die frau in rot

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Patina
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die frau in rot

Beitragvon Patina » 19.02.2005, 19:04

die beine zusammengepreßt
sitzt sie an einem
winzigen cafétischchen
die tasse droht
von der tischkante zu fallen
sie raucht nicht
die arme sind
ineinander verschlungen
der rote schal am hals
soll schützen
ein ring an der linken hand
doch sie wirkt verhärmt
so als ob ihr schönes gesicht
gleich weinen wollte

die personen am fenster
reden über sie
doch sie sind nur schemen
für die frau in rot
sie sitzt unter ihrer glasglocke
und sieht so aus
als ob sie traurig darüber wäre
daß keine milch
zum kaffe gereicht wurde

doch ich weiß
der schmerz sitzt tiefer

was ich nicht verstehe
daß man
mit diesem schmerz
im gesicht
rot tragen kann
trotzdem
würde ich ihr gerne
die hand reichen

Glaukos
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Re: die frau in rot

Beitragvon Glaukos » 19.02.2005, 19:55

Hallo Patina,

lange nichts mehr von dir gelesen! Kann man dich wieder erreichen, über den Mailakkount?

Das Gedicht hier finde ich nur sehr wenig lyrisch. Es könnte fast ebenso Kurzprosa sein, ja ohne Zeilenumbrüche fände ich die geschilderte Situation schlüssiger.

Schöne Grüße
Tolya

Patina
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Re: die frau in rot

Beitragvon Patina » 19.02.2005, 20:28

Hi Tolya,
bin wieder erreichbar.
Du kannst mir jetzt wieder eine Mail schicken. Würde mich total freuen. War so abgeschnitten die letzte Zeit, aber dafür haben wir jetzt eine schöne Wohnung.
Also schick mir jetzt was über meinen Account und ich hoffe, daß dann der Mailverkehr wieder läuft. :-)
Hast ja auch einen langen Thread eingestellt. Kam noch nicht dazu, ihn zu lesen. Bin jedenfalls gespannt. :-)
lieb Grüß
Patina

Patina
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Re: die frau in rot

Beitragvon Patina » 20.02.2005, 16:38


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Re: die frau in rot

Beitragvon Glaukos » 20.02.2005, 16:56



Hallo Patina,

auf dem Link sieht man Catherine in rot. Ist das wohl die Frau aus dem Gedicht - sozusagen eine lyrische Reflexion dieses Filmes?

Oder hab ich was verpasst ;-)

Tolya

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Re: die frau in rot

Beitragvon Patina » 20.02.2005, 17:11

Richtig geraten, Tolya

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Re: die frau in rot

Beitragvon Glaukos » 20.02.2005, 18:01

Was ich meinte mit Prosa oder Lyrik: Wenn du auf die folgenden von mir vorgenommenen Einklammerungen verzichtetest, würde es lyrischer werden - mein ich.

In der Prosa würde ich sie eher akzeptieren, denn sie sind ja nicht falsch, sie haben oft einen Bedeutungswert. Aber in der Lyrik ist oft "weniger mehr". Zwar ist eine Zeile, wie die Schlusszeile, ohne das "trotzdem" um einen Teil von ihrer Aussagekraft oder Aussageschärfe beraubt, aber das ist auch wieder schöner Freiraum für den Leser.

Verstehst du, wie ich das meine?

Sonntagsgrüße nach S.,
Tolya




die beine zusammengepreßt
sitzt sie an einem
winzigen cafétischchen
die tasse droht
von der tischkante zu fallen
sie raucht nicht
die arme sind
(ineinander) verschlungen
der rote schal (am hals)
soll schützen
ein ring an der linken hand
(doch) sie wirkt verhärmt
(so) als ob ihr schönes gesicht
(gleich) weinen wollte

die personen am fenster
reden über sie
(doch) sie sind nur schemen
für die frau in rot
sie sitzt unter (der|ihrer) glasglocke
(und) sieht (so) aus
als ob sie traurig (darüber) wäre
daß keine milch
zum kaffe gereicht wurde

doch) ich weiß
der schmerz sitzt tiefer

was ich nicht verstehe | was ich nicht weiß?
daß man
mit diesem schmerz
(im gesicht)
rot tragen kann

(trotzdem)
würde ich (ich würde) ihr gerne
die hand reichen

Patina
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Re: die frau in rot

Beitragvon Patina » 21.02.2005, 19:49

hallo tolya,
jetzt weiß ich, was du meinst mit lyrik und prosa als unterschied. So hörts sichs doch schon viel besser an. Werde deine änderungen übernehmen. Die letzte zeile kann wegen mir entfallen. Thanx a lot.
lg Patina

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Re: die frau in rot

Beitragvon Patina » 21.02.2005, 20:17

noch eine bearbeitung. jetzt hoffentlich richtig reduziert....


die frau in rot

die beine zusammengepreßt
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winzigen cafétischchen
die tasse droht
von der tischkante zu fallen

sie raucht nicht
die arme sind
verschlungen
der rote schal
soll schützen

ein ring an der linken hand
der blick geht ins nichts
ihr schönes gesicht
will weinen

die personen am fenster
reden über sie
sie sind nur schemen
für die frau in rot

sie ist traurig weil
keine milch
zum kaffe gereicht wurde

Edekire
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Re: die frau in rot

Beitragvon Edekire » 23.02.2005, 19:21

Hallo Patina

Also mir gefällt dein Gedicht. Ob nun wirklich lyrik-mäßig oder nicht. Irgendwie mag ich diese Prosaartigkeit...
die überarbeitet Version finde ich besser, wiel sie sparsamer ist und einige Formulierungen weggefallen sind, die mir nicht so gefallen haben.

:-)

lg

edekire
ich wünschte ich hätte musik, doch ich habe nur worte
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Patina
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Re: die frau in rot

Beitragvon Patina » 24.02.2005, 20:05

Hallo edekire,
irgendwie hab ich mir mit dem Text was eingefangen. Viele sagten in anderen Foren, daß das jetzt zu reduziert sei. Ich habe auch noch eine Zwischenlösung. Aber irgendwie bin ich jetzt gerade etwas verwirrt und ratlos, welche Version jetzt der Renner ist. Die Version von der Version wird wahrscheinlich nicht besser. Keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. *etwas verwirrt*
Patina

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Re: die frau in rot

Beitragvon Glaukos » 24.02.2005, 20:19

Liebe Patina,

ich hätte die letzte Strophe drin gelassen. Hoffe, das verwirrt nicht zusätzlich! ;)

Schöne Grüße
Tolya

Kato
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Re: die frau in rot

Beitragvon Kato » 27.02.2005, 01:26

Hallo Patina,

die besten, die stärksten Zeilen in diesem Text sind für mich diese, weil hier ein sehr authentisch wirkendes persönliches Element hineinkommt:

„was ich nicht verstehe
daß man
mit diesem schmerz
im gesicht
rot tragen kann“

dabei etwas eingeschränkt, denn die Formulierung wirkt etwas ungelenk, etwas verschroben und ist zudem grammatisch schlurig. Vielleicht so:

„was ich nicht verstehe,
ist, dass jemand (besser als „man“)
mit diesem Schmerz
im gesicht
rot tragen kann“

Durch die „richtigere“ Satzstellung wirkt es aber verquarster. Deshalb vielleicht besser einfacher formulieren:

„nur verstehe ich nicht,
dass jemand
mit diesem schmerz
im gesicht
rot tragen kann“

Diese Zeilen würde ich –so oder so- als Abschluss nehmen.

Bloß nicht dieses überaus anmaßend wirkende und zugleich gefühlstümelnde

„trotzdem
würde ich ihr gerne
die hand reichen“

trotzdem?!?

und erst recht nicht dieses Ende der zweiten Fassung:

„sie ist traurig weil
keine milch
zum kaffe gereicht wurde“

("kaffe" ?)

denn banaler und langweiliger geht ´s eigentlich kaum.


LG, Kato

Patina
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Re: die frau in rot

Beitragvon Patina » 27.02.2005, 18:02

Dank euch allen mit der Befassung des Textes. Aber ich glaube, ich gebe es auf und nehme das Bild als ein schönes Bild und hängs mir ins Wohnzimmer ohne hintergründige Philosphie. Ich glaube, das ist das beste.

Kato
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Re: die frau in rot

Beitragvon Kato » 12.03.2005, 19:51

Da muss ich mich jetzt schuldig fühlen, oder?


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