Im Bus...

[Silentium]

Alte Leute

Ich sitz im Bus und denk: da stimmt doch etwas nicht…
Der Fahrer wirkt so müd, so fahrig und verbraucht,
er atmet stockend schwer, die Lunge pfeift und faucht.
Die Haut wirkt gelblich-grau und teigig sein Gesicht.

Die junge Frau vor mir, sie zittert, schaudert, friert -
sie dreht sich um und schreit: ihr Haar wird weiß und dünn,
die Lippen schrumpfen ein, ihr Busen schwindet hin.
Die Zähne fallen aus, der Kiefer skelettiert.

Ganz wurscht wohin ich schau, ich sehe Falten, Tweed,
ein letzter Muskelrest, der sich zusammenzieht.
Es breitet schnell sich aus und es macht nimmer Halt:

vergilben Knochen da, zerbröckelt dort die Haut
es stinkt nach Friedhof und: auch nach gekochtem Kraut.
Die Alte rührt mich an - da wird mir plötzlich kalt…

[Das Lyrische Glied]

Das ist sehr schön. Da ich es nahezu perfekt finde ("wurscht" ist der einzige Ausdruck, der mir nicht ganz gefällt) muß ich auch nicht viel mehr schreiben.

Ich freue mich aber über die Unterstützung an der Sonett-Front.

Die Signatur direkt mitzulesen bringt übrigens ganz seltsame Effekte mit sich.

D.

[Silentium]

(Das "wurscht" is... hm... nachdem es beim ersten Treffen Verständigungsprobleme gab, hab ich begonnen, nach möglichkeit Österreich-dialektwörter einzubauen, um die leute hier abzuhärten... kann man aber mit "gleich" ersetzen)

[Spiderman]

Silence goes Zombie! Gefällt mir. Ein gelungenes Bild der Tödlichkeit des Lebens. Das Gedicht wirkt insgesamt stimmig, mußte nix mehr dran ändern.
Spider

[Fitnat]

von mir auch ein dickes lob meine süße, das gedicht ist dir wirklich sehr gut gelungen.

herzliche grüße
fitnat

[Silentium]

Ähm... das muss klären - an so hohe Dinge wie Tödlichkeit des Lebens hab ich gar nicht gedacht. Es hat nur wer gesagt, O livro ist zum Pensionistenforum verkommen und ich hab mir das lustig vorgestellt, wie Dirk plötzlich ein weißer Rauschebart wächst und razor Falten kriegt und am Stock rennt und Flocke ein Gebiss braucht... mehr hat ich eigentlich gar nicht im Hinterkopf...