fand beim Räumen
ein paar angebissene
Stunden
in den Falten des Jahres
Reste
längst gegessener Tage
die mir zerbröseln
zwischen
den Fingern
öffne ein Fenster
und streue sie
auf das weiße Laken
des Winters
unter mir
Krumen
Re: Krumen
Shit. Jetzt muss ich schon wieder mit so einem Wort kommen. "Schön", dem großen Bruder vom "Hübsch". Schön heißt in diesem Falle soviel wie: Schönes Bild, leicht wehmütig mit einem Bröckerl Ironie. Einzig das "weiße Laken des Winters" is ein bissl abgegriffen. Vielleicht nicht direkt abgegriffen, aber es sind schon Fingerabdrücke drauf und an den Kanten is es ein bissl verschmuddelt und... ähm, du weißt schon, was ich meine. Aber im Hausputzkontext passt es schon wieder ziemlich gut.
I would go to the Dark Side in a heartbeat if I thought they had better dialog over there.
- Ursula Vernon
- Ursula Vernon
Re: Krumen
Ja, Silentium hat recht. Das Wort "schön" paßt hier sehr gut. Es sind treffende Bilder, die ein gelungenes "Loslassen", ein Ausmisten der Vergangenheit umschreiben. Für den Leser ist es gut möglich, einen Moment in der Metaphorik zu verweilen, sie weiterzuspinnen, die Analogie von streuen = schneien = zudecken zu verfolgen oder sich zu überlegen, dass aus diesen Samen nie etwas wachsen wird. Statt "Laken" würde ich "Beet" bevorzugen.
gruß
Spiderman
gruß
Spiderman
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!
-
Surjaninov
- Klio
- Beiträge: 542
- Registriert: 20.12.2003, 21:06
Re: Krumen
Naja, da der Winter mit all seinem Schnee vieles ZUDECKT passt hier "Laken" schon besser als "Beet", finde ich. Ein Laken deckt ja auch zu, hingegen ein Beet nichts zudeckt. Obwohl, hmmmm, beides ist obenauf....
Ausserdem: Krumen auf dem Laken, Stundenkrümel, die würden sich auf einem Beet verlieren. "Laken" also stehenlassen.
lg
Surja
Ausserdem: Krumen auf dem Laken, Stundenkrümel, die würden sich auf einem Beet verlieren. "Laken" also stehenlassen.
lg
Surja
Re: Krumen
Liebe Kato,
Bis zu den Fingern ein gelungener Text, finde ich. Ein schönes und für mich auch recht neues Bild.
Aber was, wenn die Krumen dann auf dem Laken des Winters liegen? Das Laken liegt unter dir, o.k. Rein physikalisch gesehen, weil das Fenster weiter oben ist oder weil du sozusagen selbst auf dem Winterlaken liegst? Dann müßten dich die Krümel aber drücken...
Oder werden sie von Vögeln aufgepickt?
Und was, wenn das Laken im Frühjahr weggeschmolzen ist? Die Krümel schmelzen ja nicht, sie liegen dann immer noch auf dem Grund unter dem Laken, der "Ballast" ist also m. E. nach immer noch da. Gewollt?
Oder geht meine Phantasie mal wieder mit mir durch?
Lieber Gruß zum Sonntag
Flocke
Bis zu den Fingern ein gelungener Text, finde ich. Ein schönes und für mich auch recht neues Bild.
Aber was, wenn die Krumen dann auf dem Laken des Winters liegen? Das Laken liegt unter dir, o.k. Rein physikalisch gesehen, weil das Fenster weiter oben ist oder weil du sozusagen selbst auf dem Winterlaken liegst? Dann müßten dich die Krümel aber drücken...
Oder werden sie von Vögeln aufgepickt?
Und was, wenn das Laken im Frühjahr weggeschmolzen ist? Die Krümel schmelzen ja nicht, sie liegen dann immer noch auf dem Grund unter dem Laken, der "Ballast" ist also m. E. nach immer noch da. Gewollt?
Oder geht meine Phantasie mal wieder mit mir durch?
Lieber Gruß zum Sonntag
Flocke
...Der den Wind kennt / besser als alle Bücher / den Baum / frag nach Wahrheit...
Re: Krumen
Liebe Rezensenten,
ich denke, ihr habt hier den Finger genau auf d e n Punkt gelegt: wohl im Vergleich zu den vorherigen Zeilen wirkt dieses „auf das weiße Laken des Winters“, wie Silentium eingangs gut sagte und ihr anderen ja auch bestätigt habt, etwas „abgegriffen“.
Ich möchte da sogar noch weiter gehen: irgendwie recht trivial und banal – und dadurch auch langweilig.
Und das Dumme ist: eine solche Zeile vermag einen ganzen Text zu dominieren, zumindest nach meinem Empfinden, und dabei das Andere, das vielleicht Gute und Neue zu überlagern.
Muss ja nicht sein ...
Ich selbst hatte dieses Gefühl auch schon beim Schreiben des Gedichts; allein: etwas Besseres ist mir zu dem Zeitpunkt nicht eingefallen.
Dass du hier durch das Streuen, das ja auch was vom Aussäen hat, auf das "Beet" kommst, Spiderman, versteh ich nur zu gut; und damit liegst du ja auch gar nicht so falsch ...
Nur davor geht es -wie Surjaninov und Flocke schon richtig sagen- um Krumen auf einem Laken ...
Und @Flocke: ja, ist gewollt – deine Phantasie geht hier nicht mit dir durch ...
Okay, was ließe sich also ändern.
Da ich auf das Laken (eigentlich) nicht verzichten möchte, gilt es, zu entpathetisieren.
Eine Möglichkeit: das „weiß“ weg, weil es eh schon im „Winter“ steckt - dabei möchte ich in diese letzte Strophe jetzt das "ich" explizit mit hineinnehmen:
ich öffne ein Fenster
und streue sie
auf das Laken
des Winters
unter mir
oder:
ich öffne ein Fenster
und streue sie
auf das weiße Laken
unter mir
? hmm ...
LG und Dank,
Kato
ich denke, ihr habt hier den Finger genau auf d e n Punkt gelegt: wohl im Vergleich zu den vorherigen Zeilen wirkt dieses „auf das weiße Laken des Winters“, wie Silentium eingangs gut sagte und ihr anderen ja auch bestätigt habt, etwas „abgegriffen“.
Ich möchte da sogar noch weiter gehen: irgendwie recht trivial und banal – und dadurch auch langweilig.
Und das Dumme ist: eine solche Zeile vermag einen ganzen Text zu dominieren, zumindest nach meinem Empfinden, und dabei das Andere, das vielleicht Gute und Neue zu überlagern.
Muss ja nicht sein ...
Ich selbst hatte dieses Gefühl auch schon beim Schreiben des Gedichts; allein: etwas Besseres ist mir zu dem Zeitpunkt nicht eingefallen.
Dass du hier durch das Streuen, das ja auch was vom Aussäen hat, auf das "Beet" kommst, Spiderman, versteh ich nur zu gut; und damit liegst du ja auch gar nicht so falsch ...
Nur davor geht es -wie Surjaninov und Flocke schon richtig sagen- um Krumen auf einem Laken ...
Und @Flocke: ja, ist gewollt – deine Phantasie geht hier nicht mit dir durch ...
Okay, was ließe sich also ändern.
Da ich auf das Laken (eigentlich) nicht verzichten möchte, gilt es, zu entpathetisieren.
Eine Möglichkeit: das „weiß“ weg, weil es eh schon im „Winter“ steckt - dabei möchte ich in diese letzte Strophe jetzt das "ich" explizit mit hineinnehmen:
ich öffne ein Fenster
und streue sie
auf das Laken
des Winters
unter mir
oder:
ich öffne ein Fenster
und streue sie
auf das weiße Laken
unter mir
? hmm ...
LG und Dank,
Kato
-
Surjaninov
- Klio
- Beiträge: 542
- Registriert: 20.12.2003, 21:06
Re: Krumen
hej Kato
Ja, dann doch ersteren Vorschlag. Nur ist jetzt alles so kurz. Obwohl nur ein Wort fehlt.
Dein zweiter Vorschlag gefällt mir nicht. "Das weiße Laken unter mir" - Hat da einer Wäsche unterm Fenster hingelegt und vergessen... - Nein! Liest sich aber fast so...
Nun kenne ich die Urfassung, und sage mal das diese mir immer noch am besten gefällt. Abgriffen hin oder her.
lg
Surja
Ja, dann doch ersteren Vorschlag. Nur ist jetzt alles so kurz. Obwohl nur ein Wort fehlt.
Dein zweiter Vorschlag gefällt mir nicht. "Das weiße Laken unter mir" - Hat da einer Wäsche unterm Fenster hingelegt und vergessen... - Nein! Liest sich aber fast so...
Nun kenne ich die Urfassung, und sage mal das diese mir immer noch am besten gefällt. Abgriffen hin oder her.
lg
Surja
Re: Krumen
Jepp, Surja.
Nun siehst du zumindest, warum ich schrieb, was ich schrieb ...
(o: Kato
Nun siehst du zumindest, warum ich schrieb, was ich schrieb ...
(o: Kato
Re: Krumen
ich finds vom klang her sehr schön, toller rhythmus und gekonnte brüche
Re: Krumen
@Cebe
Wie Rhythmus und Klang bei einem Gedicht von mir sein sollen, weiß ich eigentlich immer sehr früh - mit den Zeilenumbrüchen tu ich mich da schwerer ... nur "aufgesetzt" mag ich `s eigentlich nie ...
Gruß und Dank
Kato
Wie Rhythmus und Klang bei einem Gedicht von mir sein sollen, weiß ich eigentlich immer sehr früh - mit den Zeilenumbrüchen tu ich mich da schwerer ... nur "aufgesetzt" mag ich `s eigentlich nie ...
Gruß und Dank
Kato
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