fünf methoden

Du schreibst Gedichte? Laß sie nicht in einer Schublade verschimmeln! Menschenbeifall wirst Du hier finden, aber auch Kritik und Rat.
Herbert Eiter
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fünf methoden

Beitragvon Herbert Eiter » 28.07.2005, 02:23

fünf methoden ein halbwegs brauchbarer dichter zu werden

einfach die worte hinklatschen
patsch-patsch
wie einen waschlappen
wie nasses papier

die borsten des pathos auffönen
und mit kitsch einkleistern
das moral-pulver nachladen:
kawumm!

worte auf worte reimen
zeilen mit zeilen verleimen
und sie wachsen im geheimen
einem unbewussten keimen

skizzen und gedanken-fugen
variation der sprach-collagen
ein lied von der liebe
ein gesang über den tod

da brabbelt ein kind
da flocken die buchstaben aus
wie das kratzen im stimmbruch
geometrie der phoneme


© H. Eiter 2005
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vogel
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Re: fünf methoden

Beitragvon vogel » 29.07.2005, 11:25

:rofl:
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: fünf methoden

Beitragvon vogel » 29.07.2005, 13:14

Hallo Hr. Eiter,


So ich habe mich erstmal beruhig. Ich gönne mir jetz einfach dieses Doppelposting, damit ich mich nicht in Phrasen verliere wie beim letzten Mal. (wobei ich das damalige Gedicht noch immer nicht verstandenzu haben scheine ... man verzeih)


Also zu meinen Anmerkungen:

Zum Titel : Ich überlege die ganze Zeit, wo da fünf Methoden sind. Eigentlich finde ich nur zwei : Das Sandburgenpatsch-patschgedichtbaun und das Reimen ... Oder hab ich was übersehn ?

Auch bereitet es mir Gedanken, ob Sie diesen Text nun ernst meinen oder nicht. Mir scheint es manchmal so, als hätten Sie lusitg begonnen (mit z.T. Babysprache) um dann zu merken : Moment das geht so nicht, ernst wäre vielleicht besser ...
(Zumal dem Smilie des Threads )

Die Lautspreche - die ich nicht mal schlecht finde - wirkt eben kindlich, und auch die Vergleiche mit dem Waschlappen und Nassenpapier sind gut.
Das sind die Verbindungen die ich versuche zu Ihrer letzten Strophe zu ziehen. Denn ich werde daraus nicht schlau. Sind hier die Gedichte gemeint, die entstehen ?
Ein brabbelndens Kind, ausflockendene Buchstaben (schönes Bild), kratzten im Stimmbruch ? Hierbei denke ich eher an Pubertät bei Jungen als an Kinder.
Auch die Phoneme, wenn ich mich nicht irre sind es Töne ? Also gleiche Töne, das Gedicht is einseitig, wird von einem Teeni mit Babysprache geschrieben ?!
Ich werd da einfach nich draus schlau :-(

Zurück zum Text :

Strophe zwei hat schöne Bilder. Wobei hier auch wieder Lautsprache zu geltung kommt.
Wobei ich aber auch sagen muss, dass macht das ganze wirklich Bildlich. Wie ein Bildhauer steht der Dichter vor seinem Werk und haut drauf ein, irgendwas kommt schon raus. Fragt sich nur, ob das nicht zu übertrieben ist ? Weil es ja auch andere Dichter gibt (Womit wir wieder bei den Methoden sind)

und sie wachsen im geheimen
einem unbewussten keimen
Das mag ich nicht. Der Reim ist patetisch. Im unbewussten Keimen noch mehr ... Nein das mag ich nicht.

skizzen und gedanken-fugen
variation der sprach-collagen

Grammatisch eine Frage : Warum die Bindestriche ? Bei Gedankenfugen kann ich es noch nachvollziehen, als Verdeutlichung, aber ... ?!
Ansonsten auch wieder eine gute strophe, Die typischen Themen : wieviele Liebes Gedichte gibt es wohl ?



Also Herr Eiter um zum Schluss zu kommen, das hat was. Auch wenn sich mir noch viele Fragen offen halten, und ich unschlüssig über ernst unernst des Textes bin. Und es scheint mir noch keine Runde Sache zu sein .. Für mich jedenfalss nicht.


Ich empfehle mich

kleiner v°gel
Mein Ich ist ein Pfogel aus Metall, doch Du hast ihn berührt und beschützt.

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Re: fünf methoden

Beitragvon Lunch » 31.08.2005, 20:01

Gibt es überhaupt noch andere Methoden um generell zu dichten?
Was it a car or a cat I saw?

Herbert Eiter
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Re: fünf methoden

Beitragvon Herbert Eiter » 23.10.2005, 20:19

Guten Abend!
Zum Titel : Ich überlege die ganze Zeit, wo da fünf Methoden sind. Eigentlich finde ich nur zwei : Das Sandburgenpatsch-patschgedichtbaun und das Reimen ... Oder hab ich was übersehn ?

Also in der Konzeption entspricht jede Strophe des Gedichts einer Art oder Herangehensweise des Dichtens.

Strophe 1:
Ist vielleicht so was wie die Action-Painting-Methode des Dichtens: das wilde Brainstorming oder der spontane Stream of Consciousness. Wahrscheinlich eine ebenso naive wie produktive Herangehensweise.

Strophe 2:
In dieser Strophe geht's eher um ein Motiv oder einen Anspruch, der hinter dem Schreiben stehen kann: das kann ein aufklärerischer oder dogmatischer sein. Das Gedicht wird zum didaktischen Mittel für eine bestimmte Weltsicht oder einen bestimmten Lehrinhalt. Der Dichter springt nicht mehr ad hoc in den Fluß seiner Gedanken wie in Strophe 1, sondern er lenkt diesen Fluß schon in eine gewisse Richtung, zu einem gewissen Ziel hin.

Strophe 3:
Die formstrenge Dichtung. Der Dichter unterwirft sich und seine Themen dem Ebenmaß des Metrums und der Begrenztheit der Reimpaare.

Strophe 4:
Entspricht wohl eher einer moderneren Auffassung von Lyrik ... das Gedicht, das die Formvollendung als Utopie zugunsten der Ursprünglichkeit des Erlebten verwirft, das Gedicht des individualistischen Zeitalters, das nicht mehr den Genie- und Geltungsanspruch der Klassik haben kann, sondern sich als Fragment, Fußnote, Aphorismus, Skizze und Puzzel eines Ganzen zu genügen weiß, das Gedicht, das sich der Wiederholung und Variation bereits tausend- und millionenfach verwendeter Themen (z.B. Liebe und Tod) bewusst ist.

Strophe 5:
Hier sind vor allem philologische und grafisch orientierte Arten des Dichtens gemeint (Dadaismus etc.). Ein sehr schönes Beispiel für letzteres, gibt es auch in diesem Forum:

solneman - Gittergedicht (graphisch)
http://www.literaturforum.net/viewtopic.php?t=608

Gibt es überhaupt noch andere Methoden um generell zu dichten?

Das möchte ich doch schwer hoffen ... denn erstens erhebt meine Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit und zweitens bin ich selbst immer auf der Suche nach neuen Formen und Methoden!
Auch bereitet es mir Gedanken, ob Sie diesen Text nun ernst meinen oder nicht. Mir scheint es manchmal so, als hätten Sie lusitg begonnen (mit z.T. Babysprache) um dann zu merken : Moment das geht so nicht, ernst wäre vielleicht besser ...

Der Eindruck täuscht sie nicht, kleinervogel. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich einige Methoden für mehr oder weniger brauchbar halte ... und gerade in der zweiten Strophe steckt schon ein nicht unerhebliches Maß an Biss und Bosheit gegenüber bestimmten Adressaten. Schließlich sollten sie nicht meine Signatur übersehen - ich fürchte, auch ich habe einen aufklärerischen Anspruch, auch wenn das bisweilen sehr anmaßend ist.
Grammatisch eine Frage : Warum die Bindestriche ? Bei Gedankenfugen kann ich es noch nachvollziehen, als Verdeutlichung, aber ... ?!

Stimmt, könnte ich in der vierten Strophe auch drauf verzichten ...
Ein brabbelndens Kind, ausflockendene Buchstaben (schönes Bild), kratzten im Stimmbruch ? Hierbei denke ich eher an Pubertät bei Jungen als an Kinder.

Na ja, schließlich steckt doch in jedem guten Dichter (mindestens) ein Kind. Und ein bisschen pubertär ist Schreiben sowieso: "Hallo Welt, hier komme ich ... und jetzt gibt's Ramba Zamba!" ;-)

Mit besten Grüßen,
H.E.
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