Ein Mann mit einem leisen Gesicht

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Kato
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Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Kato » 02.04.2005, 03:02

Fast hätte ich ihn überhört, da war kein
lauter Zug von Selbstgefälligkeit um seinen Mund,
kein bessres Wissen lärmte und er trug
selbst seine Offenheit verborgen offen.

Doch Augen waren da, so unbeschreiblich bunt,
die mir ein Kind auf meinen Morgen malten,
das ausgelassen Purzelbäume schlug.
Ich kenne seinen Namen nicht, wir sprachen nicht.

Er war ein Mann mit einem leisen Gesicht.

Surjaninov
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Re: Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Surjaninov » 02.04.2005, 21:11

Vorletzte Zeile:
Zweimal nicht? Das geht so nicht. So kurz hintereinander. Das stört doch schon arg.

Flocke
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Re: Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Flocke » 07.04.2005, 10:43

Guten Morgen, Kato.

Mein Eindruck ist auch nach mehrmaligem Lesen ein positiver, mir gehts ähnlich wie bei deinen "Krumen". Feines, kleines Gedicht, insgesamt scheint es mir auch stimmig, aber ein paar Kleinigkeiten stören mir das Bild.

Zum einen finde ich das Wort "Selbstgefälligkeit" in diesem Gedicht etwas sperrig. Vielleicht findest du da ein kürzeres, prägnanteres Wort, auf Anhieb fiele mir da "Arroganz" ein. Und die Fähigkeit, Offenheit verborgen offen zu tragen, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich kann mir zwar ungefähr denken, was du damit sagen willst, aber irgendwie stört mich da die offene Offenheit, wenn du verstehst... Eventuell kann man das "offen" am Ende dieser Zeile einfach weglassen?

Zum anderen gehts mir wie Surjaninov, das doppelte "nicht" in der vorletzten Zeile scheint mir zuviel. Vielleicht eines ersetzen, z.B. "wir sprachen ohne Worte"?

Der Schluß läßt für mich an sich nur einen Schluß zu, ihr seht euch nicht mehr, denn unter Freunden bleibt man nicht namenlos.

Kaffeeumnebelter Gruß
Flocke
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Surjaninov
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Re: Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Surjaninov » 08.04.2005, 00:52

hej hej

Jaja Flocke, du hast Recht. Dieses "offen" am Ende der Zeile wegnehmen. Das liest sich dann gleich viel besser.

Obwohl es ja die Aussage verändert. Endweder Kato meint das "er" sein Offenheit so verborgen trägt das sie schon wieder offen(sichtlich) ist, oder aber das "verborgene" ist eben doch nicht so verborgen...nicht für den zweiten Blick.

Aber ich denke ohne dieses "offen" kann man leben. "Er" auch.


Jetzt verstehe ich aber den Zusammenhang mit dem Kind nicht. Was hat das Kind mit unserem "er" zu schaffen? In 2/4 geht es dann wieder um "Ihn". Es scheint, als wäre das Kind kurz und purzelbaumschlagend durchs Bild...

Und in der ersten Zeile heißt es: "ihn überhört". Danach ist aber von Augen die Rede und von seinem Gesicht. Passt da nicht ein "übersehen" besser?


Ich glaube nicht das es um Freunde geht. Eher um einen flüchtigen Blick auf einen interessanten Menschen. Das LI kennt auch seinen Namen nicht, sie haben nicht gesprochen. Das ist unter Freunden nicht üblich. Selbst wenn man nicht spricht, so vergisst man doch den Namen eines Freundes nicht.

Aber das man jemanden beobachtet, sei es nur kurz, den man interessant findet. Das gibt es doch. Dann erinnert man sich mehr oder weniger lang (warsch. weniger). Naja wie dem auch sei, ich leg mir das mal so zurecht ;-) ...

lg
Surja

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Re: Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Flocke » 08.04.2005, 17:20

@Surja

Und in der ersten Zeile heißt es: "ihn überhört". Danach ist aber von Augen die Rede und von seinem Gesicht. Passt da nicht ein "übersehen" besser?


In der ersten Strophe paßt es ganz gut, sie sagt ja, dass er im Gegensatz zu den anderen (Anwesenden?) keinen Lärm macht, sich zur Schau stellt etc. Da ist hören bzw. überhören schon o.k.

Das purzelbaumschlagende Kind habe ich so verstanden, dass das LI sich von dem anderen angeregt, beflügelt fühlt, allein schon durch Anschauen, wow.

Schade, dass dann nichts daraus wird. Wahrscheinlich hast du recht mit deiner Interpretation, es würde sich nur um einen flüchtigen Blick handeln. Das würde mir zumindest die Namen- bzw. Wortlosigkeit erklären.

Aber gut. Mal sehen, was Kato dazu meint.

:winken:

Flocke
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Re: Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Surjaninov » 08.04.2005, 20:34

@ Flocke

Ha! ich hab mich verlesen. Es sind die Augen die das Kind malen. Ich habe das "n" bei "malten" übersehen.

Die Augen malten.
Das Kind malte nicht.

Gut, dann kann ich dir auch zustimmen Flocke. Da wird unser LI angeregt, beflügelt. Da wird ein Lächeln auf sein (LI`s) Gesicht gezaubert.

lg
Surja

[mal ne andere Frage: wie hast du den winke-smilie gemacht? das muss doch einer von denen sein die man da oben für den Beitrag einstellen kann. Wie bekommt man die hier runter?... ;-) ]

Spiderman
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Re: Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Spiderman » 10.04.2005, 19:33

Also, Kato, am Anfang mochte ich das Gedicht nicht sonderlich. Hab's dann ein paar mal gelesen und finde es eigentlich doch ganz schön. Manche Gedichte funktionieren halt erst auf den zweiten oder dritte Blick und damit geht's ihnen wie manchen Gesichtern. Und da wären wir beim Inhalt. Es geht da um einen Mann, den man leicht übersieht, der zurückhaltend zu sein scheint, sich nicht in den Vordergrund drängt und doch ein freundliches Strahlen in seinen Augen trägt. So weit, so gut. In der ersten Strophe geht es darum, was er alles nicht ist, in der zweiten Strophe darum, welche Wirkung er erzielt.
Warum ich mir mit der ersten Strophe zunächst schwer tat, war das sperrige "Offenheit verborgen offen", das mir zu sehr nach gewollter Paradoxie klang. Auch erschienen mir die Beschreibungen sehr abstrakt, ein Wort wie "Selbstgefälligkeit" ist schon ein ziemlicher Brocken, wenn's um Lyrik geht.
Die zweite Strophe hatte ich zunächst nicht gecheckt. Wieso malte ein Kind die Augen? Hm, ja, ach so, es ist umgekehrt, die Augen malten ein Kind, ja, so macht es Sinn. Jetzt wo ich's verstehe, finde ich die zweite Strophe sehr schön, wenn auch die 4. Zeile abfällt.

Alles in allem, gefällt mir.

Spiderman
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

Flocke
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Re: Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Flocke » 11.04.2005, 10:12

@Surja

mal ne andere Frage: wie hast du den winke-smilie gemacht? das muss doch einer von denen sein die man da oben für den Beitrag einstellen kann. Wie bekommt man die hier runter?...


setze einfach das Wort winken in Doppelpunkte... :winken:

Gruß
Flocke
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Re: Ein Mann mit einem leisen Gesicht

Beitragvon Kato » 09.08.2005, 02:08

So.
Bloß, weil ihr alle nicht wolltet, dass dieser Typ keinen Namen hat, hab ich mich auf die Suche gemacht. Und hab ihn gefunden. Und bin mit ihm abgetaucht.

Das kommt von das. B-)

Kato


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