O3

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Spiderman
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O3

Beitragvon Spiderman » 24.04.2005, 00:32

O3

Als bestünde der Film sekündlich
nur noch aus halb so vielen Bildern
und jedes dieser Bilder nur noch
aus halb so vielen Pixeln, verliert
das Bewusstsein des Augenlichts Kraft,

die Ohren übersteuern den Bass
die Haut empfindet wie Marshmellow-
Masse, Zunge in Folie geschweißt,
die Arme sind Fremdkörper, Aliens,
Beine laufen auf Auto-Pilot

unter dem Himmel, der zu grell ist,
auf dem Gummi-Asphalt einer Stadt
deren Häuser in jeden Moment
zu skelettieren scheinen, Autos
wie aus Pergament, die Passanten

schweben überm Boden wie Geister,
in der Luft vibrieren noch Sätze,
das Fade-out der Gedanken, der Puls
tickt mehr als pocht, wie eine Bombe,
nicht zu orten, zwischen den Schläfen.
Die nette Lyrik-Spinne von nebenan!

Silentium
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Re: O3

Beitragvon Silentium » 28.04.2005, 15:38

Okay, ich könntejetzt sagen dass ich das Gedicht genial find, was zwar stimmen würde, aber keine besonders konstruktive/hilfreiche Meldung wäre. Viel eher kann ich da schon guten Gewissens sagen "Was zum Teufel ist 'das Bewusstsein des Augenlichts'" und "Findest du nicht, dass 'Augenlicht' zumindest unter dem top hundred der enthübschten Worte zu finden ist? :-D
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Spiderman
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Re: O3

Beitragvon Spiderman » 28.04.2005, 23:21

Silentium, wenn Du sagen würdest, dass das Gedicht genial ist, dann wäre das durchaus konstruktiv und hilfreich. Weil es mir hilft, mich wohl zu fühlen mit dem Gedicht.

Was ist Bewußtsein des Augenlichts? Ich könnte in der letzten Zeile auch "das visuelle Bewusstein Kraft" schreiben. Wäre das besser? Das klänge doch ein bissl zu sehr nach "Spektrum der Wissenschaft". Das Bewußtsein des Augenlichts ist jedenfalls eines von vielen Bewußtseins, mit denen wir unsere Tage verbringen. Ist die Schwester von "Bewußtsein der Ohrmuschel", "Bewußtsein des Hautanzuges", "Bewußtsein der Temperatur" etc. Ist eine große Familie.

Augenlicht ist nichtr hübsch? Alternativen?

Gruß

B-) Spiderman B-)
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Re: O3

Beitragvon Surjaninov » 28.04.2005, 23:53

Augenlicht? Was ist daran schlecht? Was habt ihr immer gegen irgendwelche Wörter? ?-( ?-(
Achso, Augenlicht drinlassen, natürlich...

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Re: O3

Beitragvon Edekire » 29.04.2005, 10:43

Ich bin uach für Augenlich drinlassen, ich mag das Wort auch. Ich finde es auch nicht abgegriffen oder so, schon gar nicht in verbindeung mit Bewusstsein.

Das Gedicht gefällt mir gut, der Titel im übrigen auch... :-)

auch kein besonders schlauer kommentar ich gebs zu

lg
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Silentium
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Re: O3

Beitragvon Silentium » 30.04.2005, 11:42

Aaalso:
Wenn "Das Gedicht ist genial" als Kritik zugelassen ist, dann folgt hier meine Kritik: Das Gedicht ist genial. Hach.

Und das Augenlicht: also, im Prinzip hab ich überhaupt nichts gegen Augenlicht, ich wollte das einfach nur einmal über eines von Spiders Wörtern sagen. Aber er bietet mir ja keinen ordentlichen Anlass! :viking: :-D
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Re: O3

Beitragvon Herbert Eiter » 02.05.2005, 06:27

Ihre Gedichte sind so ausgefeilt, präzis und psychologisch, aber wirken im Augenblick auch mindestens ebenso steril und uninspiriert, dass sie bei mir nix auslösen, nix in Gang setzen, no feelings at all. Ich lese das und denke: ein Mann mit Intellekt, ein Mann von Vestand. Und: was für eine Verschwendung! Sie sollten vielleicht mal wieder ein Gedicht über einen Koitus schreiben oder über irgend etwas, das nicht ganz so philosophisch, nicht ganz so intellektuell und bemüht wortakrobatisch ist.

Was nützt es, wenn ihr Gedicht so "genial" ist - und doch nichts dabei herumkommt - und überhaupt genial, ist das jetzt hier das Forum der Schnellschüsse und Schleimscheißer? Ihr Gedicht ist so genial, dass es wahrscheinlich keiner versteht, nur so lässt sich wohl die Scheu vor einer Interpretation erklären, das hilflose, inhaltsleere Loben und die peinliche Ausflucht zur Kritik an einzelnen, aus dem Zusammenhang gerissenen Ausdrücken.

Das ist wirklich ein großer Wackelpudding der Indifferenz und des Leerlaufs hier - fünf Beiträge und es kommt nichts bei rum.

So, und jetzt erklär mir mal bitte einer der versammelten Genies den Titel. :-p

Danke im Voraus.
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Re: O3

Beitragvon charis » 02.05.2005, 11:11

hi spidey,

einige fragen tauchen zu diesem gedicht in mir auf:

wie empfindsam ist marshmellow-masse? ich mein marshmellow (oder was mir besser gefällt: fruchtspeck) sind biegsam, weich, schaumgummiartig, etc... aber empfindsam - inwiefern??

der Puls tickt mehr als pocht
gehört da nicht ein er vor pocht?
inwieweit ist ticken eine abschwächung/verlangsamung gegenüber pochen?

meine unmittelbaren assoziationen: grelle sommerhitze in einer großstadt, katerstimmung, eine atombombe...

mich begeistert das gedicht nicht so - es klingt gut, aber letztlich bleiben die wörter wörter, weil zu viel da ist, zu hohe dichte. und der sinn unklar.

liebe grüße

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Re: O3

Beitragvon Spiderman » 03.05.2005, 00:14

Come on, H.E., der Titel ist wirklich nicht so schwer zu verstehen. Charis ist da eigentlich schon auf der richtigen Spur.
Ob das Gedicht steril ist? Weiß ich nicht, war sicher nicht meine Absicht. Philosophisch oder wortakrobatisch finde ich es selber nicht. Was aber wohl richtig ist, ist dass es nicht sonderlich emotional ist, d.h. eigentlich ist es ziemlich emotional, aber es hat eher so eine Emotionalität unter der Dunstglocke. Schade, dass nicht mehr bei Ihnen ankommt. Das nächste Gedicht wird von einem Koitus handeln, versprochen.

@charis: Einwand mit dem "empfindsam" ist stattgegeben. Hab's in "empfindet" geändert. "tickt mehr als pocht" geht meines Erachtens nach ohne das "er" vor "pocht". Kommt vom Klang her näher an die Aussage. "Ticken" gegenüber "Pochen" ist weder eine Verlangsamung, noch eine Beschleunigung, sondern eine Veränderung der Qualität. Ja, auch bei Dir schade, dass nicht mehr rüberkommt.

Ist es wirklich so schwer zu verstehen? Ich meine, in dem Gedicht steht doch eigentlich alles.

Gruß

Spiderman
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Re: O3

Beitragvon charis » 03.05.2005, 11:01

hm... du klingst etwas enttäuscht, spider...

es ist eben so, dass lyrik manchmal kaum / schwer dechiffrierbar ist.

ich kann nur sagen: so gehts mir mit dem gedicht. und ich weiß übrigens auchnicht, was du mit dem titel meinst, b.t.w. auch wenn du meinst, ich sei auf der richtigen spur. vielleicht steh ich ja auf der leitung, irgendwo reißt die assoziationskette - keine ahnung. eine jahreszahl? für mich hat lyrik auch nicht den sinn, dass ich da lange grübeln sollen muss, was mir der autor jetzt damit sagen will. das ist öd. oder? was meint ihr? (wobei natürlich jede leserin an einer anderen stelle, auf einem anderen niveau "abgeholt" werden muss)

jedenfalls möchte ich sicher hier nicht so dastehen, als würde ich mich nicht trauen, zuzugeben, dass ichs nicht durchschaue. denn das ist in der tat der tod jeder sinnvollen kritik.

ich erwarte mir jetzt aber keine erklärungen, mich würde aber doch auch interessieren, was die anderen in dem gedicht gesehen und verstanden haben, die zuvor sehr positiv geantwortet hatten.

und ich muss mich H.E. auch insofern anschließen, als die detailfernen antworten a la "das gedicht ist gut / schlecht" schon sehr verbreitet sind.

also, silly & ede, warum ist das gedicht gut bzw. genial?

:-)
charis

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Re: O3

Beitragvon Silentium » 03.05.2005, 11:27

Ach Charis, stell doch nicht so schwere Fragen! 8-o

Aaaalso... (ich versuch mal, mich dem ganzen mit einem Riesenumweg anzunähern)...

Wenn ich einen Film drehen müsste, in dem der Untergang des Universums thematisiert würd, hat ich todsicher eine Szene drin mit einer verlassenen Straße, die in der Sonne dörrt, dann ein Windhauch und alles: Autos, Mauern, lösen sich zu Staub auf und verwehen dekorativ. Wenn jemand da drin hockt, in dieser Zersetzung einer Dimension quasi, das Ende der Wirklichkeit oder sowas, und ist sauheiß und wird zur Wüste und löst sich dann auf und die Wahrnehmung wird wurscht, weil das, was es wahrzunehmen gilt so nicht mehr gibt, jede Nervenzelle also falsche Daten liefert, wie eine negative Wurzel oder so, dann müsst sich das so anfühlen, wie das Gedicht klingt. Wobei das nicht das, ist worum es im Gedicht geht, sondern das, woran ich hab denken müssen und darum gefällt's mir so.

Punkt zwei: wonach es dann wirklich für mich klingt ist: jemandem ist heiß, übel, und das Hirn ist ausgedörrt und überträgt dieses Ausgedörrtsein auf alles, das es wahrnimmt und das LI hupft irgendwo an der Grenze zum Hitzekollaps herum, in einem Grenzbereich zwischen totaler Erschöpfung und...
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Re: O3

Beitragvon charis » 03.05.2005, 12:52

sieh an...
klingt für mich nachvollziehbar - ähnliche assoziationen hatte ich nämlich auch...

und der titel, was meinst, bedeutet der? hast eine ahnung?

und überhaupt: was machst du eigentlich vormittags hier?? *grübel* habts ihr keine schule?? :-D 8-o :-D

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Re: O3

Beitragvon Edekire » 03.05.2005, 13:15

O3 = Ozon = Klimaerwärmung, Smog, giftig


so hatte ich das gedacht und passt doch gut oder nicht?


lg
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Re: O3

Beitragvon charis » 03.05.2005, 13:41

a HAAA!
das ist also ein O und keine Null, oder was? Und der Dreier tiefgestellt? Abgesehen davon, dass ich auch die chem. Formel für Ozon nicht kannte, habe ich darin echt eine Jahreszahl gesehen...

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Re: O3

Beitragvon Silentium » 03.05.2005, 17:58

Ähm - computer in der Klasse, große Pause. Drum ist bein Post auch so komisch nach dem "und" abgebrochen... da ist grad der Monsieur Dopler, seines Zeichens Französischquäler, reingekommen.

Ozon bildet sich vor allem dann, wenn es recht heiß ist und sammelt sich dann auch in Bodennähe an. Das klingt irgendwie naheliegend.
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