O livro Literaturforum

Für Ilka



denk dir nur
wir beide ganz alleine in einem gedicht
ein bisschen staub ist noch da
aber wie schnell der verschwunden ist
und dann sitzen wir dort und sagen fast gemeinsam
: es wäre jetzt schön ohrenschützer zu haben damit
man sich besser verstehen kann

und dann reden wir
wir reden über viel sprachloses
wir haben darin eine gemeinsamkeit
ich schau dich an und denke
sie darf mich nicht so anschauen
gerade jetzt nicht wo wir über gemeinsamkeiten reden

doch es wird enden wie immer
ich werde dich besucht haben und später im zug sitzen
der schaffner wird mich fragen was los ist
und ich werde ihm von dir erzählen
er wird sich zu mir setzen und wir werden lange über dich reden
vielleicht vergisst er welchen job er hat
denn ich habe keine fahrkarte

sätze die sprachlos machen dass man sie am liebsten aufschrauben möchte
blicke die man so fern gar nicht halten will
die man wieder und wieder betrachten möchte
über die man die stunden vergisst die schon wieder
vergehen so wie auch du schon wieder verschwunden bist
du schöne

ja

Hallo zusammen!

Tja, irgendwie scheinen ja alle in Urlaub zu sein. Seit Tagen tut sich nix im Forum, aber ich hab unerwartet Zeit und erhöre dein Bitte, Hilbi, dieses Gedicht zu kritiseren. Ich habe dein erstes Nachfolge-Posting zum Gedicht, welches du gelöscht hast, gelesen und ich kann auch nicht verstehen, warum zu diesem Gedicht in den anderen Foren keiner was sagt.

Ich persönlich finde es wunderschön. Du hast so eine eigentümliche Art eine melancholische Stimmung zu erzeugen und sie dann aufzulockern, so dass sie niemals ins Kitschige ableitet - z.B. die Stelle mit der Fahrkarte. Mich berührt dieses Gedicht sehr. Insbesondere auf das Spiel mit den Gegensätzen verstehst du dich (Ohrenschützer um sich besser zu verstehen, reden über sprachloses). Gerade das gibt dem Gedicht seinen Tiefgang. Was mir weiterhin gefällt ist das es sich um eine Betrachtung handelt, die kein triefendes Happy-End nach sich zieht aber auch nicht in Selbstmitleid schwelgt.

Bei den ersten beiden Strophen steht zu vermuten, das das Geschilderte nicht wirklich passiert, denn...

denk dir nur
wir beide ganz alleine in einem gedicht

diese beiden Zeilen scheinen eher den Wunsch auszudrücken als die Wirklichkeit. Eine unglückliche Liebe kann man kaum poetischer ausdrücken.

Der einzige mir unverständliche Satz ist folgender...

blicke die man so fern gar nicht halten will

Den verstehe ich irgendwie nicht. Macht aber nichts.

Kurzum: Ein rundum gelungenes, weil innovatives und sehr poetisches Gedicht.

MFG,

Hamburger

oki ist geschehen

Hallo Hilbi!

"Arg doof" nicht, aber bitte verschiebe doch die Werbung in das Forum "Prolog". Da gehört sie hin.

MFG,

Hamburger

Hallo Meister Hilbi,

auch mir gefällt dieses Gedicht wieder außerordentlich. Auch mir kommt das ganze mehr wie Wunsch denn als Wirklichkeit vor: "Denk dir nur wir beide ganz alleine in einem Gedicht" und am Ende verschwindet ja wieder alles, wie eine Wolke Staub. Am Ende stimmt es ja auch nicht ganz, am Ende bleibt es auch nur ein frommer Wunsch: in die ungestörte Zweisamkeit fällt ein Abschied und eine dritte Person kommt hinzu, der Schaffner. Ein bisschen unklar ist mir die letzte Strophe. Sie greift zwar wieder die Themen "Sprachlosigkeit" und "Sich Verstehen ohne etwas zu sagen" auf, aber das Ende setzt sich von den vorhergehenden Strophen doch stark ab, da es irgendwie sehr allgemein und resümierend bleibt.

sätze die sprachlos machen dass man sie am liebsten aufschrauben möchte

Dieser Satz ist ja an sich schon ziemlich genial. Aber irgendwie wirkt auf mich der Versuch, am Ende noch etwas allgemeingültiges, schwergewichtiges zu sagen, etwas seltsam. Ich weiß nicht, aber dieser Satz und überhaupt die vierte Strophe fügen sich nicht so ganz nachvollziehbar und ohne Bruch an die Episode mit dem Schaffner.

blicke die man so fern gar nicht halten will

Einen Blick (von sich) fernhalten, heißt: ihm ausweichen, ihm irgendwie entgehen. Und die Blicke, von denen hier die Rede ist, will das lyrische Ich, offenbar nicht fernhalten, sondern, wie es in der Zeile darauf heißt: "wieder und wieder betrachten". Es sehnt sich nach diesen Blicken, es sehnt sich nach Nähe, nach jenem Verständnis, zu dem es keiner Worte bedarf.

gelb

Hallo zusammen,

dieses Hilbi-Gedicht ist doch mehr als zwei Kommentare wert, oder?

MFG,

Hamburger

oh ein schönes Gedicht, über eine sehr sehr schöne Frau, wer hat es geschrieben

Bravo, dieses gedicht hat harmonie, wie hamburger auch sagte sehr poetisches gedicht.