Ein Schelm, wer böses dabei denkt

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Surjaninov
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Ein Schelm, wer böses dabei denkt

Beitragvon Surjaninov » 13.03.2005, 23:39

Ein Schelm, wer böses dabei denkt


Du Lumpenwicht, du schattenloser feiner Herr,
schenkst Geld dem Gierigen, ein fauler Humbug.
Trubel, Gebrüll! Die Kleider – her damit, nur her!
Was brauchen sie`s, schmachten deinem Lug und Trug.

Du lässt die Katzen mit den Hähnen zanken,
früh am Tage - nur morgens versteckst du dich.
An Gerechten fehlt`s, wer weist dir deine Schranken?
Schneller!! Kriech nur hervor, es wird abendlich.

Du steckst Zigarren an, und Seelen ein,
noch schneller jetzt!, Alles dreht sich, alles dreht!
Ein Freifahrtschein, wer will da nicht der erste sein?

Du, was stehst du und glotzt herum, suchst du mich?
Immer schon fertig - das Reisegepäck steht!
Ach nee - Nun reis` ja ich (...).



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Flocke
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Re: Ein Schelm, wer böses dabei denkt

Beitragvon Flocke » 16.03.2005, 14:44

Hi, Surja.

"...wer weist dir deine Schranken..." - hätte ich jetzt mal so gesagt, die werden doch nicht weiß angemalt, oder? ;-)

Ansonsten weiß ich noch nicht so recht, was ich davon halten soll. Wer ist das LI in den letzten Absätzen? Immer noch dein Erzähler? Warum sollte ein Herumstehender ihn aber anglotzen? Wegen des Reisegepäcks? Hm...

Flocke
...Der den Wind kennt / besser als alle Bücher / den Baum / frag nach Wahrheit...

Surjaninov
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Re: Ein Schelm, wer böses dabei denkt

Beitragvon Surjaninov » 16.03.2005, 20:04

hi Flocke

LI und Erzähler sind immer gleich.

Thx für den Tip mit dem "weist", obwohl weiße Schranken... ;-)

"Warum sollte ein Herumstehender ihn aber anglotzen? Wegen des Reisegepäcks? Hm..."

- Ich dachte, naja, das es klar ist wer sich da trifft. Oder wer über wen erzählt. Hm...

lg
Surja

[) i r k
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Re: Ein Schelm, wer böses dabei denkt

Beitragvon [) i r k » 17.03.2005, 19:34

Hi Surja,

ein Sonett über ... ja, über was?
du schattenloser feiner Herr,
schenkst Geld dem Gierigen

... deinem Lug und Trug.

Du steckst Zigarren an, und Seelen ein,

Klingt für mich nach Satanas, dem Versucher. Einer Art Mephisto-Gestalt.

Das Ende des Gedichtes wiederum klingt für mich weniger nach Teufel, als vielmehr nach Tod:
Ein Freifahrtschein, wer will da nicht der erste sein?

Du, was stehst du und glotzt herum, suchst du mich?
Immer schon fertig - das Reisegepäck steht!
Ach nee - Nun reis` ja ich (...).

Trotz dieses inhaltlichen Bruches, der mich noch an meiner Interpretation des Gedichtes zweifeln lässt, gefällt mir die Art, wie du hier Sprichwort und Aberglauben montierst.

Sprachlich und bildlich etwas problematisch und wenig gut finde ich die zwei letzten Zeilen der ersten Strophe:
Trubel, Gebrüll! Die Kleider – her damit, nur her!

Klingt wie eine Regieanweisung und Text in einem Gedicht. Wirkt deplaziert und unlyrisch.
Was brauchen sie`s, schmachten deinem Lug und Trug.

"Schmachten deinem ..." Dieser Dativ klingt sehr seltsam für mein sprachliches Empfinden. Hmm, wo ich es mir überlege: schmachten - wem schachten sie? - dem Lug un Trug. Also grammatikalisch scheint das nicht falsch zu sein, obwohl die Formulierung "jemanden, etwas anschmachten" heute gebräuchlicher ist. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht unschön. Wenn du damit deinen Leser aus dem Sprachlauf des Alltäglichen ziehen willst, so ist dir das gelungen. Ob's ihm gefällt, das steht dann noch auf einem anderen Blatt.

Mit gefällt's.

MfG,
[)-man
"du trittst da fast in die fußstapfen des unseligen dr goebbels und seiner zensur und verdammungsmaschine." (Ralfchen)


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