Re: ..... trocken .....

Beitragvon riemsche » 27.04.2011, 19:19

hginsomnia hat geschrieben:das klingt sehr eklig. selbstverständlich ist verdichtung immer mehr als nur komprimieren, um platz zu schaffen (das kann man beim aufräumen machen, aber nicht, jedenfalls nicht ausschließlich beim gedicht).


das mehr stimmt. allerdings pflege ich vor dem verdichten aufzuräumen. sich dann zu überlegen, was man sich außerdem noch an wortung selber denken kann, das ist mir verdichten und ne spannende sache. spannend deswegen, weil ich ausschließlich an den empfänger sprich leser denke und den ehklarRiemsche ganz hintan stelle. wie groß die geschaffenen freiräume dann für wen sind ist das, was ich nicht steuern kann. das ist auch spannend. speziell dann, wenns wie auch immer gelagertes feedback gibt.

hginsomnia hat geschrieben:und was soll das bitte heißen, etwas hübsch mit mäschle zu verlyrschen? vor allem, wie kommst du darauf, dass das sich in irgendeiner form mit meinem verständnis von verdichtung deckt? (und das unterstellst du ja mal eben so)
Über sowas könnte ich mich schon aufregen, auch weil mir hier derart großspurig die rolle des systemfanatikers aufgezwängt wird.


nix soll das heißen. dafür haste ja jetzt gesorgt und ich mußte nen monat warten, um wieder mal ein neues wort von dir zu lernen. systemfanatiker. nö das bist du nicht. der großspurige aufzwänger - nun das bin ich ab und zu. dann tut sich was und wird schließlich doch nicht so bierernst verstanden, wie man zum glück sieht (:->))

hginsomnia hat geschrieben:das ist schlicht falsch. ich kenne schätzungsweise 500 gedichte, für die das nicht gilt (es können auch 600 oder 400 sein ;-) ). aber gut, ich will das mal so akzeptieren, denn natürlich ist meine obige methode eine solche, die sich mit mehreren gedichten machen ließe. du frage ist aber nicht, ob das geht, sondern wieviel das ursprüngliche gedicht im prosaischen verliert. das ist mir hier einfach deutlich zu wenig. die freiräume sind nun wirklich nicht erheblich hier.


nun ich kenne fast 300. meine :-D und dass sie wie dies beispiel im prosaischen kaum verlieren, sehe ich nicht als nachteil. find ich sogar gut. ich mach gerne aus meinen und auch wortung vanAnderen fliesstext. finde dadurch neue zeilenumbrüche, die dem verständnis alternative türen öffnen. andersSehen ist doch kein grund für ein schade. wie wärs mit einem tja :-)

lGr

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Re: ..... trocken .....

Beitragvon hginsomnia » 27.04.2011, 21:09

riemsche hat geschrieben:andersSehen ist doch kein grund für ein schade. wie wärs mit einem tja :-)


na ja, ich find's schon schade, aber das bin ich, und das braucht dich nicht zu scheren

ansonsten danke für deine aufklärung:

riemsche hat geschrieben:nix soll das heißen. dafür haste ja jetzt gesorgt und ich mußte nen monat warten, um wieder mal ein neues wort von dir zu lernen. systemfanatiker. nö das bist du nicht. der großspurige aufzwänger - nun das bin ich ab und zu. dann tut sich was und wird schließlich doch nicht so bierernst verstanden, wie man zum glück sieht (:->))


war halt einfach etwas missverständlich (inkludiertes argument: "für mich bedeutet es nicht mit mäschle verlyrschen" impliziert, dass es das für das gegenüber (also hier mich) bedeutet). danke für die klarstellung!

es ist auch nicht so, dass ich mich richtig aufrege, ich könnte es nur, aber selbst für den fall lässt sich sagen: "ich rege mich manchmal gerne auf" :-)

vielleicht auch ganz gut, dass wir hier keinen konsens finden, also nur vielleicht, aber wer weiß, wozu das gut sein kann

lg
hginsomnia


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