Dualis

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Metägo
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Dualis

Beitragvon Metägo » 07.05.2005, 18:40

So wie der Mond, dem unser Leid wir klagen,
Gleich einem gduldgen Auge: fahl und kühl:
So spendet Sonne Licht den Lebenstagen
Und speist mit ihm und gährt unser Gefühl.

Im Hellen dann wird das vorangetrieben,
Was man so leicht, gemeinhin Leben nennt;
Ausd essen Fülle bleibt kein Stück gemieden,
Kein Vergehen, das nicht bald man irgend kennt.

Im Dunkeln dann, wenn alles Tun versiegt,
Die Erde wie erschöpft vom Leben liegt;
Dann sind es jene ruhigen Trauerstunden,
Dem stillen Tröster unser Leid zu kunden.

Was Sonne, die Verschwenderische, gab,
Das nimmt er schweigsam gern zurück,
Er atmet Leid und Schmach und Glück:
Sein Blick ruht bleich und kühl auf unserm Grab.
Wo fass ich dich, unendliche Natur? Goethe, "Faust"

Surjaninov
Klio
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Re: Dualis

Beitragvon Surjaninov » 09.05.2005, 01:32

HEJ hej

"gduldgen Auge"

- g`duld`gen Auge. Sieht auch komisch aus. Aber so ganz ohne Strichchen auch. Ist sicher eine Frage des Geschmacks, wie man das hier darstellt.

"gährt unser Gefühl"

- Müsste das Gefühl nicht von allein gähren? Gährt nicht alles mehr oder weniger von allein? Bin jetzt aber auch kein Bierbrauer - kenne mich also nicht so aus...

"Ausd essen"

- kleiner Tippfehler

"leicht, gemeinhin Leben"

- Da find ichs ohne "leicht" viel schöner. Fehlt aber dann eine Silbe.... Musst du mal schauen...

"irgend"

- Höhrt sich schon ungewohnt an, hat aber was.

"unserm Grab"

- Hier würd ich "uns`rem"" bzw "unserem" schreiben.


Dein Gedicht gefällt mir. Vier mal vier / gereimt - ist sowieso was für mich... ABER, du wechselst von abab (1,2) zu aabb (3) abba (4). DAS hätte ich vermieden.
Wolltest du es unbedingt SO machen?
Oder hat es sich nicht vermeiden lassen, weil du nicht umstellen konntest, es so lassen wolltest, die nichts Passendes eingefallen ist???
Deine Sprache birgt Ungewohntes. Was aber leider teilweise zu gezwungen wirkt. Z.B. dieses "irgend".
Es stimmt schon das im Dunkel weniger "gelebt" wird. Meistens schläft man da. Essen, Arbeiten, Reden, das alles findet schon eher im Hellen statt.
ABER das Leben wird wohl öfter nachts vorangetieben, um es mal mit deinem Wort zu sagen.
Und ich meine es nicht so wie es sich anhört!
Der letzte Satz gefällt mir nicht ganz so. Der letzte Abgesang. Das Grab zum Schluss - als hätte man es erwartet.
Sowas passiert mir auch immer. Kommt aber oft sehr flach daher.
Auch wenn andere jetzt vielleicht mit dem Wort "abgedroschen" daherkommen - MIR gefällt es.

lg
sigurdsson


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